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April 19, 2024

Vorteile Luxemburgs als Standort für Family Offices

  Gesammelt von myLIFE team myWEALTH Mai 23, 2018 9727

Von Rockefeller bis Guinness – Family Offices werden seit vielen Jahren eingesetzt, um das Vermögen wohlhabender Familien über Generationen zu schützen und zu mehren. Doch sind sie heute nicht mehr den Superreichen vorbehalten – auch Familien, die über deutlich weniger Kapital und Vermögenswerte verfügen, können von den administrativen und die Vermögensverwaltung betreffenden Vorteilen von Family Offices profitieren.

Family Offices bieten maßgeschneiderte Lösungen und unterscheiden sich untereinander deutlich. Ein Family Office kann eine Struktur sein, um die Geschäfte einer Familie zu führen, wobei ein oder zwei Mitarbeiter administrative Aufgaben, etwa von der Bezahlung des Kindermädchens bis hin zur Buchung von Flügen, übernehmen.

Größere Family Offices hingegen ähneln kleinen Unternehmen und beschäftigen Berater, Anwälte, Hausverwalter und Spezialisten in den Bereichen Philanthropie und Kunst. Welche Struktur die richtige ist, hängt von der Höhe des Vermögens und den individuellen Bedürfnissen der Familie ab. Bestimmte Elemente des Family-Office-Konzepts sind allerdings ganz allgemein attraktiv.

Administrative Dienstleistungen

Vermögende Familien leben oft in der ganzen Welt verstreut, wobei die einzelnen Mitglieder in unterschiedlichen Ländern Steuern zahlen. Die Erfüllung von Steuer- und Meldepflichten einer Familie gegenüber verschiedenen Ländern kann kompliziert und teuer sein. Zu den Aufgaben eines Family Office kann daher auch die Berichterstattung an Familienmitglieder und Steuerbehörden unterschiedlicher Länder gehören.

Koordinierter Investmentansatz

Ein Family Office kann die Entwicklung einer Anlagestrategie und die Vermögensstrukturierung übernehmen. Es kann eine Anlagepolitik entwickeln und dabei Ziele, die Einstellung gegenüber Risiken, den Zeitrahmen und Anlagepräferenzen im Rahmen einer zusammen mit der Familie entwickelten und regelmäßig überprüften Strategie festlegen.

Die Anlagepolitik wird nie die Bedürfnisse aller Familienmitglieder hundertprozentig erfüllen. Eine kohärente Strategie bedeutet jedoch, dass jeder Einzelne in der Lage ist, seine übrigen Kapitalanlagen anzupassen und dabei zu wissen, wie dieser Teil seines Vermögens verwaltet wird.

Einige Family Offices verfügen über einen Anlageausschuss, der aus Familienmitgliedern und externen Mitgliedern besteht. Seine Rolle besteht darin sicherzustellen, dass die Anlagepolitik befolgt wird, die richtigen externen Berater eingesetzt werden und angemessene gegenseitige Kontrollen stattfinden.

Jedes Land hat seine eigenen Steuergesetze und Meldepflichten, deren Einhaltung für große Familien sehr kompliziert sein kann, vor allem wenn bei Familiengliedern Verbindungen zu den USA bestehen.

Steuern

Der Steuerbereich ist ein wichtiges Betätigungsfeld von Family Offices. Jedes Land hat seine eigenen Steuergesetze und Meldepflichten, deren Einhaltung für große Familien sehr kompliziert sein kann, vor allem wenn bei Familiengliedern Verbindungen zu den USA bestehen. In diesem Fall kann es eine große Herausforderung sein, Anlagen zu vermeiden, die als passive ausländische Investmentgesellschaft (PFIC) oder beherrschte ausländische Gesellschaft (CFC) eingestuft werden, was nachteilige steuerliche Konsequenzen hätte. Steuerliche Fehleinschätzungen können Anlagegewinne massiv schmälern.

Ebenfalls wichtig sind erbschaftsteuerliche Überlegungen. Abhängig von den Regelungen, denen die einzelnen Familienmitglieder unterliegen, kann das Family Office gegebenenfalls zur langfristigen Nachfolgeplanung genutzt werden. Durch die Einbringung von Vermögen in das Family Office kann dieses von der Erbschaftsteuer befreit werden, was dadurch möglich ist, dass das Family Office über eine eigene Rechtspersönlichkeit verfügt. Das ist, vor allem wenn unternehmerische Vermögenswerte betroffen sind, oft sehr vorteilhaft. Bei Einzelpersonen, die von Steuererleichterungen für Betriebsvermögen profitieren, kann das Family Office die steuerliche Belastung optimieren.

Finanzberater oder Family Office?

Welche Leistungen bietet ein Family Office, die ein Vermögensberater nicht bieten kann? Im Allgemeinen verfügen Finanzberater über eine gewisse Expertise in den Bereichen Vermögensverwaltung, Steuerplanung und Steuerstrukturierung. Ein Family Office geht einen Schritt weiter, indem es ein Komplettpaket mit einer ganzheitlichen Vermögensbetreuung und Unterstützung im administrativen und persönlichen Bereich (Lifestyle-Management) bietet.

Family Offices kombinieren umfassende Vermögensverwaltung mit der Verwaltung von Haushaltsausgaben, dem Management von Angestellten, der Unterstützung von Familienunternehmen, der Überwachung von Mietobjekten, Kunstwerken oder anderen Vermögenswerten und der Durchführung von Hintergrundüberprüfungen von Au-pairs oder anderem Haushaltspersonal. Sie stellen somit sicher, dass die nötigen finanziellen Vorkehrungen getroffen werden, um die individuellen Bedürfnisse der Familienmitglieder zu befriedigen.

Die Aktivitäten von Family Offices werden in Luxemburg reguliert. Hier zu wurde mit dem Gesetz vom Dezember 2012 ein rechtlicher Rahmen geschaffen.

Regulatorischer Rahmen in Luxemburg

Die Aktivitäten von Family Offices werden in Luxemburg reguliert. Hier zu wurde mit dem Gesetz vom Dezember 2012 ein rechtlicher Rahmen geschaffen. Gemäß dem Gesetz dürfen Family Offices nur von Mitgliedern bestimmter reglementierter Berufe betrieben werden, darunter Anlageberater, Vermögensverwalter, Rechtsanwälte, Notare, Buchhalter und Family-Office-Spezialisten.

Das Gesetz bezieht sich hauptsächlich auf Multi-Family Offices, der derzeit häufigsten Form von Family Offices im Großherzogtum. Sie bieten Dienstleistungen für eine begrenzte Zahl von Familien. Family Offices, die von einer einzelnen Familie gegründet wurden oder nur eine einzige Familie unterstützen, fallen nicht unter dieses Gesetz. Dies gilt auch für Aktivitäten im Zusammenhang mit nicht-finanziellen Vermögenswerten wie der Verwaltung von Gebäuden oder Kunstwerken.

Luxemburger Verwaltungsgesellschaft für Familienvermögen

Der Rechtsrahmen für die Luxemburger Verwaltungsgesellschaft für Familienvermögen (Société de Gestion de Patrimoine Familial, SPF) wurde im Mai 2007 speziell für die Verwaltung des privaten Vermögens von natürlichen Personen geschaffen.

Es handelt sich um ein einfaches, flexibles und mit allen EU-Regularien konformes Vehikel zur Vermögensverwaltung, wobei das Grundkapital von der gewählten Rechtsform abhängt. Gesellschafter können natürliche Personen sein, die im Rahmen der Verwaltung ihres Privatvermögens tätig werden, oder von mehreren natürlichen Personen (bei denen es sich nicht um Familienmitglieder handeln muss) beauftragte und in ihrem Namen handelnde Strukturen.

SPFs genießen bestimmte Steuervorteile – sie sind von der Körperschaftsteuer, kommunalen Gewerbesteuer und Vermögensteuer befreit. Allerdings können SPFs keine Vorteile aus Doppelbesteuerungsabkommen in Anspruch nehmen. Zudem ist jede geschäftliche Tätigkeit einschließlich der Einmischung in die Verwaltung einer Gesellschaft ausgeschlossen. Seit dem 1. Juli 2021 unterliegt die SPF bestimmten zusätzlichen Beschränkungen in Bezug auf den Besitz von Immobilien über Personengesellschaften (“sociétés de personnes) nach luxemburgischem oder ausländischem Recht oder über Investmentfonds (Fonds Commun de Placement). SPF eignen sich daher nur für bestimmte Aktivitäten von Family Offices.

Die richtige Family-Office-Struktur

Die jährlichen Kosten für ein Family Office betragen in der Regel etwa 1% des verwalteten Vermögens. Dies bedeutet, dass bei einer Familie mit einem Vermögen von 10 Millionen EUR ein kleines Team mit der Wahrnehmung bestimmter Aufgaben beauftragt wird und dieses bei Bedarf spezialisierte Dienstleistungsanbieter in Anspruch nimmt.

Es stellt sich die Frage, welche Experten fest angestellt werden sollten. Anwälte und Anlageexperten sind teuer. Für kleinere Family Offices kann es daher sinnvoll sein, externe Anbieter zu beauftragen, anstatt selbst Fachkräfte einzustellen. Zudem dürfte eine externe Anlageverwaltungsgesellschaft über ein breiteres Wissen und einen größeren Erfahrungsschatz verfügen als ein einzelner Mitarbeiter. Die Entscheidung hängt aber letztlich von der Höhe des Familienvermögens und der Größe des Family Office ab. Entscheidend ist auch die Zusammenarbeit der verschiedenen Spezialisten untereinander.

In einer Familie mit komplexen rechtlichen Anforderungen, Trust-Strukturen und besonderem Steuerplanungsbedarf können die Kenntnisse eines internen Anwalts über die persönliche und finanzielle Situation der einzelnen Familienmitglieder von unschätzbarem Wert sein. In jedem Fall muss die Familie entscheiden, ob sie einen Spezialisten einstellen oder die Dienste von Drittanbietern in Anspruch nehmen will.

Ist ein Multi-Family Office sinnvoll?

Ein Multi-Family Office ist mit deutlichen Kostenvorteilen verbunden. Eine solche Struktur verfügt in der Regel über einen größeren finanziellen Spielraum, um auf die besten Anlage- und Rechtsexperten zurückzugreifen und so ein breiteres Spektrum an Kompetenzen zu nutzen. Von einem Multi-Family Office erhalten die Familien möglicherweise auch eine objektivere Beratung, da die Berater nicht von einem einzelnen Kunden abhängen.