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November 21, 2024

Mit gutem Gewissen in den Energiesektor investieren

  Gesammelt von myLIFE team myINVEST März 21, 2023 913

Der Krieg in der Ukraine hat die globalen Energiemärkte in den Fokus gerückt. Er hat deutlich gemacht, wie sehr die Industrieländer bei der Energieversorgung von politisch und wirtschaftlich weniger stabilen Ländern abhängig sind und welche Kosten sich daraus ergeben können. Die Energiemärkte befanden sich bereits im Umbruch: Regierungen, Unternehmen und Haushalte müssen den Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren oder saubereren Energiequellen bewältigen. Was bedeutet die Energiewende für Anleger?

Die globale Energiewende stand Anfang 2022 im für viele Regierungen im Zentrum. Im Pariser Klimaabkommen, auf das sich die Staats- und Regierungschefs der Welt 2015 einigten, wurde festgelegt, dass der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen ist. Allerdings sind Klimaexperten inzwischen davon überzeugt, dass dieses Ziel, wenn auch zumindest noch technisch möglich, praktisch kaum noch zu erreichen ist. Zahlreiche Länder weltweit haben sich zur Dekarbonisierung verpflichtet. Dies schließt die Elektrifizierung des öffentlichen und privaten Verkehrs, grüne Infrastrukturprojekte und Anreize für erneuerbare Energien ein. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) warnt jedoch, dass es trotz der rechtsverbindlichen Zusagen, die 2015 auf der Klimakonferenz in Paris gemacht wurden, bisher keinen glaubwürdigen Plan zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels gebe.

Europa nimmt bei vielen dieser Initiativen eine Vorreiterrolle ein, wobei dem Finanzsektor eine Schlüsselrolle zukommt. Zur Förderung nachhaltiger und verantwortungsbewusster Investitionen großer institutioneller Anleger wie Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften hat die EU einen Transparenzrahmen geschaffen, der die Finanzmarktteilnehmer sowie langfristig eine Vielzahl von Unternehmen dazu verpflichtet, über die ökologischen und sozialen Auswirkungen ihrer Produkte und Verfahren, ihres Vertriebs und ihrer Lieferketten zu berichten, wobei die grüne EU-Taxonomie, ein Klassifizierungssystem für ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten, als Orientierung dient.

Auswirkungen des Kriegs in Europa

Die Ukraine-Krise hat die Lage verändert. Die europäischen Regierungen haben erkannt, dass die starke Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland eine massive Bedrohung für die europäische Souveränität darstellt. Viele waren gezwungen, sich nach alternativen Energiequellen umzusehen, und einige haben kurzfristig auf andere fossile Brennstoffe zurückgegriffen, wie z. B. Erdgas aus dem Nahen Osten und den USA und sogar Kohle.

Als „bitter, aber … schier notwendig“ bezeichnete Robert Habeck, Co-Vorsitzender der Grünen, deutscher Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, die Entscheidung der deutschen Regierung zur Steigerung der Kohlenutzung aufgrund von Energieengpässen.

Erneuerbare Quellen wie Wind- und Solarenergie sind gemessen an den Kosten zunehmend wettbewerbsfähig gegenüber vielen herkömmlichen Energiequellen.

Längerfristig dürfte die neue Situation dem Ausbau erneuerbarer Energien weiteren Auftrieb geben. Quellen wie Wind- und Solarenergie sind gemessen an den Kosten zunehmend wettbewerbsfähig gegenüber vielen herkömmlichen Energiequellen. Allerdings gibt es nach wie vor Herausforderungen, was die Schwankungen der Energieerzeugung, Infrastruktur und Speicherung betrifft. Wind und Sonnenschein richten sich nicht nach dem Strombedarf.

Regierungen in ganz Europa haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um den Anteil der erneuerbaren Energien am Energiemix zu erhöhen. In Großbritannien hat die Regierung beispielsweise angekündigt, die Offshore-Windkraftkapazität bis zum Ende des Jahrzehnts zu verfünffachen, und für die Solarenergie hat sie sich ebenso ehrgeizige Ziele gesetzt. Die von den Mitgliedstaaten im Mai 2022 beschlossene REPowerEU-Strategie zielt auf eine rasche Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland und eine Beschleunigung des ökologischen Wandels ab.

Effizienz und erneuerbare Energien

Das REPowerEU-Programm beinhaltet zahlreiche langfristige Energieeffizienzmaßnahmen, einschließlich anspruchsvollerer Ziele im Rahmen des Pakets „Fit für 55“ der Rechtsvorschriften zum europäischen Grünen Deal, sowie steuerliche Maßnahmen zur Förderung von Energieeinsparungen. Es soll auch die Einführung erneuerbarer Energien über Initiativen in den Bereichen Stromerzeugung, Industrie, Gebäude und Verkehr vorantreiben. Ein Beispiel ist eine spezielle Solarstrategie der EU zur Verdopplung der Photovoltaik-Leistung bis 2025 und zur Installation von 600 GW an Solarstromkapazitäten bis 2030.

Inzwischen gibt es zahlreiche etablierte Anlagemöglichkeiten im Bereich der erneuerbaren Energien, einschließlich der Entwicklung von Infrastrukturen, wobei die Renditen der Anleger auf einer Kombination aus Subventionen, Energiepreisen und dem Wert der zugrunde liegenden Vermögenswerte basieren.

Inzwischen gibt es zahlreiche etablierte Anlagemöglichkeiten im Bereich der erneuerbaren Energien.

Solche Projekte bieten oft einen zuverlässigen inflationsgeschützten Einkommensstrom mit einem gewissen Kapitalzuwachs, vergleichbar mit den Renditen von Gewerbeimmobilien oder anderen Infrastrukturanlagen. Man kann auch Kapitalbeteiligungen an Unternehmen eingehen, die Anlagen für erneuerbare Energien herstellen, wie Windturbinen und Solarmodule. Die Batteriespeicherung ist ein weiterer vielversprechender Bereich, da die Länder nach Möglichkeiten suchen, die Schwankungen der erneuerbaren Energiequellen auszugleichen.

Anleger, die sich auf Bereiche mit höherem Wachstumspotenzial konzentrieren möchten, können Technologien in Erwägung ziehen, die sich in einem früheren Stadium befinden, wie etwa Wasserstoff. Die EU legte 2020 eine Strategie für die verstärkte Nutzung von Wasserstoff im Rahmen des europäischen Grünen Deals vor. Sie hat inzwischen ein Konzept für die Beschleunigung des Ausbaus der Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff als Kraftstoff erarbeitet, dessen einziges Nebenprodukt Wasser ist. Dabei handelt es sich um eine vielversprechende Technologie, die sich noch in einem frühen Stadium der Einführung befindet, aber für die Dekarbonisierung kohlenstoffintensiver Industrien sowie eines Teils des Schwerlastverkehrs in Betracht gezogen wird.

Chancen bei Infrastrukturinvestitionen

Die Energieinfrastruktur muss ebenfalls angepasst werden. Da sich die Energiequellen ändern, müssen neue Verbindungen und Netze geschaffen werden. Der Anschluss von erneuerbaren Energien an das Stromnetz schafft auch Investitionsmöglichkeiten, beispielsweise bei den Betreibern von Übertragungsnetzen.

Auch für Unternehmen, die neuartige Stromkabel und -anlagen entwickeln, eröffnen sich neue Märkte. Die Länge der Stromleitungen und die Anzahl der Transformatoren müssen bis 2050 mehr als verdoppelt werden, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu ermöglichen.

Die Elektrifizierung der Verkehrssysteme wird ebenfalls neue Produkte und Verfahren hervorbringen. Der im Herbst 2022 vom US-Kongress verabschiedete Inflation Reduction Act sieht Förderungen in Höhe von 12,5 Milliarden US-Dollar für Elektrofahrzeuge vor und schafft damit Anreize für den Kauf emissionsfreier Neu- und Gebrauchtfahrzeuge. Die Verbreitung von Elektroautos hat sich bereits beschleunigt, was zum Teil auf die steigenden Preise für Benzin und Diesel zurückzuführen ist. Darüber hinaus treiben die Regierungen den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge voran.

Organismen für gemeinsame Anlagen

Die Rolle fossiler Brennstoffe bleibt umstritten. Der Krieg in der Ukraine hat die anhaltende Abhängigkeit Europas von fossilen Brennstoffen deutlich gemacht; mehr als 20% des europäischen Energiebedarfs werden nach wie vor durch Gas gedeckt – trotz der verbreiteten Bemühungen zur Senkung des Verbrauchs. Der Übergang zu erneuerbaren Energien wird nicht von heute auf morgen erfolgen. Doch einige Energiekonzerne beginnen, sich abzusichern, indem sie in großem Stil in erneuerbare Energien investieren. BP beispielsweise tätigt umfangreiche Investitionen in die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Großbritannien.

Privatpersonen, die von den Chancen profitieren möchten, die sich aus der Energiewende ergeben, steht ein breites Angebot an Sammelanlagen zur Verfügung: von Aktien-ETFs mit Spezialisierung auf saubere Energien bis hin zu aktiven Fonds, die versuchen, die Gewinner der Energiewende zu identifizieren. Vermögensverwalter können sich entweder ausschließlich auf Unternehmen konzentrieren, die einen direkten Einfluss auf die Reduzierung der CO2-Emissionen haben, oder versuchen, die Energiewende voranzutreiben, indem sie sich bei Unternehmen engagieren, die ihre CO2-Bilanz verbessern und auf nachhaltige Produktions- und Geschäftsmodelle setzen wollen.

Investitionen, die darauf abzielen, von diesem strukturellen Wachstumstrend zu profitieren, lassen sich in jede langfristige Anlagestrategie integrieren.

In jedem Fall eröffnet die Energiewende umweltbewussten Anlegern zahlreiche Möglichkeiten, ihre ethischen und politischen Grundsätze in ihren Portfolios zum Ausdruck zu bringen. Investitionen, die darauf abzielen, von diesem strukturellen Wachstumstrend zu profitieren, lassen sich in jede langfristige Anlagestrategie integrieren.