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Dezember 20, 2024

Werden Sie Teil des wirtschaftlichen Wandels!

  Olivier Goemans myINVEST September 24, 2020 969

Die Autorin Anna Lappé sagte einmal treffend: „Jedes Mal, wenn Sie Geld ausgeben, geben Sie eine Stimme für die Welt ab, in der Sie leben möchten.“ Dies gilt auch für das Thema Geldanlagen. Tragen Sie mit Ihrem Geld Ihren Teil zum wirtschaftlichen Wandel bei – oder finden Sie sich mit dem Gedanken ab, nur noch Winter ohne Schnee zu erleben.

Zum wirtschaftlichen Wandel beizutragen bedeutet nicht, zugunsten von Nachhaltigkeit auf Performance zu verzichten. Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) beim Aktien-Research hat sich als sehr vorteilhaft erwiesen, und das nicht nur im Hinblick auf Nachhaltigkeitsaspekte, sondern auch in finanzieller Hinsicht. Gemäß den Berechnungen des Sustainable-Finance-Teams von Nordea lässt sich hinsichtlich der Reduzierung des CO2-Fußabdrucks mit der Umschichtung seiner Altersvorsorge in nachhaltige Fonds eine 27-mal größere Wirkung erzielen als mit klassischen Methoden, wie beispielsweise der Anpassung seines Lebensstils und seiner Konsumgewohnheiten.

Um es mit den Worten von Mark Carney zu sagen: „Bei jeder privaten Anlageentscheidung müssen die Themen Klimawandel und Reduzierung des CO2-Ausstoßes der Weltwirtschaft auf netto null berücksichtigt werden. Um eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes auf netto null zu erreichen, muss die gesamte Weltwirtschaft eine Transformation durchlaufen: Dazu müssten alle Unternehmen, Banken, Versicherer und Anleger ihre Geschäftsmodelle anpassen. Letztendlich ließe sich so aber aus einem existenziellen Risiko die größte wirtschaftliche Chance unserer Zeit machen.“ Bei der Vollziehung eines wirtschaftlichen Wandels geht es nicht darum, „nur in tiefgrüne Aktivitäten zu investieren oder dunkelbraune Aktivitäten auszuschließen“. Wir brauchen allerlei verschiedene Grüntöne, um alle Unternehmen zu einem Wandel zu motivieren, der dem Netto-Null-Ziel förderlich ist, und sie bei diesem Prozess zu unterstützen”, fügte er hinzu.

Angesichts des größeren Bewusstseins bei der jungen Generation sollten Regierungen, Unternehmen und Anleger endlich begreifen, dass die wirksamste Lösung darin besteht, den Geldfluss besser zu steuern. Auf Verbraucherseite findet dahingehend bereits ein Umdenken statt. Mit seinem Geld etwas zu bewegen und stolz darauf zu sein, ist ebenfalls eine Einstellung, die zunehmend Anklang findet. Die treuhänderische Verpflichtung von Pensionsfonds und Vermögensverwaltern besteht nicht nur gegenüber ihren jeweiligen Anlegern und Kunden, sondern auch gegenüber der gesamten Welt und ihren Mitbürgern.

Es ist auch die Pflicht jedes Anlegers, seinen Teil zur Generationengerechtigkeit beizutragen.

Der Zweck unserer Anlagen besteht nicht darin, unseren Kindern die Zukunft zu rauben. Es ist auch die Pflicht jedes Anlegers, seinen Teil zur Generationengerechtigkeit beizutragen. Durch brillante Initiativen wie „Make My Money Matter“ und „Client Earth“ aus Großbritannien wächst das Bewusstsein bei Pensionsanlegern und werden die Rufe nach der Schaffung von gesetzlichen Rahmenbedingungen lauter. Damit findet ein Paradigmenwechsel statt. Die Initiative „Make My Money Matter“ warf dabei folgende Frage auf: Welchen Sinn hat es, für den Ruhestand finanziell vorzusorgen, wenn es bis dahin keine Welt mehr gibt, in der man leben und sich zur Ruhe setzen möchte? „Client Earth“ ist eine in England registrierte, aber inzwischen weltweit expandierende Wohltätigkeitsorganisation, die sich die Kraft des Gesetzes zunutze macht, um unseren Planeten und die Menschen, die auf ihm leben, zu schützen. Die Erfolgsbilanz der Organisation – beispielsweise im Kampf gegen Kohleenergie – ist bemerkenswert, und sie hat bereits die Schließung mehrerer Kraftwerke bewirken können. Aber das ist noch nicht alles: Im Juni 2020 verabschiedete die amtierende Regierung Dänemarks eines der strengsten Gesetze im Kampf gegen den Klimawandel. Dieses Gesetz sieht vor, dass die dänische Regierung jedes Jahr dazu gezwungen ist, eine parlamentarische Mehrheit für ihre Klimastrategien zu finden. Auf diese Weise können sich die Politiker künftig nicht mehr hinter dem kurzen Regierungszyklus verstecken und behaupten, sie seien während der Amtszeit der vorherigen Regierung nicht in die Entscheidungsfindung eingebunden gewesen. Dies könnte eine Inspiration und Blaupause für andere demokratische Regierungen sein. Es bleibt abzuwarten, ob es den Regierungen gelingt, einen weiteren Meilenstein zu erreichen und den Kampf gegen den Klimawandel in ihren Verfassungen zu verankern.

Wie sich gezeigt hat, ist im Falle nachhaltiger, widerstandsfähiger und gut geführter Unternehmen die Wahrscheinlichkeit größer, auf lange Sicht eine Outperformance zu erzielen.

Damit Sie sich nicht wundern: Dies ist nicht nur eine moralische oder politische Frage, sondern auch eine finanzielle. Wie sich gezeigt hat, ist im Falle nachhaltiger, widerstandsfähiger und gut geführter Unternehmen die Wahrscheinlichkeit größer, auf lange Sicht eine Outperformance zu erzielen. Unternehmen, die klimaschädlich agieren, sind langfristig riskantere Anlageziele, da sie künftig in zunehmendem Maße mit Verbraucherkritik, staatlicher Regulierung und finanziellen Sanktionen konfrontiert sein werden. Investiert man also in Unternehmen mit verantwortungsbewussten Geschäftsmodellen, trägt man nicht nur dazu bei, unsere Welt besser zu machen, sondern hat gleichzeitig auch die Gelegenheit, mit seinem Geld höhere Erträge zu generieren. Die Fallstudie hat es eindeutig bewiesen: Es zeichnet sich immer stärker ab, dass nachhaltige Anlagen bereits jetzt eine bessere Wertentwicklung erzielen als herkömmliche Anlagen. Insgesamt kann die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten im Rahmen des Geschäftsmodells und der Strategie eines Unternehmens auf lange Sicht einen Wettbewerbsvorteil darstellen. „Eine engagiertere Belegschaft, eine sicherere Betriebserlaubnis, ein loyalerer und zufriedenerer Kundenstamm, bessere Beziehungen zu den Investoren, größere Transparenz, eine bessere Zusammenarbeit und eine stärkere Innovationsfähigkeit sind allesamt Faktoren, die langfristig zu dieser potenziell anhaltenden Outperformance beitragen.“1 So schrieb auch die Financial Times: „Die Outperformance von ESG-Strategien steht außer Zweifel.“2 Akademiker diskutieren noch immer über diese Frage, aber meine Priorität ist es, mich auf die Zukunft zu konzentrieren und nicht auf die Vergangenheit. Ich muss mich um die Zukunft meiner Kinder kümmern und dabei weitestgehend vermeiden, dass mir die Ereignisse der Vergangenheit das Hirn verkalken. Meine Kinder sind in dieser Hinsicht mein Antrieb.

Während die Coronakrise uns lehrt, dass ein Worst-Case-Szenario nicht ausgeschlossen ist, denken Sie an die Worte von Mark Carney: „Wir können uns nicht vom Klimawandel abschotten.“ Die Gelegenheit, nachhaltig zu investieren, sollte nicht wie im Jahr 2008 verpasst werden. Nach der Finanzkrise war Transparenz das Leitmotiv der Investmentbranche – diesem Beispiel sollten wir heute folgen. Die Menschen weltweit verlangen nicht nur nach etwas, in das sie investieren können – sie suchen auch nach etwas, an das sie glauben können.

Die Menschen weltweit verlangen nicht nur nach etwas, in das sie investieren können – sie suchen auch nach etwas, an das sie glauben können.


1 Artikel von Robert G. Eccles, Ioannis Ioannou und George Serafeim, veröffentlicht in der Harvard Business Review https://www.hbs.edu/faculty/Publication%20Files/SSRN-id1964011_6791edac-7daa-4603-a220-4a0c6c7a3f7a.pdf

Dies gilt sowohl für Strategien, die auf ein hohes ESG-Rating ausgerichtet sind (ESG-Tilt), als auch für Strategien, die auf eine Verbesserung der ESG-Profils abzielen (Momentum), siehe Artikel von MSCI unter https://www.msci.com/www/research-paper/research-insight-can-esg-add/0182813629

2 https://www.ft.com/content/9254dfd2-8e4e-11e7-a352-e46f43c5825d