Unternehmensübertragung: Wie ermittelt man den Wert eines Unternehmens?
Sie haben beschlossen, Ihr Unternehmen zu verkaufen, um in den Ruhestand zu gehen oder sich neuen Projekten zu widmen. Wie können Sie den Marktwert Ihres Unternehmens ermitteln, um eine Grundlage für Verhandlungen mit potenziellen Übernehmern zu haben? myLIFE hat einige Tipps, wie Sie diese komplexe Aufgabe erfolgreich meistern.
Bei der Übertragung eines Unternehmens gibt es viele Fallstricke. Eine gründliche Vorbereitung und Planung sind daher unerlässlich. Dazu sind mehrere Schritte notwendig: persönliche Überlegungen, Analyse des Unternehmens, Suche nach einem Käufer, Verhandlungen usw. Ein entscheidender Schritt ist die Ermittlung des Unternehmenswertes – die Unternehmensbewertung.
Diese erweist sich oft als schwierig. Denn häufig besteht eine Diskrepanz zwischen dem objektiven Unternehmenswert und dessen subjektiver Wahrnehmung. Der Geschäftsinhaber, der seine ganze Energie in sein Unternehmen gesteckt und viel für den Erfolg geopfert hat, ist möglicherweise nicht in der Lage, die von ihm aufgebaute Firma objektiv zu bewerten. Das ist nur einer von vielen Gründen, warum es sich lohnt, die Dienste eines Bewertungsexperten in Anspruch zu nehmen. Dieser kann eine umfassende und objektive Analyse des Unternehmens vornehmen und dabei auch externe Faktoren berücksichtigen, die das Ergebnis der Unternehmensbewertung beeinflussen.
→ Gut zu wissen: Die Unternehmensbewertung ist bei einer Unternehmensübertragung von entscheidender Bedeutung, kann aber auch in anderen Phasen des Lebenszyklus eines Unternehmens eine Rolle spielen: Kapitalbeschaffung, Börsengang, Fusion, Öffnung für Investoren usw. Durch regelmäßige Unternehmensbewertungen ist der Geschäftsinhaber darüber hinaus besser in der Lage, die Verfassung der Firma zu beurteilen. So kann er bei Bedarf seine Strategie anpassen, um die Ergebnisse zu verbessern.
Bei der Unternehmensbewertung wird kein exakter Preis, sondern eine Spanne für den Wert des Unternehmens ermittelt, die als Grundlage für die Preisverhandlungen dient.
Unterschiedliche Bewertungsmethoden
Es existieren zahlreiche, unterschiedliche Methoden, um den wirtschaftlichen Wert eines Unternehmens zu bestimmen. Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile und eignet sich je nach Unternehmensprofil besser oder schlechter für die Bewertung.
Bei einigen liegt der Schwerpunkt auf dem Vermögen des Unternehmens, bei anderen auf seiner Leistung, seiner Rentabilität oder seinen zukünftigen Zahlungsströmen (Erträge, Dividenden, Cashflow usw.). Bei anderen Ansätzen werden ähnliche Unternehmensstrukturen als Maßstab verwendet, Transaktionen oder Finanzdaten verglichen, bestimmte Kennzahlen oder Ergebnis-Multiplikatoren herangezogen.
Die Ergebnisse können je nach Ansatz sehr unterschiedlich ausfallen. Deshalb ist es sinnvoll, mehrere Methoden zu kombinieren, um eine möglichst faire Bewertung zu gewährleisten.
→ Gut zu wissen: Bei der Unternehmensbewertung wird kein exakter Preis, sondern eine Spanne für den Wert des Unternehmens ermittelt, die als Grundlage für die Preisverhandlungen dient. Der Verkaufspreis hängt von den Rahmenbedingungen (z.B. wirtschaftliches Umfeld, Dringlichkeit der Transaktion, Zahl der Interessenten) und selbstverständlich von den Verhandlungen mit dem Käufer ab.
Zur Veranschaulichung werden im Folgenden drei Methoden der Unternehmensbewertung vorgestellt, ohne dass detaillierte Berechnungen angestellt werden. Wenn Sie nähere Erläuterungen wünschen, können Sie gerne einen Termin mit unseren Experten vereinbaren. Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, mehrere Methoden zu kombinieren, um eine möglichst objektive Bewertung des Unternehmens zu erhalten.
Substanzwertverfahren (Substanzwert)
Nach diesem Ansatz entspricht der Unternehmenswert dem Wert der Vermögensgegenstände abzüglich der Schulden. Er basiert auf der aktuellen und vergangenen Leistung des Unternehmens, ohne dass sein Wachstumspotenzial oder seine Rentabilität berücksichtigt werden.
Auf Basis der letzten Bilanzen werden alle Vermögenswerte des Unternehmens (Sachanlagen, Lagerbestände, Barmittel, Forderungen aus Lieferungen und Leistungen usw.) aufgelistet und davon die Verbindlichkeiten und Rückstellungen (Passiva) abgezogen. Die Daten werden anschließend analysiert, wobei die Vermögensgegenstände zum aktuellen Marktwert bewertet werden. Daraus ergibt sich ein berichtigtes Reinvermögen, das der wirtschaftlichen Realität näher kommt.
DCF-Verfahren oder Ertragswertverfahren (Ertragswert)
Das DCF-Verfahren (Discounted Cash Flow) stellt auf die Rentabilität des Unternehmens auf Basis seiner zukünftigen Zahlungsströme ab. Nach diesem Ansatz ergibt sich der Unternehmenswert aus seinen zukünftigen Erträgen.
Konkret werden die beispielsweise in den nächsten drei bis sieben Jahren zu erwartenden Zahlungsströme (Cashflows) anhand des Business-Plans prognostiziert. Diese werden anschließend mit einem Diskontierungssatz, der den Marktbedingungen entspricht, abgezinst. Außerdem wird der Restwert (geschätzter Wert des Unternehmens nach dem vom Business-Plan abgedeckten Zeitraum) bestimmt. Der Unternehmenswert entspricht dann der Summe der abgezinsten Cashflows und des Restwerts.
Vergleichswertverfahren (Marktwert)
Bei diesem Ansatz wird davon ausgegangen, dass der Unternehmenswert dem Wert vergleichbarer Unternehmen entspricht.
Es wird eine Gruppe von Unternehmen zusammengestellt, deren Wert bekannt ist (kürzlich veräußert, an der Börse notiert usw.) und die ähnliche Merkmale aufweisen (geografische Lage, Größe, Tätigkeitsbereich, Wachstumsaussichten usw.). Das zu bewertende Unternehmen wird dann mit den Unternehmen in der Stichprobe verglichen, indem verschiedene Multiplikatoren auf Basis von Größen wie Umsatz, Nettoergebnis, Bruttobetriebsüberschuss oder Cashflow verwendet werden.
Bei der Ermittlung des finanziellen Wertes eines Unternehmens müssen materielle und immaterielle Vermögenswerte berücksichtigt werden.
Berücksichtigung der Stärken, Schwächen und Besonderheiten des Unternehmens
Bei der Ermittlung des finanziellen Wertes eines Unternehmens müssen materielle und immaterielle Vermögenswerte berücksichtigt werden. Neben den Buchhaltungsdaten, dem Substanzwert und den zukünftigen Unternehmensergebnissen müssen weitere Elemente einbezogen werden, die zum Teil schwer zu quantifizieren sind.
Betriebliche Aspekte (Beziehungen zu den Mitarbeitern, Vertriebsnetze, Grad der Abhängigkeit vom Geschäftsführer usw.), die Besonderheiten des Unternehmens (Kompetenzen der Teams, Patente oder entwickelte Technologien, Kundenstamm, Ruf usw.) sowie externe Faktoren (Wettbewerber, Marktdynamik, allgemeine Wirtschaftslage, branchenspezifische Gesetzgebung usw.) müssen untersucht werden.
So steigert eine treue und engagierte Kundschaft den Marktwert des Unternehmens, während ein schlechter Ruf oder eine starke Abhängigkeit von der Unternehmensleitung ihn mindern. Die Bewertung der Auswirkungen dieser immateriellen Aspekte ist äußerst schwierig, aber entscheidend. Hier klaffen die Auffassungen von Käufer und Verkäufer oft am weitesten auseinander.
Goodwill oder Firmenwert Substanzwert- und Ertragswertverfahren können mit dem Konzept, das im angelsächsischen Raum als Goodwill bezeichnet wird, kombiniert werden. Dabei handelt es sich um den Firmenwert, der sich aus den immateriellen Werten des Unternehmens ergibt, wie zum Beispiel Ruf, Markenimage, Know-how, Kultur und Kundenstamm. Der Goodwill entspricht der positiven Differenz zwischen dem Kaufpreis und dem Buchwert des Unternehmens. Ist die Differenz negativ, handelt es sich um einen Badwill, der durch einen Verlust von Kunden, Imageverlust des Unternehmens und ähnliche Faktoren beeinflusst werden kann. |
Wie Sie sehen, ist die Unternehmensbewertung eine komplexe Angelegenheit, die viel Sachverstand erfordert und bei der man einen kühlen Kopf bewahren sollte. Sie setzt fundierte Kenntnisse in Buchhaltung und Finanzen sowie eine gute Kenntnis der Branche, in der das Unternehmen tätig ist, voraus. Darüber hinaus müssen verschiedenste immaterielle Faktoren berücksichtigt und eingeordnet werden.
Aus all diesen Gründen ist es äußerst ratsam, sich an einen Wirtschaftsprüfer oder Bankberater zu wenden, der auf Unternehmensübertragungen und -verkäufe spezialisiert ist, um eine vollständige und objektive Bewertung zu erhalten, die auch Ihre Position bei den Preisverhandlungen stärkt. Viel Glück!