Wie läuft die Aufnahme der Geschäftsbeziehung mit einer Bank ab?
Kunde einer neuen Bank zu werden, bedeutet mehr als nur die Eröffnung eines Bankkontos. Es ist auch eine Gelegenheit, ein langfristiges Vertrauensverhältnis für die Planung und Umsetzung eigener Projekte aufzubauen. Die ersten Kontakte bei der Aufnahme der Geschäftsbeziehung sind entscheidend, um eine Grundlage für dieses Verhältnis zu schaffen. Diese Phase wird auch als „Onboarding“ bezeichnet.
Was ist „Onboarding“?
„Onboarding“ bezeichnet den Prozess zur Aufnahme der Geschäftsbeziehung zwischen einer Bank und einem neuen Kunden. Es handelt sich dabei um die Phase, in der die beiden Seiten einander kennenlernen. In diesem Zusammenhang wird die Bank überprüfen, ob Sie bestimmten Kriterien im Hinblick auf gesetzliche Vorgaben und die von der Bank verfolgte Risikopolitik entsprechen. So stellt sie sicher, dass eine Geschäftsbeziehung mit Ihnen möglich ist. Die Bank wird Sie zu diesem Zweck um Informationen bitten, anhand derer Sie identifiziert werden können und die belegen, dass Sie die notwendigen Voraussetzungen erfüllen, um die von ihr angebotenen Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.
Sie als potenzieller Kunde können in dieser Phase derweil herausfinden, ob die Leistungen der Bank Ihren Erwartungen gerecht werden. Der anfängliche Austausch bietet Ihnen eine gute Gelegenheit, sich über die verfügbaren Produkte und den Umfang der angebotenen Betreuung zu informieren, um sicherzustellen, dass sie Ihren Bedürfnissen entsprechen.
Welche Schritte gehören zur Aufnahme einer Geschäftsbeziehung?
Nachdem Sie sich mit dem Markt vertraut gemacht und die Angebote verschiedener Banken miteinander verglichen haben, können Sie mit der Onboarding-Phase beginnen.
> Die Kontaktaufnahme
Je nach Finanzinstitut kann die Kontaktaufnahme in einer Zweigstelle, über ein Online-Formular für einen Kontoeröffnungsantrag oder über eine vollständig digitale App erfolgen. Einige Banken bieten zu diesem Zweck auch Gespräche per Videokonferenz an.
> Nachweise
Die Bank wird bestimmte Nachweise von Ihnen verlangen, um mehr über Ihre persönliche und berufliche Situation zu erfahren. Dabei können je nach Bank unterschiedliche Dokumente angefordert werden. Es gibt hierzu keine offizielle Liste, doch zu den gängigsten Anforderungen zählen unter anderem ein Ausweisdokument, ein Nachweis des Wohnsitzes, ein Nachweis der beruflichen Situation (Arbeitsvertrag, Gehaltsabrechnungen, Rentenbescheid usw.), ein Nachweis über die Herkunft der Mittel und die Steueridentifikationsnummer (TIN).
> Konformitätsprüfungen
Anschließend führt die Bank eine Reihe von Konformitätsprüfungen durch, um sicherzustellen, dass die von Ihnen angegebenen Informationen zutreffend sind. Sie kann Ihnen dabei auch zusätzliche Fragen stellen, um die Schlüssigkeit der bereitgestellten Daten zu überprüfen.
Falls die Aufnahme der Geschäftsbeziehung mit der Bank vollständig digital abläuft (zertifizierte Identifizierung, elektronische Signatur usw.), können alle Schritte bis hin zur Kontoeröffnung online durchgeführt werden, ohne dass ein Treffen mit einem Kundenbetreuer erforderlich ist.
> Austausch mit Ihrer Bank
Wenn Ihr Antrag genehmigt wird, können Sie danach einen Termin mit Ihrem Kundenbetreuer vereinbaren, um Ihr Bankkonto zu eröffnen und die damit verbundenen Dokumente zu unterschreiben. Dies ist die passende Gelegenheit, um das von Ihnen gewählte Angebot zu besprechen (Art der Bankkarte, Limits für Überweisungen und Abhebungen usw.), aber auch, um Ihre finanzielle Situation insgesamt zu betrachten.
Wenn Ihre Bedürfnisse über die tägliche Verwaltung Ihrer Finanzen hinausgehen, empfehlen wir Ihnen, sich gut auf diesen Termin vorzubereiten. Je klarer Sie Ihre Erwartungen formulieren, desto besser kann Ihr Kundenbetreuer Sie unterstützen. Sie können ihm alle Ihre Fragen stellen und Ihre finanziellen Ziele mit ihm besprechen. Er kann Sie zu verschiedenen Vorhaben beraten – beispielsweise zum Kauf einer Immobilie, zur Finanzierung der Ausbildung Ihrer Kinder, zur Vorbereitung auf Ihren Ruhestand oder zur Organisation Ihres Nachlasses – und Sie auf die Lösungen hinweisen, die für Ihre persönliche Situation am besten geeignet sind.
Gut zu wissen: Falls die Aufnahme der Geschäftsbeziehung mit der Bank vollständig digital abläuft (zertifizierte Identifizierung, elektronische Signatur usw.), können alle Schritte bis hin zur Kontoeröffnung online durchgeführt werden, ohne dass ein Treffen mit einem Kundenbetreuer erforderlich ist.
Die Digitalisierung des Onboarding-Prozesses
Der Onboarding-Prozess hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Früher war es unumgänglich, eine Zweigstelle der jeweiligen Bank aufzusuchen, um ein Bankkonto zu eröffnen. Die Datenerhebung und die Konformitätsprüfungen wurden manuell durchgeführt, was sehr zeitaufwendig sein konnte. Mittlerweile ist der Prozess digitalisiert und das gesamte Verfahren dadurch beschleunigt worden. So bieten immer mehr traditionelle Banken ein zu 100% digitales Onboarding an, bei dem alle Schritte online erledigt werden können. Darüber hinaus gibt es Ansätze, bei denen traditionelle und digitale Methoden kombiniert werden. Dadurch profitieren Sie als Kunde sowohl von der Schnelligkeit und Sicherheit digitaler Tools (Online-Beantwortung von Fragen, elektronische Übermittlung von Nachweisen, automatisierte Konformitätsprüfungen usw.), als auch – im Bedarfsfall – von der Beratung und Betreuung durch einen Experten. Auf diese Art kann das Onboarding effizienter, schneller und komfortabler gestaltet werden. Wie viel Zeit der Prozess zur Aufnahme einer Geschäftsbeziehung in Anspruch nehmen wird, ist vom verwendeten Kommunikationskanal abhängig (100% digital, vor Ort in einer Zweigstelle oder eine Kombination aus beidem), aber auch von der Komplexität der jeweiligen Umstände und von der Frage, ob die verlangten Nachweise vorhanden sind. |
Warum muss man der Bank so viele persönliche Informationen zur Verfügung stellen?
> Es handelt sich um eine gesetzliche Verpflichtung
Ihre Bank wird viele Daten erheben und Sie darum bitten, eine Reihe von Dokumenten auszufüllen und zu unterschreiben. Das mag Ihnen sehr aufwendig erscheinen, doch Ihre Bank hat in dieser Sache keine andere Wahl. Sie tut dies, um die diesbezüglichen gesetzlichen und behördlichen Anforderungen zu erfüllen, da sie andernfalls mit einer Geldstrafe oder mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen müsste.
Ziel ist es, illegale Aktivitäten (Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung, Identitätsdiebstahl, Betrug usw.) zu verhindern, um die Sicherheit der Kunden und die Verlässlichkeit der Bank zu gewährleisten.
Im Rahmen der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung ist Ihre Bank dazu verpflichtet, die Identität ihrer Kunden zu überprüfen und Auskünfte über sie einzuholen. Dies wird auch als KYC-Prüfung bezeichnet (KYC: Know Your Customer). Aus diesem Grund können Sie von Ihrer Bank dazu aufgefordert werden, Angaben zur (wirtschaftlichen und geografischen) Herkunft Ihrer Mittel, zu Ihren Einkünften und zur Art der geplanten Transaktionen zu machen, aber auch zu Ihren Erwartungen, zu Ihrer steuerlichen Situation und zu weiteren Punkten.
In Luxemburg sind sogar noch gründlichere Analysen erforderlich, da hier äußerst unterschiedliche Profile anzutreffen sind: internationale Kundschaft, mitunter komplexe Steuersituationen usw.
Diese Überprüfungsmaßnahmen betreffen alle Kunden. Ziel ist es, illegale Aktivitäten (Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung, Identitätsdiebstahl, Betrug usw.) zu verhindern, um die Sicherheit der Kunden und die Verlässlichkeit der Bank zu gewährleisten.
Gut zu wissen: Die Bank ist gesetzlich dazu berechtigt, einen Kunden abzulehnen oder sein Bankkonto zu schließen, wenn die bereitgestellten Informationen ungenau oder irreführend sind oder wenn der Kunde die geltenden Gesetze und Vorschriften nicht einhält.
Konformitätsprüfungen werden nicht nur bei der Aufnahme einer neuen Geschäftsbeziehung durchgeführt, sondern können auch punktuell im Laufe einer bereits bestehenden Beziehung erfolgen. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass sich die Bank an Veränderungen des regulatorischen Umfelds anpassen muss. Hinzu kommt, dass sie überprüfen muss, ob die Transaktionen eines Kunden zu einem konkreten Zeitpunkt von seinem gewohnten Verhalten abweichen. Ihre Bank kann Sie deshalb unter Umständen darum bitten, Ihre Angaben zu aktualisieren oder bestimmte Transaktionen zu begründen. Sehen Sie es positiv: All diese Anfragen tragen letztlich zur Verlässlichkeit und zur Stabilität Ihres Bankpartners bei.
> Für eine maßgeschneiderte Betreuung
Ihr Kundenbetreuer kann Sie auf Ihren Wunsch auch bei der Finanzierung Ihrer Projekte mit seiner Expertise unterstützen. Um Ihnen individuelle und auf Ihre Situation zugeschnittene Empfehlungen geben zu können, muss er sich zunächst mit Ihnen unterhalten.
So kann es sein, dass er Ihnen Fragen zu Ihrer beruflichen Situation, Ihren Ausgaben, Ihren laufenden Krediten, Ihrer familiären Situation, dem Zeitpunkt Ihres Renteneintritts, der Zusammensetzung Ihres Vermögens, Ihrer Risikobereitschaft, Ihren Präferenzen im Hinblick auf Nachhaltigkeit und weiteren Punkten stellen wird.
Um Ihnen ein Anlageprodukt anzubieten, muss er beispielsweise Ihre finanziellen Ziele, Ihr Risikoprofil und Ihre ESG-Präferenzen kennen. Wenn es um komplexere Produkte geht, muss er auch wissen, über welche Finanzkenntnisse Sie verfügen. Es ist seine Aufgabe, Ihnen Produkte oder Dienstleistungen zu empfehlen, die Ihren Bedürfnissen und Ihrer finanziellen Situation ebenso entsprechen wie Ihren langfristigen Zielen.
Dasselbe gilt, wenn Sie einen Kredit aufnehmen möchten. Die Bank muss in diesem Fall wissen, wie hoch Ihr Einkommen, Ihre laufenden Ausgaben und Ihre verbleibende Sparfähigkeit sind, ob Sie bereits einen laufenden Kredit haben usw.
Der Finanzexperte muss Sie gut kennen, um Sie bei der Verwaltung Ihrer Finanzen optimal beraten zu können.
Gut zu wissen: Es liegt in Ihrem eigenen Interesse, all diese Fragen ehrlich und präzise zu beantworten. Genau wie bei einem Arzt, der Ihnen die richtige Behandlung nur verordnen kann, wenn er die notwendigen Informationen hat, gilt auch hier: Der Finanzexperte muss Sie gut kennen, um Sie bei der täglichen Verwaltung Ihrer Finanzen und der Verwirklichung Ihrer privaten und beruflichen Pläne optimal beraten zu können.
Die Onboarding-Phase ist eine wichtige Etappe der Geschäftsbeziehung, die Sie mit Ihrer Bank aufbauen. Sie ermöglicht Ihnen, eine solide Grundlage für diese Beziehung zu schaffen und künftige Etappen zu vereinfachen. Weitere Informationen finden Sie unter Eröffnung eines Bankkontos in Luxemburg.