Fragen an eine Expertin: Wie schreibt man eine Bewerbung, die sich von anderen abhebt?
Nach einer erfolgreichen Karriere im Bereich Human Resources verließ Marlous De Leeuw ihre Heimat, die Niederlande, um sich im Großherzogtum neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Heute leitet sie den Bereich Employer Branding and Sourcing bei der Banque Internationale à Luxembourg (BIL). Im Einklang mit der dynamischen Einstellungsstrategie der BIL, die den Schwerpunkt auf innovative Top-Talente legt, weiß sie genau, wie man die besten und klügsten Bewerber anzieht. Wir sprachen mit Marlous, um herauszufinden, was eine sehr gute Bewerbung ausmacht und wie sich Bewerber von anderen abheben können.
Können Sie uns ein wenig über Ihre Rolle bei der BIL verraten?
Als Employer Branding and Sourcing Manager der BIL bin ich für jede Stufe des Einstellungsprozesses bei der Bank verantwortlich. Außerdem trage ich dazu bei, die BIL als erstklassigen Arbeitgeber zu positionieren, der neue fähige Mitarbeiter anzieht, gewinnt und im Unternehmen bindet.
Das Anschreiben und der Lebenslauf sind zwei Dokumente, die eigentlich in keiner Bewerbung um eine Arbeitsstelle fehlen dürfen. Worauf achten Sie als Personalexpertin bei diesen Dokumenten?
Der Lebenslauf muss übersichtlich sein und die Erfahrung, Ausbildung und Kompetenzen des Bewerbers geordnet darstellen. Bei uns Personalexperten landen für jede ausgeschriebene Stelle zwischen 60 und 100 Bewerbungen auf dem Schreibtisch. Daher müssen wir unbedingt sofort erkennen können, ob das Profil des Bewerbers zur ausgeschriebenen Stelle passt.
Nur wenn sich keine Bewerber klar hervortun, sehen wir uns auch das Anschreiben an. Häufig lesen wir den ersten Absatz, um herauszufinden, ob es irgendwas Besonderes an dem Bewerber gibt. Ein Anschreiben dient dazu, den Lebenslauf zu ergänzen und die Beweggründe für die Bewerbung darzulegen.
Mein Rat: Bewerber sollten sich beim Verfassen des Anschreibens zunächst fragen: „Warum ich?“
Man neigt dazu, im Anschreiben die Angaben aus dem Lebenslauf zu wiederholen. Wie kann man das verhindern und warum ist das so wichtig?
Es stimmt, dass sich viele mit den beiden Formaten ein wenig schwertun und dazu neigen, ihren Lebenslauf in dem Anschreiben zusammenzufassen. Mein Rat: Bewerber sollten sich beim Verfassen des Anschreibens zunächst fragen: „Warum ich?“ Wenn wir eine Stellenbeschreibung für eine offene Stelle verfassen, beginnen wir häufig damit, uns zu fragen, welche Art von Bewerbern wir ansprechen möchten. Wir raten Bewerbern, sich ebenfalls zu fragen, welche ihrer Eigenschaften für uns interessant sein könnten.
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, eine Bewerbung zu verfassen. Aber was sollte Ihrer Ansicht nach ein Anschreiben oder Lebenslauf auf keinen Fall enthalten?
Wir Personalfachleute ärgern uns normalerweise sehr über Rechtschreibfehler in einer Bewerbung. Außerdem mögen wir es nicht, wenn Kandidaten übertreiben oder den Mund zu voll nehmen, wenn es um sie selbst geht. Ein Anschreiben sollte nie länger sein als eine Seite. Sofern man kein ausgeprägtes Schreibtalent besitzt, gibt es keinen Grund, mehr zu schreiben. Das Anschreiben soll einfach nur die relevanten Aspekte des eigenen Bewerberprofils zusammenfassen. Es sollte kurz und bündig sein.
Welchen Rat können Sie unseren Lesern geben, wenn sich ihre Bewerbung von anderen abheben soll?
Bewerber sollten Energie und Begeisterung beweisen. Wer in meiner Position Hunderte Bewerbungen liest, freut sich wirklich über Lebensläufe, die kurz, bündig und prägnant sind. Eine ordentliche, professionelle Gestaltung ist sicherlich hilfreich, doch vor allem sollte man sehr genau darauf achten, dass der Lebenslauf für die Stelle relevant ist.
Welche Eigenschaften erwarten Sie von einem Bewerber?
Eine gute Auffassungsgabe. Neugier. Offenheit. Das alles sind wichtige Eigenschaften, die Bewerber in unseren Augen mitbringen sollten. Natürlich sollte ein Bewerber über umfassende Fachkenntnisse verfügen, aber er muss sich auch seiner Umwelt bewusst sein. Man muss offen für Veränderungen und bereit sein, sich an die massiven Umwälzungen anzupassen, die wir im Bankwesen, aber auch allgemein in der Gesellschaft beobachten.
Wir sind eine Bank, die groß genug ist, um etwas zu bewirken, aber noch immer klein genug, um uns um die Welt um uns herum zu kümmern. In gewisser Weise erwarten wir das auch von Nachwuchskräften: Mutig genug sein, um etwas zu bewirken, aber auch bescheiden und demütig genug, um sich die Welt um sich herum zu kümmern.
Welchen Rat geben Sie jungen Menschen, die eine Laufbahn im Bankwesen einschlagen möchten? Welche Eigenschaften erwarten Sie von Nachwuchskräften?
Junge Menschen, die sich für eine Karriere in unserer Bank interessieren, sollen die ganze Bank kennenlernen. Wir sind eine Universalbank. Alle Entscheidungen werden in Luxemburg getroffen, und auch unser Hauptsitz befindet sich hier in der Hauptstadt. Wir bieten ein breites Spektrum von Dienstleistungen an: Retail Banking, Private Banking, Institutional Banking. Außerdem haben wir unsere eigene Handelsabteilung. Für junge Menschen ist das eine großartige Möglichkeit, jeden Aspekt einer Bank zu erleben, aber weiterhin die Möglichkeit zu spüren, etwas zu erreichen. Wir sind eine Bank, die groß genug ist, um etwas zu bewirken, aber noch immer klein genug, um uns um die Welt um uns herum zu kümmern. In gewisser Weise erwarten wir das auch von Nachwuchskräften: Mutig genug sein, um etwas zu bewirken, aber auch bescheiden und demütig genug, um sich die Welt um sich herum zu kümmern.
Sollte ein Kandidat an eine Initiativbewerbung genauso herangehen wie an eine Stellenanzeige?
Wer sich um eine Stelle bewerben möchte, sollte versuchen, Kontakte zu knüpfen, und in sozialen Medien aktiv werden. Wir erhalten eine Menge Initiativbewerbungen. Über LinkedIn erreichen mich viele Nachrichten von Leuten, die an einer Karriere bei der BIL interessiert sind. Die schätze ich sehr, denn sie betreiben dafür großen Aufwand. Mein Rat: Man sollte nicht einfach nur andere Benutzer einladen, dass diese sich mit einem vernetzen. Besser ist es, eine persönliche Nachricht zu verfassen. Und man sollte immer authentisch bleiben, sich nicht verstellen.
Wir wissen, dass bei Lebensläufen von Land zu Land ganz unterschiedliche Konventionen gelten. In den USA zum Beispiel fügt man niemals ein Foto bei, in Europa ist das ganz anders. Wie ist das in einer kosmopolitischen Stadt wie Luxemburg?
Wir setzen uns für Chancengleichheit ein; deshalb soll sich niemand gezwungen fühlen, ein Foto beizufügen. Ausschlaggebend für den Erfolg einer Bewerbung sind einzig und allein Motivation, Engagement und ein solider Inhalt.