Eine Einführung zum Thema Aktien
Aktien sind, neben Anleihen und Geldmarktanlagen, eines der drei am häufigsten verwendeten Anlageinstrumente. Nachdem wir uns in unseren letzten myLIFE-Publikationen den Themen Anleihen und Rohstoffe gewidmet haben, möchten wir uns nun dem Thema Aktien zuwenden, um mehr über ihre zentralen Eigenschaften und Vorzüge, aber auch die Risiken in Verbindung mit ihrer Aufnahme in ein Portfolio zu erfahren.
Aktien sind Wertpapiere, die einen Eigentumsanteil an einem Unternehmen verbriefen. Mit dem Kauf einer gewöhnlichen Aktie eines Unternehmens ergibt sich für einen Anleger im Allgemeinen Folgendes:
- Er ist grundsätzlich dazu berechtigt, auf Aktionärsversammlungen an Abstimmungen teilzunehmen und damit potenziell über die künftige Ausrichtung des Unternehmens mitzubestimmen. Je mehr Aktien ein Aktionär hält, desto größer ist sein Stimmrechtsanteil bei Abstimmungen. Durch die Aktionäre wird auch der Verwaltungsrat eines Unternehmens gewählt.
- Er erhält Anspruch auf Beteiligung an den vom Unternehmen erwirtschafteten Gewinnen (in Form einer Dividende), wobei die Höhe dieser Beteiligung von der Anzahl und Art der gehaltenen Aktien abhängt. Allerdings gilt es zu beachten, dass einige Unternehmen keine Dividenden ausschütten. In diesem Fall wird die Dividende im jeweiligen Unternehmen wiederangelegt, um dadurch dessen Wachstum zu fördern. Die so einbehaltenen Gewinne spiegeln sich jedoch im Gesamtwert der Aktie wider.
- Er kann sein investiertes Kapital mehren. Dies ist der Fall, wenn die Aktie zum Zeitpunkt des beabsichtigten Verkaufs mehr wert ist, als anfänglich bei ihrem Kauf gezahlt wurde.
Aktien können an Börsen gehandelt werden (auch „Aktienmärkte“ genannt). Zu den bekanntesten Börsen zählen die New York Stock Exchange (NYSE), die NASDAQ, die Euronext und die London Stock Exchange (LSE). Wenn ein Unternehmen erstmals am Aktienmarkt Aktien zum Kauf anbietet, wird dies als Börsengang oder Notierungsaufnahme (engl.: Initial Public Offering, IPO) bezeichnet. Die einmal ausgegeben Aktien können anschließend auch an Sekundärmärkten gekauft und verkauft werden. Jedoch sind nicht alle Aktien gleich. Im Allgemeinen werden zwei Arten von Aktien unterschieden: Stammaktien und Vorzugsaktien.
…Aktien sind von Natur aus ein riskanteres Anlageinstrument als Anleihen.
- Stammaktien. Inhaber von Stammaktien verfügen über nachrangige Ansprüche in Bezug auf die Vermögenswerte des Unternehmens. Sie haben Anspruch auf die von der Gesellschaft erklärten Dividenden sowie, im Falle einer Liquidation, auf die nach Befriedigung aller Forderungen verbleibenden Vermögenswerte. Da jedoch bei der Aufteilung der Vermögenswerte im Rahmen einer Insolvenz die Gläubiger (z.B. Inhaber von Anleihen) gegenüber anderen Anspruchsberechtigten Vorrang haben, ist nur noch ein sehr kleiner Teil übrig, wenn die Aktionäre an der Reihe sind, ihren Anteil zugewiesen zu bekommen. Dies bedeutet, dass Aktien von Natur aus ein riskanteres Anlageinstrument als Anleihen sind.
- Vorzugsaktien. Vorzugsaktien bieten im Vergleich zu gewöhnlichen Aktien einen höheren Anspruch auf die Cashflows und Vermögenswerte eines Unternehmens. Im Falle einer Liquidation sind sie die ersten in der Rangfolge (gegenüber Stammaktien).
Woraus bestimmt sich der Aktienkurs?
Der Kurs von Aktien kann sehr volatil sein. Er wird durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage sowie durch die Anlegerstimmung beeinflusst. Die Entwicklung der Aktienkurse beruht auf den in den Medien veröffentlichten Meldungen zu dem jeweiligen Unternehmen und der jeweiligen Branche, d.h. unter anderem auf den Geschäftsberichten und allgemeineren gesamtwirtschaftlichen Ereignissen.
Die Anleger können dabei sehr launenhaft sein: Im Jahr 2018 beispielsweise twitterte der Reality-TV-Star Kylie Jenner, Snapchat in Zukunft nicht mehr nutzen zu wollen – die Anleger quittierten dies mit einer Verkaufswelle, in deren Folge ohne jegliche Änderung der Fundamentaldaten des Unternehmens 1,3 Mrd. USD an Marktwert ausgelöscht wurden.
Generell lässt sich die Entwicklung des Marktes als Ganzes in Phasen steigender und sinkender Preise unterteilen (wobei die Kursentwicklungen der einzelnen Titel ihrerseits individuellen Schwankungen unterliegen können). Wenn die Märkte von einem generellen Anstieg der Aktienkurse ausgehen, wird dies im Allgemeinen als Bullenmarkt (oder Hausse) bezeichnet. Dies ist auch der Grund, weshalb sich vor dem Wall Street-Gebäude in New York eine große Bronzeskulptur eines Bullen in Angriffshaltung befindet. Gehen die Märkte hingegen von einem Rückgang der Kurse aus, wird dies als Bärenmarkt (oder Baisse) bezeichnet.
Einige Unternehmen versuchen natürlich, auf die Kursentwicklung ihrer Aktien Einfluss zu nehmen. Als Beispiel sei hier der Schweizer Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli genannt. Seit 2015 verharrte der Aktienkurs des Unternehmens über der Schwelle von 50.000 CHF. Dadurch ist die Zahl der täglichen Transaktionen stark eingeschränkt, was es beispielsweise Kleinanlegern erschwert, Aktien des Unternehmens zu erwerben, oder aber Hedgefonds daran hindert, auf die Entwicklung des Aktienkurses zu spekulieren. Umgekehrt werden dadurch aber auch „buy-and-hold“-Strategien langfristiger Anleger gefördert, die darauf abzielen, Aktien zu erwerben und über einen längeren Zeitraum zu halten. Unternehmen haben aber auch die Möglichkeit, ihre eigenen Aktien zurückzukaufen oder einen Aktiensplit vorzunehmen, um die Zahl der im Umlauf befindlichen Aktien zu erhöhen.
Anleger sollten beim Kauf von Aktien genauso vorgehen wie beim Kauf von Lebensmitteln, und nicht wie beim Kauf von Parfum.
Der Schlüssel zur Minderung der Risiken liegt in der Diversifizierung: Anleger sollten darauf achten, in ein größeres Spektrum von Aktien aus nicht miteinander korrelierenden Sektoren und Branchen zu investieren. Der berühmt-berüchtigte Anleger Ben Graham sagte einmal: „Anleger sollten beim Kauf von Aktien genauso vorgehen wie beim Kauf von Lebensmitteln, und nicht wie beim Kauf von Parfum.“
Aktien können sehr unterschiedliche Risikoniveaus aufweisen. Am einen Ende des Spektrums gibt es die Blue-Chip-Aktien, mit denen die Aktien gut etablierter Unternehmen gemeint sind, die in der Regel Marktführer in ihrer jeweiligen Branche sind. Am anderen Ende gibt es die sogenannten Pennystocks, die oftmals an den großen Börsen nicht verfügbar sind, da sie die Mindestanforderungen für eine Notierung nicht erfüllen. Der Kurs dieser Art von Aktien verhält sich häufig höchst volatil, was zwar eine Chance auf schnelle Gewinne verheißt, aber andererseits auch ein umso größeres Abwärtsrisiko birgt.
Anleger, die ein höheres Maß an Risiko hinnehmen können, weisen daher in der Regel aktienlastigere Portfolios auf. Eher risikoscheuen Anlegern wird hingegen eine Mischung aus Aktien und Anleihen empfohlen (wobei das Verhältnis dieser beiden Komponenten je nach Ausprägung der Risikoaversion und der persönlichen Umstände variieren kann).
In jedem Falle bleibt es ratsam, auf professionelle Unterstützung zu setzen, insbesondere wenn man auf dem Gebiet des Investierens noch unerfahren ist. Wie Warren Buffett einmal sagte: „Investieren bedeutet, festen Regeln zu folgen. Sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen ist jedoch nichts anderes, als zu wetten.“