Währung – absichern oder nicht?
Internationale Investitionen ermöglichen Anlegern ein Engagement in einer Vielzahl von Sektoren, bieten Diversifizierungsmöglichkeiten und Wachstumschancen. Theoretisch sollten Anleger so in der Lage sein, höhere Renditen bei geringerem Risiko zu erzielen, als wenn sie nur in ihrem Heimatmarkt investieren. Andererseits können internationale Investitionen zusätzliche Risiken bergen, die gesteuert werden müssen. Zu nennen ist hier insbesondere das Währungsrisiko.
Wechselkursrisiken können sich in vielfacher Weise auf die Renditen von Anlegern auswirken – sowohl positiv als auch negativ. Erzielt beispielsweise ein europäisches Unternehmen beträchtliche Umsätze in den USA, profitiert es von einem starken Dollar, was den Wert dieser Einnahmen in Euro erhöht.
Besonders deutlich wird dies bei Anlagen in Märkten außerhalb Europas, bei denen die Renditen erheblich durch Wechselkurse beeinflusst werden können. Notiert der Euro gegenüber dem US-Dollar oder anderen internationalen Währungen höher, schmälert dies die Rendite internationaler Investitionen. Ist der Dollar stärker, wirkt sich dies positiv auf die Rendite aus.
Die Auswirkungen können erheblich sein. Der MSCI World Index verzeichnete in den zehn Jahren bis Ende September 2023 eine annualisierte Bruttorendite von 8,84% in US-Dollar, verglichen mit 10,96% für den Index in Euro. Grund hierfür ist die Aufwertung des Dollars im Laufe des Jahrzehnts.
Bei Anlagen in Schwellenländern können Währungsfaktoren eine besonders wichtige Rolle spielen.
Volatile Schwellenländerwährungen
Bei Anlagen in Schwellenländern können Währungsfaktoren eine besonders wichtige Rolle spielen. Die Währungen von Ländern mit weniger entwickelten Kapitalmärkten sind in der Regel volatiler und können bereits durch vergleichsweise geringe Kapitalzu- oder -abflüsse stark beeinflusst werden.
In den letzten drei Jahren gewann beispielsweise der mexikanische Peso gegenüber dem Euro stark an Wert. So notierte der Euro am 6. Oktober 2023 bei 19,26 Pesos; am 20. März 2020 waren es noch 27,29 Pesos. Für europäische Anleger, die in mexikanischen Vermögenswerten, einschließlich Wertpapieren, engagiert waren, war dies im Berichtszeitraum eine äußerst positive Nachricht, unabhängig davon, wie sich die Vermögenswerte in der Landeswährung entwickelt haben. Im Gegensatz dazu fiel der Wert des südafrikanischen Rand seit April 2022; lag der Kurs damals noch bei 16 Rand im Verhältnis zum Euro, so sind es heute 21 Rand. Dies wirkte sich negativ auf die Rendite für europäische Anleger aus.
Manchmal spiegelt die Schwäche einer Währung die Stimmung in Bezug auf ein Land wider. Anleger können somit mit fallenden Aktienkursen und einer schwachen Währung konfrontiert sein, was ihre Verluste vergrößert, oder mit einem Anstieg der Aktienkurse und der Währung, was ihre Gewinne steigert.
Sollte man Währungsrisiken absichern?
Die Entscheidung, Währungsrisiken bei langfristigen Anlagen abzusichern, sollte in Abhängigkeit von der individuellen Situation und den Anlagezielen des jeweiligen Anlegers getroffen werden. Wie immer, wenn es um Investitionen geht, ist es entscheidend, die potenziellen Vorteile gegen die Kosten und Risiken abzuwägen.
Es kann schwierig sein, Währungsrisiken klar zu erkennen. Wenn ein Unternehmen seine Einnahmen in US-Dollar erzielt, könnte dies etwa einen Anleger dazu veranlassen, das Dollarrisiko abzusichern. Allerdings sichern Unternehmen Forderungen und Verbindlichkeiten in Fremdwährung in der Regel in erheblichem Umfang ab, sodass die tatsächlichen Auswirkungen künftiger Währungsschwankungen schwer abzuschätzen sind.
Darüber hinaus können Fondsmanager Engagements in Vermögenswerten, die nicht auf die Basiswährung lauten, selektiv absichern. Dies aufzuschlüsseln, um zu analysieren, welche Risiken im Laufe der Zeit jeweils abgesichert werden sollten, ist oft schwierig und möglicherweise wenig nutzbringend.
Der richtige Zeitpunkt für eine Absicherung ist oft dann, wenn man sich nicht darüber im Klaren ist, dass man sie braucht.
Überdies ist zu beachten, dass Absicherungen teuer sein können – und möglicherweise zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt noch teurer werden. Beispielsweise wird die Absicherung des Dollarrisikos teurer, wenn die US-Währung aufwertet. Doch wenn der Dollar bereits deutlich an Wert gewonnen hat, ist es möglicherweise kein guter Zeitpunkt für eine Absicherung. Der richtige Zeitpunkt für eine Absicherung ist oft dann, wenn man sich nicht darüber im Klaren ist, dass man sie braucht. Die Devisenmärkte sind volatil und unvorhersehbar: Nur ein sehr versierter Anleger kann die Notwendigkeit einer Absicherung im Voraus erkennen.
Wann eine Absicherung sinnvoll ist
Eine Absicherung ist in der Regel dann sinnvoll, wenn Verbindlichkeiten in einer Währung bestehen und Erträge in einer anderen Währung erzielt werden. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn eine Privatperson ein Darlehen für eine Wohnimmobilie in einer anderen Währung aufgenommen hat als der Währung, in der sie das Einkommen bezieht, aus dem das Darlehen zurückgezahlt werden soll.
Auch im Vorfeld von Ereignissen mit potenziell schwerwiegenden Auswirkungen, deren Ausgang ungewiss ist, kann eine Absicherung sinnvoll sein. Ein eindrückliches Beispiel ist das britische Referendum über den Austritt aus der Europäischen Union.
Auch im Vorfeld von Ereignissen mit potenziell schwerwiegenden Auswirkungen, deren Ausgang ungewiss ist, kann eine Absicherung sinnvoll sein. Ein eindrückliches Beispiel ist das britische Referendum über den Austritt aus der Europäischen Union. Im Zusammenhang mit Wahlen oder wichtigen wirtschaftspolitischen Entwicklungen kann es ebenfalls zu erheblichen Wechselkursschwankungen kommen.
Auch bei einem beträchtlichen Engagement in einer Region außerhalb Ihres Heimatmarktes kann eine Absicherung gerechtfertigt sein. Wer beispielsweise in großem Umfang in den US-Technologiesektor investiert hat, ist wahrscheinlich auch entsprechend stark im Dollar engagiert. Wenn Technologieunternehmen an Wert verlieren, könnte sich der Dollar abschwächen. Eine Absicherung kann für eine zusätzliche Diversifizierung sorgen und die Konzentration im Portfolio verringern.
Absicherungstechniken und -instrumente
Bei einer Anlage in Investmentfonds ist es relativ einfach, Währungsrisiken abzusichern. Viele Fonds bieten Anlagevarianten mit und ohne Währungsabsicherung, um Investoren aus verschiedenen Ländern anzusprechen. Ein währungsgesicherter Fonds eröffnet Anlegern die Möglichkeit, in die Unternehmen eines Landes oder einer Region zu investieren, ohne das entsprechende Währungsrisiko einzugehen.
Anleger können auch auf Währungs-ETFs setzen, die in einer Vielzahl von Varianten angeboten werden, insbesondere für die wichtigsten internationalen Währungen. Man kann Long- oder Short-Währungspositionen in ETFs eingehen, wenn man davon überzeugt ist, dass sich die entsprechende Währung in eine bestimmte Richtung entwickeln wird. Es ist auch möglich, Währungen direkt zu handeln. Dies ist jedoch mit deutlich größeren Risiken verbunden und deshalb nur Anlegern zu empfehlen, die über die entsprechende Erfahrung verfügen oder sich von einem Experten beraten lassen.
Am einfachsten lassen sich Währungsrisiken mittels Terminkontrakten absichern. Durch die Vereinbarung, einen bestimmten Betrag in Fremdwährung zu einem vorab festgelegten Kurs an einem bestimmten Datum in der Zukunft zu kaufen oder zu verkaufen, können Anleger oder Unternehmen den Wechselkurs fixieren. Dies gibt ihnen Gewissheit über den Wechselkurs zum vereinbarten Zeitpunkt und ermöglicht es ihnen, die Auswirkungen von Währungsschwankungen auf eine bestimmte Transaktion zu neutralisieren.
Es ist wichtig, die Absicherungskosten zu berücksichtigen. Eine Absicherung kann sich negativ auf die Rendite auswirken – vor allem, wenn man zu viel zahlt.
Die Auf- und Abwärtsbewegungen volatiler Währungen zu antizipieren, ist ein schwieriges Unterfangen, das das Portfolio letztlich nicht unbedingt nennenswert aufwertet.
Die Auf- und Abwärtsbewegungen volatiler Währungen zu antizipieren, ist ein schwieriges Unterfangen. Doch die Kursschwankungen könnten die Rendite eines Anlageportfolios schmälern. Die Absicherung von Währungsrisiken reduziert die kurzfristige Volatilität und kann Anlegern daher zu einer reibungslosen Abwicklung der Investition verhelfen. In jedem Fall werden auf diese Weise die Vorhersehbarkeit der Cashflows zugrunde liegender Anlagen verbessert und die Unsicherheit verringert.
Der Aufbau und das Halten von Absicherungen sind allerdings mit Kosten verbunden. Manch einer ist der Ansicht, dass eine Absicherung unnötig sei, da sich die Auswirkungen von Währungsschwankungen langfristig ausgleichen. Doch hier sollte man sich das berühmte Zitat von John Maynard Keynes ins Gedächtnis rufen: „Auf lange Sicht sind wir alle tot.“ Darauf zu warten, dass sich Währungseffekte ausgleichen, kann kurz- und mittelfristig mit erheblichen Einbußen verbunden sein.