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Dezember 24, 2024

Regelung der Nachfolge in einem Familienunternehmen

  Gesammelt von myLIFE team myCOMPANY Juli 26, 2018 4762

Ein Familienunternehmen bietet viele Vorzüge. Man kann sich mit Menschen umgeben, deren Motivation sich nicht nur auf Aktienoptionen und Boni bezieht, sondern die sich bei ihrem Tun viel mehr von der Wahrung von Familientraditionen und von Loyalität leiten lassen. In ein Unternehmen eingebundene Familienmitglieder kennen und verstehen dessen Eigenheiten und spezifischen Eigenschaften unter Umständen besser, weil sie bereits sehr früh Einblicke erhalten haben, und wissen über seine Kunden und Berater bestens Bescheid. All das macht die Nachfolgeregelung jedoch nicht unbedingt einfacher.

Zwar hängen die Verfassung und der Fortbestand eines Familienunternehmens auch von der erfolgreichen Übergabe an die nächste Generation ab, doch kann es Unternehmensleitern – insbesondere Gründern – mitunter schwer fallen, das Ruder aus der Hand zu geben. Die Erwartungen an den Nachfolger sind unter Umständen höher, obgleich für ihre Ernennung weniger formale Hürden bestehen. Ein hohes Maß an Vertraulichkeit schadet vielleicht nicht, kann aber auch zu großer Uneinigkeit führen.

Für amtierende Geschäftsleiter mag es verlockend sein, diese schwierige Entscheidung so lange aufzuschieben, bis es nicht mehr anders geht. Doch auf lange Sicht wird das Unternehmen seine Stärke wohl nur bewahren können, wenn Sie einen klaren Plan ausarbeiten und diesen den betroffenen Personen zur rechten Zeit darlegen. Dann kann es durchaus passieren, dass Nachfolger Ihre Entscheidungen hinterfragen, so unangenehm dies auch sein mag; dies trägt allerdings auch zur gemeinschaftlichen Planung bei. Wenn Sie bestimmte Personen in die Zukunft des Unternehmens eingebunden wissen möchten, sollten Sie prüfen, ob sich Ihre Vorstellungen mit denen dieser Personen decken.

Persönliche Motivation

In einem ersten Schritt sollten Sie Ihre eigene Motivation beleuchten und im Idealfall auch berücksichtigen, was Sie künftig wirklich mit Ihrem Leben anstellen möchten. Wenn das Unternehmen Ihre Berufung ist, können Sie sich dann wirklich daraus zurückziehen? Und wenn ja, wie weit? Oder möchten Sie vielmehr eine aktive Rolle beibehalten? Wie würde diese aussehen? Können Sie sich Bereiche, die für Sie persönlich Vorrang haben, oder die Kunden, die Ihnen am wichtigsten sind, aussuchen? Die Kernfrage, die Sie sich hierbei stellen müssen, ist folgende: Sind Sie wirklich bereit für den Ruhestand oder eine neue Phase in Ihrem Leben? Wie Ihre Antwort auch ausfallen mag: Nachfolgeplanung ist und bleibt wichtig – sie könnte nur eine andere Form annehmen.

Die Emotionen, die mit Familienbeziehungen verbunden sind, haben erhebliche Auswirkungen auf die Nachfolgeplanung.

Die Emotionen, die mit Familienbeziehungen verbunden sind, haben erhebliche Auswirkungen auf die Nachfolgeplanung. Zwar haben Eltern sich möglicherweise eine klare Meinung zu den Talenten und Fähigkeiten jedes ihrer Kinder und zu deren Eignung zur Führung des Familienunternehmens gebildet – dies muss sich aber nicht zwangsläufig mit den eigenen Zielen und Ambitionen der Kinder decken.

Am besten sollte jeder ehrlich seinen Standpunkt äußern und seine Absichten offenlegen, wie schwierig das auch sein mag. So ist es leichter, gemeinsam zu entscheiden, ob es sinnvoll ist, die Nachfolge familienintern zu regeln, oder ob vielleicht Außenstehende mit ins Boot geholt werden sollten. Eine familieninterne Nachfolge könnte zwar für ein hohes Maß an Vertrauen und Loyalität sorgen, das für Außenstehende nur schwer zu erreichen wäre, jedoch dürfte dieser Ansatz den Kreis der geeigneten Kandidaten deutlich einschränken – selbst in den besten Familien.

Trennung von Leitung und Eigentum

Das Eigentum an einem Unternehmen und dessen Leitung gehören für einen Unternehmer zusammen, doch das muss nicht für immer so bleiben. Ihr Vermächtnis an Ihre Kinder hängt nicht zwingend nur von deren Fähigkeit ab, das Unternehmen erfolgreich zu leiten. Selbst wenn sie nicht die Richtigen für die Weiterführung sind, heißt das nicht, dass sie auch ihre wirtschaftliche Beteiligung aufgeben müssen. Oftmals ist es sinnvoll, während des langfristigen Planungsprozesses die Leitung des Unternehmens und die Eigentümerinteressen getrennt voneinander zu betrachten.

Ein wesentliches Element dabei sind aktuelle Informationen. Es ist überaus wichtig, über geschäftliche Probleme oder drohende Finanzlöcher mit jenen Personen zu reden, die künftig damit zu tun haben werden. Sie selbst mögen die Fähigkeiten und die Erfahrung besitzen, um jegliche auftretende Probleme zu bewältigen, Ihr Nachfolger aber vielleicht nicht. Dies könnte ihn von seiner eigentlichen Hauptaufgabe ablenken, nämlich den Fortbestand und den Ausbau des Unternehmens zu sichern.

Bevor Sie beginnen, Ihre Nachfolge zu planen, sollten Sie sicherstellen, dass die Geschäftsbücher der letzten drei bis fünf Jahre vorliegen, und Sie sollten diese bereitwillig jedem zur Verfügung stellen, der in der Zukunft in das Unternehmen eingebunden sein könnte.

Bevor Sie beginnen, Ihre Nachfolge zu planen, sollten Sie sicherstellen, dass die Geschäftsbücher der letzten drei bis fünf Jahre vorliegen, und Sie sollten diese bereitwillig jedem zur Verfügung stellen, der in der Zukunft in das Unternehmen eingebunden sein könnte. Die Nachfolger können dann all ihre Fragen stellen, während Sie das Ruder noch fest in der Hand haben. Wenn Sie anstelle einer familieninternen Nachfolge den Verkauf des Unternehmens beschlossen haben, ist dies ohnehin ein Muss. Gleiches gilt für Zukunftsprognosen und die künftige Geschäftsstrategie. Hochwertige Budgetpläne und Prognosen, die ein klares Bild von den Zukunftsaussichten vermitteln, erleichtern die reibungslose Übergabe an den (internen oder externen) Nachfolger.

Professionelle Beratung

Sobald dies alles geregelt ist, können Sie damit beginnen, die nötigen Gespräche zu führen. Das kann häufig unangenehm sein. Naturgemäß führen diese Gespräche dazu, dass man die Kontrolle über ein Unternehmen abgibt, in das man viel Lebenszeit investiert hat, und es bedeutet auch, sich mit seiner eigenen Sterblichkeit abzufinden. Bezieht man unabhängige Dritte mit ein, kann dieser Schritt etwas leichter fallen.

Ein qualifizierter professioneller Berater Ihres Vertrauens kann Sie durch diesen komplexen Prozess leiten und Ihnen die rechtlichen (und möglicherweise steuerlichen) Auswirkungen der Entscheidungen rund um die Zukunft des Unternehmens erläutern. Ein externer Fachmann kann gemeinsam mit den bisherigen Beratern wie Rechtsanwälten, Finanzplanern und Buchhaltern einen konkreten, maßgeschneiderten Übergangsplan ausarbeiten.

Wenn Familienmitglieder das Unternehmen nicht in die Zukunft führen können oder wollen, müssen Sie sich über alternative Lösungen wie eine Börsennotierung oder einen Verkauf Gedanken machen. So oder so ist es von Vorteil, diese Möglichkeit von Anfang an im Hinterkopf zu behalten, anstatt das Risiko einzugehen, das Unternehmen überstürzt verkaufen zu müssen, wenn Sie es nicht mehr leiten können. Ein Verkauf in beliebiger Form kann mindestens sechs Monate in Anspruch nehmen und ist unweigerlich mit Mühe und Zeitaufwand verbunden.

Wenn die Veräußerung des Geschäfts die beste Option zu sein scheint, sollten Sie darauf achten, dass Ihre Erwartungen in Bezug auf den Unternehmenswert realistisch sind – es ist nur so viel wert, wie jemand anderes dafür zu zahlen bereit ist.

Steuerliche Auswirkungen

Wenn die Veräußerung des Geschäfts die beste Option zu sein scheint, sollten Sie darauf achten, dass Ihre Erwartungen in Bezug auf den Unternehmenswert realistisch sind – es ist nur so viel wert, wie jemand anderes dafür zu zahlen bereit ist. Über einen spezialisierten Berater sollten Sie Näheres über ähnliche Transaktionen in Erfahrung bringen und Ratschläge einholen, wie sich der Wert des Unternehmens maximieren lässt. Dies kann das Management wesentlicher Risiken – darunter der Umstand, dass Sie nicht mehr aktiv im Unternehmen mitarbeiten – und den Schutz geistigen Eigentums betreffen.

Auch die steuerlichen Auswirkungen der Übertragung des Unternehmens sind von nicht unwesentlicher Bedeutung – insbesondere die Aspekte der Erbschaftsteuer sollten für alle Beteiligten eine Priorität sein. Nach einer gängigen Faustregel haben jedoch 70% aller wohlhabenden Familien ihr Vermögen in der zweiten und 90% in der dritten Generation verloren, so die in Kalifornien ansässige Vermögensberatungsgesellschaft Williams Group. Beratern zufolge nützt auch die beste Steuerplanung nichts, wenn die Erben der Aufgabe, das Vermögen der Familie zu erhalten, nicht gewachsen sind.

Solche Beobachtungen sind im Allgemeinen darauf zurückzuführen, dass die nachfolgenden Generationen nicht das gleiche unternehmerische Engagement und die gleiche Disziplin besitzen wie ihre Vorgänger, doch auch die Erbschaftsteuer spielt dabei eine Rolle. In vielen Ländern gelten Ausnahmeregelungen für Familienbetriebe. Man sollte sich aber unbedingt beraten lassen, um sicherzustellen, dass das Unternehmen richtig strukturiert ist, um davon zu profitieren.

Komplikationen durch Scheidung

Ein weiterer Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt, ist eine Scheidung – sei es Ihre eigene, die eines Ihrer Kinder oder einer anderen beteiligten Person, die für das Unternehmen von Bedeutung ist. Denn eine Scheidung kann selbst die sorgfältigste Nachfolgeplanung völlig durcheinanderbringen. Muss ein Miteigentümer seine Beteiligung im Rahmen einer Scheidungsvereinbarung ganz oder teilweise veräußern, besteht die Gefahr, dass Aktionäre Teil der Eigentümerstruktur werden, die Familienmitgliedern nicht unbedingt freundlich gesinnt sind, Tradition und Loyalität kaum wertschätzen und für die die langfristigen Interessen des Unternehmens möglicherweise nicht von Bedeutung sind.

Der vielleicht bedeutendste Faktor während des gesamten Prozesses besteht darin, einen offenen Dialog aufrechtzuerhalten und die wichtigsten Familienmitglieder stets auf dem Laufenden zu halten, sodass diese Ihre Pläne informiert hinterfragen können. Das ist sicherlich eine bessere Lösung als Streitigkeiten vor Gericht, wenn Sie eines Tages nicht mehr da sind.

Es ist nicht leicht, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass man die Kontrolle über sein Unternehmen – sein Lebenswerk – abgibt. Jedoch ist eine frühzeitige Planung überaus wichtig, wenn dieses auch nach Ihrem Ableben fortbestehen soll. Gehen Sie am besten in kleinen Schritten vor: Bestellen Sie einen Berater, fragen Sie Ihre Kinder nach ihrer Meinung, kümmern Sie sich um den Papierkram … So verläuft der Prozess weniger unangenehm für alle Beteiligten.