Unternehmen und ihre sozialen Auswirkungen
Unternehmen, die ihrer sozialen Verantwortung nicht nachkommen, sind heute verstärkt Reputationsrisiken ausgesetzt. In einem Zeitalter, in dem wir alle konstant elektronisch verbunden sind, können Unternehmen, die ihre Mitarbeiter schlecht behandeln oder Lieferanten ausbeuten, die in Bezug auf ihre Umweltbilanz oder ihren CO2-Fußabdruck nachlässig oder gleichgültig sind oder die nicht ehrlich und transparent nach außen kommunizieren, von den Aufsichtsbehörden überprüft werden und eine Rufschädigung erleiden. Dies wiederum kann Finanzierungen erschweren oder dazu führen, dass Kunden fernbleiben. Wie sieht ein verantwortungsvolles und rechenschaftspflichtiges Unternehmen in einem Umfeld aus, in dem verstärkt externe Kontrollen durchgeführt werden?
Jedes Unternehmen hat eine Vielzahl von Interessensgruppen, darunter Aktionäre, aber auch Lieferanten, Vertriebsunternehmen und andere Geschäftspartner, Arbeitskräfte sowie die breitere Gemeinschaft in den Orten und Ländern, in denen es tätig ist. Im Rahmen der sozialen Verantwortung ist es wichtig, keine dieser Beziehungen zu vernachlässigen und sich um ein ausgewogenes Verhältnis zu bemühen. Die Renditen der Anleger dürfen nicht zulasten des Arbeitnehmerwohls oder des Umweltschutzes gehen.
Auf lange Sicht laufen die Interessen der verschiedenen Interessensgruppen immer mehr zusammen. Unternehmen mit einer schlechten Umweltbilanz könnten die von ihnen verursachten Schäden teuer zu stehen kommen. Gleichzeitig müssen sie möglicherweise höhere Finanzierungskosten tragen, da die Banken ihr eigenes Haftungs- und Reputationsrisiko im Blick haben. Wer seine Lieferketten nicht effizient verwaltet, kann außerdem einen Imageschaden erleiden, der sich wiederum auf den Aktienkurs und den Markenwert auswirken kann.
Neue Gesetze erhöhen den Druck des Marktes auf die Unternehmen, die nun offenlegen müssen, wie sie auf ökologische, soziale und die Unternehmensführung betreffende Aspekte reagieren. Die im Januar 2023 in Kraft getretene Richtlinie der Europäischen Union über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen schreibt eine solche Berichterstattung für alle großen Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeitern vor. Diese Regelung soll bald auch auf große Unternehmen mit weniger Mitarbeitern sowie börsennotierte KMU ausgeweitet werden.
Ein Unternehmen muss seine Beziehungen und Abläufe in vier Hauptbereichen effizient verwalten: Mitarbeiter, Umwelt, lokale oder breitere Gemeinschaft und externe Gegenparteien.
Ein Unternehmen muss seine Beziehungen und Abläufe in vier Hauptbereichen effizient verwalten: Mitarbeiter, Umwelt, lokale oder breitere Gemeinschaft und externe Gegenparteien einschließlich Lieferanten, Anlegern und Kunden.
Veränderung der Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung
Für viele Unternehmen war es ein schwieriger Übergang: Während Loyalität früher als selbstverständlich angesehen wurde, muss sie heute verdient werden. Das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern hat sich aufgrund eines stärker umkämpften Arbeitsmarkts und höherer Erwartungen an die Arbeitsplatzzufriedenheit verändert. Unternehmen müssen zunehmend darüber nachdenken, wie sie eine loyale und produktive Belegschaft fördern können, und dabei Kreativität walten lassen.
Unternehmen sind sich heute zunehmend darüber bewusst, dass sie ein angenehmes Arbeitsumfeld für ihre Mitarbeiter schaffen müssen, da sie inzwischen mit der Telearbeit samt ihren Annehmlichkeiten konkurrieren müssen. Es setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass Arbeitnehmer wohl kaum glücklich und zufrieden sind, wenn sie in unpersönlichen Großraumbüros arbeiten, jeden Morgen um Parkplätze kämpfen oder mit überfüllten Verkehrsmitteln stressige Fahrten zur Arbeit zurücklegen müssen. Innovative Unternehmen haben beispielsweise mit Duschen vor Ort Maßnahmen eingeführt, um ihre Mitarbeiter zu ermutigen, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Beliebt sind auch flexible Arbeitszeiten, da dadurch überfüllte öffentliche Verkehrsmittel während der Hauptverkehrszeit vermieden werden können.
Diese Unternehmen wissen auch, dass natürliches Licht, Pflanzen oder eine gut durchdachte Akustik wichtig für das Wohlbefinden sind. So stellen sie etwa Entspannungsräume bereit, in denen Mitarbeiter ungestört arbeiten oder nachdenken können, und richten gleichzeitig Collaboration Spaces ein, in denen in entspannter Umgebung zusammengearbeitet werden kann. Ein gut durchdachtes Arbeitsumfeld kann das Wohlbefinden der Mitarbeiter und damit auch die Produktivität erheblich verbessern.
Ein gut durchdachtes Arbeitsumfeld kann das Wohlbefinden der Mitarbeiter und damit auch die Produktivität erheblich verbessern.
Unterstützende Strukturen sind ebenfalls wichtig. Nahezu alle Arbeitnehmer haben irgendwann einmal mit Problemen zu kämpfen, seien es eine Trennung oder ein Trauerfall, gesundheitliche Beeinträchtigungen oder andere Sorgen privater Natur. Strukturen zu bieten, die die Mitarbeiter beim Umgang mit solchen Problemen unterstützen, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Gleichzeitig können sie ein überzeugendes Instrument darstellen, um Loyalität zu schaffen – nicht nur bei den betroffenen Personen, sondern bei der Belegschaft insgesamt.
Für berufstätige Eltern kann die Kinderbetreuung ein ausschlaggebender Faktor sein, der bestimmt, wie gut ihre Arbeit mit anderen Aspekten ihres Lebens vereinbar ist. Wer Arbeitnehmern ausreichend Flexibilität bietet, um die Kinderbetreuung neben der Arbeit zu organisieren, wird wahrscheinlich auch die langfristige Produktivität steigern und dafür sorgen, dass wertvolle Mitarbeiter und unersetzliche Kompetenzen erhalten bleiben.
Verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt
Ein schlechtes Management von Umweltrisiken führt heute zu erheblichen finanziellen Kosten und einem schlechten Ruf. Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen, von der Automobilherstellung bis hin zur Wasseraufbereitung und -verteilung, werden aufgrund von Umweltvergehen mit hohen Geldstrafen und anderen regulatorischen Sanktionen belegt. Darüber hinaus müssen sie ein angeschlagenes Image auf dem Markt und eine geringere Marktbewertung hinnehmen. Ökologische Verantwortung ist auch ein wichtiger Faktor bei der Mitarbeitergewinnung: Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass 86% der Millennials eine Gehaltskürzung in Kauf nehmen würden, um für ein Unternehmen zu arbeiten, das ihre Wertvorstellungen teilt.
Die Steuerung und Verringerung von Treibhausgasemissionen kann bedeuten, sich nach Alternativen zu Geschäftsreisen umzusehen, interne Recyclingprogramme einzuführen, Abfallreduzierung anzustreben und möglicherweise Kreislaufwirtschaftsmodelle zu entwickeln. Die richtigen Büroräumlichkeiten sind ebenfalls von Bedeutung. Gebäude sind für 39% der weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen verantwortlich, wobei 28% auf betriebsbedingte Emissionen entfallen, die durch Heizung, Kühlung und Stromerzeugung verursacht werden, und die restlichen 11% auf Materialien und Bauprozesse.
Von Unternehmen wird zunehmend verlangt, Einfluss auf die Umweltfaktoren in ihrer Lieferkette zu nehmen, insbesondere wenn sie gesetzlich verpflichtet sind, die sogenannten indirekten Scope 3-Emissionen aus ihren Wertschöpfungsketten sowie aus dem Vertrieb und der Verwendung ihrer Produkte zu messen und darüber Bericht zu erstatten.
Unternehmen innerhalb der Gemeinschaft
Unternehmen können einen bedeutenden Einfluss auf die Gemeinschaft in ihrem näheren Umfeld haben. Sie können Arbeitsplätze und Anreize für weitere Wirtschaftsaktivitäten schaffen, wodurch wiederum eine Nachfrage nach lokaler Infrastruktur und Dienstleistungen entsteht. Diese gegenseitige Abhängigkeit mit Bedacht zu steuern, ist für harmonische lokale Beziehungen wichtig.
Arbeitnehmer erwarten von Unternehmen zunehmend, dass sie ihnen Möglichkeiten bieten, sich für die Gemeinschaft einzusetzen. In der Folge ist die Anzahl der Freiwilligentage gestiegen.
Arbeitnehmer erwarten von Unternehmen zunehmend, dass sie ihnen Möglichkeiten bieten, sich für die Gemeinschaft einzusetzen. In der Folge ist die Anzahl der Freiwilligentage gestiegen. Unternehmen können sich auch direkt an lokalen Initiativen beteiligen und Wohltätigkeitsorganisationen, Sportmannschaften und Bildungseinrichtungen sponsern oder Probearbeitstage sowie Schulungen für Ortsansässige anbieten.
Sie müssen auch die Bedenken der Gemeinschaften in Bezug auf Expansionsvorhaben, Umweltprobleme oder andere Beeinträchtigungen verstehen und darauf eingehen. Motivierte lokale Organisationen können vieles bewegen, im Guten wie im Schlechten.
Faire Behandlung von Lieferanten und Kunden
Vor einigen Jahren machte die Corona-Pandemie die Anfälligkeit vieler Lieferketten deutlich. Betroffen waren besonders Modelle, die auf dem Just-in-Time-Prinzip basieren oder sich auf die kostengünstigsten Lieferanten konzentrieren – oftmals zulasten der Vorhersehbarkeit und Langlebigkeit der Versorgung. Zu Beginn der Pandemie, als viele Länder ihre Grenzen ganz oder teilweise schlossen, hatten einige Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten, die zur Deckung der Nachfrage benötigten Vorprodukte zu beschaffen.
Selbst als die Beschränkungen aufgehoben wurden, kam es zu neuen Engpässen. So waren Schiffscontainer oder Seefrachtkapazitäten etwa aus geografischen Gründen Mangelware, was nicht nur zu Lieferunterbrechungen, sondern auch zu einem Preisanstieg bei stark nachgefragten Produkten führte. Inzwischen herrscht größtenteils Einigkeit darüber, dass die unternehmerische Verantwortung über die eigene Geschäftstätigkeit hinausgeht. Dies hat nicht zuletzt zu der Erkenntnis geführt, dass eine aggressive Preispolitik allein die Zusammenarbeit mit Lieferanten, die ihre eigenen Arbeitskräfte unfair behandeln oder sie Unfall- oder Gesundheitsrisiken aussetzen, nicht länger rechtfertigt.
Daher haben sich viele Unternehmen in den vergangenen Jahren bemüht, ihre Lieferketten planbarer und widerstandsfähiger zu gestalten. Dafür legen sie beispielsweise mehr Wert auf vertrauensvolle und respektvolle Beziehungen zu ihren Lieferanten und achten auf eine faire Behandlung, wozu auch die Vermeidung von Preisabsprachen und Zahlungsverzögerungen zählen. Außerdem lautet ihr Motto nicht länger, dass der billigste Preis immer der beste ist, denn sie haben erkannt, dass ihr eigener Ruf durch das Verhalten eines Lieferanten Schaden nehmen kann.
Wer all diese Beziehungen auf verantwortungsvolle Weise pflegt, pflegt mit ziemlicher Sicherheit auch seine Kundenbeziehungen entsprechend. Verbraucher erkennen sehr gut, wenn das Verhalten eines Unternehmens nicht seinen selbst erklärten Werten entspricht. Wenn es an Transparenz mangelt, überhöhte Preise verlangt werden oder die Verbraucher manipuliert werden sollen, bleibt dies keineswegs unbemerkt. Gute Unternehmen kommunizieren offen und ehrlich mit ihren Kunden.
Natürlich wird es weiterhin Unternehmen geben, die hoffen, mit der schlechten Behandlung ihrer Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter davonzukommen, doch langfristig wird diese Strategie wohl kaum aufgehen. Außerdem erkennen die Unternehmen allmählich, dass regelmäßige Konflikte mit externen Interessensgruppen die Manager und Mitarbeiter von der Arbeit abhalten, was nicht nur unangenehm, sondern zumeist auch unrentabel ist. Da ist es für das Geschäft doch besser und letztlich einfacher, ein guter Unternehmensbürger zu sein.
Unternehmen mit einer schlechten Umweltbilanz könnten die von ihnen verursachten Schäden teuer zu stehen kommen. Gleichzeitig müssen sie möglicherweise höhere Finanzierungskosten tragen, da die Banken ihr eigenes Reputationsrisiko im Blick haben, und auch Kunden oder Jobsuchende könnten ihnen den Rücken kehren.