Sie haben ein Schreiben Ihrer Bank erhalten. Darin teilt diese Ihnen mit, dass der Zinssatz Ihres variabel verzinsten Immobiliendarlehens geändert wird. Ob es sich dabei um eine Entwicklung nach unten oder nach oben handelt, Sie wussten, dass dies passieren kann. Auch wenn myLIFE die Zinsentwicklung nicht zu Ihren Gunsten beeinflussen kann, können wir Ihnen einen Erklärungsansatz dazu bieten, wie sich Ihre Darlehenszinsen entwickeln.
Seit dem Frühsommer 2022 und nach Jahren ohne große Veränderungen hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Politik deutlich geändert und die Zinssätze konsequent angehoben. Angesichts dieser Situation haben sich Privatpersonen viele Gedanken darüber gemacht, wie sich dies auf ihre Ersparnisse und vor allem auf ihre eventuellen Kredite auswirken könnte. Auch die Banken am Finanzplatz passen ihre Zinssätze regelmäßig an, sowohl aufgrund der weltweiten Wirtschaftslage als auch nach den verschiedenen Ankündigungen der EZB.
Der Zinssatz für einen Immobilienkredit ist nicht leicht zu bestimmen. Zahlreiche Faktoren spielen hierbei eine Rolle, darunter die globale Wirtschaftslage, die Situation des Kreditnehmers, das Ziel des Kredits oder auch die Situation des Instituts, dass den Kredit vergibt. Konkret gilt es vier wichtige Parameter zu beachten.
Je länger der Zeitraum ist, für den der Kredit gewährt wird, desto größer ist das Risiko, das die Bank eingeht.
Die Refinanzierungskosten sind bei Weitem der wichtigste Faktor bei der Festlegung des Zinssatzes für Ihren Kredit. Sie richten sich in erster Linie nach den Leitzinsentscheidungen der EZB. Die Leitzinsen sind ein mächtiges Instrument im Dienste der europäischen Wirtschaft, und die EZB passt sie regelmäßig an die aktuelle Situation an.
Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, beschließt die EZB in der Regel eine Senkung der Zinssätze, zusätzlich zu anderen Maßnahmen zur Erhöhung der im Umlauf befindlichen Geldmenge. Denn eine Zinssenkung führt zu sinkenden Kosten für Anleihen, was wiederum Investitionen attraktiver macht. Auf der anderen Seite sinkt so die Rentabilität von Sparvermögen, weshalb Privatpersonen eher dazu neigen, zu konsumieren oder ihre Ersparnisse zu investieren. Umgekehrt kann die EZB beschließen, die Zinsen anzuheben, um gegen eine hohe Inflation vorzugehen, die durch einen Konsumanstieg oder eine Verknappung der vorhandenen Ressourcen hervorgerufen wurde.
Bei Immobiliendarlehen gestalten sich die Refinanzierungskosten je nach der gewählten Darlehensart unterschiedlich.
Wenn sich die Zinssätze der EZB ändern, geben die Banken diese Änderung schließlich in aller Regel vollständig oder teilweise an ihre Kunden weiter.
Das Verleihen von Geld ist stets mit dem Risiko verbunden, dass der Darlehensnehmer zahlungsunfähig wird. Ein Risiko, das Ihre Bank einzugehen bereit ist – im Austausch gegen eine finanzielle Gegenleistung, die sich auf Ihren Kreditzins auswirkt. Diese Gegenleistung wird anhand Ihrer persönlichen Situation bei Eröffnung des Kredits berechnet. Abgesehen von der Laufzeit des Darlehens richtet sie sich vorwiegend nach zwei Kriterien.
Ihre Bank wird darauf achten, was Ihnen pro Monat nach Abzug Ihres Rückzahlungsbetrags noch zum Leben übrigbleibt.
Bei der Berechnung Ihres Zinssatzes spielen noch weitere Aspekte eine Rolle. Als Beispiele seien hier zusätzliche Sicherheitsleistungen des Darlehensnehmers genannt, etwa eine Lebensversicherung, eine Hausrat- und Gebäudeversicherung, ein Sparplan oder ein Anlageportfolio. Diese Gegenleistungen können auch als Hebel bei der Aushandlung Ihres Zinssatzes dienen.
Die Europäische Zentralbank legt den Interbanksatz (MRO) fest, der bei der Bestimmung der Zinsen für ihr Immobiliendarlehen ausschlaggebend ist. Wenn Sie sich für ein Darlehen mit variablem Zinssatz entschieden haben, ändert sich die Höhe Ihrer monatlichen Zahlungen während der gesamten Kreditlaufzeit entsprechend der Entwicklung der Referenzzinssätze. Es ist daher essentiell, sich vor der Vertragsunterzeichnung über die Vor- und Nachteile der verfügbaren Darlehensarten zu informieren. Wenn Sie einen variablen Zinssatz in Betracht ziehen oder sich ein Bild von den Auswirkungen einer möglichen zukünftigen Zinserhöhung machen möchten, empfehlen wir Ihnen, mit verschiedenen Zinsarten Simulationen durchzuführen. So erhalten Sie eine Vorstellung davon, wie die Zinsentwicklungen Ihre Monatsraten beeinflussen.
Ein fester Zinssatz, der bei Vertragsabschluss höher angesetzt wird, bietet die Sicherheit fester Monatsraten über die gesamte Vertragslaufzeit. Darlehen mit variablem Zinssatz wirken bei Vertragsabschluss attraktiver. Allerdings ändert sich der Zinssatz naturgemäß mit der Zeit, was sich auf Ihre monatlichen Rückzahlungen auswirkt! Wenn dies geschieht, treffen Sie keine übereilte Entscheidung und sprechen Sie gegebenenfalls mit Ihrem Kundenbetreuer. Bevor Sie einen Rückkauf Ihres Darlehens oder eine Änderung der Darlehensart in Betracht ziehen, machen Sie sich bewusst, dass dies Gebühren nach sich ziehen kann und eine solche Entscheidung langfristig nicht zwangsläufig von Vorteil ist. Wenn Sie mehr über Kredite im Allgemeinen und insbesondere über Immobiliendarlehen erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen einen Blick in unsere Artikelserie zum Thema Kredite.
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