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März 28, 2024

„Sully“ oder die Kunst der Entscheidungsfindung

Bevor man eine Entscheidung trifft, ist es wichtig, sich zu informieren, verschiedene Möglichkeiten zu vergleichen und zu sorgfältig abzuwägen. Jedoch sollte dieser Prozess nicht zur Belastung werden und Ihre Entscheidung übermäßig verzögern oder gar unmöglich machen. In manchen Situationen ist es besser, sich für eine zufriedenstellende Option zu entscheiden und zu handeln, als untätig zu bleiben, weil die perfekte Lösung nicht zu finden ist. Die Geschichte von Kapitän Sully veranschaulicht dies auf eindrucksvolle Weise.

Haben Sie den Film „Sully“ von 2016 mit Tom Hanks gesehen? Er basiert auf einer wahren Begebenheit, die zu einem großen Medienereignis wurde, und liefert ein gutes Beispiel für die Effizienz von Entscheidungen nach der sogenannten „Take-the-best-Heuristik“.

Eine erfolgreiche Wasserlandung

Es ist der 15. Januar im Jahr 2009. Der US-Airways-Flug 1549 kollidiert kurz nach seinem Start vom New Yorker Flughafen LaGuardia mit einem Schwarm von Kanadagänsen. Aufgrund der Größe des Schwarms fallen nach dem Zusammenprall beide Triebwerke des Flugzeugs gleichzeitig aus. Als er den schweren Schaden an seiner Maschine realisiert, setzt der Flugkapitän Chesley Sullenberger, genannt „Sully“, sofort einen Notruf an die Flugsicherung ab. Diese schlägt ihm vor, wieder auf der Bahn 13 des LaGuardia zu landen.

Sully ordnet die Situation blitzschnell und intuitiv ein. Er kommt zu dem Schluss, dass eine Landung auf dem Hudson River wahrscheinlich seine einzig mögliche Option ist. Er antwortete der Flugsicherung, dass er nicht in der Lage sei, umzukehren, und dass er möglicherweise eine Wasserlandung auf dem Hudson River versuchen müsse.

Da der zuständige Fluglotse den Ernst der Lage nicht begreift, sucht er weiter nach einer besseren Lösung und schlägt Sully vor, in unmittelbarer Nähe am Flughafen Teterboro zu landen. Er lässt sogar die Landebahnen räumen, um dies zu ermöglichen. Konzentriert auf die Lösung, die er im Sinn hat, antwortet der Kapitän jedoch, dass er die Landung nicht schaffe. Dem Fluglotsen ist immer noch nicht klar, dass Sully seine Entscheidung bereits getroffen hat, und er fragt ihn nach der gewünschten Landebahn am Flughafen Teterboro. Sully antwortet prompt: „Wir werden im Hudson sein.“

Der Fluglotse ist verzweifelt über die Reaktion des Flugkapitäns und bietet noch eine weitere Landemöglichkeit an: den Newark Liberty International Airport, der nur wenige Kilometer entfernt liegt. Für Kapitän Sullenberger ist die Entscheidung zu diesem Zeitpunkt längst gefallen und er konzentriert sich nun nur noch auf die Vorbereitung einer Notwasserung auf dem eiskalten Hudson River.

In einem Manöver, das Piloten auf der ganzen Welt heute bewundern, setzte das Flugzeug kurze Zeit später auf der Oberfläche des Hudson River auf, drehte sich leicht nach links und kam schließlich auf dem Wasser zum Stillstand. Geistesgegenwärtig leitete der Kapitän sofort die Evakuierung der Fluggäste aus dem sinkenden Flugzeug ein.

Über die spektakuläre Notlandung wurde damals überall berichtet. Man erinnert sich noch heute an die Bilder von den Passagieren, die auf den Notrutschen des Flugzeugs auf Rettung warteten. Die Geschichte hatte ein wahres Happy End: Alle Menschen an Bord überlebten. Das Flugzeug musste allerdings als Totalschaden abgeschrieben werden.

Hat Sully die richtige Entscheidung getroffen?

Was denken Sie über die Entscheidung von Kapitän Sully? Auch wenn am Ende alles gut ausging: War die Notlandung auf dem Fluss wirklich die beste Option? Piloten trainieren Wasserlandungen zwar, aber erfolgreiche Manöver dieser Art sind äußerst selten. War die Entscheidung richtig oder hatte Sully, obwohl er ein sehr talentierter Pilot war, einfach nur Glück?

Fest steht: In einer äußerst heiklen Situation, die eine sofortige Entscheidung erforderte, wählte Sully die in seinen Augen beste Option.

Wir werden wohl nie mit Sicherheit sagen können, ob Sullys Landung auf dem Hudson River die bestmögliche Entscheidung war. Fest steht jedoch: In einer äußerst heiklen Situation, die eine sofortige Entscheidung mit möglicherweise dramatischen Folgen erforderte, wählte Sully die in seinen Augen beste Option. Er traf seine Entscheidung, ohne vorher abzuwägen, ob er mit seinem Manöver Erfolg haben würde. Auf diese Weise rettete er alle Passagiere, die Besatzungsmitglieder und nicht zuletzt sich selbst.

Glauben Sie, dass Kapitän Sully dank außergewöhnlicher Fähigkeiten innerhalb von Minuten alle möglichen Optionen berechnen konnte, um dann die beste zu wählen? Nein. Innerhalb der drei entscheidenden Flugminuten, die ihm zur Verfügung standen, versuchte der Flugkapitän natürlich nicht durch den Vergleich aller möglichen Optionen zu einer perfekten Entscheidung zu gelangen. Stattdessen hielt er sich an die erste Lösung, die ihm unter diesen extrem schwierigen Umständen akzeptabel erschien, und konzentrierte sich ausschließlich auf deren Umsetzung.

War seine Entscheidung rational? Nicht wirklich – und mit Sicherheit nicht aus der Perspektive des Fluglotsen, der sich so sehr um andere Optionen bemühte. Auch aus Sicht der Justiz war es keine rationale Entscheidung: Sully musste seine Entscheidung in einem medienwirksamen Prozess ausführlich begründen.

Bewusste Gelassenheit für mehr Handlungseffizienz

Der Flugkapitän erklärte im Nachhinein, dass er vor allem deshalb bei seiner Entscheidung für die Wasserlandung geblieben war, weil es ihm unmöglich erschien, die Sinkgeschwindigkeit der Maschine und die potenziellen Erfolgsquoten für alle anderen Optionen in weniger als drei Minuten zu berechnen. Die Lage war beispiellos, sodass er sich nicht blind auf seine Intuition verlassen konnte.

Stattdessen kam er durch analytisches Denken zu dem Schluss, dass er die beste Handlungsoption nicht rational ermitteln konnte. Durch die Fokussierung auf eine einzige Option, die er als zufriedenstellend empfand, konnte er sich selbst in einen Zustand bewusster Gelassenheit versetzen. In diesem Zustand erhält das Gehirn den nötigen Spielraum, um einen Geistesblitz zu erzeugen und kreativ mit der unerwarteten Situation umzugehen. Und was ist effiziente Entscheidungsfindung anderes als die Fähigkeit, eine Herausforderung durch das eigene Handeln zufriedenstellend zu bewältigen?

Die Eingrenzung der verfügbaren Optionen ist immer dann entscheidend, wenn das Ziel Effizienz und nicht Perfektion lautet.

Diese Methode ist weit entfernt von einem rein rationalen und analytischen Denken, das nach perfekten Entscheidungen um jeden Preis strebt. Sie wird jedoch bevorzugt von militärischen Befehlshabern im Kampfgeschehen und auch von Verantwortlichen in anderen Berufen angewendet, bei denen die Qualität der Entscheidungsfindung den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten kann. Die Eingrenzung der verfügbaren Optionen ist immer dann entscheidend, wenn das Ziel Effizienz und nicht Perfektion lautet.

Algorithmen und Tools wie Vergleichsrechner helfen bei der Entscheidungsfindung, jedoch kann keine Technologie die menschliche Fähigkeit ersetzen, strategisch zu denken und eine Wahl zu treffen. In manchen Situationen ist es besser, sich mit einer guten Entscheidung zufriedenzugeben, als durch die Suche nach einer vermeintlich perfekten Lösung handlungsunfähig zu werden. Die Geschichte von Kapitän Sully belegt dies auf eindrucksvolle Weise.