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Dezember 19, 2024

Haushalt: Disziplin muss sein, ist aber nicht alles

Für das erfolgreiche private Haushalten sind mehrere Faktoren ausschlaggebend.

Das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen der Haushalte lag laut Eurostat 2018 (Jahr der letzten offiziellen Angaben seitens der EU) in Luxemburg bei 33 332 Euro. Das ist erheblich mehr als der EU-Durchschnitt von 22 689 Euro. Unabhängig von der Einkommenshöhe gilt ein Prinzip: Haushalten erfordert eine gewisse Disziplin. Man sollte sich dabei jedoch nicht allzu starre Regeln auferlegen, um nötigen Spielraum für unvorhergesehene Ausgaben zu haben – alles ist demnach eine Frage der Balance.

Für die erfolgreiche Erstellung eines Familienhaushaltsplans muss man nicht nur in der Lage sein, Fallen zu umgehen, sondern auch auf einige bewährte Praktiken der privaten Finanzorganisation zurückgreifen. Denn es gibt bestimmte Grundsätze, mit denen man das Jahresbudget perfekt unter Kontrolle bringen kann und sozusagen mehr vom eignen Geld hat.

Realistische Einschätzung

Um mehr finanziellen Spielraum zu haben, ist es nicht unbedingt erforderlich, tatsächlich über mehr Geld zu verfügen. Vielmehr sollte man seine Konsumgewohnheiten genauer untersuchen und Ausgaben besser verwalten. Zum Beispiel wirkt es sich positiv auf die Budgetverwaltung aus, wenn regelmäßige Ausgaben geplant und Rechnungen möglichst zeitnah beglichen werden. Auf diese Weise erhält man einen realistischeren Überblick über die eigenen Finanzen.

Statt unzähliger kleiner, monatlicher Kategorien ist es auch sinnvoll, große Jahresbudgets zu definieren, die es einem ermöglichen, zu jedem Zeitpunkt einen vorausschauenden Gesamtüberblick über die eigene Finanzlage zu behalten.

Besonders ratsam ist es zum Beispiel auch, einen Dauerauftrag für Zahlungen vom Girokonto auf ein Konto einzurichten, das speziell für höhere Ausgaben bestimmt ist. Im Laufe der Zeit wird dieses Konto nicht nur zur Finanzierung kostspieliger Renovierungsarbeiten oder der Begleichung unvorhergesehener Rechnungen dienen. Werden zudem zum Beispiel Steuerrückzahlungen oder sonstige Gutschriften auf ein solches Konto überwiesen, lässt sich damit etwa ein außergewöhnlicher Familienurlaub finanzieren oder sogar ein beträchtliches Kapital für ein mögliches Eigenheim ansparen.

Alles schriftlich festhalten! – Dieses Leitmotiv ist in Finanzfragen ein richtiger Ansatz.

Buch führen macht Sinn

Alles schriftlich festhalten! – Dieses Leitmotiv ist in Finanzfragen ein richtiger Ansatz. Wer lieber digitale Anwendungen nutzt, dem stehen eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Wahl. Zum Beispiel die mobilen Applikationen der Banken. Diese verfügen meist über eine Funktion, mit der Ausgaben kategorisiert werden können und die im Falle eines Falles vor der Überschreitung der festgelegten Obergrenze warnt. Immer mehr Finanzinstitute bieten ihren Kunden solche „Budgeting“-Lösungen an. Bei den meisten Angeboten kann man tägliche Bankgeschäfte direkt im Internet ausführen (Kontostände abrufen, Überweisungen tätigen, Bankidentitätsauszüge erstellen, Obergrenzen anpassen usw.) und manche bieten sogar Tools zur täglichen Überwachung und Verwaltung Ihres Budgets an.

Ein Haushaltsplan ist natürlich nur dann von Nutzen, wenn er einen realistischen Überblick über Einkünfte, Ausgaben und das Vermögen der im Haushalt lebenden Personen ermöglicht. Hier sollte man den Rat des Wirtschaftsnobelpreisträgers Richard H. Thaler stets im Hinterkopf behalten: „Haushalte müssen ausreichend flexible Haushaltspläne erstellen und diese regelmäßig überprüfen, um das Geld im besten Interesse der Familie auszugeben“. Dem ist nichts hinzuzufügen.

In sieben Schritten zum Erfolg

Unabhängig davon, ob man alleine oder in einer Familie lebt, über ein hohes oder niedriges Einkommen verfügt, wer sein Kapital optimieren möchte – durch Sparen oder Investieren – muss sein Budget im Auge behalten. Und hier führen sieben Schritte zum Erfolg.

Schritt 1: Ermitteln der Einkommensquellen. Bevor man an Ausgaben denkt, sollten logischerweise zuerst alle Einkünfte erfasst werden (Lohn, Mieteinnahmen, Dividenden, Rente, Sozialleistungen, Arbeitslosengeld usw.).

Schritt 2: Liste der monatlichen Ausgaben erstellen. Hier zählen alle Ausgaben. Dies gilt auch für kleine Beträge, die zum Beispiel am Kaffeeautomaten oder beim Bäcker ausgegeben werden. Auch Kosten, die nur hin und wieder im Jahr anfallen, wie zum Beispiel Beiträge für bestimmte Versicherungen, müssen ausgewiesen werden.

Schritt 3: Sortieren der Ausgaben nach Kategorien. Listen Sie Ausgaben in klar definierte Kategorien auf (Wohnung, Lebensmittel, Transport, Versicherungen, Familie, Gesundheit, Steuern, Freizeit, Geschenke usw.). Die größten Posten im Haushaltsbudget sind erfahrungsgemäß die Wohnung (30%), Verbrauchsgüter, sprich Lebensmittel (20%) und Transportkosten (15%).

Aus Transparenzgründen ist es bei der Budgetaufstellung wesentlich, zwischen festen und variablen Kosten zu unterscheiden.

Schritt 4: Feste und variable Kosten ermitteln. Aus Transparenzgründen ist wesentlich zwischen festen Kosten (Miete und Nebenkosten, Rückzahlung eines Immobilienkredits, Telefon/Internet, Hausrat- und Gebäudeversicherung usw.) und variablen Kosten (Einkäufe, Freizeit, Kraftstoff, Kosten für medizinische Behandlungen, Urlaub usw.) zu unterscheiden. Dies ermöglicht es, unvermeidbare Kosten zu bestimmen und Sparpotenzial zu erkennen. Man sollte in diesem Zusammenhang auch versuchen, einen festen Betrag zu definieren, der im Monat zum Sparen beiseitegelegt wird.

Ziele definieren

Schritt 5: Ziele definieren. Nachdem man sich einen Gesamtüberblick auf die eigenen Finanzen verschafft hat, können nun Konsumgewohnheiten analysiert und gegebenenfalls angepasst werden. In der Regel sorgt dieser Schritt für gewisse Überraschungen was das mögliche Reduzieren von Ausgaben und Einsparungen anbelangt.

Schritt 6: Jahresbudget erstellen. Wer weiß, wie viel Geld er jeden Monat ausgibt, kann einfacher planen und Kurskorrekturen vornehmen. Urlaubskosten, Kosten für neue Autoreifen oder das Budget für Geburtstagsgeschenke für Freunde und Verwandte im Voraus einzukalkulieren macht alles einfacher. Ein Budgetposten für ungeplante Ausgaben (Kosten für medizinische Behandlungen, Autoreparaturen usw.) ist ebenfalls ein wichtiger Schritt, um bösen Überraschungen vorzubeugen.

Schritt 7: Sich ans Budget halten. Dies ist zweifelsohne der schwierigste Schritt. Damit die Planung nicht aus dem Ruder läuft, muss man über seine Finanzen wachen und konsequent darauf achten, das Budget einzuhalten.

Verschiedene Prioritäten

Familienmitglieder und Paare können unterschiedliche Wünsche und finanzielle Prioritäten haben. Doch die Wahl jedes Einzelnen wirkt sich auf das Vermögen der ganzen Familie aus. Dem muss auch beim Aufstellen des Budgets Rechnung getragen werden. Damit die Wünsche der einen sich nicht unerwartet negativ auf die Bedürfnisse oder Wünsche der anderen auswirken, ist es wichtig, zu kommunizieren und die Finanzen offenzulegen. Durch regelmäßige Gespräche ist eine Budgetüberschreitung vorhersehbar und vor allem vermeidbar.

Studien haben ergeben, dass Paare mit einem gemeinsamen Konto das gemeinsame Geld in der Regel eher für wichtige Ausgaben für die Familie verwenden. Die Partner neigen jeweils dazu, weniger Luxusgüter zu konsumieren, da sie das Gesamtvermögen des Haushalts negativ beeinträchtigen können – auch wenn sie dem Einzelnen sicherlich Freude bereiten. Allgemein gilt: Wenn das Budget knapp ist, sind beide Partner gefragt!

Es besteht natürlich die Möglichkeit, die Finanzen des Haushalts mit getrennten Konten zu verwalten. Jeder übernimmt bestimmte Posten der Ausgaben. Ob gerecht verteilt oder nicht, entscheidet jeder für sich selbst. Doch die Einrichtung eines Gemeinschaftskontos ist wahrscheinlich die einfachere Methode. Es hindert niemanden daran, sein persönliches Konto zu behalten und ermöglicht zudem auf transparentere Weise, als Paar ein gemeinsames Sparguthaben zu bilden und gemeinsame Investitionen zu planen.

Das gemeinsame Leben unter einem Dach ist zwangsläufig mit gemeinsamen Ausgaben verbunden.

Paarerfahrungen: Jeder auf seine Art

Da das gemeinsame Leben unter einem Dach zwangsläufig mit gemeinsamen Ausgaben verbunden ist, muss man sich als Paar organisieren. Miete, Einkäufe, Versicherungen, gemeinsames Verreisen, die Schulkosten und dergleichen mehr. Wie geht man vor, ohne auf sein persönliches Bankkonto zu verzichten? Als Beispiel haben wir zwei „fiktive“ Paare unter die Lupe genommen.

Barbara und Guillaume haben beschlossen, ihre persönlichen Bankkonten zu behalten, ohne ein zusätzliches Gemeinschaftskonto zu eröffnen. Jeder verwaltet seine persönlichen Ausgaben für sich. Für sie ist das die beste Art und Weise, Streitigkeiten in Sachen Geld aus dem Wege zu gehen. Wenn einer von beiden sich etwas leisten möchte, kann er das tun. Aber nur dann, wenn er die gemeinsamen Ausgaben bestreiten kann, über die das Paar natürlich einverstanden ist.

Für die gemeinsamen Ausgaben wie Miete, Strom- und Wasserrechnung oder das Trockenfutter für ihren Labrador haben Barbara und Guillaume eine Liste der monatlich wiederkehrenden Kosten erstellt. Da sie kein Gemeinschaftskonto haben, zahlt Guillaume direkt von seinem Konto die Miete, und Barbara trägt auf die gleiche Weise andere Kosten. Die gesamten Kosten sind perfekt durch zwei geteilt. Da sie praktisch das gleiche Gehalt haben, ist die Rechnung einfach. Bei „unvorhergesehenen Kosten“ oder „Freizeitausgaben“, die den gesamten Haushalt betreffen, beispielsweise neue Bremsbeläge für das Auto oder ein Kinoabend, zahlt Guillaume in der Regel die Rechnung. Für ihren Anteil überweist Barbara ihm anschließend einen entsprechenden Betrag auf sein Konto.

Barbara und Guillaume planen ein Haus zu kaufen. Hier stößt ihre Finanzorganisation an ihre Grenzen. Da sie kein Gemeinschaftskonto haben, ist es schon beim Sparen kompliziert. Jeder für sich, das macht es nicht einfacher.

Wir teilen fast alles! Das ist die Einstellung von Jérôme und Marie-France, die zwar ihre eigenen Bankkonten behalten, aber auch ein Gemeinschaftskonto eröffnet haben, um die Finanzführung ihres Haushalts zu vereinfachen. Für sie ist es ganz logisch, dass jeder seine eigenen Hobbies finanziert, zumal sie diese nicht teilen. Jérôme ist passionierter Gleitschirmflieger, während Marie-France nicht schwindelfrei ist und sich für Ölmalerei begeistert. Alle Hobby-Ausgaben begleicht jeder über sein eigenes Konto.

Die Raten für das Haus sowie beispielsweise auch die Internetrechnung oder Einkäufe werden vom Gemeinschaftskonto abgebucht, auf das die beiden per Online-Banking ihren jeweiligen Anteil einzahlen. Wie bei Barbara und Guillaume wurde dieses monatliche Budget vorab erstellt. Hierbei handelt es sich um identifizierbare und wiederkehrende Ausgaben, die sich somit umso leichter automatisieren lassen.

Da Jérôme 30% mehr verdient als seine Lebensgefährtin, aber möchte, dass es gerecht zugeht, beteiligt er sich in Höhe dieser Gehaltsdifferenz stärker an allen gemeinsamen Ausgaben, aber auch an den unvorhergesehenen oder mit Freizeitaktivitäten verbundenen Kosten.