Der Geldwert
Wissenschaftler auf der Suche nach der Frage des Glücks.
Der Zusammenhang zwischen Geld, Reichtum und Glück ist ein Thema, das Wirtschaftswissenschaftler bereits seit Jahrzehnten ausgiebig untersuchen. Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang die Thesen des Ökonomen Richard Easterlin, der 1974 ein Paradoxon beschrieben hat, das nach ihm benannt wurde.
Easterlin hat eine Realität beschrieben, die vielen von uns bereits bekannt ist: Einwohner der Länder, die tendenziell ein höheres Einkommen haben, sind nicht die glücklichsten. Und die Bürger der Länder mit niedrigeren Einkommen sind nicht die unglücklichsten. Ein anderer Aspekt des Easterlin-Paradoxes ist aber auch die Tatsache, dass ganz andere Ergebnisse erzielt werden, wenn man die Einkommensunterschiede innerhalb desselben Landes vergleicht: In ein und demselben Gebiet sind die Menschen mit geringerem Einkommen deutlich unzufriedener und umgekehrt.
Die Glücklichsten der Welt?
Die Easterlin-Thesen haben in einem Land wie Luxemburg natürlich eine ganz besondere Bedeutung. Immerhin wird das Großherzogtum regelmäßig als reichstes Land der Welt betitelt. Vor wenigen Monaten schrieb das Manager-Magazin: „Das Großherzogtum in Mitteleuropa hat sich an die Spitzenposition der reichsten Länder weltweit geschoben. Das langjährige erstplatzierte Macau ist aus den Top Ten gerutscht. Damit ist Luxemburg nicht nur das reichste Land nach kaufbereinigtem BIP pro Kopf in Europa, sondern der gesamten Welt. Luxemburg zählt nur 639 117 Einwohner (Stand April 2021). Der Schwerpunkt der Volkswirtschaft liegt im Finanzsektor mit seinen Dienstleistungen. Das BIP pro Kopf kaufkraftbereinigt liegt 2020 bei 111 857,71 Dollar“.
Zur Erklärung: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bezeichnet den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die im betreffenden Jahr innerhalb der Landesgrenzen hergestellt wurden und dem Endverbrauch dienen. Die Staatsangehörigkeit der Leistungserbringer ist dabei unerheblich, solange die Leistung im Staatsgebiet generiert wurde. Es gilt als der wichtige Indikator für die Wirtschaftskraft eines Landes.
Was bleibt ist die Frage: Leben in Luxemburg auch die glücklichsten Menschen?
Viele Zahlen und Erklärungen, was bleibt ist die Frage: Leben in Luxemburg auch die glücklichsten Menschen?
Auf die Haltung kommt es an
Eine bekannte Lebensweisheit besagt, dass Geld allein nicht glücklich macht. Wenngleich dieses Sprichwort im Grunde genommen sehr weise ist, so halten es die meisten von uns doch für ein bisschen naiv. Aus diesem Grund ergänzt man es häufig und sagt: „Geld allein macht nicht glücklich, aber es hilft ungemein.“ Geld zu verdienen ist absolut nicht verwerflich. Es dient allgemein dazu, Grundbedürfnisse zu erfüllen und die Sicherheit unseres Haushalts zu gewährleisten. Dabei handelt es sich um zwei wesentliche Elemente fürs Wohlbefinden.
Wenn wir jedoch über diese Selbstverständlichkeiten hinaus besser verstehen, welches Verhältnis wir zu Geld haben, und lernen, damit umzugehen und es nach bestimmten Kriterien anzulegen, die wirklich unserer Persönlichkeit entsprechen, können wir unser persönliches Glück steigern. Die entscheidende Frage lautet also: Welches Verhältnis haben wir zu Geld? Wie so oft: Auf die Haltung kommt es an!
Wir wollen helfen, das eigene Verhältnis zu Geld besser einzuschätzen; dazu ein einfacher Test. Er stammt aus dem Buch Happy Money des japanischen Autors Ken Honda. Los geht’s! Melden Sie sich in Ihrem Online-Banking an, lassen Sie sich alle Kontobewegungen im Detail anzeigen und sehen Sie sich die Geldeingänge, Abbuchungen, Daueraufträge usw. genau an. Konzentrieren Sie sich nicht auf Ihren Saldo, sondern wirklich auf die Geldflüsse. Was empfinden Sie dabei? Löst das, was Sie sehen, bei Ihnen Zufriedenheit, Freude, Sorge, Wut oder gar Frustration aus? Kurz gesagt: Nutzen Sie Ihr Geld so, dass es Sie glücklich macht?
Frust als Alarmsignal
Man sollte die eigenen Emotionen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Dieser Test kann sogar ein erster Schritt zu der Erkenntnis sein, dass zwischen der Art und Weise, wie man sein Geld verwenden, und den eigenen Wünschen und Ansprüchen eine erhebliche Diskrepanz besteht. Wer sich seine Kontoauszüge ansieht und vor allem Frust empfindet, sollte seine Lebensgewohnheiten ernsthaft überdenken.
Wenngleich wir uns dessen nicht immer bewusst sind, so beruhen unser Verhältnis zu Geld und unsere Vorlieben im Hinblick auf unseren Lebensstil doch zu großen Teilen auf sozialen Normen. Genau diese verändern sich je nach finanziellen Mitteln. Konkret heißt dies, dass steigende Einkünfte mit großer Wahrscheinlichkeit zu höheren materiellen Ansprüchen führen, diese wiederum ausschlaggebend für die Beurteilung des eigenen Glücks sind. Das Streben nach Glück wird damit eng mit mehr materiellem Reichtum verbunden. Und damit kann letztlich die Frustration trotz eines höheren Einkommens steigen. Wer nicht aufpasst, verfällt der Illusion, dass der Schlüssel zum Glück in noch mehr Geld liegt. Dabei ist Geld ein Mittel zum Zweck und kein Selbstzweck.
Geld ist ein Mittel zum Zweck und kein Selbstzweck.
Es ist demnach durchaus angebracht, Abstand zu gewinnen und sich zu fragen, ob die eigenen Einkünfte es einem ermöglichen, sich Wünsche zu erfüllen oder im Gegenteil ein Hindernis fürs eigene Glück darstellen. Schließlich ist es von entscheidender Bedeutung, die Gefühle, die man mit Geld verbindet, erkennen zu können. Wenn negative Gedanken dominieren, werden darunter finanzielle Entscheidungen leiden. Resultat: Man läuft Gefahr, sozialen Normen nachzueifern, statt zu versuchen, eigene Projekte und Wünsche konsequent und schrittweise in die Realität umzusetzen.
Eine interessante Erkenntnis zum Schluss: Geld für andere zu spenden oder auszugeben, bereitet uns Freude, weil wir soziale Wesen sind und Gegenseitigkeit schätzen. Andere glücklich zu machen, macht uns auch selbst glücklich. Auch das sollte man in seiner Haltung zum Geld bedenken. Ein neues Jahr (gute Vorsätze inklusive) wären dere ideale Zeitpunkt für eine solche Reflexion.