Warum Sie Ihr Unternehmen unbedingt auf Herz und Nieren prüfen sollten
Damit Ihr Unternehmen leistungsstark und tragfähig ist, müssen Sie auf seine Gesundheit achten. Mithilfe einer internen Bestandsaufnahme können Sie sich ein umfassendes Bild machen und eine sinnvolle Strategie entwickeln. Worin besteht diese interne Analyse und wie ist dabei vorzugehen? Hier finden Sie hilfreiche Tipps.
Was ist eine interne Analyse?
Als Unternehmer neigen Sie vielleicht dazu, sich auf die Verfassung des Marktes um Sie herum zu konzentrieren, auf die Konkurrenz oder auch auf politische und wirtschaftliche Entscheidungen, die sich unter Umständen auf Ihre Geschäftstätigkeit auswirken könnten. All diese Faktoren sind auch sehr wichtig. Genau so wichtig ist es jedoch, auf die interne Verfassung Ihres Unternehmens zu achten. Denn um Ihr Geschäft gut zu leiten, müssen Sie Ihr gesamtes Umfeld kennen, sei es außerhalb oder innerhalb Ihres Unternehmens.
In diesem Artikel beleuchten wir die interne Analyse eines Unternehmens, d.h. die Art und Weise, wie die Gesamtheit der ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen und Kompetenzen erfasst und bewertet werden: seine finanziellen Kapazitäten, sein Personal- und Materialbestand, sein Know-how, seine Stärken und Schwächen usw.
Warum ist eine interne Analyse Ihres Unternehmens sinnvoll?
Die interne Analyse zeichnet ein klares Bild der aktuellen Verfassung Ihres Unternehmens. Sie hilft Ihnen, seine Funktionsweise besser zu verstehen und die Gründe für seinen Erfolg sowie seine Leistungshebel zu identifizieren – aber auch, die Ursachen für Schwierigkeiten und die Faktoren zu erkennen, die seine Entwicklung bremsen.
Dies ist ein wertvolles Instrument, wenn Sie die Funktionsweise Ihres Unternehmens verändern, neue Investoren überzeugen oder aber seinen Wert schätzen möchten, etwa weil Sie über einen Verkauf nachdenken.
Mithilfe der so gewonnenen Einblicke können Sie schließlich eine Strategie entwickeln oder optimieren, die mit der Situation Ihres Unternehmens im Einklang steht – eine wertvolle Entscheidungshilfe, damit Sie Ihre Ziele erreichen.
Wie führe ich eine interne Analyse durch?
Eine solche interne Bestandsaufnahme kann auf verschiedene Arten durchgeführt werden. Das Prinzip besteht jedoch immer in einer Überprüfung der verschiedenen Aspekte, aus denen sich Ihr Unternehmen zusammensetzt. Um ein präzises Analyseergebnis zu erhalten, sollten Sie mehrere Ansätze kombinieren. Nachfolgend wollen wir die wichtigsten Komponenten dieser Bestandsaufnahme genauer betrachten.
Im Rahmen dieser umfassenden Untersuchung werden Sie erkennen, auf welche Stärken Sie setzen, welche Ressourcen Sie nutzen oder welche Optimierungen Sie in Ihrem Unternehmen vornehmen sollten.
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- Bewerten Sie die finanzielle Situation Ihres Unternehmens. Kontrollieren Sie die Finanzen Ihres Unternehmens (Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung) sowie die liquiden Mittel, die Finanzierungskapazität, das Betriebskapital usw. und prüfen Sie auch den Verschuldungsgrad. Das Ziel besteht darin, die Rentabilität Ihres Unternehmens zu ermitteln und Hebel für Verbesserungen sowie Wachstumsperspektiven zu identifizieren. Berücksichtigen Sie die Saisonalität und vergleichen Sie die Entwicklung über die vergangenen drei bis fünf Jahre.
- Machen Sie sich ein Bild von Ihren materiellen Ressourcen. Überprüfen Sie den Zustand der Produktionsanlagen Ihres Unternehmens (Gebäude, Fahrzeuge, Maschinen, Werkzeuge, IT-Ausstattung usw.). Verschaffen Sie sich einen Überblick darüber, was zu ersetzen ist und welche Neuanschaffungen Sie benötigen, damit Sie wissen, welche Ausgaben auf Sie zukommen.
- Analysieren Sie Ihr Humankapital. Führen Sie eine Bestandsaufnahme der Kompetenzen, Qualifikationen, Stärken und Schwächen Ihrer Mitarbeitenden durch. Auf diese Weise können Sie den Kompetenzgrad in Ihrem Unternehmen einschätzen, das Know-how effizienter nutzen und Ihre Einstellungs- und Weiterbildungspolitik an Ihren Wachstumszielen ausrichten.
- Kontrollieren Sie Ihre immateriellen Ressourcen. Untersuchen Sie die immateriellen Ressourcen, die Auswirkungen auf die Leistung Ihres Unternehmens haben:
- Markenimage: Wie bekannt sind Sie? Genießen Sie einen guten Ruf? Haben Sie eine Stammkundschaft? usw.
- Technologie: Verfügt das Unternehmen über Patente oder Zertifikate? Inwiefern ist es innovationsfähig? usw.
- Organisation: Wie ist Ihr Management strukturiert? Was sind die Arbeitsabläufe des Unternehmens? usw.
- Unternehmenskultur: Stützt sich der Betrieb des Unternehmens auf bestimmte Werte? Weist es bestimmte soziokulturelle Besonderheiten auf? usw.
Im Rahmen dieser umfassenden Untersuchung werden Sie erkennen, auf welche Stärken Sie setzen, welche Ressourcen Sie nutzen oder welche Optimierungen Sie in Ihrem Unternehmen vornehmen sollten.
Die VRIO-Methode (…) hilft Ihnen, zu bestimmen, ob Sie Ihre unternehmensspezifischen Kompetenzen nutzen können, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Zahlreiche Hilfsmittel erleichtern die interne Analyse
Zur Durchführung dieser ersten internen Bestandsaufnahme stehen Ihnen strategische Tools zur Verfügung, mit denen Sie Ihre Analyse verfeinern können. Wir haben aus der Vielzahl der Verfahren vier Beispiele ausgewählt:
> Die Wertschöpfungskette nach Porter
Die Wertschöpfungskette ist ein strategisches Instrument zur Entscheidungsfindung und ermöglicht es, die Aktivitäten mit der stärksten Wertschöpfung zu ermitteln, um rentabilitätsstarke Angebote bevorzugt zu kommerzialisieren. Da die Wertschöpfungskette die Aktivitäten hervorhebt, durch die sich das Unternehmen von der Konkurrenz abhebt, lässt sich so der Hebel für die Steigerung des Mehrwerts identifizieren, sodass die Tragfähigkeit des Unternehmens gestärkt wird. Mithilfe dieser Technik wird der interne Produktionsprozess in seine einzelnen Komponenten untergliedert.
So sind die Aktivitäten Ihres Unternehmens in zwei Kategorien einzuteilen: operative Aktivitäten bzw. „Hauptaktivitäten“ (Produktion, Lagerung, Vertrieb, Marketing usw.) und unterstützende Aktivitäten bzw. „Nebenaktivitäten“ (Wareneinkauf, Personalverwaltung, Buchhaltung, Forschung und Entwicklung, Infrastruktur usw.). Anschließend ermitteln Sie, welche Aktivitäten den höchsten Wert für Ihr Unternehmen generieren und welche sich leistungsmindernd auswirken.
Anhand dessen können Sie beschließen, Ressourcen anders zu verteilen, ein Alleinstellungsmerkmal massiv zu bewerben oder bestimmte unrentable Aktivitäten auszulagern. Ziel ist es, sich von der Konkurrenz abzuheben und aus dem Mehrwert Ihres Unternehmens Kapital zu schlagen.
> Die VRIO-Methode
Die VRIO-Methode („Value”, „Rarity”, „Imitability”, „Organization”) ergänzt die Wertschöpfungskette nach Porter. Sie hilft Ihnen, zu bestimmen, ob Sie Ihre unternehmensspezifischen Kompetenzen nutzen können, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Prüfen Sie jede Ressource (materiell und immateriell) und Kompetenz (Know-how) Ihres Unternehmens einzeln und stellen Sie sich dabei die folgenden Fragen:
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- „Value“: Verleiht sie meinem Unternehmen und dem Markt einen Mehrwert?
- „Rarity“: Ist sie auf dem Markt selten vorzufinden?
- „Imitability“: Ist sie schwer zu kopieren?
- „Organization“: Ist mein Unternehmen in der Lage, diese Ressource oder Kompetenz voll auszuschöpfen?
Die Antworten ermöglichen es Ihnen, sich mit der Konkurrenz zu vergleichen, die Schlüsselaktivitäten des Unternehmens zu bewerten und Entwicklungsachsen aufzuzeigen.
Anhand der BCG-Matrix („Boston Consulting Group”) soll das Rentabilitäts- und Entwicklungspotenzial Ihres Unternehmens gemessen werden. Zu diesem Zweck wird Ihr Produkt- und/oder Dienstleistungsportfolio eingehend geprüft.
> Die BCG-Matrix
Anhand der BCG-Matrix („Boston Consulting Group“) soll das Rentabilitäts- und Entwicklungspotenzial Ihres Unternehmens gemessen werden. Zu diesem Zweck wird Ihr Produkt- und/oder Dienstleistungsportfolio eingehend geprüft. Sie analysiert, wie die Portfolios, gemessen an der Attraktivität des Marktes (Wachstumssektor oder nicht) und der Konkurrenz (Marktanteil), abschneiden.
Unterteilen Sie Ihre Produkte und/oder Dienstleistungen in vier Kategorien:
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- Cash Cows (hoher Marktanteil und geringes Wachstum): rentable Produkte mit einer guten Wettbewerbsposition auf einem reifen Markt.
- Stars (hoher Marktanteil und starkes Wachstum): führende Produkte auf einem wachsenden Markt.
- Fragezeichen (geringer Marktanteil und starkes Wachstum): Produkte innerhalb eines vielversprechenden Marktes, deren Zukunft jedoch angesichts der Konkurrenz ungewiss ist.
- Poor Dogs (geringer Marktanteil und geringes Wachstum): Rentabilitätsschwache Produkte.
Mit diesem Instrument können Sie Ihre Angebote an die Marktentwicklungen anpassen. So können Sie entscheiden, ob Sie mehr in bestimmte Produkte investieren, andere beibehalten und manche sogar aufgeben wollen.
> Das Ishikawa-Diagramm
Mit dieser grafischen Darstellung, die auch als „Ursache-Wirkungs-Diagramm“ bezeichnet wird, sollen die Ursachen eines Problems identifiziert werden.
Beschreiben Sie das Problem zunächst genau und führen Sie anschließend die möglichen Gründe auf. Weisen Sie diese anschließend den fünf allgemeinen Kategorien (die 5M) zu und fragen Sie sich, welcher davon die Ursachen der Problematik entstammen:
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- „Mensch“: Mitarbeiter, Einstellung, Kompetenzen usw.
- „Material“: verwendete Materialien, Qualität usw.
- „Maschine“: Ausstattung, Werkzeuge und Tools, Software usw.
- „Methode“: Produktionstechniken, Projektmanagement usw.
- „Milieu“: Konkurrenz, äußeres Umfeld usw.
Je nach Art Ihres Unternehmens können Sie bestimmte mögliche Ursachen streichen oder weitere hinzufügen („Management“, „Monetäre Faktoren“ usw.). Ordnen Sie diese Ursachen schließlich nach ihrer Einflussnahme auf das identifizierte Problem und leiten Sie daraus Maßnahmen ab, um dem entgegenzuwirken. Auf diese Weise können Sie die Prioritäten für die Problemlösung festlegen.
Die interne Analyse allein reicht nicht aus, um die Verfassung Ihres Unternehmens zu beurteilen und Ihre Strategie sinnvoll auszurichten. Sie müssen Sie durch eine externe Analyse vervollständigen.
Die SWOT-Analyse für Ihre interne und externe Bestandsaufnahme
Die interne Analyse allein reicht nicht aus, um die Verfassung Ihres Unternehmens zu beurteilen und Ihre Strategie sinnvoll auszurichten. Sie müssen Sie durch eine externe Analyse vervollständigen. Die SWOT-Analyse („Strengths”, „Weaknesses”, „Opportunities“, „Threats”) ist ein strategisches Bewertungstool, mit dem Sie einen internen wie externen Gesamtüberblick über das Unternehmen erlangen.
Konzentrieren Sie sich bei der internen Bewertung auf die Stärken und Schwächen Ihres Unternehmens (berücksichtigen Sie dabei Ihre Produkte und Dienstleistungen, Ihr Image, Ihre finanziellen, personellen und materiellen Mittel usw.). Beobachten Sie anschließend, welche externen Chancen (unerschlossener Markt, Trends usw.) und Bedrohungen (Gesetzesänderungen, technologischer Wandel, Konkurrenten usw.), mit denen Ihr Unternehmen konfrontiert ist, negative Auswirkungen haben könnten.
Diese Analyse bringt Ihre Stärken zum Vorschein, damit Sie sie lukrativ einsetzen können. Gleichzeitig werden aber auch verbesserungswürdige Aspekte aufgedeckt.
Zu guter Letzt sei noch einmal darauf hingewiesen, dass sich die interne und die externe Analyse Ihres Unternehmens ergänzen. Sie müssen regelmäßig durchgeführt werden, damit Sie Ihre Strategie an die sich fortwährend verändernden Marktgegebenheiten anpassen können. Viel Glück!