Finanzierung von Rechnungen: Factoring 2.0
Wenn Sie ein Unternehmen führen, wissen Sie, wie wichtig es ist, Ihren Cashflow zu kontrollieren, um den reibungslosen Geschäftsbetrieb sicherzustellen. Darauf warten zu müssen, dass Ihre Kunden offene Rechnungen zum Fälligkeitstermin begleichen, kann Ihren finanziellen Spielraum deutlich einschränken. Wussten Sie, dass es möglich ist, Ihre noch nicht fälligen Kundenrechnungen zu verkaufen, um schneller an die Ihnen zustehenden liquiden Mittel zu kommen? Die Rechnungsfinanzierung ist eine innovative Lösung, die vom Factoring inspiriert ist. Sie ist insbesondere für KMU besser geeignet und bietet viele zusätzliche Vorteile. Hier gehen wir auf einige wichtige Punkte ein, um zu erläutern, wie die Rechnungsfinanzierung funktioniert.
Jeder Unternehmer weiß, dass die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens selbst bei einem gut gefüllten Auftragsbuch bedroht sein kann, wenn sie durch unbezahlte Kundenrechnungen belastet wird. Dies geht so weit, dass unzureichende Liquidität auch heute noch eine der Hauptursachen für Insolvenzen ist. Um dieses Problem zu vermeiden und eine erfolgreiche Entwicklung der Geschäftstätigkeit zu fördern, kann sich ein Unternehmer an seinen Bankberater wenden und mit ihm über die verschiedenen Möglichkeiten sprechen, die sich hier bieten. Dispositionskredit, Wechselkredit, Kredit mit kurzer Laufzeit usw.
Eine der verfügbaren Optionen ist das sogenannte Factoring, bei dem man seine ausstehenden Kundenrechnungen an ein spezialisiertes Finanzunternehmen (den „Factor“) verkauft. Dieses Unternehmen streckt einen großen Teil (maximal 80 bis 90%) des ausstehenden Rechnungsbetrags vor und übernimmt in der Regel das Eintreiben der fälligen Beträge bei den Kunden. In der Praxis gelten für das klassische Factoring bei einer Bank verschiedene restriktive Bedingungen, die oft zur Folge haben, dass diese Lösung für viele KMU und Kleinstunternehmen nicht zugänglich ist. Doch es gibt eine modernere und weniger restriktive Alternative hierzu: die Rechnungsfinanzierung. Diese Lösung steht sowohl Selbstständigen als auch Unternehmen jeder Größe und Branche offen.
Was versteht man unter „Rechnungsfinanzierung“?
Die Rechnungsfinanzierung ist – ebenso wie das Factoring – eine Dienstleistung, auf die ein Unternehmen zurückgreifen kann, um sich liquide Mittel zu beschaffen, ohne auf die Fälligkeit seiner Kundenrechnungen warten zu müssen. Die betreffenden Mittel können dann zeitnah eingesetzt werden. Zudem wird das Inkasso ausgelagert, sodass das Unternehmen bestimmte Verwaltungsaufgaben nicht mehr selbst erledigen muss (z.B. Nachverfolgung von Rechnungen, Versand von Mahnungen, Eintreiben von Schulden, Verwaltung nicht geleisteter Zahlungen), und eine Kreditversicherung schützt das Unternehmen vor dem Risiko einer möglichen Insolvenz seiner Kunden.
Grundsätzlich bietet die Rechnungsfinanzierung drei unabhängige und kumulative Vorteile.
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- Erhalt des Rechnungsbetrags vor dem Fälligkeitstermin. Einige Anbieter garantieren eine Vorfinanzierung der ausstehenden Rechnungen innerhalb von 72 oder 48 Stunden.
- Auslagerung des Rechnungs- und Debitorenmanagements. Die Rechnung wird aus der Bilanz herausgenommen und muss nicht administrativ nachverfolgt werden.
- Eine Versicherung gegen das Bonitätsrisiko des Schuldners, d.h. eine Absicherung für den Fall, dass die Rechnung nicht zum Fälligkeitstermin bezahlt wird.
Die Rechnungsfinanzierung funktioniert ähnlich wie ein „Marktplatz“, auf dem Unternehmen mit Liquiditätsengpässen auf Unternehmen mit überschüssigen Barmitteln treffen, die nach einer attraktiven und sicheren Anlage suchen.
Wie funktioniert das?
Jede auf dem Markt erhältliche Lösung hat natürlich ihre Besonderheiten, aber die wichtigsten Grundsätze bleiben immer gleich. Im Gegensatz zum klassischen Factoring bei einer Bank, bei dem der Factor selbst (in der Regel die Bank) neben dem Debitorenmanagement auch die Vorauszahlungen regelt, funktioniert die Rechnungsfinanzierung ähnlich wie ein „Marktplatz“. Der Prozess läuft über eine digitale Plattform ab, auf der Unternehmen mit Liquiditätsengpässen auf Unternehmen mit überschüssigen Barmitteln treffen, die nach einer attraktiven und sicheren Anlage suchen. Der Betreiber der digitalen Plattform, die die verschiedenen Akteure zusammenbringt, ist also kein Factor im eigentlichen Sinne. Die Rechnungsfinanzierung umfasst die folgenden wesentlichen Etappen:
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- Nachdem festgestellt wurde, dass der Verkäufer zur Nutzung des Dienstes berechtigt ist, und er sich auf der Online-Handelsplattform angemeldet hat, bietet er seine Rechnung dort zum Verkauf an.
- Ein Käufer akzeptiert die Rechnung und leistet über die Plattform eine Zahlung an den Dienstleister, der die Rechnungsfinanzierung anbietet. Die gezahlte Summe entspricht dem gesamten Rechnungsbetrag abzüglich eines Rabatts – hierbei handelt es sich um die Rendite der vom Käufer getätigten Investition.
- Der Dienstleister überweist dem Verkäufer den gesamten Rechnungsbetrag abzüglich der verschiedenen im Vorfeld vereinbarten Gebühren, einschließlich Dienstleistungskosten (Vergütung des Dienstleisters), Versicherungskosten und Finanzierungskosten.
- Der Dienstleister informiert den Schuldner und übernimmt die administrative Nachverfolgung.
- Der Schuldner überweist den Rechnungsbetrag in der Regel spätestens am Fälligkeitsdatum an den Dienstleister.
- Der Dienstleister überweist dem Käufer den gesamten Betrag, den er vom Schuldner erhalten hat.
Achtung: Nicht alle Rechnungen kommen für diese Art von Dienstleistung in Frage. Die eingereichten Rechnungen werden nur akzeptiert, wenn sie sicher, liquide und eintreibbar sind. Zudem können weitere Bedingungen gelten, darunter die folgenden:
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- Es muss sich um „B2B“-Rechnungen handeln, d.h. die Rechnungen müssen an Privatunternehmen mit Sitz innerhalb der vom Dienstleister abgedeckten geographischen Regionen adressiert sein. Zudem muss der Rechnungsbetrag in einer akzeptierten Währung angegeben sein. Es darf sich nicht um Rechnungen handeln, die an Einzelpersonen adressiert sind.
- Der Rechnungsbetrag muss einen bestimmten Mindestwert haben (in der Regel mehrere Tausend Euro) und das Fälligkeitsdatum muss weit genug entfernt sein, um die reibungslose Erbringung der Dienstleistung zu ermöglichen (etwa 30 Tage oder mehr zwischen dem Datum, an dem die Rechnung online gestellt wird, und dem Fälligkeitsdatum).
- Die von der Rechnung abgedeckten Waren oder Dienstleistungen müssen tatsächlich geliefert oder erbracht worden sein. Dies bedeutet, dass im Rahmen der Rechnungsfinanzierung keine Anzahlungen für eine Bestellung geleistet und keine Vorausrechnungen akzeptiert werden.
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Da der Dienstleister mit einem Versicherer zusammenarbeitet, um das Risiko möglicher Zahlungsausfälle zu decken, muss sich der Verkäufer keine Gedanken darüber machen, was passiert, wenn ein Kunde seine Schulden nicht begleichen sollte. Die einzige Ausnahme sind Rechtsstreitigkeiten, bei denen der Verkäufer natürlich weiterhin haftbar gemacht werden kann. Alle anderen tatsächlichen oder mutmaßlichen Risiken einer Insolvenz des Schuldners sind durch die Versicherung gedeckt.
Diese Dienstleistung ermöglicht es, ausstehende Rechnungsbeträge zeitnah einzunehmen, das Risiko in Verbindung mit Zahlungsausfällen deutlich zu senken und den Verwaltungsaufwand für die Nachverfolgung von Rechnungen stark zu reduzieren.
Vorteile von Online-Shopping
Die Rechnungsfinanzierung ermöglicht es, ausstehende Rechnungsbeträge dank einer stets zugänglichen digitalen Plattform zeitnah einzunehmen, das Risiko in Verbindung mit Zahlungsausfällen deutlich zu senken und den Verwaltungsaufwand für die Nachverfolgung von Rechnungen stark zu reduzieren. Ein weiterer großer Vorteil besteht darin, dass die Kreditwürdigkeit des Rechnungsstellers in keiner Weise durch den Gebrauch dieser Lösung beeinträchtigt wird. Dies ist einer der größten Unterschiede zwischen der Rechnungsfinanzierung und dem klassischen Factoring – aber keineswegs der einzige.
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- Maßgeblich für die Zulässigkeit von Rechnungen ist nicht die finanzielle Lage des Verkäufers, sondern die seiner Kunden (Schuldner). Dadurch ist diese Lösung für viele Start-ups, KMU und Kleinstunternehmen zugänglich, die möglicherweise nicht die Voraussetzungen für das klassische Factoring bei einer Bank oder für andere Kreditlösungen erfüllen.
- Die Einrichtung erfolgt schnell, die Gebühren sind transparent und es drohen keine finanziellen Einbußen, wenn der Schuldner in Zahlungsverzug geraten sollte. Mit Ausnahme von Rechtsstreitigkeiten, bei denen der Verkäufer haftbar gemacht werden kann, sind das Zahlungsverzugsrisiko und das Zahlungsausfallrisiko vollständig gedeckt.
- Der Verkäufer muss keine Sicherheiten stellen und keine persönliche Bürgschaft leisten.
- Im Gegensatz zum klassischen Factoring geht die Rechnungsfinanzierung nicht automatisch mit einer Verpflichtung über ein ganzes Jahr einher.
- Der Rechnungsbetrag wird zügig und zu 100% (abzüglich der anfallenden Kosten) finanziert. Eine Factoring-Bank finanziert dagegen in der Regel zunächst nur einen prozentualen Anteil der Summe und zahlt den Restbetrag erst aus, wenn die Rechnung vom Schuldner beglichen wurde.
Unternehmen, die Rechnungen auf der Plattform erwerben, profitieren ihrerseits von lukrativen Anlagemöglichkeiten und können sich zudem gewiss sein, dass sie in die Realwirtschaft investieren und damit andere Unternehmer unterstützen. Darüber hinaus handelt es sich um verhältnismäßig sichere Anlagen, da die Rechnungen erst nach einer Prüfung der Buchhaltung des Schuldners und einer operativen Prüfung jeder einzelnen Rechnung zum Verkauf angeboten werden.
Gibt es auch Nachteile? Neben den Kosten der Dienstleistung muss man sich ferner der Tatsache bewusst sein, dass die Rechnungen und Kunden analysiert werden, bevor über die Annahme oder Ablehnung entschieden wird. Darauf lässt sich nicht jedes Unternehmen gerne ein. Außerdem kann die Beziehung zu Ihren Kunden darunter leiden, wenn sie über einen Vermittler läuft. Entscheidet sich ein Unternehmen für die Rechnungsfinanzierung, sodass seine Kunden die Rechnungsbeträge direkt an den Dienstleister entrichten müssen, sollte es ihnen die Umstände transparent mitteilen, um eine gute Geschäftsbeziehung aufrechtzuerhalten und Missverständnisse zu vermeiden.
Welche Kosten sind damit verbunden?
Auch hier gilt, dass jede Lösung ihr eigenes Kostenmodell hat – und wir sehen unsere Aufgabe nicht darin, eines dieser Modelle zum Nachteil der anderen hervorzuheben. Grundsätzlich lässt sich aber zwischen zwei großen Kostengruppen unterscheiden.
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- Fixe Kosten beinhalten die Kosten für ein Abonnement der Dienstleistung über einen bestimmten Zeitraum und unter Umständen die mit dem Einreichen jeder neuen Rechnung verbundenen Kosten. Ihre Höhe hängt davon ab, welches Leistungsmodell gewünscht ist: ein Standardmodell für den gelegentlichen Bedarf, die Verwaltung eines umfangreichen und konstanten Rechnungsvolumens, der Verkauf eines großen Forderungsvolumens zur schnellen Verbesserung der Bilanzsituation usw.
- Variable Kosten fallen mit jeder neu eingereichten Rechnung an und beinhalten die Vergütung des Käufers, die Provision des Dienstleisters und die Versicherungsprämie. Diese Kosten berechnen sich als prozentualer Anteil der Rechnungssumme und variieren je nach Rechnungswert, Fälligkeitsdatum, Bonität des Schuldners und Gesamtvolumen der verarbeiteten Rechnungen.
Diese Kosten berechnen sich als prozentualer Anteil des Rechnungsbetrags und variieren je nach Rechnungswert, Fälligkeitsdatum, Bonität des Schuldners und Gesamtvolumen der verarbeiteten Rechnungen.
Für wen ist diese Lösung geeignet?
Unternehmen jeder Größe und Branche können die Rechnungsfinanzierung nutzen, sofern sie sich mit ihrem Angebot hauptsächlich an Geschäftskunden richten („Business-to-Business“). Von Selbstständigen, die sich das Leben erleichtern möchten, bis hin zu börsennotierten Wachstumsunternehmen, die sich keine Verzögerungen im Cashflow leisten können – die Rechnungsfinanzierung steht allen Unternehmen offen, deren Kundenrechnungen die genannten Kriterien erfüllen. Besonders interessant ist diese Lösung für:
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- Unternehmen, die mangels ausreichender Sicherheiten keinen Zugang zu Krediten haben.
- KMU und Kleinstunternehmen, die ihre Liquidität einmalig oder regelmäßig, punktuell oder umfassend verbessern möchten.
- Start-ups, die aufgrund mangelnder historischer Finanzdaten oder begrenzter persönlicher Sicherheiten oft keine hohe Verschuldungskapazität haben.
- Wachstumsstarke Unternehmen, die ihre bestehenden Kreditlinien ausgeschöpft haben und für die es schwierig ist, Kreditverlängerungen zu erhalten.
- Unternehmen, die aufgrund von Zahlungsrückständen oder unbezahlten Rechnungen in Liquiditätsschwierigkeiten geraten sind oder die ihre Verschuldungskapazität in Vorbereitung auf kommende Expansionsprojekte verbessern möchten.
Möchten Sie Ihre Liquidität verbessern, schnellen Zugang zu Barmitteln erhalten und sich voll und ganz der Entwicklung Ihres Unternehmens widmen? Neben den klassischen kurzfristigen Finanzierungslösungen bietet sich die Rechnungsfinanzierung als ergänzender Ansatz an. Es lohnt sich, eingehend zu prüfen, ob diese Lösung für Sie sinnvoll sein könnte. Das gilt umso mehr, da sie weniger Einschränkungen unterliegt als das klassische Factoring bei einer Bank. Sprechen Sie mit Ihrem Kundenbetreuer!