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Oktober 11, 2024

Der Unternehmer – das emotionale Wesen

  Gesammelt von myLIFE team myCOMPANY Oktober 31, 2022 914

Interessante Ansätze aus der Verhaltensforschung

Gute Ideen, ein ausgeklügelter Business-Plan und gute Partner sind zwar unerlässlich, reichen jedoch nicht, um den Erfolg und den Fortbestand eines Unternehmens zu sichern. Schließlich hängt der Erfolg nicht allein von rationalen Aspekten ab, sondern auch von Entscheidungen. Diese werden jedoch systematisch von Emotionen und kognitiven Verzerrungen beeinflusst. Wichtig ist, die Faktoren zu verstehen, die zu Fehlurteilen führen können. In der Verhaltensforschung werden diese Faktoren als kognitive Verzerrungen bezeichnet. Ist man sich dieser Verzerrungen bewusst, kann man sie zum eigenen Vorteil nutzen – denn ohne Risikobereitschaft gibt es keine Innovationskraft.

Selbstüberschätzung als Gefahr

Selbstüberschätzung kann zweifelsohne die wichtigste kognitive Verzerrung sein, die man in Schach halten muss. Das Gefühl der Unfehlbarkeit kann dazu führen, dass das eigene Urteilsvermögen und die Fähigkeit, mit bestimmten Situationen umzugehen, Schaden nimmt. Wenn Unternehmer schwierige Aufgaben erledigen müssen, besteht zwischen der objektiven Realität und dem Vertrauen in ihr Urteilsvermögen häufig eine Diskrepanz. Man muss demnach lernen, die eigenen Grenzen zu erkennen und sich eingestehen, selbst nicht über alle nötigen Kompetenzen oder Kenntnisse zu verfügen, um sämtliche Herausforderungen allein zu meistern.

Auch der unrealistische Optimismus ist ein Klassiker bei Unternehmern, insbesondere, wenn sie bereits an Selbstüberschätzung leiden. Das kann dazu führen, dass sie bei Entscheidungen allein auf ihr Gefühl setzen und Fakten unberücksichtigt lassen. Dadurch gehen sie bei Entscheidungen möglicherweise unverhältnismäßig hohe Risiken ein. Dabei sollte man als Unternehmer auf das Beste hoffen und auf das Schlimmste vorbereitet sein. Das heißt, sämtliche relevante Fakten sollten in den Prozess der Entscheidungsfindung einbezogen werden. Dazu gehören Katastrophenszenarien.

Zu selbstsichere Unternehmer neigen auch dazu, ihre eigenen Ideen bei der Suche nach oder der Interpretation von Informationen zu bestätigen. Dies macht sie blind für Argumente, die ihre eigenen Standpunkte und Urteile infrage stellen. Der Bestätigungsfehler kann dazu verleiten, wichtige Zahlen oder Informationen zu ignorieren, die für das Unternehmen von entscheidender Bedeutung wären. Man sollte demnach der eigenen Meinung nicht mehr Gewicht als Fakten geben. Als Unternehmer oder Unternehmensgründer muss man Kritik und schlechte Nachrichten akzeptieren und diese sogar intelligent nutzen. Das gilt auch für kritische Stimmen.

Wichtig ist, die Faktoren zu verstehen, die zu Fehlurteilen führen können.

Nicht alles läuft nach Plan

Eine Gefahr lauert auch durch zu ambitionierte Deadlines. Viele Unternehmer unterschätzen, wie viel Zeit und Ressourcen für die Realisierung von Projekten erforderlich sind. Resultat sind Planungsfehler, die häufig mit übermäßigem Optimismus verbunden sind und für ein Unternehmen fatal sein können; da es oft keinen „Plan B“ gibt. Um dem vorzubeugen, muss man akzeptieren, dass in der Welt der Unternehmer nicht immer alles so läuft, wie geplant. Potenzielle Risiken berücksichtigen und einen „Plan B“ entwickeln; beides gehört zum ABC des guten Unternehmers. Auch wenn man alles möglichst schnell erledigen willen: realistische Deadlines helfen, Ziele zu erreichen.

Diese kognitive Verzerrung der versunkenen Kosten beschreibt die Neigung, ein Projekt unter dem Vorwand, bereits viel Zeit, Arbeit oder Geld investiert zu haben, um jeden Preis fortzuführen. Unabhängig davon, ob die erwarteten Resultate die aktuellen Kosten decken oder nicht. Dieses „Durchhalten um jeden Preis“ kann schnell in einer Sackgasse münden und das Unternehmen gefährden. Wenn Unternehmensgründer auf einem falschen Weg beharren, investieren sie Zeit und Geld in Projekte, die bereits gescheitert sind. Es ist daher wichtig, auch während der Umsetzungsphase von Projekten zu ergründen, ob sich Investitionen lohnen.

Bei zu vielen Optionen, zu komplexen Entscheidungen oder einem zu ungewissen Umfeld sind Unternehmer möglicherweise außerstande, Entscheidungen zu treffen oder zu handeln. Wer aber tendenziell dazu neigt, immerzu den Status quo beizubehalten, geht ein hohes Risiko ein. Die größte Gefahr besteht darin, wichtige Chancen zu verpassen. Das gilt vor allem auch beim Investieren.

Debiasing-Techniken

Um kognitive Verzerrungen gezielt zu verhindern gibt es einen ganze Reihe sogenannter „Debiasing“-Techniken. Diese können in den Prozess der Entscheidungsfindung eingebaut werden. Nachfolgend drei mögliche Pisten:

    • Das Einsetzen eines „Advokaten des Teufels“, der zu einem bestimmten Zeitpunkt im Prozess gezielt und bewusst Gegenargumente für einen Vorschlag vertritt und so dessen Schwächen aufdecken soll.
    • Die Pre-Mortem-Sitzung, bei der fiktiv vom Scheitern einer anstehenden Entscheidung ausgegangen und nach Ursachen für dieses Scheitern gesucht wird.
    • Die Zwei-Teams-Lösung, bei der zwei Teams unabhängig voneinander an der gleichen Aufgabenstellung arbeiten und ihre Resultate konfrontieren.