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Oktober 30, 2024

Leben in mehreren Ländern: Was gilt es zu beachten?

  Gesammelt von myLIFE team myWEALTH Februar 21, 2023 5439

Ein Status als Weltbürger ist für immer mehr Unternehmer und andere wohlhabende Menschen heutzutage fast selbstverständlich. Statt an ein bestimmtes Land gebunden zu sein, können sie in Bezug auf ihre Geschäfte, Familienbeziehungen und ihren Lebensstil Verbindungen zu einer Vielzahl von Ländern haben. Was gilt es dabei mit Blick auf die Vorschriften zur Staatsangehörigkeit und Wohnsitzbestimmungen bis hin zur Komplexität einer grenzüberschreitenden Besteuerung zu beachten?

Ein internationaler Lebensstil, der Immobilien und Geschäftsbeteiligungen in verschiedenen Ländern umfasst, hat gewisse Vorteile. Er bietet ihnen nicht nur abwechslungsreiche und interessante Erfahrungen sondern auch die Möglichkeit, ein breiteres Spektrum an Anlagemöglichkeiten für sich zu entdecken und das Leben zu führen, das Sie sich wünschen. Vielleicht hilft Ihnen dies sogar, Ihre Steuerlast zu verringern. Es könnte allerdings auch sein, dass Sie mehr Steuern zahlen müssen. Die Komplexität wird in jedem Fall zunehmen. Vorschriften zur Staatsangehörigkeit, Wohnsitzbestimmungen und Steuergesetze sind ein Minenfeld, und unerwartete Fallstricke können Unvorsichtigen zum Verhängnis werden.

Eine kompetente Beratung ist in den meisten Bereichen unerlässlich, da es für Einzelpersonen kaum möglich ist, den Überblick über die mitunter sehr unterschiedlichen Steuervorschriften und Wohnsitzbestimmungen und deren komplexes Zusammenspiel zu behalten. Wodurch ein Wohnsitz begründet wird, kann je nach Land unterschiedlich geregelt sein. Es ist möglich, in zwei Staaten gleichzeitig als ansässig zu gelten und Steuern auf alle Einkommen zahlen zu müssen.

Eine Fehlinterpretation von Vorschriften kann teuer werden

Fehler können erhebliche Folgen haben. Im Juni 2022 verlor Ernie Batten, Fußballtrainer in der englischen Regionalliga, einen Berufungsprozess gegen die britische Steuerbehörde, bei dem es um die Frage ging, ob er in einem bestimmten Steuerjahr im Vereinigten Königreich ansässig gewesen war. Er hatte Gibraltar als seinen Wohnsitz angegeben. Er musste daraufhin Steuern auf die Gewinne aus dem Verkauf von 34 Immobilien in Großbritannien zahlen. Es kann eine Person also teuer zu stehen kommen, wenn sie sich nicht mit den Regeln vertraut macht. Der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union im Jahr 2021 hat die Lage nur weiter verkompliziert.

Die Wohnsitzbestimmungen wirken sich allgemein auf die Höhe der von Ihnen zu zahlenden Steuern und Ihre Ansprüche auf staatliche Leistungen wie die staatliche Rente oder medizinische Versorgung aus.

Ohne auf die Wohnsitzbestimmungen einzelner Länder im Detail einzugehen, lässt sich festhalten, dass in den meisten Ländern einige grundlegende Prinzipien gelten. In der Regel wirken sich die Wohnsitzbestimmungen auf Ihre Steuerpflicht und Ihren Anspruch auf staatliche Leistungen wie die gesetzliche Rente oder die Gesundheitsversorgung aus.

Der Wohnsitz ist ein offizieller Status, wobei natürliche Personen vorübergehend oder dauerhaft in einem Land leben können. Wer nur über eine befristete Aufenthaltserlaubnis verfügt, muss diese regelmäßig erneuern lassen. Eine Aufenthaltserlaubnis kann eine natürliche Person berechtigen, in dem Land zu leben und zu arbeiten, (in bestimmten Fällen) eine Immobilie zu erwerben, medizinische Leistungen in Anspruch zu nehmen und Kinder im Bildungssystem anzumelden. Sie kann auch Privilegien außerhalb des Landes gewähren, wie das Recht auf Freizügigkeit in der EU.

Komplizierte Berechnungen zur Bestimmung des steuerlichen Wohnsitzes

Die Regeln zur Bestimmung des steuerlichen Wohnsitzes sind oft komplizierter. Die Anzahl der Tage – oder Nächte –, die sich eine Person in einem Kalenderjahr (bzw. Geschäftsjahr – in Großbritannien reicht dieses vom 1. April bis zum 31. März, das Steuerjahr jedoch vom 6. April bis zum 5. April des Folgejahres) in einem bestimmten Land aufgehalten hat, oder die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in einem Zeitraum von mehreren Jahren können hier eine Rolle spielen. Es lohnt sich, Zeit zu investieren, um die in den Ländern geltenden Regeln zu verstehen, in denen Sie sich über einen längeren Zeitraum aufhalten. Denn es ist möglich, als steuerlich ansässig in einem Land zu gelten, ohne sich dessen bewusst zu sein.

In einigen Staaten ist die Ansässigkeit nicht an die Anzahl der Tage des Aufenthalts in dem Land, sondern an andere Kriterien wie das Vorhandensein eines ständigen Wohnsitzes, einen Schwerpunkt der wirtschaftlichen Interessen oder an den Staat geknüpft, in dem die Person eine gewerbliche oder berufliche Tätigkeit ausübt beziehungsweise ein Unternehmen besitzt.

Die Besteuerung ist in den meisten Fällen das größte Hindernis für diejenigen, die echte Weltbürger sein wollen. Es gibt keine international harmonisierten Steuervorschriften. Personen, die in mehreren Ländern leben, müssen sich somit unter Umständen mit unterschiedlichen Steuerjahren und Zahlungsterminen auseinandersetzen und unterliegen vielerorts anderen Regeln.

Sie können in unterschiedlichen Zeiträumen in mehr als einem Land steuerpflichtig sein. Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung betreffen in der Regel die Einkommen- und Vermögensteuer, manchmal die Erbschaftsteuer, selten jedoch die Schenkungsteuer. Diese Steuerabkommen sollen vermeiden, dass bei natürlichen Personen oder Unternehmen dieselben Einkünfte zweimal besteuert werden. Doch die Abkommen und ihre praktische Umsetzung sind selten optimal.

Doppelbesteuerungsabkommen sollen vermeiden, dass bei natürlichen Personen oder Unternehmen dieselben Einkünfte zweimal besteuert werden. Doch in der Praxis ist das nicht immer der Fall.

Wenn die Steuersätze in einem Land höher sind, müssen Sie dort möglicherweise zusätzliche Zahlungen leisten. Die Situation kann auch dadurch verkompliziert werden, dass es sowohl Länder gibt, die die Sozialversicherung aus allgemeinen Steuermitteln finanzieren (wie Großbritannien), als auch solche, in denen die Höhe der Sozialversicherungsbeiträge vom Einkommen abhängt (wie in Luxemburg und Frankreich).

Besteuerung nach Staatsangehörigkeit oder Wohnsitz

Nur wenige Elemente werden überall gleich gehandhabt. Die Besteuerung richtet sich in der Regel nach dem Wohnsitz. Während Gebietsfremde nur Steuern auf Einkünfte zahlen, die aus dem jeweiligen Land stammen (und in manchen Fällen nicht einmal dann), müssen Inländer normalerweise Steuern auf ihr weltweites Einkommen zahlen.

Die Staatsangehörigkeit spielt für die Besteuerung in der Regel keine Rolle, außer in den USA (sowie in Eritrea und bis zu einem gewissen Grad in China). Amerikanische Bürger unterliegen der US-Einkommensteuer, unabhängig davon, ob sie in den USA ansässig sind oder nicht, und unabhängig davon, woher das Einkommen stammt.

In Fällen wie der Einkommensteuer, die bei Arbeitnehmern oft an der Quelle einbehalten wird, ist die Lage in der Regel eindeutig, doch bei der Wertzuwachssteuer und der Erbschaftsteuer kann es sich komplizierter gestalten. Im Falle der Erbschaftsteuer zahlen in dem jeweiligen Land ansässige Personen in der Regel dort Steuern auf ihr weltweites Vermögen. Sie müssen jedoch zum Beispiel auch französische Steuern auf in Frankreich geerbte Immobilien zahlen. In Frankreich ansässige Erben müssen auf Vermögenswerte, die sich physisch in anderen Ländern befinden, in den meisten Fällen Erbschaftsteuer zahlen; Vermögenswerte in Großbritannien sind hiervon jedoch ausgenommen.

Doppelbesteuerungsabkommen sollen gewährleisten, dass die Erbschaftsteuer nicht zweimal anfällt. Personen, die in Civil-Law-Ländern ansässig sind, zu denen die meisten Länder Kontinentaleuropas gehören, müssen jedoch auch verbindliche Erbschaftsbestimmungen berücksichtigen. Im Vereinigten Königreich gelten komplexe — und schwer verständliche – Vorschriften rund um das einzigartige Konzept des „domicile“, das unabhängig von Staatsangehörigkeit und Wohnsitz ist und sich auf die Erbschaftsteuerpflicht sowie den Umfang der Einkommensteuer für im Vereinigten Königreich ansässige Personen auswirken kann. Kurzum: Es ist ein Minenfeld, das eine fachkundige Beratung unerlässlich macht.

Es kann durchaus kompliziert sein, die Staatsangehörigkeit eines Landes zu erwerben, und in den meisten Fällen hat sie auch keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die von Ihnen zu zahlenden Steuern.

Lehren aus dem Brexit

Es kann durchaus kompliziert sein, die Staatsangehörigkeit eines Landes zu erwerben, und in den meisten Fällen hat sie auch keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die von Ihnen zu zahlenden Steuern. Wenn Sie sich jedoch dauerhaft für ein Land als neue Heimat entscheiden, ist Ihnen bestimmt daran gelegen, uneingeschränkt am gesellschaftlichen und politischen Leben teilnehmen zu können – zum Beispiel, indem Sie wählen oder sich sogar zur Wahl stellen.

Die Staatsangehörigkeit bietet auch einen gewissen Schutz vor Änderungen der Aufenthaltsbestimmungen. Viele EU-Bürger haben möglicherweise keine Vorteile darin gesehen, die Staatsangehörigkeit eines anderen Mitgliedstaats zu beantragen, bis der Brexit zeigte, dass vermeintlich dauerhafte Aufenthaltsrechte nicht unantastbar sind. In Ländern wie Spanien und Frankreich ansässige Briten mussten feststellen, dass sich ihre rechtliche Situation erheblich geändert hat. Sie haben beispielsweise das Recht verloren, sich in jedem beliebigen EU-Mitgliedstaat niederzulassen oder dort zu arbeiten.

Eine Einbürgerung nimmt gewöhnlich eine gewisse Zeit in Anspruch. Die Regeln in Frankreich sind charakteristisch: Die Antragsteller müssen mindestens fünf Jahre lang in Frankreich ansässig sein, über ausreichende und stabile finanzielle Mittel verfügen, ihre Integration in die französische Gesellschaft, die französischen Werte und die französische Lebensweise nachweisen (und in diesem Zusammenhang einen Test zu Geschichte, Verfassung und Institutionen des Landes bestehen) und erfolgreich einen Sprachtest absolvieren.

In Spanien gelten ähnliche Regelungen: Wer sich seit zehn Jahren legal in Spanien aufhält und einen Sprach- und Kulturtest besteht, kann einen Antrag stellen. Für Personen, die Verwandte in dem jeweiligen Land haben, gibt es Ausnahmen. Menschen, deren Eltern französische oder spanische Staatsangehörige waren, können die Staatsbürgerschaft durch Abstammung beantragen. In den meisten europäischen Ländern ist der Erwerb der Staatsangehörigkeit durch Heirat möglich, jedoch erst nach einer bestimmten Frist (im Falle Frankreichs nach vier Jahren).

In den meisten EU-Ländern ist die doppelte Staatsbürgerschaft zumindest für Staatsbürger eines anderen Mitgliedstaats möglich. In Spanien gelten diesbezüglich jedoch Einschränkungen, und die doppelte Staatsangehörigkeit ist folgenden Personen vorbehalten: Menschen spanischer Herkunft oder aus einem lateinamerikanischen Land, in dem Spanisch oder Portugiesisch Amtssprache ist, sofern die Antragsteller über historische und kulturelle Verbindungen zu Spanien verfügen; Bürgern aus einigen wenigen Ländern wie Andorra, die Philippinen, Äquatorialguinea, Portugal und Frankreich, sowie sephardischen Juden; und Personen, die durch Herkunft sowohl die spanische als auch die Staatsangehörigkeit des anderen Landes besitzen. Alle anderen müssen bei Erwerb der spanischen Staatsangehörigkeit auf ihre bisherige Staatsbürgerschaft verzichten.

Eheliche Güterstände, Erbschaftsregelungen und die elterliche Verantwortung können sich bei einem Umzug ins Ausland ändern.

Steuer- und zivilrechtliche Aspekte bei einem Wohnsitzwechsel

Eheliche Güterstände, Erbschaftsregelungen und die elterliche Verantwortung können sich bei einem Umzug ins Ausland ändern. In Civil-Law-Ländern mit verbindlichen Erbschaftsregelungen sind für bestimmte Erbenkategorien, vor allem für Kinder und Ehegatten, Pflichtteile am Erbe vorgeschrieben, wobei die Bestimmungen von Land zu Land variieren.

Ein berühmtes Beispiel ist der verstorbene französische Sänger Johnny Hallyday: Er war in die USA ausgewandert, wo es keine Pflichtteilsregelung gibt, und hatte zwei seiner älteren Kinder in seinem US-Testament nach dortigem Recht vom Erbe ausgeschlossen. Es stellte sich jedoch heraus, dass er sich bis zum Jahr seines Todes häufig in Frankreich aufhielt, was anhand seiner Aktivitäten in den sozialen Medien nachgewiesen werden konnte. Nach einem langen Gerichtsverfahren wurde er wieder als „gewöhnlicher Einwohner“ Frankreichs eingestuft, und das französische Erbrecht wurde auf seinen Nachlass angewandt, sodass jedes seiner Kinder Anspruch auf 18,75% des Vermögens erhielt.

Da immer mehr europäische Bürger in die Vereinigten Arabischen Emirate ziehen, sollten Eltern sich dessen bewusst sein, dass ihre Rechte und Pflichten in Bezug auf ihre Kinder nach dem islamischen Familienrecht nicht gleichmäßig verteilt sind. Der verheiratete Vater ist der persönliche und gesetzliche Vormund des Kindes und für die Verwaltung des Vermögens des Kindes verantwortlich. Im Falle einer Scheidung oder im Todesfall hat die Mutter unter Umständen keine Rechte in Bezug auf ihre Kinder. Nach in den Vereinigten Arabischen Emiraten geltendem Recht kann jedoch vereinbart werden, dass das Familienrecht, wie es in den Herkunftsländern der Eltern gilt, zur Anwendung kommt.

Wenn Sie ein internationaler Staatsbürger werden möchten, sollten Sie sich unbedingt über die verschiedenen Regelungen der einzelnen Länder informieren. Diese können sich überlagern und es besteht das Risiko, dass Ihr rechtlicher Status unklar ist und Sie in mehreren Ländern unerwarteten Steuerpflichten unterliegen. Bitte bedenken Sie immer, wie wichtig es ist, fachkundigen Rat einzuholen.