Geld – ein ererbtes Verhalten
Ein Erbe ist oft ein Segen, manchmal aber auch eine schwere Verantwortung. Beispielsweise wenn es um eine hohe Geldsumme, ein Vermögen oder ein Unternehmen geht, aber auch wenn man ein bestimmtes Verhalten in Geldsachen erbt. In der Tat wird unser Verhältnis zu Geld zum Teil vom familiären Erbgut bestimmt.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie etwa dazu tendieren, zwanghaft Geld auszugeben, oder umgekehrt warum Sie um jeden Preis sparen und Ihr Geld auf die hohe Kante legen wollen? Warum zögern Sie immer, bevor Sie investieren, und verpassen beinahe die besten Chancen? Ein Teil der Antwort liegt in dem Umstand, dass Ihr Verhalten in Finanzangelegenheiten zum Teil darauf zurückgeht, wie Ihre Vorfahren mit Geld umgegangen sind. Sie sollten sich also die Zeit nehmen, um sich selbst zu beobachten und Ihr Verhalten in Geldsachen zu erkennen, in den Griff zu kriegen und ggf. anzupassen, damit Sie Ihre Finanzen und Anlagen in Zukunft besser verwalten.
Ihr Verhalten in Finanzangelegenheiten geht zum Teil darauf zurück, wie Ihre Vorfahren mit Geld umgegangen sind.
Als eifriger Leser von Artikeln aus dem Bereich der Verhaltensökonomie auf myLIFE wissen Sie, dass wir alle in irgendeiner Weise einen irrationalen Umgang mit Geld pflegen. Kognitive Verzerrungen verleiten uns zu übertriebenem Optimismus, wir lassen uns von gesellschaftlichen Normen beeinflussen und oft verschieben wir etwas morgen, was bereits heute hätte erledigt werden müssen. Angesichts dessen gilt zwar wie immer die Empfehlung, die objektive Hilfe vertrauenswürdiger Finanzpartner in Anspruch zu nehmen. Doch wie Sie auch gelernt haben, können Sie selbst letzten Endes am besten beurteilen, was für Sie das richtige ist und wie Sie Ihre Lebensziele bestmöglich verwirklichen.
Um die richtige Entscheidung zu treffen, muss man objektiv an die Finanzentscheidungen herangehen, mit denen der gewünschte Lebensentwurf realisiert werden soll. Das bedeutet zuallererst, dass man in der Lage sein muss, die eigene Vergangenheit aufmerksam Revue passieren zu lassen, um herauszufinden, wie die eigene Familie bisher mit Geld umgegangen ist. Denn neben Werten und Lebensgrundsätzen erbt man auch eine bestimmte Beziehung zu Geld. Dieses Erbe wird innerhalb der Familie nicht erst dann übertragen, wenn man das erste Mal selbst mit Geld in Berührung kommt, sondern auch schon in noch jüngeren Jahren über die Reaktionen unserer Angehörigen in Finanzangelegenheiten.
Ein sozio-emotionales Vermächtnis
Ein Familienerbe ist nicht auf ein materielles oder finanzielles Vermächtnis beschränkt, sondern umfasst auch etwas, was in der Fachliteratur als „sozio-emotionales Vermögen“ bezeichnet wird. Dazu gehören insbesondere das Gefühl, dass Geld mehr Einfluss und Kontrolle verleiht, und das Gefühl der Identifikation, Zugehörigkeit und Verbindung mit der eigenen Familie, das durch Geld verstärkt, aber auch abgeschwächt werden kann.
Nehmen wir zum Beispiel ein Unternehmen, das seit Generationen in Familienbesitz ist. Womöglich konnten die Kinder beobachten, wie das Familienleben um dieses Unternehmen herum organisiert wurde, was beispielsweise bedeutete, dass seine Werte hochgehalten und die Nachfolge geregelt wurden, oder dass die Familie selbst zu kurz kam, weil die Eltern dauernd mit der Firma beschäftigt waren. Welche Verhaltensweisen werden die Kinder in diesem Umfeld entwickeln?
Das lässt sich im Voraus natürlich nicht sagen. Manche werden vielleicht lernen, ihr Taschengeld wie ein echtes Firmenbudget zu verwalten. Und ihr Studium, ihre zukünftigen Investitionen und ihre Energie werden einem einzigen Ziel dienen: die Nachfolge an der Spitze der Firma anzutreten und ihr Fortbestehen zu sichern. Andere wiederum könnten als Reaktion auf die häufige Abwesenheit der Eltern diesen Unternehmergeist komplett ablehnen und stattdessen ihr Geld dafür verwenden, das Leben zu genießen. Doch dass Sie uns nicht missverstehen: Uns geht es nicht darum, über irgendwelche Lebensentscheidungen zu urteilen, sondern lediglich um die Feststellung, dass das ererbte sozio-emotionale Vermögen in allen genannten Fällen die Entscheidungen stark beeinflusst hat.
Unser sozio-emotionales Vermögen einschließlich unseres Verhältnisses zu Geld ist nicht in Stein gemeißelt. Es kann sich verändern und auch aktiv geändert werden, sofern man ein Bewusstsein dafür entwickelt hat.
Die gute Nachricht: Unser sozio-emotionales Vermögen einschließlich unseres Verhältnisses zu Geld ist nicht in Stein gemeißelt. Es kann sich verändern und auch aktiv geändert werden, sofern man ein Bewusstsein dafür entwickelt hat. Um die eigene finanzielle Zukunft selbst in die Hand zu nehmen, muss man sich seine Familiengeschichte in Sachen Geld genau ansehen.
Lernen, wie man in Geldangelegenheiten seine „Altlasten“ loswird
Haben sich Ihre Eltern immer in Geldfragen gestritten? Dann heißt das nicht automatisch, dass Sie dadurch ein schwieriges Verhältnis zu Ausgaben oder Investitionen haben. Es ist Ihnen nämlich durchaus möglich, bewusst mit der ererbten Zurückhaltung zu brechen und zu versuchen, Ihr Vermögen besser zu verwalten, indem Sie Gelegenheiten ergreifen, die zu Ihrem Anlegerprofil passen.
Haben Ihre Eltern Ihnen beigebracht, dass es wichtig ist, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, unternehmerisch zu denken und für den Erfolg auch mal Risiken einzugehen? Trotzdem können Sie sich dafür entscheiden, bei der Investition Ihrer Rücklagen zurückhaltender aufzutreten. Schließlich macht die Tatsache, dass sich die zur Unternehmensgründung eingegangenen Risiken letztlich für Sie ausgezahlt haben, noch lange keinen Finanzexperten aus Ihnen, der auf den Finanzmärkten problemlos ohne jegliche Hilfestellung die gleichen Risiken eingehen kann.
Wie Sie sehen, ist es absolut wichtig, sich selbst zu beobachten und es zu wagen, die eigene Vergangenheit Revue passieren zu lassen, um zu entscheiden, welcher Teil seines sozio-emotionalen Vermögens beibehalten und welcher aufgegeben werden soll. Der Vorgang gleicht ein bisschen einem Strategie-Audit, bei dem Sie die Stärken und Schwächen sowie Erfolge und Misserfolge der Vergangenheit bewerten, um Ihre finanziellen Zukunftsperspektiven im Einklang mit Ihren Lebensprojekten zu verbessern.
Eltern können entscheiden, Geldfragen nicht zu tabuisieren und vor allem das Finanzwissen in der Familie aktiv zu fördern.
In dem Bewusstsein, dass der historische Umgang der Familie mit Geld seine Spuren hinterlässt, können Eltern entscheiden, Geldfragen nicht zu tabuisieren und vor allem das Finanzwissen in der Familie aktiv zu fördern. Dafür ist auch myLIFE da. Aber viel wichtiger kann es sein, den Kindern beizubringen, die kleinen Freuden des Lebens zu genießen, vor allem wenn sie sie aus eigener Kraft zustande gebracht haben. Dabei kann es sich beispielsweise um einen Gegenstand handeln, für den sie monatelang ihr Taschengeld gespart haben, oder um einen Urlaub mit Freunden, den sie mit dem ersten Ferienjob finanziert haben.
Diesen Punkt möchten wir an dieser Stelle besonders unterstreichen, denn wie mehrere Studien gezeigt haben, haben Kinder aus reichen Familien oftmals Schwierigkeiten, die kleinen Freuden des Lebens zu genießen. Sie sind häufig leidenschaftslos und eher der Meinung, dass sich ein hohes Maß an Zufriedenheit nur durch hohe Ausgaben erzielen lässt. Durch diese Haltung lernen sie jedoch niemals das Gefühl kennen, die Früchte ihrer eigenen Arbeit zu ernten. Eine kleine Freude, die man sich durch eigene Leistung verdient hat, bringt mehr Zufriedenheit, als wenn alles sofort und ohne Anstrengung in greifbarer Nähe ist. Denn wer im Überfluss lebt und diesen als selbstverständlich erachtet, droht, unverhältnismäßig viel auszugeben, kurzsichtig zu leben und sich nicht ausreichend um den Erhalt und die Vergrößerung seines Vermögens zu kümmern. Gut zu wissen für alle, die eigentlich glauben, dass ihr Geld sie glücklich macht!
Die Vergangenheit loslassen, um in die Zukunft zu investieren
Es gibt so viele unterschiedliche Haltungen zu Geld, wie es Familiengeschichten gibt. Und jeder von uns muss mit den Besonderheiten seines jeweiligen Erbes zurechtkommen. Sie haben die Wahl: Entweder halten Sie unbewusst an einer bestimmten Haltung der Familie in Geldangelegenheiten fest und geben diese womöglich weiter, oder Sie wehren sich gegen ein ererbtes Verhältnis zu Geld. Denken Sie immer daran, dass nichts in Stein gemeißelt ist. Wenn Sie sich entschließen, die Geschichte Ihrer Familie in Gelddingen einer Prüfung zu unterziehen, haben Sie es in der Hand, ihr eine neue Richtung zu geben. Hauptsache, Sie trauen sich, Ihre Vergangenheit zu hinterfragen.
- In diesem Zusammenhang haben wir eine kleine Übung für Sie, bevor Sie Ihren Finanzberater aufsuchen: Nehmen Sie sich kurz die Zeit und beantworten Sie sich selbst die folgenden Fragen offen und ehrlich:
- Was waren bisher Ihre größten finanziellen Erfolge und Misserfolge?
- Welche Lehren haben Sie daraus für den Umgang mit Geld gezogen?
- Was denken Sie über Geld und welche Rolle spielt es in Ihrem Leben?
- Wie war Ihr Verhalten in Finanzangelegenheiten als Jugendliche(r)?
- Haben Sie früher Taschengeld bekommen? Falls ja: Was haben Sie damit gemacht?
- Was waren bisher Ihre besten und was Ihre schlechtesten Kauferfahrungen? Warum?
- Inwiefern hat Geld die Beziehungen Ihrer Eltern beeinflusst?
- Inwiefern haben die soziale Schicht oder der wirtschaftliche Status Ihrer Familie Ihre Überzeugungen in Finanzfragen beeinflusst?
Wenn Sie diese Übung machen, gehen Sie Ihrem Verhältnis zu Geld auf den Grund und lernen, Geld gelassener und ruhiger zu sehen. Anschließend steht es Ihnen frei, an Ihrem Verhalten in Geldsachen festzuhalten oder es von Grund auf zu überdenken. Im Übrigen wird es Ihnen leichter fallen, selbstständig über Anlagen und Ausgaben zu entscheiden. Sich seiner Vergangenheit zu stellen, ist in Finanzangelegenheiten der Preis, den man zahlen muss, um unbeschwert auf die gewünschte Zukunft hinarbeiten zu können.