Meine Finanzen, meine Projekte, mein Leben
November 21, 2024

Wie motiviert man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

  Gesammelt von myLIFE team me&myFAMILY Oktober 7, 2021 2476

Gute Mitarbeiter zu finden und an das Unternehmen zu binden, ist eine der größten Herausforderungen für Personalabteilungen. Welche Möglichkeiten der Mitarbeitermotivation gibt es neben dem Gehalt und finanziellen Zuwendungen? Treffen mit zwei HR-Spezialistinnen: Marie Duquesne, Senior Business Partner, und Latifa Toudma, Senior Development Officer, der Abteilung People, Culture and Communication der BIL.

Welche Möglichkeiten gibt es neben einem attraktiven Gehaltspaket, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heute zu motivieren?

Latifa Toudma: Um Mitarbeiter zu halten und zu motivieren, müssen Unternehmen ihnen interessante Karriereperspektiven und eine gute Arbeitsatmosphäre bieten. Finanzielle Anerkennung allein reicht nicht aus, um Mitarbeiter langfristig zu binden. Inspirierende und wertschätzende Führung wirkt sinnstiftend und schafft ein Klima des Vertrauens, das die Zusammenarbeit fördert.

Marie Duquesne: Die Motivation der Mitarbeiter wird zudem von den Weiterentwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen beeinflusst: Weiterbildung, Entwicklungsperspektiven und interne Mobilität. Außerdem sollte man verschiedene Arbeitszeitmodelle mit flexiblen Arbeitszeiten oder Teilzeitarbeit anbieten, um den Mitarbeitern zu helfen, ein Gleichgewicht zwischen Privat- und Berufsleben zu finden.

Das Verhalten der Führungskräfte ist entscheidend für die Motivation und das Engagement von Mitarbeitern. Sie spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, in den Teams ein Klima des Vertrauens zu schaffen.

Wie gewinnt man die Loyalität seiner Mitarbeiter? Können Sie konkrete Beispiele nennen?

Latifa Toudma: Das Verhalten der Führungskräfte ist entscheidend für die Motivation und das Engagement von Mitarbeitern. Sie spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, in den Teams ein Klima des Vertrauens zu schaffen. Um diese Kompetenzen im Bereich Leadership zu fördern, hat unsere Abteilung People, Culture and Communication Schulungsprogramme entwickelt: Wie schafft man eine „Growth-Mindset“-Kultur in den Teams, welche Verhaltensweisen sind förderlich, wie gibt man konstruktiv Feedback, wie bietet man Mitarbeitern interessante Aufgaben usw.

Darüber hinaus ermöglichen wir es unseren Mitarbeitern, sich während ihrer gesamten Karriere im Rahmen unterschiedlicher Programme fachlich oder sprachlich weiterzubilden. Damit helfen wir ihnen, sich weiterzuentwickeln, ihr Profil zu bereichern und Klarheit über ihre Stärken und Schwächen zu erhalten.

Marie Duquesne: Vertrauen ist aus meiner Sicht entscheidend für eine gute Stimmung im Team. Als Senior Business Partner stehen wir im regelmäßigen Kontakt mit Führungskräften und Mitarbeitern, um sie besser kennenzulernen und sie bei ihrer Karriere zu unterstützen. Durch diesen ständigen Dialog können wir eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen und uns bei Bedarf einschalten. Wir leiten Mitarbeiter an und helfen ihnen, innerhalb des Unternehmens zu wachsen, indem wir mit ihnen zusammen ihre Bedürfnisse nach Weiterentwicklung, Mobilität, Bildung und dergleichen bestimmen.

Die junge Generation fordert uns heraus. Sie hat Erwartungen, die in unsere Modelle einfließen. Man kann ein Team heute nicht mehr so führen wie früher.

Haben Sie im Laufe der Jahre Veränderungen festgestellt? Sind die Motivationsfaktoren heute, da neue Generationen auf den Arbeitsmarkt gekommen sind, noch die gleichen wie vor fünf oder zehn Jahren?

Latifa Toudma: Die junge Generation fordert uns heraus. Sie hat Erwartungen, die in unsere Modelle einfließen. Man kann ein Team heute nicht mehr so führen wie früher. Für junge Mitarbeiter ist es wichtig, ihre Rolle und den Mehrwert, den sie dem Unternehmen bringen, zu verstehen. Um dieser Sinnsuche Rechnung zu tragen, haben wir die Schulungen angepasst, wobei wir auf Gamification und Simulationen setzen. Diese Mechanismen helfen ihnen, sich mit den verschiedenen Konzepten der Bank auseinanderzusetzen, sie besser zu verstehen und neue Kompetenzen zu erwerben.

Auch ihre zeitliche Perspektive unterscheidet sich deutlich. Wenn sie kein Interesse mehr an ihrer Arbeit haben, kann es sein, dass sie das Unternehmen von einem Tag auf den anderen verlassen. Eine Gehaltserhöhung reicht nicht aus, um sie zu halten. Wir müssen uns anpassen: Die Anerkennung muss schneller erfolgen, wir müssen ihnen Feedback geben und sie in interessante Projekte einbinden, die ihrer Arbeit einen Sinn geben.

Die Vision des Unternehmens ist heute ein Schlüsselelement für die Mitarbeiterbindung.

Marie Duquesne: Bei der Personalbeschaffung stellen wir fest, dass sich die von den Kandidaten gestellten Fragen verändert haben. Sie beziehen sich heute viel mehr auf die Strategie und Vision ihres zukünftigen Arbeitgebers. Über die Art der Position oder das Gehalt hinaus sind sie an den Möglichkeiten des Austauschs, der Zusammenarbeit und der Vernetzung interessiert. Das Gefühl der Zugehörigkeit und die Zusammenarbeit zwischen den Teams sind entscheidende Faktoren bei der Wahl des Arbeitgebers.

Außerdem stellen sie uns Fragen zur Strategie des Unternehmens und den Plänen für die kommenden Jahre. Soziale und ökologische Verantwortung nehmen einen hohen Stellenwert für sie ein, und es ist ihnen wichtig, für ein Unternehmen zu arbeiten, das ihre Werte teilt. Die Vision des Unternehmens ist heute ein Schlüsselelement für die Mitarbeiterbindung. Vor fünf oder zehn Jahren waren diese Fragen weniger wichtig! Als Unternehmen sprechen wir mit unseren Mitarbeitern daher mehr über diese sozialen und ökologischen Aspekte. Dabei ist es wichtig, unser Engagement vorzustellen, ehrlich zu sein und unsere Marke als Arbeitgeber zu stärken und zu kommunizieren.

Wie hat sich die Pandemie auf die Art und Weise ausgewirkt, wie Sie die Mitarbeiter motivieren? Wie schaffen Sie es, sie aus der Ferne zu erreichen und ihr Engagement zu fördern?

Latifa Toudma: Die Führungskräfte mussten neue Führungsstrategien entwickeln. Wir haben Schulungen organisiert, um sie bei dieser neuen Arbeitsweise zu unterstützen, und sie mit Instrumenten ausgestattet, die ihnen helfen, mit ihren Teams in Verbindung zu bleiben. Die Organisation regelmäßiger virtueller Treffen zur Festlegung von Zielen, die klare Definition der Rolle jedes Einzelnen und die Durchführung von Einzelgesprächen, um herauszufinden, wie sich die Mitarbeiter fühlen, haben dazu beigetragen, ein positives Klima des Vertrauens aufrechtzuerhalten.

Darüber hinaus haben wir uns auch in lockerer Runde getroffen, um in Kontakt zu bleiben und den Mitarbeitern zu helfen, diese schwierige Situation zu meistern: Videokonferenz am Freitag, um das Wochenende einzuläuten, Kaffeepausen mit Kollegen aus verschiedenen Abteilungen, „Feed Your Mind“-Sitzungen, um ihnen zu helfen, eine Perspektive zu entwickeln …

Die Pandemie […] hat uns das Potenzial unserer Mitarbeiter und die Fähigkeit unseres Unternehmens vor Augen geführt, sich weiterzuentwickeln und zu verbessern.

Marie Duquesne: Wir haben auch versucht, weiter bestimmte Anlässe zu feiern, um den Mitarbeitern zu zeigen, dass wir für sie da sind, auch aus der Ferne: Geschenke zum Nikolaus, Teilen von Playlists, Erstellung einer Gruppenpinnwand auf Pinterest, um den Eltern Ideen für Bastelarbeiten zu geben und Ähnliches. So konnten wir uns austauschen, Momente des Beisammenseins genießen und das Gemeinschaftsgefühl stärken.

Die Pandemie hat viele Trends beschleunigt. Wir haben gelernt, anders zu arbeiten und uns anzupassen. Vor allem hat sie uns das Potenzial unserer Mitarbeiter und die Fähigkeit unseres Unternehmens vor Augen geführt, sich weiterzuentwickeln und zu verbessern.

Wie sehen Sie die Zukunft der Personalbeschaffung angesichts der veränderten Bedürfnisse der Kandidaten?

Latifa Toudma: Was die Kandidaten betrifft, sind zwar die fachlichen Fähigkeiten im Unternehmen wichtig, aber die Persönlichkeit und Werte sind bei der Einstellung entscheidend. In Zukunft werden die Fähigkeit zur Zusammenarbeit, der Wunsch, dem Unternehmen beim Wachstum zu helfen, und die Identifikation mit der Unternehmenskultur eine wesentliche Rolle bei der Wahl von Mitarbeitern spielen.

Marie Duquesne: Abschließend würde ich sagen, dass die zunehmende Bedeutung der Attraktivität des Unternehmens die wichtigste Entwicklung ist. Hier müssen wir uns als Arbeitgeber positionieren, wobei unsere Werte und unser Handeln eine entscheidende Rolle für die Motivation unserer zukünftigen Mitarbeiter spielen. Denn heute wählen nicht nur wir die Kandidaten, sondern auch sie wählen uns als Arbeitgeber!