Meine Finanzen, meine Projekte, mein Leben
März 30, 2023

Leben in mehreren Ländern: Was gilt es zu beachten?

  Gesammelt von myLIFE team myWEALTH Februar 21, 2023 24

Unternehmer und andere wohlhabende Menschen verstehen sich zunehmend als Weltbürger. Statt an ein bestimmtes Land gebunden zu sein, können sie in Bezug auf ihre Geschäfte, Familienbeziehungen und ihren Lebensstil Verbindungen zu einer Vielzahl von Ländern haben. Was gilt es dabei mit Blick auf die Vorschriften zur Staatsangehörigkeit und Wohnsitzbestimmungen bis hin zur Komplexität einer grenzüberschreitenden Besteuerung zu beachten?

Ein internationaler Lebensstil, der Immobilien und Geschäftsbeteiligungen in verschiedenen Ländern umfasst, hat gewisse Vorteile. So lässt sich nicht nur der Alltag abwechslungsreich und anregend gestalten, sondern dadurch verbessert sich auch Ihre Fähigkeit, vielfältige Anlagemöglichkeiten zu entdecken und das Leben zu führen, das Sie sich vorstellen. Vielleicht hilft Ihnen dies sogar, Ihre Steuerlast zu verringern. Es könnte allerdings auch sein, dass Sie mehr Steuern zahlen müssen. Die Komplexität wird in jedem Fall zunehmen. Vorschriften zur Staatsangehörigkeit, Wohnsitzbestimmungen und Steuergesetze sind ein Minenfeld, das Unvorsichtigen zum Verhängnis werden kann.

Eine gute Beratung ist in den meisten Bereichen unerlässlich. Für Einzelpersonen ist es kaum möglich, den Überblick über die mitunter sehr unterschiedlichen Steuervorschriften und Wohnsitzbestimmungen zu behalten. Wodurch ein Wohnsitz begründet wird, kann je nach Land unterschiedlich geregelt sein. Es ist möglich, in zwei Staaten gleichzeitig als ansässig zu gelten und Steuern auf alle Einkommen zahlen zu müssen.

Eine Fehlinterpretation von Vorschriften kann teuer werden

Fehler können erhebliche Folgen haben. Vor kurzem verlor ein Fußballtrainer einen Prozess gegen die britischen Steuerbehörden, bei dem es um die Frage ging, ob er in einem bestimmten Steuerjahr im Vereinigten Königreich ansässig war. Er musste daraufhin Steuern auf die Gewinne aus dem Verkauf von 34 Immobilien in Großbritannien zahlen. Eine Fehlinterpretation von Vorschriften kann sehr teuer werden. Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union im Jahr 2021 hat die Lage weiter verkompliziert.

Die Wohnsitzbestimmungen wirken sich allgemein auf die Höhe der von Ihnen zu zahlenden Steuern und Ihre Ansprüche auf staatliche Leistungen wie die staatliche Rente oder medizinische Versorgung aus.

Ohne auf die Wohnsitzbestimmungen einzelner Länder im Detail einzugehen, lässt sich festhalten, dass in den meisten Ländern einige grundlegende Prinzipien gelten. Die Wohnsitzbestimmungen wirken sich allgemein auf die Höhe der von Ihnen zu zahlenden Steuern und Ihre Ansprüche auf staatliche Leistungen wie die staatliche Rente oder medizinische Versorgung aus.

Der Wohnsitz ist ein offizieller Status, wobei natürliche Personen vorübergehend oder dauerhaft in einem Land leben können. Wer nur über eine befristete Aufenthaltserlaubnis verfügt, muss diese regelmäßig erneuern lassen. Eine Aufenthaltserlaubnis kann eine natürliche Person berechtigen, in dem Land zu leben und zu arbeiten, (in bestimmten Fällen) eine Immobilie zu erwerben, medizinische Leistungen in Anspruch zu nehmen und Kinder im Bildungssystem anzumelden. Sie kann auch Privilegien außerhalb des Landes gewähren, wie das Recht auf Freizügigkeit in der EU.

Komplizierte Berechnungen zur Bestimmung des steuerlichen Wohnsitzes

Die Regeln zur Bestimmung des steuerlichen Wohnsitzes sind oft komplizierter. Die Anzahl der Tage, die sich eine Person in einem Kalenderjahr (bzw. Steuerjahr) in einem bestimmten Land aufgehalten hat, oder die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in einem Zeitraum von mehreren Jahren können hier eine Rolle spielen. Es ist sinnvoll, Zeit zu investieren, um die in den Ländern geltenden Regeln zu verstehen, in denen Sie sich über einen längeren Zeitraum aufhalten. Denn es ist möglich, als steuerlich ansässig in einem Land zu gelten, ohne sich dessen bewusst zu sein.

In einigen Staaten ist die Ansässigkeit nicht an die Anzahl der Tage des Aufenthalts in dem Land, sondern an andere Kriterien wie das Vorhandensein eines ständigen Wohnsitzes, den Schwerpunkt der wirtschaftlichen Interessen oder den Staat, in dem die Person eine gewerbliche oder berufliche Tätigkeit ausübt, geknüpft.

Die Besteuerung ist wahrscheinlich das größte Hindernis für diejenigen, die Weltbürger sein wollen. Es gibt keine international harmonisierten Steuervorschriften. Für Personen, die in mehreren Ländern leben, können somit unterschiedliche Steuerjahre, Zahlungstermine und Regeln gelten.

Sie können in unterschiedlichen Zeiträumen in mehr als einem Land steuerpflichtig sein. Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung betreffen in der Regel die Einkommen- und Vermögensteuer, manchmal die Erbschaftsteuer und selten die Schenkungsteuer. Diese Steuerabkommen sollen vermeiden, dass bei natürlichen Personen oder Unternehmen dieselben Einkünfte zweimal besteuert werden. Doch in der Praxis ist das nicht immer der Fall.

Doppelbesteuerungsabkommen sollen vermeiden, dass bei natürlichen Personen oder Unternehmen dieselben Einkünfte zweimal besteuert werden. Doch in der Praxis ist das nicht immer der Fall.

Wenn die Steuersätze in einem Land höher sind, müssen Sie dort möglicherweise zusätzliche Zahlungen leisten. Die Situation kann auch dadurch verkompliziert werden, dass es sowohl Länder gibt, die die Sozialversicherung aus allgemeinen Steuermitteln finanzieren, als auch solche, in denen die Höhe der Sozialversicherungsbeiträge vom Einkommen abhängt.

Besteuerung nach Staatsangehörigkeit oder Wohnsitz

Nur wenige Elemente werden überall gleich gehandhabt. Die Besteuerung richtet sich in der Regel nach dem Wohnsitz. Während Gebietsfremde nur Steuern auf Einkünfte zahlen, die aus dem jeweiligen Land stammen (und in manchen Fällen nicht einmal dann), müssen Inländer normalerweise Steuern auf ihr weltweites Einkommen zahlen.

Die Staatsangehörigkeit spielt für die Besteuerung in der Regel keine Rolle, außer in den USA (sowie in Eritrea und bis zu einem gewissen Grad in China). US-Bürger unterliegen der US-Einkommensteuer, unabhängig davon, ob sie in den USA ansässig sind oder nicht, und unabhängig davon, woher das Einkommen stammt.

In Fällen wie der Einkommensteuer, die bei Arbeitnehmern oft an der Quelle einbehalten wird, ist die Lage in der Regel eindeutig. Bei der Kapitalertragsteuer und Erbschaftsteuer kann es komplizierter sein. Im Falle der Erbschaftsteuer zahlen in dem jeweiligen Land ansässige Personen in der Regel Steuern auf ihr weltweites Vermögen. Sie müssen jedoch auch französische Steuern auf in Frankreich geerbte Immobilien zahlen, um ein Beispiel zu nennen.

Sofern Doppelbesteuerungsabkommen in Kraft sind, sollen diese sicherstellen, dass derartige Abgaben nicht doppelt gezahlt werden. Personen, die in Civil-Law-Ländern, zu denen die meisten Länder Kontinentaleuropas gehören, ansässig sind, müssen auch Pflichtteilsansprüche von Kindern berücksichtigen. Im Vereinigten Königreich gelten komplexe Vorschriften rund um das einzigartige Konzept des „domicile“, das unabhängig von Staatsangehörigkeit und Wohnsitz ist und sich auf die Erbschaftsteuerpflicht sowie den Umfang der Einkommensteuer für im Vereinigten Königreich ansässige Personen auswirken kann. Kurzum: Es ist ein Minenfeld, das eine fachkundige Beratung unerlässlich macht.

Die Staatsangehörigkeit eines Landes zu erwerben, kann komplizierter sein, hat aber in den meisten Fällen keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die von Ihnen zu zahlenden Steuern.

Lehren aus dem Brexit

Die Staatsangehörigkeit eines Landes zu erwerben, kann komplizierter sein, hat aber in den meisten Fällen keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die von Ihnen zu zahlenden Steuern. Wenn Sie sich jedoch dauerhaft für ein Land als neue Heimat entscheiden, ist Ihnen bestimmt daran gelegen, uneingeschränkt am gesellschaftlichen und politischen Leben teilnehmen zu können – zum Beispiel, indem Sie wählen oder sich zur Wahl stellen.

Die Staatsangehörigkeit bietet auch einen gewissen Schutz vor Änderungen der Aufenthaltsbestimmungen. Viele EU-Bürger haben möglicherweise keine Notwendigkeit gesehen, die Staatsangehörigkeit eines anderen Mitgliedstaats zu beantragen, bis der Brexit zeigte, dass vermeintlich dauerhafte Aufenthaltsrechte und Regelungen nicht unveränderlich sind. In Ländern wie Spanien und Frankreich lebende oder arbeitende Briten mussten feststellen, dass sich ihre rechtliche Situation erheblich geändert hat. Sie haben beispielsweise das Recht verloren, sich in jedem beliebigen EU-Land niederzulassen oder dort zu arbeiten.

Eine Einbürgerung nimmt gewöhnlich eine gewisse Zeit in Anspruch. Die Regeln in Frankreich sind charakteristisch: Natürliche Personen müssen mindestens fünf Jahre lang in Frankreich ansässig sein, über ausreichende und stabile finanzielle Mittel verfügen, ihre Integration in die französische Gesellschaft, französischen Werte und französische Lebensweise nachweisen und einen Sprachtest bestehen.

Die Anforderungen in Spanien sind leichter zu erfüllen: Wer sich seit zehn Jahren legal in Spanien aufhält, kann ohne weitere Prüfungen einen Antrag stellen. Für Personen, die Verwandte in dem jeweiligen Land haben, gibt es zudem Ausnahmen. Menschen, deren Eltern französische oder spanische Staatsangehörige waren, können die Staatsbürgerschaft durch Abstammung beantragen. In den meisten europäischen Ländern ist der Erwerb der Staatsangehörigkeit durch Heirat möglich, allerdings erst nach einer bestimmten Frist (im Falle Frankreichs nach vier Jahren).

Eheliche Güterstände, Pflichtteilsregelungen und die elterliche Verantwortung können sich bei einem Umzug ins Ausland ändern.

Ein Wohnsitzwechsel kann nicht nur steuerliche, sondern auch zivilrechtliche Folgen haben

Eheliche Güterstände, Pflichtteilsregelungen und die elterliche Verantwortung können sich bei einem Umzug ins Ausland ändern. In den meisten Civil-Law-Rechtsordnungen gelten Pflichtteilsregelungen. Das bedeutet, dass bestimmte Personen Anspruch auf einen Teil des Vermögens der verstorbenen Person haben. Bei einem Umzug ins Ausland können sich die Pflichtteilsansprüche der etwaigen Erben ändern.

Ein berühmtes Beispiel ist der Fall des französischen Sängers Johnny Hallyday, der in die USA zog, wo es kein Pflichtteilsrecht gibt. In Anwendung der dort geltenden Vorschriften schloss er zwei seiner älteren Kinder in seinem US-Testament von seinem Erbe aus. Im Jahr seines Todes hielt er sich jedoch längere Zeit in Frankreich auf, was anhand seiner Aktivitäten in den sozialen Medien nachgewiesen werden konnte. Nach einem langen Gerichtsverfahren wurde er daher wieder als „gewöhnlicher Einwohner“ Frankreichs eingestuft, und das französische Erbrecht wurde auf seinen Nachlass angewandt. Die französischen Pflichtteilsregeln wurden angewandt, sodass jedem seiner Kinder 18,75 % seines Nachlasses zustanden.

Ein weiteres Beispiel: Da immer mehr europäische Bürger in die Vereinigten Arabischen Emirate ziehen, sollten Eltern wissen, dass ihre Rechte und Pflichten in Bezug auf ihre Kinder nach dem dort geltenden islamischen Familienrecht nicht gleichmäßig verteilt sind. Der verheiratete Vater ist der gesetzliche Vormund des Kindes und für die Verwaltung des Vermögens des Kindes verantwortlich. Im Falle einer Scheidung oder im Todesfall hat die Mutter unter Umständen keine Rechte an ihren Kindern.

Glücklicherweise können nicht-muslimische ausländische Staatsangehörige, die in den VAE leben, Regelungen vereinbaren, die mit den Normen ihrer Heimatländer übereinstimmen.

In mehr als einem Land ansässig zu sein, hat viele Vorteile. Doch es ist wichtig, die Regeln zu kennen, da man sonst möglicherweise einen unsicheren Rechtsstatus hat oder in mehreren Ländern Steuern zahlen muss. Mehrere Wohnsitze bieten die Option festzulegen, wo, wie und gegebenenfalls wie viel Steuern zu zahlen sind. Eine fachkundige Beratung ist allerdings unerlässlich.