Meine Finanzen, meine Projekte, mein Leben
November 18, 2024

Was ist Private Equity?

  Gesammelt von myLIFE team myINVEST September 24, 2018 2446

Mit einem verwalteten Vermögen, das bereits in die Billionen geht, ist Private Equity zu einer festen Größe an den globalen Kapitalmärkten geworden. Die schnell wachsende Private-Equity-Branche wird zu einem immer beliebteren Ziel für vermögende Privatpersonen und institutionelle Anleger, die ihr Kapital in lukrative Anlagemöglichkeiten innerhalb der „realen“ Wirtschaft investieren möchten. Nach aktuellem Stand der Dinge haben viele von ihnen aber noch immer keine genaue Vorstellung davon, was Private Equity alles beinhaltet. In dieser Publikation sollen die wesentlichen Merkmale von Private Equity sowie die Möglichkeiten und Aspekte beleuchtet werden, die potenzielle Anleger betrachten sollten.

Kurz gefasst, gibt die Bezeichnung „Private Equity“ bereit recht gut Aufschluss darüber, um was es geht: um den Besitz von oder Beteiligungen an Unternehmen (engl. equity – Eigenkapital, Aktien), genauer gesagt an privaten Unternehmen, die nicht in Form von Aktien öffentlich notiert sind oder an einer Börse gehandelt werden.

Private Equity bedeutet direkte Investitionen in ein Unternehmen, sodass häufig viel Kapital aufgebracht werden muss, um einen nennenswerten Einfluss auf das Geschäft des Unternehmens zu erlangen. Daher wird die Private-Equity-Branche von institutionellen Anlegern wie Pensionsfonds sowie von großen Private-Equity-Firmen dominiert. Private-Equity-Firmen bündeln Kapital von diversen zulässigen Anlegern, häufig in Millionen- oder gar Milliardenhöhe, um anschließend Beteiligungen an Unternehmen zu erwerben.

Wie erbringt Private Equity Erträge?

Das Ziel von Private Equity besteht letztendlich darin, hochwertige Unternehmen mit Potenzial zu attraktiven Bewertungen (Preisen) zu erwerben und sie später zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen. Da private Unternehmen nicht unter ständiger öffentlicher Aufsicht stehen und nicht vierteljährlich ihre Gewinne melden oder Berichte veröffentlichen müssen, können die Private-Equity-Firma und die Leitung des übernommenen Unternehmens einen längerfristig orientierten Ansatz wählen, um die Perspektiven des Unternehmens zu verbessern. Anleger, die sich für Anlagen in Private Equity entscheiden, sollten in der Regel von einem Anlagehorizont von bis zu zehn Jahren ausgehen.

Einige Private-Equity-Manager verfolgen einen passiven Ansatz und setzen darauf, dass die Leitung des Unternehmens das Geschäft ausbaut und Erträge erwirtschaftet. Andere verfolgen aktivere Strategien: Sie bringen ihr Wissen, ihre Unterstützung und ihren strategischen Sachverstand in das Unternehmen ein und wirken aktiv mit, um möglichst viel von dem Wertpotenzial der Unternehmen in ihrem Portfolio freizusetzen. Welche Rolle sie dabei übernehmen, hängt in der Regel davon ab, auf welcher Entwicklungsstufe sich das Zielunternehmen befindet. In den eher frühen Phasen wird die Private-Equity-Firma danach streben, das Geschäft auszubauen und dem Unternehmen helfen, sein volles Potenzial zu entfalten. Ist das Unternehmen bereits weiter entwickelt, wird gewöhnlich mehr Energie dafür aufgewendet, die Effizienz zu erhöhen und die Prozesse zu optimieren.

Private-Equity-Firmen mit einem aktiven Ansatz versuchen, die besten und klügsten Köpfe für sich zu gewinnen, und bauen dadurch einen großen Schatz an firmeninternem Wissen auf. Häufig sind Private-Equity-Firmen außerdem in der Geschäftswelt sehr gut vernetzt und verfügen über gute Kontakte zu hochrangigen Unternehmensvertretern (etwa CEOs, COOs und CFOs). Dies kann bei der Anbahnung und beim Abschluss von Transaktionen sowie bei der Realisierung operativer Effizienzen und Synergien nützlich sein.

Das letztendliche Ziel besteht darin, Unternehmen „auf Vordermann“ zu bringen und zu einem Vielfachen des ursprünglich investierten Betrags zu verkaufen. Anteilseigner oder Aktionäre von Private-Equity-Firmen erhalten einen Anteil am Gewinn und können sich häufig über beachtliche Erträge aus ihrer ursprünglichen Anlage freuen (…).

Das letztendliche Ziel besteht darin, Unternehmen „auf Vordermann“ zu bringen und zu einem Vielfachen des ursprünglich investierten Betrags zu verkaufen. Anteilseigner oder Aktionäre von Private-Equity-Firmen erhalten einen Anteil am Gewinn und können sich häufig über beachtliche Erträge aus ihrer ursprünglichen Anlage freuen – aber andererseits darf man natürlich auch nicht vergessen, dass nicht garantiert werden kann, dass das Ziel, den Wert zu steigern und die Performance zu verbessern, auch wirklich erreicht wird. Wenn das Unternehmen ins Stolpern gerät, hat dies für den Private-Equity-Fonds und seine Anleger Verluste zur Folge.

Aufgaben, die von Private-Equity-Firmen erfüllt werden

Private-Equity-Firmen können verschiedene Aufgaben erfüllen, je nachdem, in welcher Phase des Geschäftszyklus sich das übernommene Unternehmen befindet. Im Folgenden möchten wir die drei gängigsten davon vorstellen:

Wagniskapital

Eine Private-Equity-Firma stellt Wagniskapital bereit, wenn sich das übernommene Unternehmen in einer frühen Phase des Geschäftszyklus befindet. Kurz gesagt: Wagniskapital wird normalerweise für wachstumsstarke Start-ups mit großem Potenzial, aber auch hohen Risiken bereitgestellt. Diese eher kleinen Unternehmen besetzen mit ihren Produkten oder Dienstleistungen, die von großen Unternehmen aktuell nicht angeboten werden, gewöhnlich eine Nische.

Ein Beispiel ist etwa ein Start-up in Silicon Valley, das eine gefragte Technologie entwickelt hat, aber über eine begrenzte Betriebshistorie verfügt. Es ist zu klein, um Kapital über einen Börsengang aufzunehmen, und konnte sich auch keinen Bankkredit sichern. Eine Private-Equity-Firma mit einem guten Gespür für das Potenzial des Unternehmens und der Branche, in der es tätig ist, könnte diesem Unternehmen mit Kapital und Know-how weiterhelfen. Für das hohe Risiko, das mit Investitionen in kleinere, weniger weit entwickelte Unternehmen verbunden ist, erhält die Private-Equity-Firma normalerweise einen beachtlichen Anteil am Unternehmen und Einfluss auf Entscheidungsprozesse. Solide Start-ups, die sehr gefragt sind, können sich ihren Wagniskapitalgeber möglicherweise aussuchen und einen Partner wählen, der wichtige Fähigkeiten und/oder Ressourcen bereitstellen kann.

Wachstumskapital

Bei Wachstumskapital geht es in der Regel um Minderheitsbeteiligungen an relativ weit entwickelten Unternehmen mit großem Wachstumspotenzial. Diese Unternehmen sind zwar bereits rentabel, suchen aber nach weiterem Kapital, um ihre Geschäftstätigkeit auszuweiten oder umzustrukturieren, neue Märkte zu erschließen oder eine strategische Übernahme zu finanzieren. Sie geben im Rahmen einer solchen Transaktion in der Regel nicht die Kontrolle über ihr Geschäft ab.

(Leveraged) Buyouts

Wenn ein Unternehmen bereits gegründet wurde und rentabel arbeitet und die aktuellen Eigentümer nach einer Ausstiegsmöglichkeit suchen, können Private-Equity-Firmen einen Buyout anstrengen. Dabei wird das Unternehmen unter Einsatz von Eigen- und Fremdkapital übernommen. Die Aktiva des Unternehmens dienen als Sicherheiten, zum Beispiel um eine Anleihe zu besichern, sodass die Private-Equity-Firma ein Unternehmen effektiv zu einem Bruchteil des eigentlichen Kaufpreises übernehmen kann. Durch Hebelung („Leveraging“) der Investition versuchen Private-Equity-Firmen, den potenziellen Ertrag zu maximieren (doch falls der Plan schiefgeht, erhöhen sich natürlich auch die Verluste). Buyout-Private-Equity-Firmen nutzen ihren Sachverstand und die Möglichkeiten des Financial Engineering, um die finanziellen Merkmale des Unternehmens zu verbessern und die Rentabilität zu erhöhen, bevor sie es wieder zum Verkauf anbieten.

Einst war Private Equity gleichsam ein exklusiver Club, zu dem nur Superreiche oder große Institute Zugang hatten. Heute gibt es jedoch Möglichkeiten, in diesen Bereich zu investieren, ohne viele Millionen einsetzen zu müssen.

Zugang

Wenn dies alles für Sie interessant klingt, sollten Sie wissen, dass sich heute Möglichkeiten für Engagements im Private-Equity-Bereich bieten, die auch einem breiteren Anlegerspektrum offenstehen. Einst war Private Equity gleichsam ein exklusiver Club, zu dem nur Superreiche oder große Institute Zugang hatten. Heute gibt es jedoch Möglichkeiten, in diesen Bereich zu investieren, ohne viele Millionen einsetzen zu müssen.

In seiner reinsten Form bedeutet Private Equity eine Direktinvestition oder ein „Co-Investment“ in ein Unternehmen. Nur sehr wenige Anleger verfügen über genug Größe, Sachkenntnis und die nötigen Ressourcen für solche Direktinvestitionen. Dieser Weg steht daher meist nur großen Pensionskassen, Stiftungsfonds und Staatsfonds offen. Eine andere Möglichkeit, in Private Equity zu investieren, ist eine Anlage in einem Primärfonds, der von einem Komplementär gegründet wird, geeignete Unternehmen identifiziert und in diese investiert. Doch auch hier sind die Eintrittshürden bei typischen Mindestanlagebeträgen um 10 Mio. USD hoch.

Durch Instrumente wie sog. „Access Funds“ werden Anlagemöglichkeiten im Private-Equity-Bereich aber auch für wohlhabende Privatpersonen zugänglich; hier liegt der Mindestanlagebetrag bei 125.000 USD bis 175.000 USD. Access Funds werden von Komplementären errichtet, die in einen Primärfonds investieren (der „zugrunde liegende Fonds“). Normalerweise sind diese nur bei großen Maklern/Händlern erhältlich, die über umfangreiche Kenntnisse verfügen.

Darüber hinaus gibt es Dachfonds, bei denen die Anleger Kapital für einen Fonds zusagen, der daraufhin mehrere Primärfonds identifiziert und über einen festgelegten Zeitraum in diese investiert. Dieser Ansatz bietet den Vorteil einer stärkeren Diversifizierung, falls ein Private-Equity-Projekt scheitern sollte. Normalerweise ist der Mindestanlagebetrag geringer.

Dies war ein kurzer Einblick in einige der wichtigsten Private-Equity-Instrumente innerhalb eines größeren Universums. Doch neben der Auswahl des geeigneten Instruments haben Anleger, die in ein Private-Equity-Produkt investieren wollen und können, viele weitere Dinge zu beachten…

Aspekte, die Anleger berücksichtigen sollten

Gebühren

Für ihre Arbeit müssen Private-Equity-Firmen natürlich bezahlt werden. Anleger sollten daher die Gebührenstrukturen sehr genau unter die Lupe nehmen (und mit denen anderer Anbieter sowie den branchenüblichen Standards vergleichen). Oberhalb einer festgelegten Mindestrendite („Hurdle“) – die gewöhnlich bei 8%, zuweilen aber auch bei 6% liegt – fallen Erfolgshonorare an. Bei Primärfonds ist das 2-20-Modell eine gängige Gebührenstruktur: Es fallen eine jährliche Verwaltungsgebühr von 2% und ein Erfolgshonorar von 20% an, die beim Verkauf der Anlage erhoben werden, doch dies kann natürlich variieren. Da bei Dachfonds und Access Funds zudem Gebühren für ihre Mehrwertdienste wie Diversifikation, Fondsauswahl und gute Zugänglichkeit zu zahlen sind, sind die Gebühren bei diesen Arten von Instrumenten normalerweise höher.

Anleger sollten sich bewusst sein, dass sie ihr Kapital mit einer solchen Anlage langfristig binden, und daher sicherstellen, dass sie einem Kapitalabruf kurzfristig nachkommen können.

Risiken

Private-Equity-Anlagen sind mit hohen Risiken verbunden und setzen ein großes Vertrauen in die Private-Equity-Firma voraus – zumal eine solche Anlage mitunter intransparent sein kann. Anleger sollten eine sorgfältige Prüfung vornehmen und sicherstellen, dass die Private-Equity-Firma (und/oder der Promoter) ein gutes Renommee besitzt und eine gute Erfolgsbilanz vorweisen kann. Dabei können sich Anleger zum Beispiel folgende Fragen stellen: Mit welchen Firmen haben sie in der Vergangenheit zusammengearbeitet, und wie hoch sind ihre Erfolgsquote und die durchschnittliche Rendite?

Anleger sollten sich bewusst sein, dass sie ihr Kapital mit einer solchen Anlage langfristig binden, und daher sicherstellen, dass sie einem Kapitalabruf kurzfristig nachkommen können. Bei diesen Private-Equity-Instrumenten ist das Liquiditätsrisiko zudem höher als bei börsengehandelten Aktien. Sobald das Kapital fest gebunden ist (für Zeiträume von bis zu zehn Jahren), gestatten einige Strukturen keine vorzeitige Rücknahme. Zudem kommt es häufig vor, dass der Nettoinventarwert selten berechnet wird – vielleicht sogar nur einmal jährlich. Deshalb ist ein zuverlässiges, fähiges und vertrauenswürdiges Management überaus wichtig.

Die Anleger sollten die Vergütungsrichtlinien der Private-Equity-Firma betrachten – sind die Managementgehälter an die Wertentwicklung gekoppelt? Falls ja, erhöht das die Rechenschaftspflicht gegenüber den Anlegern.

Natürlich sind dies nur einige der zahlreichen Aspekte, die potenzielle Private-Equity-Anleger berücksichtigen sollten.

Doch trotz der Risiken werden die Anleger von den Möglichkeiten, die sich an den Privatmärkten bieten, immer stärker angezogen. Private Equity macht den bei Weitem größten Teil des Privatmarkts aus und ist aktuell ein Segment, das mit Geld überschwemmt wird und reichlich Möglichkeiten für Anleger bietet, die mit den verschiedenen Facetten der Branche gut zurechtkommen können.