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Dezember 21, 2024

Beim Investieren muss man wissen, was man kann und will

  Gesammelt von myLIFE team myINVEST März 4, 2024 707

Auch wenn es kein Patentrezept für gutes Investieren gibt, sind für den erfahrenen Banker Cédric Weisse einige entscheidende Faktoren ausschlaggebend für den möglichen Erfolg.

Cédric Weisse, Head of Individuals Market bei der BIL, meint, ein guter Anleger sollte stets kritisch bleiben und sich vor selbsternannten Experten in Acht nehmen. Wunder sind eher rar. Und nicht alles ist Gold, was glänzt. Gute Beratung und echtes Knowhow dagegen ein entscheidender Vorteil beim optimalen und zukunftsorientierten Anlegen.

Was bedeutet „gut investieren“ in Ihren Augen?

Gut investieren bedeutet für mich, dass man im Umgang mit seinen Finanzen die Dinge der Reihe nach angehen muss und keine Etappen überspringen sollte. Wichtig ist hier die Diagnose. Bevor man investiert, ist eben das ein ganz wesentlicher Schritt. Eine solche persönliche Bilanz erlaubt es, sich einen Überblick zu verschaffen. Danach kann man sich Ziele setzen, eine Strategie definieren und entsprechende Entscheidungen treffen. Dabei sollte man, wie gesagt, in Schritten vorgehen.

Aufgrund Ihrer Erfahrung, welches sind die häufigsten Fehler, die gemacht werden?

Es kommt immer auf die individuelle Lage an. Was für den einen passt, ist für einen anderen Investor keine gute Option. Es ist daher ein Muss, sein eigenes Profil zu definieren. Dabei ist es sinnvoll, sich von richtigen Experten beraten zu lassen. Angesichts der Flut an Informationen ist das ein Schritt, der sich lohnt. Aufgrund der persönlichen Lage, Bedürfnisse und Wünsche wird ein individuelles Paket geschnürt.

Aufgrund der persönlichen Lage, Bedürfnisse und Wünsche wird ein individuelles Paket geschnürt.

Ein guter Anleger bildet sich weiter, informiert sich und kennt die neuesten Tendenzen an den Märkten oder in dem Sektor, in dem er anlegt. Hat er dazu keine Zeit, kann er die Verwaltung seiner Investitionen an einen anerkannten Profi delegieren, der aufgrund seines Investorenprofils darüber befindet, was passt. Dieses Vorgehen heißt diskretionäre Verwaltung.

Wie sehen die Grundlagen einer längerfristigen Anlageplanung aus?

Noch einmal, man muss ein individuelles Profil erstellen und Etappen definieren. Um das Risiko einzugrenzen, ist es am Anfang auch ratsam, einen Teil Ihrer Ersparnisse in „weniger risikoreiche“ Produkte zu investieren und sich mit der Realität des Investierens vertraut zu machen, sowohl was die Funktionsweise als auch die psychologische Dimension betrifft. Für höhere Renditen muss man logischerweise höhere Risiken eingehen. Das ist für einen angehenden Anleger nicht unbedingt ratsam. Er sollte auf jeden Fall langfristig denken und entsprechend handeln. Von Anfang an.

Welche Fragen muss man sich stellen?

Man sollte wissen, was man kann, was man will und was langfristig passieren soll. Man muss seine Ziele definieren. Auch sollte man darauf achten, dass finanzielle Entscheidungen Bedenkzeit brauchen. Insbesondere sind es folgende drei Fragen, die im Vorfeld beantwortet werden müssen: Wie viel von meinem Ersparten kann ich fürs Investieren bereitstellen? Welche mittelfristigen Lebensprojekte habe ich, die ich ebenfalls einplanen muss? Habe ich neben meinen Anlagen ausreichend flüssige Mittel, um unvorhergesehene Ereignisse zu meistern?

Gibt es besondere Risiken beim alternativen Investieren?

In diesem Zusammenhang muss man wissen, dass alternative Formen des Investierens – Wertgegenstände, Kulturgüter, Wein und ähnliches – ein hohes Maß an Knowhow voraussetzen. Das ist auch im Bereich der Private Equity der Fall. Hinzu kommt, das alle Alternativen grundsätzlich weniger schnelle Liquidität bedeuten. Schnelles Verkaufen kann sich als schwierig erweisen und Preise beeinflussen. Wie bei allen Investitionen ist es auch in diesem Bereich wichtig, zu Diversifizieren. Gut investieren, um auf diese von Ihnen gestellte Frage zurückzukommen, bedeutet immer, nicht alles auf ein Pferd zu setzen.

Man muss wissen, dass alternative Formen des Investierens – Wertgegenstände, Kulturgüter, Wein und ähnliches – ein hohes Maß an Knowhow voraussetzen.

Noch eins zu den alternativen Formen des Investierens: In diesem Bereich sollte man sich auch unbedingt bewusst sein, dass die Risiken höher sind. Anleger sollten diese Risiken nicht unterschätzen und sich vor Entscheidungen unbedingt beraten und begleiten lassen. Auch sollte man versuchen, Risiken durch intelligentes Diversifizieren zu reduzieren.

Lohnen sich Immobilienprojekte überhaupt noch als Anlage?

Investitionen in Immobilien bleiben in meinen Augen interessant. Die Lage am Markt würde ich als abwartend bezeichnen. Beim Investieren in Immobilien ist natürlich alles eine Frage des Preises und der gewünschten Rentabilität. Hier ist es wichtig, sich beraten zu lassen, wenn man investieren möchte. Zum Beispiel, um die Möglichkeiten durchzuspielen, die es in fiskalischer Hinsicht gibt und die wiederum die Rentabilität des Invests beeinflussen können. Welche Immobilienarten sind am steuerfreundlichsten? Diese Frage sollte man sich vor dem Investieren in Immobilien unbedingt stellen. In Luxemburg unterscheidet man vier Immobilientypen: VEFA’s, also noch nicht fertiggestellte Immobilien, Neubauten sowie Immobilien, die älter als fünf und solche die über 60 Jahre alt sind. Die anfallende Steuer hängt von der Art der Immobilie ab.

Cédric Weisse

Dank eines Abstechers in die Versicherungsbranche sowie seiner Laufbahn bei der BIL seit 2001, konnte Cédric Weisse während seiner Karriere eine ganze Menge Erfahrungen im Umgang mit Kunden sammeln. Sei es als Personal-Banking-Berater, Privatbankverantwortlicher für den französischen Markt oder als Leiter des regionalen Agenturnetzes im Norden des Landes, sind für ihn Kundenanliegen und Investitionsfragen ein zentrales Element im Beruf. Eine wichtige Voraussetzung für den Posten des „Head of Individuals“, den er bei der Bank bekleidet.