5 Tipps für einen gelungenen Start im Ausland
Jetzt ist es offiziell: Max hat gerade erfahren, dass er an einen anderen Standort im Ausland versetzt wird. Die ganze Familie wird daher nach Singapur umziehen. Seine Frau Sophie wusste, dass dieser Fall irgendwann eintreten könnte, aber sie ist nicht wirklich darauf vorbereitet, ihren Job und ihren Freundeskreis aufzugeben und ein neues Leben zu beginnen. Wird sie einen neuen Job finden? Neue Freundschaften schließen? Sich in der neuen Umgebung zurechtfinden? Nachfolgend stellen wir ein paar Ansätze vor, die ihr die Eingewöhnung im Ausland erleichtern werden.
Zum Glück wurden alle Behörden- und Einreiseformalitäten im Zielland bereits von Max’ Arbeitgeber erledigt. Sophie war froh, dass sie sich um Dinge wie die Anmeldung beim Konsulat, die Wohnungssuche, ihre Krankenversicherung oder die Suche nach einer Schule für den Sohn nicht zu kümmern brauchte. Aber vor Ort ist sie dennoch erst einmal orientierungslos. Max hat gleich seinen neuen Job angetreten und hat sehr viel zu tun. Sie muss ihren Alltag also ganz allein gestalten. Wie soll sie mit all den Veränderungen umgehen? Nachfolgend haben wir fünf Tipps, wie sie aus ihrer „erlittenen“ Auswanderung eine „selbst gewählte“ und bereichernde Lebenserfahrung machen kann.
1. Eine Bestandsaufnahme der beruflichen Laufbahn
Wenn ein Paar ins Ausland auswandert, ist es in vielen Fällen so, dass ein Partner dorthin entsendet wird und der andere lediglich „mitgeht“. Das heißt, der eine Partner ändert sein Leben wegen eines positiven Karriereschritts und der damit verbundenen finanziellen Vorteile, während der andere seinen Job aufgeben muss und nur selten weiterbeschäftigt werden kann. Auch wenn beide wussten und akzeptierten, dass eine Entsendung ins Ausland möglich ist, kann diese Situation für den „mitgenommenen“ Partner schnell frustrierend werden.
Genauer betrachtet, erhält Sophie jetzt aber eine Gelegenheit, ein Fazit ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn zu ziehen. Möchte sie wieder einer ähnlichen Beschäftigung wie in ihrem letzten Job nachgehen? Oder soll sie ihr lange erträumtes Projekt in die Realität umsetzen und ihr eigenes Unternehmen gründen? Eine andere Idee wäre eine Weiterbildung, um sich neue Kompetenzen anzueignen. Darüber hinaus könnte sie sich auch eine Auszeit gönnen, um sich mehr um den gemeinsamen Sohn zu kümmern.
Wie auch immer sie sich entscheidet: Sophie sollte diese Gelegenheit nutzen, um Erfahrungen zu sammeln. Ihre Entscheidung hängt von den finanziellen Möglichkeiten des Paars sowie den Gegebenheiten im Zielland ab, wie etwa den Arbeitsbestimmungen (in manchen Ländern erhält man nur schwer eine Arbeitserlaubnis), der Lage auf dem Arbeitsmarkt, den Weiterbildungsangeboten vor Ort oder den Möglichkeiten für Unternehmer.
Sophie sollte vor allem überlegen, was sie will, und wieder ein Gleichgewicht finden, wenn sie sich auf persönlicher und beruflicher Ebene verwirklichen will.
→ Falls sie wieder arbeiten will, kann sie sich an Einrichtungen wenden, die bei der Suche nach einer Beschäftigung im Ausland behilflich sind, sich beim Konsulat, der Handelskammer des Ziellandes oder im Internet informieren oder sich an den Arbeitgeber ihres Mannes wenden, der eventuell ein Unterstützungsprogramm für Ehepartner anbietet.
Um sich leichter zu integrieren und sich besser mit den Einheimischen und ihren Gewohnheiten und Bräuchen vertraut zu machen, sollte man unbedingt die Sprache des Gastlandes erlernen.
2. Eine neue Sprache lernen
Um sich leichter zu integrieren und sich besser mit den Einheimischen und ihren Gewohnheiten und Bräuchen vertraut zu machen, sollte man unbedingt die Sprache des Gastlandes erlernen. In Singapur sind die Hauptsprachen Englisch und Chinesisch (Mandarin). Sophie hätte also die Gelegenheit, ihr Englisch aufzubessern und sich Grundkenntnisse in Chinesisch anzueignen. Solche Herausforderungen reizen Sophie.
Privatunterricht mit einem Sprachlehrer wäre eine Möglichkeit. Oder sie könnte sich einer Gesprächsrunde in der Fremdsprache anschließen, um sich in entspannter Atmosphäre mit Muttersprachlern zu unterhalten. Um das Erlernte zu vertiefen, bieten sich Mobil-Apps zum Sprachenlernen und Sendungen im lokalen Fernsehen an.
Indem sie regelmäßig mit Menschen kommuniziert, die die Sprache beherrschen, verbessert sie gleichzeitig ihre Aussprache, vergrößert ihren Wortschatz und lernt neue Freunde kennen!
→ Um Diskussionsrunden zu finden, kann sich Sophie an Schulen und Hochschulen in ihrem Viertel oder ihrer Stadt wenden oder ein Expat-Netzwerk oder Plattformen wie z. B. Meetup nutzen, um sich mit Gleichgesinnten zu treffen.
3. Andere Leute kennenlernen
Während Max, ihr Ehemann, sich schon in den ersten Wochen mit mehreren Kollegen angefreundet hat, findet Sophie nur schwer neue Bekannte. Wegen ihres schüchternen Wesens geht sie nicht spontan auf ihre Nachbarn zu, und außerdem hält sie ihr Englisch noch für zu schlecht, um echte Gespräche zu führen. Weil es nicht leicht ist, Kontakte zu knüpfen – vor allem wenn man nicht arbeitet –, wäre es gut, wenn sich Sophie eine Beschäftigung suchen würde, statt alleine zu Hause zu bleiben.
Sie könnte sich beispielsweise für ehrenamtliche Projekte engagieren, in einem Verein oder einer Expat-Community mitmachen oder sich ganz einfach in einem Fitnesscenter anmelden. So entstehen auf natürliche Weise Bekanntschaften und man lernt die Kultur seines Gastlandes besser kennen. Ein gutes Mittel, um sich leichter zu integrieren!
→ Es gibt spezielle Internetportale für ehrenamtliche Tätigkeiten und Netzwerke, über die man Kontakt zu Expats in aller Welt erhält, z. B. das Internations -Netzwerk.
Als Expat muss man aufgeschlossen, neugierig und tolerant sein!
4. Die neue Umgebung erforschen
Um sich mit ihrer neuen Umgebung vertraut zu machen, muss Sophie sie erkunden. Und in Singapur gibt es vieles zu entdecken! Der Inselstaat hat ein reichhaltiges Angebot: Man kann Denkmäler, Museen, Parks und Märkte besuchen, die vielen Tempel besichtigen und jede Menge lokale kulinarische Spezialitäten probieren, und es gibt weitere historische und andere Sehenswürdigkeiten in der Stadt und ihrem Umland, die einen Besuch wert sind. Als Expat muss man aufgeschlossen, neugierig und tolerant sein! Das ist ein hervorragendes Mittel, um die Seele des Landes besser zu verstehen und in seine Kultur einzutauchen.
→ Bitte beachten Sie die Sicherheitslage in bestimmten Ländern. Während Singapur eine der sichersten Städte der Welt ist, kann dies in anderen Städten durchaus ganz anders sein. Bevor man zur Erkundungstour aufbricht, sollte man sich über das Sicherheitsniveau des Landes erkundigen.
Wenn man ins Ausland geht, macht man oft unterschiedliche Phasen durch. Auf den anfänglichen Enthusiasmus können Momente folgen, in denen man zweifelt oder mutlos ist.
5. Geduld!
Wenn man ins Ausland umzieht und sich neu orientieren und in einem manchmal ungewohnten kulturellen Umfeld einleben muss, ist das oft nicht einfach. Es braucht Zeit, bis man sich an eine andere Lebensweise, eine unbekannte Küche, andere Hygienebedingungen usw. gewöhnt hat. Nehmen Sie sich so viel Zeit wie nötig, um sich einzugewöhnen.
Wenn man ins Ausland geht, macht man oft unterschiedliche Phasen durch. Auf den anfänglichen Enthusiasmus können Momente folgen, in denen man zweifelt oder mutlos ist. Das ist der sogenannte „Kulturschock“, dem auch Sophie nicht entgehen konnte. Nach den aufregenden ersten Tagen, an denen sie viel Neues gesehen hat, fühlt sie sich jetzt einsam. Ihre Verwandten und Freunde und sogar das alte Haus fehlen ihr. Alles erscheint so ungewohnt, und es frustriert sie, sich in einem unbekannten Land wiederzufinden und auf ihren gewohnten Alltag zu verzichten.
Das ist eine „normale“ Reaktion. Die vier einzelnen Phasen dieses Phänomens wurden sogar wissenschaftlich* beschrieben. Es gibt folgende Phasen:
- Honeymoon: Der Expat lernt seine Umgebung kennen und ist ganz begeistert davon.
- Krise/Schock: Die kulturellen Unterschiede rufen Angstgefühle und manchmal sogar eine ablehnende Haltung gegenüber dem Gastland hervor.
- Anpassung: Der Expat akzeptiert die Veränderungen und beginnt, sich auf diese einzustellen.
- Reife: Der Expat fühlt sich in seiner Umgebung mehr und mehr zuhause und hat sich an die lokale Kultur angepasst.
Wenn sie sich dieser Phasen bewusst ist, kann Sophie besser relativieren und schwierigere Momente besser bewältigen. Sie muss Geduld haben und diese Situation als Chance betrachten, von der sie so gut es geht profitieren sollte. Als Frau mit Überzeugungen weiß Sophie, dass Hartnäckigkeit sich auf Dauer auszahlt.
Vor allem wenn es ihr gelingt, sich mit den lokalen Gewohnheiten vertraut zu machen, und wenn sie sich mit den Nachbarn anfreundet, ist es durchaus möglich, dass Sophie nach einiger Zeit besser mit ihrem Status als Expat-Ehefrau zurechtkommt. Indem sie sich einen neuen Alltag schafft, kann sie sogar Gefallen an ihrem neuen Leben finden.
* U-Kurve der Expatriation nach J.S. Black und Mark Mendenhall.