Manager oder doch eher Leader?
Als Symbolfiguren in der Unternehmenswelt werden die Profile des Managers und des Leaders einmal in einen Topf geworfen und dann wieder klar gegeneinander abgegrenzt. Beide Profile haben zwar mit der Unternehmensführung zu tun, dennoch unterscheiden sie sich und sind absolut komplementär. Im Idealfall sollte sogar jede Führungskraft die Funktion des Managers mit der Haltung des Leaders vereinen.
Zunächst sei darauf hingewiesen, dass es sich im Folgenden um allgemeine Informationen handelt, die je nachdem, um welches Unternehmen es geht oder mit welchem Spezialisten man spricht, variieren können. Während die Funktion des Managers weitgehend unumstritten ist, werden die Attribute des Leaders und seine Funktion innerhalb des Unternehmens viel diskutiert.
Ist der Leader eine visionäre Führungskraft, die eine Vision für ein Unternehmen kreiert, oder ist es ein bestimmter Mitarbeiter, der die Gabe besitzt, ein ganzes Team mitzureißen, um die vom Manager gesteckten Ziele zu erreichen? Ganz gleich, wie die richtige Antwort lautet, über eine Sache scheinen sich alle einig zu sein: Manager bezeichnet eine Funktion, während Leader ein Attribut ist, das sich aus einer Haltung ableitet.
Manager bezeichnet eine Funktion, während Leader ein Attribut ist.
Theorie
Der Hauptunterschied zwischen Manager und Leader besteht darin, dass „Manager“ eine hierarchische Stellung aufgrund eines Vertrags ist. Das trifft auf den „Leader“ nicht zu. Manager bezeichnet eine offizielle Funktion, für die eine Person eingestellt wurde und mit der konkrete Ziele verbunden werden können. Leader ist dagegen kein Titel. Es gibt sicherlich Funktionen wie den „Team Leader“. Aber das ist mit dem Begriff „Leadership“ nicht gemeint.
Der Manager bzw. die Managerin ist also die Bezeichnung für eine Funktion innerhalb der Unternehmensorganisation, während Leader ein inoffizielles Attribut ist, das einer Person aufgrund ihrer Gesinnung oder Haltung verliehen wird. Während man einem Manager aufgrund seiner Position gehorchen muss, entscheidet man sich bei einem Leader freiwillig, ihm aufgrund seines Einflusses zu folgen. Ein Manager kann daher natürlich auch ein Leader sein (was sogar wünschenswert ist), ein Leader braucht dagegen keine Führungsfunktion zu haben.
Praxis
Ein Manager legt Ziele fest und delegiert deren Umsetzung an Teams, die er so gut wie möglich leitet. Ein Leader ist dagegen eine Persönlichkeit, die Mitarbeiter eint und motiviert, ihm zu folgen, um diese Ziele gemeinsam zu erreichen. Er sichert sich seine Gefolgschaft, indem er der Teamarbeit einen Sinn gibt. Der Manager ist hauptsächlich für das „Was, Wann und Wie“ verantwortlich und der Leader für das „Warum“. Aus diesem Grund sind besonders erfolgreiche Leader gleichzeitig auch große Visionäre, die kurz- und mittelfristige Ziele mit dem verbinden, auf das es auf lange Sicht ankommt. Der Leader weckt den Wunsch, nach den Sternen zu greifen, der Manager legt die einzelnen Schritte für den Weg dorthin fest. Wenn es keine Sterne gibt, sondern nur Ziele, die erreicht werden müssen, gelingt es dem Leader, den unwiderstehlichen Wunsch zu wecken, diese Ziele zu erreichen.
Der Manager überwacht die Erreichung eines konkreten und messbaren Ergebnisses. Der Leader stiftet Sinn und inspiriert mit seiner Haltung.
Jeweilige Kompetenzen
Der Manager überwacht die Erreichung eines konkreten und messbaren Ergebnisses. Um seine Aufgabe zu erfüllen, ist er perfekt organisiert. Als ausgezeichneter Lenker definiert er die Ziele, verteilt sie auf sein Team und überwacht ihr Erreichen, jeweils unter Einhaltung von Budgets und Fristen. Seine täglichen Aufgaben sind: Planen, Organisieren, Koordinieren, Kontrollieren und Berichterstattung an seinen Vorgesetzten. Zu seinen besonderen Stärken gehören Reflexion, Zuhören, Fähigkeit zum Delegieren, Hinterfragen, Anerkennung der Fähigkeiten seines Teams, von Misserfolgen wie auch Erfolgen. Der Manager muss absolut logisch denken können und auch in besonderen Stresssituationen einen kühlen Kopf bewahren.
Der Leader stiftet Sinn und inspiriert mit seiner Haltung. Er genießt das Vertrauen seiner Kollegen, zu denen er ein ausgezeichnetes Verhältnis hat, aber auch seiner Vorgesetzten. Mit seinen Ideen, Initiativen, seiner Ausstrahlung und Leidenschaft ist er häufig die treibende Kraft. Seine Rolle besteht darin, zu beeinflussen und innovative Ideen einzubringen. Ihm gelingt es, die Menschen in seinem Umfeld zu inspirieren, damit sie seine Vision verwirklichen. Der Leader ist oft enthusiastisch und äußerst gesellig und zeichnet sich durch Integrität, Kommunikationsgeschick und Neugier aus. Der Leader kann seine Rolle nicht erzwingen, sondern muss sie sich verdienen. Der Leader muss mit seinen Überzeugungen inspirieren können und auch in besonderen Stresssituationen das richtige Gespür bewahren.
Nachfolgend eine zusammenfassende Tabelle, die kurz und knapp, aber gleichzeitig etwas überzeichnet ist.
MANAGER | LEADER |
---|---|
Eine offizielle Funktion innerhalb des Unternehmens | Eine inoffizielle Stellung innerhalb des Teams |
Legt Ziele fest (was, wann, wie) | Vermittelt eine Vision (warum) |
Führt seine Teams | Begleitet seine Kollegen |
Plant | Inspiriert |
Sagt „Los!“ | Sagt „Kommen Sie mit!“ |
Bestraft Fehler | Beseitigt Fehler |
Weiß, was zu tun ist | Weiß, wie es geht |
Nutzt Talente | Weckt Talente |
Kommuniziert vertikal | Kommuniziert horizontal |
Steht oben | Geht voran |
Die beiden Rollen sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden
In den letzten Jahren hat sich die Wahrnehmung des Managements innerhalb von Unternehmen stark verändert. Das hat eine Überbewertung der Figur des Leaders zulasten des traditionelleren Image des Managers begünstigt.
Manager und Leader bewegen sich auf verschiedenen Ebenen. Es ist absurd, sie gegeneinander auszuspielen, indem die Schwächen des einen und die Stärken des anderen hervorgehoben werden.
Daher werden wir auf keinen Fall die Figur des Managers mit der des Leaders vergleichen. Im Gegenteil. Denn unsere zusammenfassende Tabelle zeigt deutlich, dass Manager und Leader sich auf unterschiedlichen Ebenen bewegen. Es ist absurd, sie gegeneinander auszuspielen, indem die Schwächen des einen und die Stärken des anderen hervorgehoben werden. Leader und Manager ergänzen sich und brauchen sich gegenseitig, um erfolgreich zu sein.
Wenn die Figur des Managers die des Leaders unterdrückt, fehlt dem Unternehmen eine Vision, herrscht übermäßige Kontrolle und können die Mitarbeiter nicht motiviert werden. Wenn die Figur des Leaders die des Managers unterdrückt, werden Ressourcen möglicherweise nicht streng genug gemanagt und dem Unternehmen fällt es möglicherweise schwer, konkrete Ziele zu definieren, an denen sich Ergebnisse rational messen lassen. Es kommt folglich auf das richtige Gleichgewicht an.
Manager und Leader sind letztlich zwei Profile, die sich eher ergänzen, als dass sie miteinander konkurrieren. Während der Manager einen Plan mit einem festen Ziel hat, besitzt der Leader den Kompass, um das Team zu leiten und zum Ziel zu führen. Gemeinsam sind sie extrem stark und tragen zum Erfolg ihres Unternehmens bei.