Übertragung: Wenn es um Emotionen geht
Familienunternehmen werden oft an die folgende Generation übertragen. Doch auch ein solcher Vorgang muss geplant werden. Der vielleicht bedeutendste Faktor während des gesamten Prozesses ist ein offener Dialog, um die Familienmitglieder stets auf dem Laufenden zu halten, damit diese eingebunden werden und die längerfristigen Pläne eingehend hinterfragen können.
Übernahmen in der Familie sind meist nicht frei von Emotionen. Eltern haben sich möglicherweise eine klare Meinung über die Talenten jedes ihrer Kinder gebildet, ebenso was deren Eignung zur Führung des Familienunternehmens angeht. Diese Sichtweise muss nicht unbedingt deckungsgleich mit den eigenen Zielen und Ambitionen der Kinder sein. Das kann zu Problemen führen.
Absichten offenlegen
Wie dem auch sei: Am besten sollte jeder ehrlich seinen Standpunkt äußern und seine Absichten offenlegen. So ist es leichter, gemeinsam zu entscheiden, ob es sinnvoll ist, die Nachfolge familienintern zu regeln, oder ob vielleicht Außenstehende mit ins Boot geholt werden sollten. Eine familieninterne Nachfolge könnte zwar für ein hohes Maß an Vertrauen und Loyalität sorgen, das Außenstehende nur schwer erreichen können, jedoch kann dieser Ansatz den Kreis der geeigneten Kandidaten in manchen Fällen deutlich einschränken.
Das Eigentum an einem Unternehmen und dessen Leitung gehören für einen Unternehmer zusammen, doch das muss nicht für immer so bleiben.
Das Eigentum an einem Unternehmen und dessen Leitung gehören für einen Unternehmer zusammen, doch das muss nicht für immer so bleiben. Es ist durchaus sinnvoll, während des langfristigen Planungsprozesses die Leitung des Unternehmens und den wirtschaftlichen Ertrag daraus getrennt voneinander zu betrachten.
Bevor über die Nachfolge beraten wird, sollte sichergestellt werden, dass die Geschäftsbücher für die letzten drei bis fünf Jahre verfügbar sind und denen zur Verfügung stehen, die künftig in die Führung des Unternehmen eingebunden werden sollen. Gleiches gilt für Zukunftsprognosen und -planungen. Hochwertige Budgetpläne und Prognosen erleichtern die reibungslose Übergabe an den Nachfolger.
Auch die steuerlichen Auswirkungen der Übertragung des Unternehmens sind von nicht unwesentlicher Bedeutung – insbesondere an die Aspekte der Erbschaftsteuer sollten alle Beteiligten unbedingt denken. Nach einer gängigen Faustregel haben 70% aller wohlhabenden Familien ihr Vermögen in der zweiten und 90% in der dritten Generation verloren, so die US-Vermögensberatungsgesellschaft Williams Group.
Das sei, so heißt es, darauf zurückzuführen, dass die nachfolgenden Generationen oft nicht den gleichen Antrieb und die gleiche Disziplin besitzen wie ihre Vorgänger; doch auch die Erbschaftsteuer spielt dabei ganz sicher eine Rolle. In vielen Ländern gelten Ausnahmeregelungen für Familienbetriebe. Man sollte sich aber unbedingt beraten lassen, um sicherzustellen, dass das Unternehmen richtig strukturiert ist, um davon zu profitieren.
Ein Scheidungsfall kann auch eine höchst sorgfältig geplante Nachfolgeregelung hinfällig machen.
Thema Scheidung
Ein weiterer Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt, ist das Thema Scheidung. Ein Scheidungsfall kann auch eine höchst sorgfältig geplante Nachfolgeregelung hinfällig machen. Muss ein Anteilseigner seine Beteiligung im Rahmen einer Scheidungsvereinbarung ganz oder teilweise abtreten, besteht die Gefahr, dass potenziell feindselige Anteilseigner Teil der Eigentümerstruktur werden. Problematisch kann das sein, wenn diese Teilhaber nicht für die die langfristigen Interessen des Unternehmens stehen und/oder nicht von Bedeutung sind.
Es ist allgemein empfehlenswert, einen Wirtschaftsanwalt oder Notar, den eigenen Bankberater oder Wirtschaftsprüfer zur Beratung bei der Übernahmeplanung hinzuzuziehen. Möglicherweise kann ein solcher Vermittler auch den Kontakt zu den Familienmitgliedern begleiten.
Ein Ratschlag zum Schluss: Man soll auch im internen Prozess stets auf Vertraulichkeit und Diskretion pochen. Der Prozess der Unternehmensübertragung ist bereits langwierig und kompliziert genug. Zusätzliche Störungen durch das Durchsickern unvollständiger oder verzerrter Informationen sind absolut kontraproduktiv.
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