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April 25, 2024

Die Fallen fürs Budget

Wenn Haushalte ihre Finanzen planen, gilt es aufzupassen!

Fest- oder Ferienzeiten sind in der Regel mit überdurchschnittlich hohen Ausgaben verbunden. Verbraucher geben das Geld dann lockerer für eine Reihe von Dingen wie Geschenke, Lebensmittel, Hotels und Ausflüge aus. Betrachtet man beispielsweise den Betrag, der tatsächlich an Weihnachten und Neujahr im Jahr 2020 ausgegeben wird, so steht das Vereinigte Königreich laut Weltatlas 2020 an der Spitze mit etwa 420 Euro pro Person. Die USA liegen mit 360 Euro pro Person an zweiter Stelle, während Luxemburg mit rund 300 Euro an dritter Stelle liegt. Nun sind Feiertage ein Sonderfall. Doch auch in besonderen Zeiten wie diesen ist es ratsam, die Ausgaben im Auge zu behalten, das Budget zu planen und mögliche Fallen zu kennen.

Buchführen als sicherer Weg

Zur Verwaltung des Haushaltsbudgets führen die meisten Singles und Paare über ihre Ausgaben implizit oder explizit Buch. Dabei erstellen sie – so wie bei einem Unternehmen – einen Finanzplan mit den aktuellen und künftigen Einkünften, den Ersparnissen und dem erworbenen Vermögen sowie den Ausgaben und absehbaren Investitionen. Anschließend werden die aktuell und künftig verfügbaren Mittel den einzelnen Posten auf der Ausgabenseite zugewiesen.

Die finanziellen Mittel eines Haushalts verteilen sich in der Regel auf drei Hauptposten: das Vermögen (auf Bankkonten), die Ausgaben und die Einkünfte. Sobald die Haushaltsplanung grundsätzlich steht, sollte man eine Reihe mehr oder weniger genauer Kategorien aufstellen, um Einkünfte und Ausgaben zu ordnen. Das Ziel besteht darin, jede Kategorie besser im Blick zu behalten. So ist es zum Beispiel möglich, ein Konto oder Budget für Lebensmittel, Urlaube oder Kleidung einzurichten. Diesen familiären Finanzplan sollte man dann regelmäßig kontrollieren, um zu überprüfen, ob die gesteckten finanziellen Ziele erreicht wurden oder nicht.

Mentale Buchhaltung unterstreicht die Individualität des Menschen.

Subjektives Empfinden

Die Aufteilung des Budgets in Kategorien nennt man mentale Buchhaltung. Diese bezieht sich auf die unterschiedlichen Werte, die eine Person auf den gleichen Geldbetrag legt, basierend auf subjektiven Kriterien, oft mit nachteiligen Ergebnissen. Mental Accounting ist ein Konzept aus dem Bereich der Verhaltensökonomie. Es wurde vom Ökonomen Richard H. Thaler entwickelt und behauptet, dass Einzelpersonen anfällig für irrationale Entscheidungen in ihrem Ausgabe- und Anlageverhalten sind.

Wir alle neigen nämlich dazu, bei unserer geistigen Buchführung einige Rechnungspositionen auszuklammern. Nicht nur alle als einmalig erachteten Kosten, sondern auch die vielen kleinen, alltäglichen Ausgaben, die ja schließlich „nicht wehtun“, wie etwa der Einkauf beim Bäcker, die Tasse Kaffee aus dem Automaten und dergleichen mehr. Auf längere Sicht können diese Fehlbuchungen die Finanzen jedoch erheblich beeinträchtigen.

Eine weitere Falle besteht in der zeitlichen Kategorisierung. So neigt der Mensch dazu, viel höhere Summen für etwas aufzuwenden, das in Raten bezahlt wird. Dies gilt zum Beispiel für TV- oder Fitness-Abos, die pro Tag kaum etwas kosten und monatlich abgerechnet werden.

Verschiedene Studien haben auch gezeigt, dass die Menschen je nach der Herkunft des Geldes anders damit umgehen. So wird ein unerwarteter Geldeingang zum Beispiel oftmals viel leichtfertiger und für viel teurere Dinge genutzt, als dies bei wiederkehrenden Einkünften wie dem monatlichen Gehalt der Fall ist. Dies lässt sich vor allem dann beobachten, wenn jemand eine unerwartet hohe Sonderzahlung erhält oder ein Kind zum Geburtstag Geld erhält.

Das wohl erstaunlichste Beispiel sind Lotteriegewinner. Obwohl diese hohe Geldsummen gewonnen haben, stehen viele von ihnen kurze Zeit später am Rande der Insolvenz, weil sie mit ihrem Gewinn zu verschwenderisch umgegangen sind. Unerwartete Gewinne verleiten uns oft zu unüberlegten Ausgaben. Noch überraschender ist, dass dieselben Studien belegen, dass Haushalte Geld aus Steuerrückerstattungen häufig unüberlegt ausgeben. Diese grundsätzlich schwer vorhersehbaren Rückzahlungen werden als „Geschenk“ betrachtet und rasch für eigentlich Überflüssiges ausgegeben.

Achtung vor regelmäßigen Zahlungen

Bei der Finanzplanung kommt es auf die Häufigkeit der Ausgaben an, insbesondere wenn es darum geht, selbst auferlegte Grenzen einzuhalten. So haben Studien ergeben, dass eine häufige Quelle für Budgetüberschreitungen und Fehler darin besteht, sich ein zu strenges Budget auferlegt zu haben. In einem Monatsbudget sind unvorhergesehene und saisonale Ausgaben nämlich nicht ausreichend berücksichtigt, was systematisch dazu führt, dass man unnötig an seine Grenzen gerät.

Als Verbraucher muss man sich so aufgrund seines extrem strengen Budgets wiederholt sein Scheitern eingestehen und rutscht in den roten Bereich, wodurch man sein Vermögen langfristig aufs Spiel setzt. Daher ist ein jährliches Budget empfehlenswerter. Auf diese Weise wahrt man eine gewisse Disziplin, verfügt dabei aber immer noch über ausreichend Flexibilität. Sollten unvorhergesehene Ausgaben anfallen, beeinflussen diese das Budget vielleicht in diesem einen Monat, doch mit Disziplin im Folgemonat, bzw. in den Folgemonaten lassen sich die Ausgaben begrenzen und das Budget langfristig ausgleichen.

Auch unvorhergesehen Ausgaben müssen eingeplant werden.

Wie man sieht, empfiehlt sich eine genaue Kenntnis der persönlichen Ausgabe- und Konsumgewohnheiten. Das gilt insbesondere, wenn zwei oder mehrere Personen in einem Haushalt leben, denn die Einkünfte und Ausgaben können von Person zu Person stark schwanken. Dasselbe gilt für Konsumpräferenzen.

Unterschiedliche Eigenheiten und Geschmäcker innerhalb desselben Haushalts sind völlig normal; dabei sollte man allerdings nicht vergessen, dass es sich bei bestimmten Posten wie Miete oder Steuern um gemeinsame Ausgaben handelt, die sich auf das Gesamtvermögen des Haushalts auswirken.

Alle Ausgaben zählen

Noch ein Wort zum Thema Fungibilität. Wir nennen etwas „fungibel“, wenn es leicht und schnell handelbar, bzw. übertragbar ist. Geht man vom Prinzip der Fungibilität des Geldes aus, müsste eine rationale Person jeden „Verlust von Geld“ als eine endgültige und nicht wieder einbringbare Ausgabe sehen. Ausgegebene Gelder stehen in ihrer Gesamtheit nicht mehr zur Verfügung. In Wirklichkeit sind wir als Menschen jedoch nicht immer so rational. In unserem Kopf addieren wir Verluste/Ausgaben nur selten und betrachten Summen lieber einzeln. Das verleitet zu Fehleinschätzungen. Denn fürs Budget zählen alle Ausgaben.