Was spricht für lokales Einkaufen?
Die Beschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie haben zu mehr Online-Einkäufen geführt und zugleich viele Geschäfte vor Ort in Mitleidenschaft gezogen. Angesichts dieser Situation werden die Rufe nach lokalem Einkaufen zunehmend lauter. Sollte man diesem Trend folgen? myLIFE hat die Argumente in der aktuellen Debatte für Sie unter die Lupe genommen. Die letztendliche Entscheidung überlassen wir Ihnen.
Während sich die Öffentlichkeit fast einstimmig für mehr lokales Shopping auszusprechen scheint, ergibt das tatsächlich beobachtete Kaufverhalten der Menschen ein anderes Bild. So stieg etwa der Nettoumsatz des Giganten Amazon im Jahr 2020 um 38 Prozent. Zudem lässt sich in jedem Supermarkt feststellen, dass die meisten der angebotenen Produkte über mehrere Länder oder sogar mehrere Kontinente transportiert wurden. Auch lokale Einzelhändler können Produkte aus weit entfernten Ländern anbieten. Die Frage lautet also: Möchten wir wirklich lokal einkaufen, und was bedeutet das eigentlich?
Lokal einkaufen: Was ist damit konkret gemeint?
Die Vorstellungen davon, was lokales Einkaufen bedeutet, gehen stark auseinander. Man könnte darunter verstehen, im kleinen Laden um die Ecke Produkte aus Asien einzukaufen oder auch für den Kauf regional produzierter Lebensmittel 20 Kilometer weit zu fahren. Wie lassen sich diese beiden Beispiele überhaupt vergleichen?
Lokal einzukaufen bedeutet zunächst einmal, dass man beim Einkaufen regional erzeugte oder gefertigte Produkte bevorzugt.
Lokal einzukaufen bedeutet zunächst einmal, dass man beim Einkaufen regional erzeugte oder gefertigte Produkte bevorzugt. Weiterhin kann es auch bedeuten, dass man lieber in kleinen Geschäften vor Ort als bei großen Konzernen einkauft oder dass man eher Dienstleistungen von lokalen Anbietern als von multinationalen Unternehmen in Anspruch nimmt.
Was spricht für lokales Einkaufen?
Die vorgebrachten Argumente für lokales Einkaufen stützen sich meist auf vier Säulen: Wirtschaft, Soziales, Qualität und Umwelt.
Aus ökonomischer Sicht liegt es auf der Hand, dass lokales Einkaufen zur Stärkung der Wirtschaft vor Ort beiträgt, denn durch die getätigten Ausgaben fließt Geld in lokale Wirtschaftskreisläufe und fördert so auch die Beschäftigung vor Ort. Vor allem in Krisenzeiten kommt dies vielen Handwerksbetrieben und Geschäften zugute, die unter den Einschränkungen im Zusammenhang mit der Pandemie gelitten haben. Andererseits kann sich ein ausschließlich lokal ausgerichtetes Kaufverhalten bremsend auf Wettbewerb und Innovation auswirken, die nach wie vor zwei wichtige Elemente einer gesunden Wirtschaft sind.
Bei den Preisen wird häufig angeführt, dass lokale Produkte aufgrund der begrenzten Anzahl von Zwischenhändlern sowie geringerer Transport- und Verpackungskosten günstiger seien. Dies mag in einigen Fällen zutreffen, lässt sich allerdings nicht verallgemeinern. Bei vielen Waren und Dienstleistungen ist es sogar umgekehrt. In die Preisgestaltung von Konsumgütern fließen schließlich viele Faktoren ein, wie zum Beispiel die Produktionskosten, zu denen auch die Personalkosten gehören. Damit sind wir bei den Argumenten angelangt, die sich auf soziale Aspekte beziehen.
In sozialer Hinsicht werden lokale Produkte zwangsläufig unter Einhaltung unserer Rechtsvorschriften hergestellt, sei es in Bezug auf die Entlohnung der Arbeitskräfte oder die Arbeitsbedingungen. Durch lokales Konsumieren können wir also eine indirekte Unterstützung von Kinderarbeit, Sozialdumping oder entwürdigenden Arbeitsbedingungen vermeiden. Lokales Einkaufen ist sicherlich eine, wenn auch nicht die einzige Möglichkeit, fairen Handel zu fördern. Darüber hinaus wirkt sich das Einkaufen in kleinen lokalen Geschäften positiv auf das soziale Miteinander aus. Im Zeitalter des Hyperindividualismus, in dem viele Menschen gar nicht mehr mit ihren Nachbarn sprechen, sind kleine Läden vor Ort ein wichtiger Treffpunkt für alle, die sich noch für ihre Nachbarschaft interessieren und das Zusammenleben in ihrem Viertel verbessern möchten.
Die vorgebrachten Argumente für lokales Einkaufen beziehen sich meist auf vier Themenbereiche: Wirtschaft, Soziales, Qualität und Umwelt.
Neben den sozioökonomischen Argumenten werden häufig auch Aspekte mit Bezug auf Qualität und Umweltschutz vorgebracht. Haben lokale Produkte eine bessere Qualität und werden sie aus höherwertigen Rohstoffen hergestellt? Es kann sich schließlich durchaus lohnen, mehr Geld auszugeben, wenn man dafür länger etwas von einem Produkt hat! Leider ist die Realität sehr viel komplexer, und es ist unmöglich, in diesem Punkt zu generalisieren. Es lässt sich kein Zusammenhang zwischen der Qualität eines Produkts und der lokalen Dimension nachweisen. Bei Lebensmitteln ist jedoch durchaus anzunehmen, dass lokale Produkte frischer und von höherer Qualität sind als Produkte, die Tausende Kilometer weit transportiert wurden. Dies gilt allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die örtlichen Produktions- und Lagerbedingungen den Gesundheitsvorschriften entsprechen. Der einzige Nachteil lokaler Lebensmittel ist, dass das Angebot von den Jahreszeiten abhängt und dass vieles in unseren Breitengraden nicht angebaut werden kann. Man muss sich also mit einer eingeschränkten Auswahl zufriedengeben und lernen, saisonal zu essen.
Letztes Argument: der Schutz der Umwelt. Kürzere Transportwege, weniger Verpackung, ein geringerer Bedarf an gekühlten Lagerräumen, oft auch weniger Verschwendung – das Umweltargument lässt sich kaum von der Hand weisen. Allerdings ist die Realität auch hier komplexer als sie zunächst scheinen mag. Deshalb sollte man sich vor kategorischen Urteilen hüten. Denn kurze Vertriebswege führen nicht automatisch zu einer besseren Energiebilanz. In der Regel hat die Art der Erzeugung eines Produkts größeren Einfluss auf die Energiebilanz als der Vertrieb. Und selbst wenn man den Transport isoliert betrachtet, sind einige lange Lieferketten – zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie – so gut organisiert, dass Energieverbrauch und Ausstoß an Treibhausgasen pro Kilo eines Produkts hier sogar geringer ausfallen können. Dies gilt umso mehr, wenn man die Autofahrten eines Verbrauchers berücksichtigt, der in mehreren lokalen Geschäften statt in einem einzigen Supermarkt einkauft.
Welche Schlüsse lassen sich ziehen?
Es gibt gute Gründe dafür, lokal einzukaufen. Wir haben jedoch festgestellt, dass die Realität hinter den Slogans komplexer ist. Einige der vermeintlichen Vorteile müssen nuancierter betrachtet werden und kommen nicht unter allen Umständen zum Tragen. Wofür sollten Sie sich also entscheiden? Diese Frage können nur Sie selbst beantworten. Bei diesem Thema hängt Ihre Entscheidung ganz von Ihren persönlichen Vorlieben und davon ab, wie Sie die für lokales Einkaufen sprechenden Argumente gewichten.
Abschließend möchten wir jedoch bekräftigen, dass Sie durch die Unterstützung der luxemburgischen Wirtschaft zum Fortbestand eines Wirtschaftsmodells beitragen, um das uns viele beneiden. Luxemburg ist Produktionsstandort vieler hochwertiger Waren und Lebensmittel. Darüber hinaus ist hier eine große Zahl talentierter Handwerker sowie kompetenter und freundlicher Einzelhändler ansässig. Daher unsere Empfehlung: Machen Sie sich selbst ein Bild! Testen und probieren Sie, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Wahrscheinlich werden Sie zu dem Schluss kommen, dass lokales Einkaufen sich häufig lohnt, in manchen Fällen jedoch keine Vorteile bietet oder gar nicht möglich ist.
Sie möchten lokal einkaufen und wissen nicht, wo Sie das gewünschte Produkt finden? Besuchen Sie Letzshop.lu, die Plattform für schnelles und unkompliziertes Online-Shopping bei lokalen Händlern.