Sorgenfrei dank Wartungsverträgen – doch zu welchem Preis?
Der Backofen gibt den Geist auf, kurz bevor die Weihnachtsgans gebraten werden soll, oder das Auto springt zwei Tage vor dem Urlaub nicht mehr an – ist Ihnen etwas Ähnliches auch schon einmal passiert? Dann denken Sie möglicherweise, dass Sie besser einen Wartungsvertrag abgeschlossen hätten, denn so wäre das Problem sicher schnell gelöst worden und hätte Ihnen nicht völlig unerwartet so große Ausgaben beschert. Das mag stimmen, aber haben Sie die Kosten für die Sorgenfreiheit gut durchgerechnet, die Ihnen ein solcher Vertrag verspricht? myLIFE hat sich für Sie eingehender mit diesem Thema befasst.
Das Wichtigste in Kürze
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Warum ist es so, dass alle möglichen Dinge immer zum ungünstigsten Zeitpunkt kaputtgehen? In unseren Beispielen mit dem Backofen und dem Auto wiegen die Kosten dieser unerwarteten Vorfälle umso schwerer, da Ihr Budget wahrscheinlich im ersten Fall durch Weihnachtseinkäufe und im zweiten Fall durch Hotelkosten oder andere Urlaubsausgaben schon zusätzlich belastet ist. Da schmerzt es natürlich besonders, wenn der Techniker oder der KFZ-Mechaniker darauf hinweist, dass Sie mit einem Wartungsvertrag gar nichts mehr zuzahlen müssten. Es kann sich also lohnen, auf solche Fälle vorbereitet zu sein!
Gegensätzliche Trends
Wir alle neigen dazu, uns auf die Gegenwart zu konzentrieren. Deshalb fällt es uns oft schwer, unsere zukünftigen Bedürfnisse zu bedenken und sie schon heute bei unseren Entscheidungen zu berücksichtigen. Das gilt insbesondere in Bezug auf die tatsächlichen Kosten in Verbindung mit Eigentum, die nicht nur unmittelbar anfallende Kosten umfassen, sondern auch künftige Kosten, die wahrscheinlich oder ganz sicher fällig werden. Mit solchen Kosten – etwa für die Wartung eines Fahrzeugs – befassen wir uns nur ungern.
Neben dieser Tendenz, im Hier und Jetzt zu leben, haben wir auch eine gewisse Abneigung gegenüber Verlusten. Deshalb empfinden wir Ausgaben grundsätzlich als unangenehm und erachten sie nur dann als akzeptabel, wenn wir im Gegenzug eine ausreichende Belohnung erhalten. So nehmen wir es etwa hin, einen Urlaub im Voraus zu bezahlen, da wir uns vorstellen können, später am Strand zu liegen und das schöne Wetter zu genießen. Dagegen ist es viel unangenehmer, für einen neuen Ofen zu bezahlen, wenn der alte Ofen nach nur fünf Jahren den Geist aufgegeben hat.
Deshalb fällt es uns auch so schwer, Geld für unerwartete Ausgaben in der Zukunft zurückzulegen, die nicht mit einem Gefühl der Gratifikation verbunden sind, sondern lediglich dazu dienen, kaputte Dinge zu reparieren oder zu ersetzen. Vorsorgliches Sparen ist keine Selbstverständlichkeit: Unsere Abneigung gegenüber Verlusten sorgt etwa dafür, dass wir erst einmal kein Geld für einen neuen Computer zur Seite legen, auch wenn unser altes Notebook nicht mehr so gut funktioniert wie früher. Stattdessen hoffen wir einfach, dass es noch ein paar Monate lang durchhält. Dieser Gedanke beruhigt uns zwar für den Moment – aber was geschähe, wenn der Computer schon im nächsten Monat ausfallen sollte, kurz bevor ein wichtiger Bericht fertig werden muss? Niemand kann die Zukunft vorhersagen. Die meisten von uns vermeiden deshalb lieber die Sorgen, die durch diese Ungewissheit entstehen, indem sie gar nicht darüber nachdenken, anstatt sich auf ungünstige Szenarien vorzubereiten.
Einerseits haben wir Angst davor, uns mit möglichen unangenehmen Ereignissen in der Zukunft zu befassen, doch andererseits lieben wir die Vorhersehbarkeit.
Eine andere Herangehensweise besteht darin, ein gewisses Maß an Vorhersehbarkeit zu schaffen und die Unsicherheit so zu verringern. Denn während wir Angst davor haben, uns mit möglichen unangenehmen Ereignissen in der Zukunft zu befassen, lieben wir die Vorhersehbarkeit. Dieses Problem lässt sich lösen, indem wir uns in eine Zukunft hineinversetzen, die in unserer Wahrnehmung „unter Kontrolle“ ist. Die Hersteller haben das verstanden. Dies ist einer der Gründe, warum die meisten höherpreisigen Konsumgüter heutzutage mit verschiedenen Garantien oder Versicherungen versehen sind. Es gilt aber zu beachten, dass solche Garantien zeitlich begrenzt sind und nicht immer alle möglichen Ausfälle abdecken. Das Ausfallrisiko nimmt jedoch vor allem bei Geräten zu, die schon etwas älter sind und deren Garantie mittlerweile abgelaufen ist. Für manche von uns ist die angebotene Garantie ausreichend, um sich beruhigt zu fühlen. Andere wiederum, die bei diesem Thema weniger gelassen sind, gehen lieber einen Schritt weiter, um sich keine Sorgen machen zu müssen.
Wartungsverträge: manchmal ja, manchmal nein
Autohersteller und seit einiger Zeit auch Anbieter von Haushaltsgeräten haben sich auf diesen Wunsch nach Berechenbarkeit eingestellt und bieten daher Wartungsverträge an, die die ersehnte Gelassenheit bringen sollen. Ursprünglich stammt der Wartungsvertrag aus dem Leasing-Bereich, wo er an die Langzeitmiete eines Fahrzeugs oder einer Industrieanlage gekoppelt ist. Ein solcher Vertrag sieht vor, dass – in aller Regel gegen eine monatliche Zahlung – bestimmte Wartungsarbeiten gemäß einem Serviceplan sowie Kosten für Ersatzteile und Arbeitsleistungen übernommen werden. Mitunter kann der Vertrag auch die Kostenübernahme bei bestimmten Ausfällen beinhalten. In der Regel werden verschiedene Serviceniveaus angeboten. Je mehr Sie dabei bezahlen, desto besser sind Sie gegen unvorhergesehene Probleme abgesichert. Sie müssen sich dann also keine Sorgen mehr um die Zukunft machen, und das gilt sowohl für Wartungen als auch für mögliche Ausfälle. Das lohnt sich vor allem, wenn Sie ein starkes Bedürfnis nach Einfachheit und Vorhersehbarkeit haben. Die Kehrseite besteht darin, dass Sie finanziell stärker belastet werden.
Lassen Sie uns die Situation mit einem Beispiel veranschaulichen. Stellen Sie sich das folgende Szenario vor: Sie haben endlich den Kredit für Ihr Auto abbezahlt und freuen sich, dass Ihr frei verfügbares Einkommen pro Monat nun größer ist. Doch kaum einen Monat später werden Sie an eine kostspielige Wartung erinnert, die vorgenommen werden muss und die Sie völlig vergessen hatten. Beim Zahlen der Rechnung werden Sie in der Werkstatt darauf hingewiesen, dass ein Wartungsvertrag die Arbeiten an Ihrem Fahrzeug abdecken würde und dass Sie in diesem Fall nichts für die Wartung zahlen müssten. Sie sind nun fest entschlossen, eine Situation dieser Art in Zukunft zu vermeiden, und stehen kurz davor, einen solchen Vertrag zu unterschreiben. Aber ist das wirklich eine gute Idee?
Es kann sich lohnen, über einen Wartungsvertrag nachzudenken, solange Sie wissen, was genau er abdeckt und wie es im Verhältnis zu den Vertragskosten steht.
Grundsätzlich kann es sich lohnen, über einen Wartungsvertrag nachzudenken, solange Sie wissen, was genau er abdeckt und wie es im Verhältnis zu den Vertragskosten steht. Sie sollten sich aber niemals vorschnell zu einer solchen monatlichen Ratenzahlung verpflichten, weil Sie hoffen, dadurch etwas beruhigter in die Zukunft blicken zu können. Vorher sollten Sie abwägen, ob es sich tatsächlich eine sinnvolle Ausgabe handelt. Die teuersten Wartungen fallen in der Regel an, wenn ein Fahrzeug etwas älter geworden ist. Es hindert Sie jedoch nichts daran, diese Ausgaben vorab einzukalkulieren, statt für einen Wartungsvertrag zu bezahlen. Auch wenn die Werkstatt in unserem Beispiel darauf hinweist, dass mit einem Wartungsvertrag nichts für die Arbeiten am Fahrzeug bezahlt werden müsste, ist die Wartung nämlich keineswegs kostenlos. Sie bezahlen die Wartung in diesem Fall über Ihre monatlichen Ratenzahlungen, die unter Umständen letztlich höher sein könnten als die zukünftigen Kosten, die für Ihr Fahrzeug anfallen und die durch Ihren Wartungsvertrag abgedeckt sind.
Wenn Sie nur selten mit Ihrem Auto fahren, sind die Wartungsintervalle größer. Dann lohnt es sich möglicherweise eher, keinen Wartungsvertrag abzuschließen, sondern einfach etwas Geld für die Wartung zurückzulegen. Wir empfehlen Ihnen, sich vorab zu erkundigen. Eine gute Werkstatt kann eine Einschätzung darüber treffen, welche Wartungsarbeiten je nach Alter und Kilometerstand voraussichtlich anstehen. Bei einem wirklich unvorhergesehenen Ereignis, einer größeren Panne oder einem Unfall werden Sie sich ohnehin an Ihre Versicherung oder an einen Hilfsdienst wenden. Wenn Sie dagegen oft mit Ihrem Auto unterwegs sind und es bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit belasten, sollten Sie wahrscheinlich in Erwägung ziehen, einen gut durchdachten Wartungsvertrag abzuschließen.
Wie Sie sicher verstanden haben, geht es uns hier nicht darum, für oder gegen diese Verträge zu argumentieren. Vielmehr möchten wir Sie darauf aufmerksam machen, dass sie nicht unbedingt für jede Situation geeignet sind.
Wie treffe ich eine Entscheidung?
Sie möchten eine fundierte Entscheidung treffen? Dann sollten Sie zunächst die Verträge eingehend prüfen und die richtigen Berechnungen anstellen, um herauszufinden, was für Sie tatsächlich am günstigsten ist. Das erscheint Ihnen zu kompliziert und Sie sind durchaus bereit, einen gewissen Preis zu zahlen, um gelassener in die Zukunft blicken zu können? In diesem Fall sollten Sie operatives Leasing als Option für Ihr Fahrzeug in Betracht ziehen. Ein solcher Vertrag deckt nicht nur den Gebrauch des Fahrzeugs ab, sondern auch seine Versicherung und Wartung. Zugleich haben Sie dabei die Möglichkeit, am Ende der festgelegten Laufzeit einen anderen Vertrag über ein neues Fahrzeug abzuschließen.
Ein langfristiger Mietvertrag für Haushaltsgeräte ist eher mit Vorsicht zu genießen. Diese Art von Angebot ist derzeit sehr beliebt. Hierbei haben Sie aber nicht die Möglichkeit, das Gerät am Ende der Vertragslaufzeit zu erwerben. Stattdessen können Sie einen weiteren Vertrag über ein neues Gerät abschließen, der wahrscheinlich mit höheren Kosten verbunden ist, oder den bestehenden Vertrag verlängern. So zahlen Sie am Ende genau so viel oder sogar noch mehr als den Kaufpreis des Gerätes, ohne es tatsächlich zu besitzen.
Bevor Sie eine Entscheidung treffen, ist es auch wichtig, die Folgen für die Umwelt zu bedenken. Solche Verträge intensivieren nämlich tendenziell den Konsum und sorgen dafür, dass Geräte ersetzt werden, obwohl sie noch voll funktionsfähig sind. Das ist natürlich nicht sehr umweltfreundlich.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Wartungsverträge in bestimmten Fällen sehr nützlich sein können; manchmal sind sie sogar unerlässlich, wenn es um Güter geht, die regelmäßig von Experten überprüft werden müssen, damit sie einwandfrei funktionieren. Das trifft beispielsweise auf einen Heizkessel zu. Unter anderen Umständen sollten Sie die Kosten und die Zweckmäßigkeit solcher Verträge gründlich prüfen. Unnötig sind sie etwa bei Neufahrzeugen, die oft noch von einer Garantie abgedeckt sind und normalerweise nur kleinere Eingriffe wie Ölwechsel erfordern. Natürlich gibt es immer ein Restrisiko. Letztlich müssen Sie aber selbst beurteilen, bis zu welchem Punkt Sie dazu bereit sind, hohe Kosten in Kauf zu nehmen, um sich gegen ein begrenztes Risiko abzusichern.
Es gibt immer ein Restrisiko. Letztlich müssen Sie aber selbst beurteilen, bis zu welchem Punkt Sie dazu bereit sind, hohe Kosten in Kauf zu nehmen, um sich gegen ein begrenztes Risiko abzusichern.
Wir empfehlen Ihnen ausdrücklich, Ihren Vertrag gründlich zu lesen und Ihre eigenen Berechnungen anzustellen, auch wenn es mit einem gewissen Aufwand verbunden ist. Nur so können Sie sichergehen, dass Sie keine leichtsinnige Entscheidung treffen und sich Ihre Sorgenfreiheit allzu teuer erkaufen. Anstatt teure Serviceverträge für Geräte abzuschließen, die Ihnen nie gehören werden, kann es sinnvoller sein, einen Termin bei Ihrer Bank zu vereinbaren und die Konditionen für einen Konsumkredit auszuhandeln. Mit einem solchen Kredit können Sie hochwertigere Geräte erwerben, die Sie länger und ohne größere Sorgen nutzen können.