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Dezember 19, 2024

Unternehmensgründung: Auf eigene Faust oder als Franchise?

  Gesammelt von myLIFE team myCOMPANY November 20, 2020 2817

Sie träumen davon, sich als Unternehmer selbstständig zu machen, schwanken aber noch zwischen der völligen Unabhängigkeit und dem sicheren Rahmen eines Franchising-Modells? Wir erklären, was genau diese beiden Modelle beinhalten und wie sie sich voneinander unterscheiden.

Schon immer wollte Gabriel sein eigenes Geschäft aufmachen und sein eigener Chef sein. Er ist jedoch noch zögerlich bei dem Gedanken, sich „ohne Sicherheitsnetz“ in das Abenteuer Unternehmertum zu stürzen und fragt sich, welche Möglichkeiten ihm als Selbstständigen offenstehen. Ein Franchisevertrag scheint eine verlockende Option zu sein. Doch bevor er sich entscheidet, möchte Gabriel mehr über dieses Modell wissen.

Was ist Franchising?

Als Franchisenehmer knüpft man die eigene Selbstständigkeit an einen Kooperationsvertrag mit einem Franchisegeber. Der Franchisenehmer kann die Produkte oder Dienstleistungen einer bereits bestehenden Marke nutzen, produzieren oder vermarkten und so von ihrem Netzwerk profitieren. Im Gegenzug muss er die vom Franchisegeber festgelegten Regeln genauestens beachten und hat finanzielle Verpflichtungen diesem gegenüber.

In Luxemburg gibt es drei Arten von Franchising:

  • das Vertriebsfranchising: Verkauf der Produkte des Franchisegebers;
  • das Produktionsfranchising: Produktherstellung und -verkauf nach den Vorgaben des Franchisegebers;
  • das Dienstleistungsfranchising: Nutzung des Logos, der Marke und des Konzepts des Franchisegebers.

Zwar gibt es einen vom Europäischen Verband für Franchising erarbeiteten Verhaltenskodex für Franchising; anders als viele seiner Nachbarländer verfügt das Großherzogtum Luxemburg jedoch nicht über spezielle Gesetze für diese Art von Vertrag.

Die über das Franchise genutzte Marke ist bereits bekannt. Vom Tag der Geschäftseröffnung an profitiert der Franchisenehmer zur Erreichung seiner Kunden vom Image dieser Marke.

Welche Vorteile hat das Franchising?

Risikobegrenzung

Mit einer Franchise geht man ein geringeres Risiko ein. Gabriel kann für sein Unternehmen ein Konzept nutzen, das bereits etabliert und auf sein Geschäft anwendbar ist. Ohne Franchising braucht er eine eigene, originelle Idee oder ein vielversprechendes Geschäftsmodell und muss dieses unmittelbar unter realen Bedingungen testen – ohne Erfolgsgarantie.

⇒ Wegen des geringeren Risikos hat ein Franchisenehmer in der Regel bessere Chancen auf ein Bankdarlehen als ein gänzlich selbstständiger Unternehmer.

Sichtbar von Beginn an

Die über das Franchise genutzte Marke ist bereits bekannt. Gabriel profitiert also vom ersten Tag an vom Image der bestehenden Marke, um seine Kunden zu erreichen. Darüber hinaus kommen ihm die vom Franchisegeber etablierten Kommunikationskanäle zugute.

Führt er sein Geschäft vollkommen selbstständig, so obliegt das Marketing Gabriel allein. Er muss seinem Business eine Identität geben, eine Kommunikationsstrategie entwickeln, um es bekannt zu machen, Kunden an sich binden usw. Das Geschäft zum Laufen zu bringen, nimmt so grundsätzlich mehr Zeit in Anspruch als beim Franchising.

Geteiltes Know-how

Da er ein großes Eigeninteresse am Erfolg des Unternehmens hat, gibt der Franchisegeber sein Fachwissen und seine Erfahrung an den Franchisenehmer weiter. Gabriel profitiert so von Fortbildungen und wird mit den Produktionstechniken und Verkaufsstrategien der Marke vertraut gemacht. So kann er die Erfahrung und das gesamte Netzwerk des Franchisegebers zu seinem Vorteil einsetzen.

Wenn er sein Unternehmen im Alleingang gründet, muss Gabriel das gesamte Geschäfts- und Produktionsmodell selbst erarbeiten und seine eigenen Vermarktungsstrategien entwickeln.

Ein breites Netzwerk

Wenn er sich auf eine Franchise stützt, kann Gabriel auf ein bereits bestehendes Netzwerk zurückgreifen, um sein Geschäft zu führen. Abgesehen von der Unterstützung bei der formalen Unternehmensgründung (Satzung, Ausarbeitung des Business-Plans, Fundraising, Unternehmensstandort) profitiert Gabriel auch von den bereits mit den Lieferanten ausgehandelten Tarifen und hat Zugang zu einer Reihe von gemeinsamen Dienstleistungen – unter anderem erhält er Unterstützung im Hinblick auf technische, rechtliche, kommerzielle und Personalfragen sowie bei der Bestandsverwaltung.

Wenn er die Verwaltung seines Geschäfts alleine stemmt, muss er von A bis Z sein eigenes Netzwerk schaffen, wobei er seine Partner und Lieferanten völlig frei wählen kann.

⇒ Die Unterstützung durch das Franchise-Netzwerk hindert den Unternehmer natürlich nicht daran, zu zeigen, dass er unabhängig agieren kann und über Kompetenzen verfügt, die für ein gut laufendes Geschäft unverzichtbar sind – Motivation, Ausdauer, Managementfähigkeiten, Buchhaltungskenntnisse, Geschäftssinn usw. Im Übrigen bleibt er sowohl rechtlich als auch finanziell verantwortlich für sein Unternehmen.

Nach Unterzeichnung eines Franchisevertrages muss der Franchisenehmer sich genauestens an das Konzept der Franchise und die vom Franchisegeber festgelegten Regeln halten.

Welche Nachteile hat das Franchising?

Zahlungen an den Franchisegeber

Um das Konzept, das Schulungsangebot und das Netzwerk des Franchisegebers nutzen zu können, hat Gabriel zusätzlich zu den laufenden Betriebskosten (Ladenmiete, Ausstattung, Lagerung usw.) eine Zahlungsverpflichtung gegenüber diesem.

Die Gebühren variieren je nach Franchise und sind häufig in eine Eintrittsgebühr und laufende Gebühren unterteilt. Letztere gestaltet sich entweder als feste Summe oder richtet sich nach dem Umsatz. Das sind erhebliche Kosten, die einem selbstständigen Unternehmer erspart bleiben.

Eingeschränkte Selbstständigkeit

Entscheidet sich Gabriel zur Unterzeichnung eines Franchisevertrags, dann verpflichtet er sich, das Konzept der Franchise und die vom Franchisegeber festgelegten Regeln genauestens zu beachten. So muss er sich an den Produktions- und Verkaufsprozess, die Handels- und Werbestrategie der Marke halten, mit den Partnern und Lieferanten des bestehenden Netzwerks zusammenarbeiten usw.

Ein Unternehmer ohne Franchise-Vertrag unterliegt solchen Einschränkungen nicht, er verwaltet seine Marke nach eigenem Gutdünken und legt unter Beachtung der gesetzlichen Vorschriften seine eigenen Normen fest.

Unternehmensabtretung mit Einschränkungen

Entscheidet sich ein Franchisenehmer zum Verkauf seines Geschäfts, muss er wesentliche Unterschiede zur klassischen Abtretung eines Unternehmens beachten, da er kein Eigentümer der von ihm genutzten Marke ist. So muss er vor der Wahl eines Käufers die Genehmigung des Franchisegebers einholen.

Nicht alles ist, wie es scheint

Nur, weil ein Unternehmen vor zehn Jahren hoch im Kurs war, weist es heute nicht unbedingt eine stabile Bilanz auf. Daher ist es wichtig, sich im Vorfeld gut über die finanzielle Lage des Franchisegebers zu informieren. Dafür kann Gabriel sich direkt an diesen wenden, aber auch bei anderen Franchisenehmern des Netzwerks Informationen zu Unternehmensbilanz, Umsatz, Rentabilität, voraussichtlichen Kosten, Know-how-Vermittlung usw. einholen.

Die Qual der Wahl: Franchising oder volle Unabhängigkeit?

Bei der Entscheidung für oder gegen Franchising spielen Gabriels Ziele und seine Persönlichkeit eine maßgebliche Rolle. Für Unternehmer, die mit der Gründung ihres Geschäfts nicht bei null anfangen möchten, Unterstützung benötigen oder sich in ein neues Tätigkeitsfeld begeben, kann Franchising eine attraktive Option sein. Wer jedoch von A bis Z die Zügel seines Projekts selbst in den Händen halten möchte, die Branche gut kennt und freie Entscheidungen treffen möchte, wird der völligen Selbstständigkeit sicherlich den Vorzug geben.

Vergleich der beiden Modelle

Gabriel ist sich seiner Sache nun sicher: Franchise-Marken bieten ihm eine gewisse Sicherheit und eine Betreuung, die es ihm erleichtern wird, das Abenteuer Unternehmertum zu wagen. Obgleich er schon weiß, in welcher Branche er tätig werden möchte, muss er nun noch überlegen, welcher Marke er sich anschließen möchte. Dann kann er sich über die Höhe des von ihm einzubringenden Startkapitals informieren, die Rentabilität des Konzepts analysieren, sich mit den einzuhaltenden Normen vertraut machen, die angebotenen Schulungsmöglichkeiten erfragen usw.

Bald beginnt für Gabriel ein neues Arbeitsleben und er kann endlich sein Wunschprojekt verwirklichen. Wir wünschen ihm viel Glück dabei!