Eine Jacht kaufen? Das gilt es zu beachten
Das Jachtgeschäft ist einer der wenigen Wirtschaftszweige, die von den Einschränkungen infolge der COVID-19-Pandemie profitiert haben. Der Umsatz schoss in die Höhe, denn nachdem die Menschen monatelang zuhause festsaßen, sehnten sie sich nach Freiheit auf dem Meer. Nun können sie sich diesen Traum endlich erfüllen. Der Kauf einer Jacht ist jedoch eine ernstzunehmende Verpflichtung. Er kann ebenso komplex sein wie der Kauf eines Hauses auf dem Festland – und häufig noch teurer.
Welche Art von Jacht Sie sich zulegen sollten, hängt vor allem davon ab, welche Segeltouren Sie damit unternehmen möchten. Die passende Jacht für Segelurlaube mit Freunden und Familie kann ganz anders aussehen, als ein Schiff für Entdeckungsreisen, das eine große Reichweite braucht und sich unter schwierigen Bedingungen steuern lassen muss. Oder als eine klassische Jacht, die sich zwar durch ihre Schönheit, aber nicht unbedingt durch ihre Zweckmäßigkeit auszeichnet. Die Größe und Ausstattung des Schiffes, die Anzahl der benötigten Kojen und ob es ein Spa oder einen Strandclub an Bord geben sollte, richtet sich nach den von Ihnen geplanten Aktivitäten.
Im Internet gibt es Tools, die Sie bei der Suche nach einem Boot unterstützen. Für Erstkäufer oder bei teureren Anschaffungen ist es jedoch empfehlenswert, die Dienste eines Jachtmaklers in Anspruch zu nehmen, der ihnen dabei hilft, die richtige Wahl zu treffen – auch wenn Sie dafür wahrscheinlich eine Maklerprovision zahlen müssen. Sobald Sie eine konkrete Vorstellung haben, welche Größe, welchen Jachttyp und welche Extras Sie benötigen, dürften Sie auch besser einschätzen können, mit welchen Kosten Sie rechnen müssen.
Eine Jacht verursacht hohe Betriebskosten, selbst wenn sie nicht genutzt wird: Die Liegegebühren können bei großen Jachten in teuren Zielhäfen mehrere tausend Euro pro Monat betragen.
Die teuren Extras
Eine Jacht verursacht hohe Betriebskosten, selbst wenn sie nicht genutzt wird. Die Liegegebühren variieren je nach Größe und können bei großen Jachten in teuren Zielhäfen mehrere tausend Euro pro Monat betragen. Ein Liegeplatz in Monte Carlo kostet rund 4.000 US-Dollar pro Nacht, und ein fünftägiger Aufenthalt während des Großen Preises von Monaco kann mit bis zu 100.000 US-Dollar zu Buche schlagen – wenn Sie das Glück haben, überhaupt einen Liegeplatz zu finden.
Ein weiterer potenziell hoher Kostenfaktor ist die Winterlagerung. Zeit im Trockendock für Wartungs- und Reparaturarbeiten muss ebenso einkalkuliert werden wie laufende Kosten, etwa für Sprit, Reinigung und Versicherungen.
Große Jachten benötigen eine professionelle Besatzung, die entweder dauerhaft auf dem Schiff eingesetzt wird oder während der Ruhezeiten (entsprechend der Schiffsbesetzungsverordnung) reduziert werden kann. Jachtbesitzer müssen also mit Kosten für die Anwerbung und Beschäftigung von Mitarbeitern rechnen. Es gibt zwar auch Online-Tools, die Ihnen bei der Berechnung dieser eigentumsbezogenen Kosten helfen, aber auch spezialisierte Jachtmanagementdienstleister bieten das als professionellen Service an.
Wo kauft man eine Jacht?
Wo Sie eine Jacht kaufen, dürfte davon abhängig sein, inwieweit Sie jemanden benötigen, der Sie durch den Kaufprozess führt. Der Direktkauf beim Hersteller oder von einem privaten Verkäufer kann Geld sparen, bietet jedoch nicht die gleiche Absicherung wie der Kauf über einen Makler oder Händler.
Verkäufer sollten Ihnen die Möglichkeit einräumen, vor dem Kauf eine Probefahrt zu unternehmen. Zumindest lohnt es sich, eine ähnliche Jacht zu chartern, bevor Sie sich zum Kauf verpflichten. So können Sie das Schiff zu einem festen Preis und mit minimalem Zeitaufwand ausprobieren. Einige Makler bieten Ihnen die Möglichkeit, ähnliche Jachtmodelle wie das, an dem Sie ein Kaufinteresse haben, zu chartern.
Das Verchartern kann zwar dabei helfen, einen Teil der Kosten zu decken, ist aber kein Patentrezept für den preiswerten Jachtbesitz.
Selbstverständlich gelten die üblichen Regeln für große Anschaffungen auch beim Kauf einer Jacht. Hüten Sie sich vor vermeintlichen Schnäppchen – zu stark reduzierten Preisen angebotene Schiffe könnten sich längerfristig als Fass ohne Boden erweisen. Sie sollten auch vorsichtig sein, wenn Verkäufer versprechen, dass Käufer mit dem Verchartern der Jacht einen Großteil ihrer Kosten decken können. Dies kann zwar dabei helfen, einen Teil der Kosten zu decken, ist aber kein Patentrezept für den preiswerten Jachtbesitz.
Der Kaufprozess
Wenn Sie eine geeignete Jacht gefunden haben, unterbreiten Sie dem Verkäufer ein Angebot. Ähnlich wie bei Immobilienkäufen wird vor dem Abschluss des Geschäfts unter Umständen noch über den Preis verhandelt. Der Kaufvertrag ist ein branchenüblicher Standardvertrag, in dem der Kaufpreis sowie die Zeitpunkte für Probefahrt, Inspektion und Abschluss festgelegt sind. Er sollte auch ein vollständiges Inventar beinhalten.
Jachtinspektionen sind komplex und können je nach Größe des Schiffs eine Woche oder länger in Anspruch nehmen. Zur umfassenden Überprüfung ihres technischen Zustands wird die Jacht sowohl im Wasser als auch an Land begutachtet. Die Probefahrt wird in der Regel auf Kosten des Verkäufers durchgeführt und kann bis zu vier Stunden dauern. Der Käufer testet dabei die allgemeine Seetüchtigkeit des Schiffes, aber auch den Lärm- und Vibrationspegel sowie sein Bewegungsverhalten (Stampfen und Rollen).
Bei Vertragsabschluss sollte der Käufer über eine Versicherung verfügen.
Sobald diese Tests zur Zufriedenheit des Käufers durchgeführt wurden, leistet dieser eine Anzahlung in Höhe von 10%. Diese wird im Normalfall einbehalten, wenn der Verkauf bis zum vereinbarten Datum nicht abgeschlossen ist. Der Vertrag kann eine Frist für eventuell notwendige Reparaturen von bei der Inspektion festgestellten Mängeln vorsehen. Bei Vertragsabschluss sollte der Käufer über eine Versicherung verfügen.
Die Finanzierung Ihres Jachtkaufs
Für den Kauf einer Jacht kann ebenso wie für den Kauf eines Hauses oder eine Wohnung ein Darlehen aufgenommen werden. Angesichts der historisch niedrigen Zinsen in den letzten zehn Jahren hatte sich diese Finanzierungsmethode zunehmender Beliebtheit erfreut. Mittlerweile sind die Kosten jedoch gestiegen. Jachtfinanzierungen haben in der Regel eine Laufzeit von fünf bis sieben Jahren und werden häufig im Rahmen eines gesamtheitlichen Vermögensverwaltungsverhältnisses von spezialisierten Schiffsfinanzierern vergeben.
Bei kleineren Transaktionen wird von spezialisierten Ausrüstungsfinanzierern auch eine reine Objektfinanzierung angeboten. Diese betrachten das Darlehen aber zumeist als Einzeltransaktion und berücksichtigen dabei nicht die Vermögensverwaltungspläne des Kreditnehmers.
Welche Finanzierungsmöglichkeit die richtige ist, hängt meist von der Höhe des gewünschten Darlehens ab, denn einige Darlehensgeber finanzieren nur größere Beträge. Die verschiedenen Schiffsfinanzierer verwenden unterschiedliche Formeln zur Berechnung des maximalen Darlehensbetrags, den sie zu vergeben bereit sind. Darlehensnehmer müssen wie bei einem Haus- oder Wohnungskauf in der Regel einen Teil des Kapitals für die Anschaffungskosten aus eigenen Mitteln aufbringen.
Eine Jacht zu besitzen ist ohne Zweifel Luxus, und aus reinen Kostengründen ist der Besitz eines eigenen Schiffes gegenüber dem regelmäßigen Chartern schwer zu rechtfertigen. Die Aussicht, mit einer Jacht, die eine ebensolche Privatsphäre wie das eigene Zuhause bietet, das offene Meer zu erkunden, kann jedoch verlockend sein und Interessenten mit ausreichend Finanzkraft dazu bewegen, diesen Schritt zu wagen. Der Jachtkauf ist jedoch ein komplexer und unter Umständen risikoreicher Prozess, bei dem die Käufer immer die Augen offen halten und sich von einem Experten beraten lassen sollten.