Vorkehrungen zur Bewältigung einer persönlichen Finanzkrise
Jedem von uns kann es passieren, dass eines Tages ein Ereignis eintritt, das sich direkt auf die persönlichen Finanzen auswirkt. Eine Pandemie, eine Krankheit, ein Unfall oder der Verlust der Arbeitsstelle können Ihren Alltag völlig auf den Kopf stellen und Ihre Ersparnisse in Bedrängnis bringen. Die folgenden Tipps sollen Ihnen helfen, eine persönliche Finanzkrise frühzeitig zu erkennen und bestmöglich zu bewältigen.
Auch wenn wir die Unwägbarkeiten des Lebens nicht vorhersehen können, gibt es dennoch Strategien, um im Fall des Falles schlimme wirtschaftliche Folgen abzumildern. Hier sind grundsätzlich drei Schritte zu beachten: Vorkehrungen treffen, sich im Krisenfall einen klaren Überblick verschaffen und nach Bewältigung der Krise Lehren daraus ziehen.
1. Ein Sicherheitspolster schaffen
Wir von myLIFE empfehlen Ihnen zwar regelmäßig, an den Märkten zu investieren (Aktien, Anleihen, Fonds, SICAV usw.), aber wir verweisen auch nachdrücklich auf die Notwendigkeit von Ersparnissen zur Absicherung, die im Notfall umgehend zur Verfügung stehen. Sie bilden das Fundament dessen, was wir an anderer Stelle als Anlagepyramide bezeichnet haben. Idealerweise sollten Ihre Ersparnisse (z. B. auf einem Sparkonto) so hoch sein, dass Sie damit mindestens die Ausgaben von drei Monaten decken können. Ja nach ihrer individuellen Situation entscheiden sich manche Haushalte auch für einen längeren Zeitraum (zwischen sechs Monaten und zwei Jahren).
Mit einem solchen Sicherheitspolster können Sie die ersten Wochen einer Krise gelassener bewältigen und Ihren finanziellen Verpflichtungen (Kredittilgung, laufende Rechnungen usw.) ohne übermäßigen Druck nachkommen.
2. Einen systematischen Haushaltsplan erstellen
Ihr Haushaltsplan ist ein wertvolles Instrument, um sich einen Überblick über Ihre Einkünfte und Ausgaben und Ihre Finanzlage zu verschaffen. Wenn Sie ihn systematisch aufstellen, erhalten Sie ein klares Bild von Ihrer Situation und können vermeiden, dass Sie über Ihre Verhältnisse leben oder sich verschulden, indem Sie sich zum Beispiel auf die wesentlichen Bedürfnisse konzentrieren (Gesundheit, Wohnung, Ernährung oder Medikamente). Zudem ist der Überblick über Ihre monatlichen Geldein- und -ausgänge unerlässlich, um die Höhe des Betrages festzulegen, der für den Aufbau des im vorherigen Abschnitt erläuterten Sicherheitspolsters verwendet werden kann.
Auch wenn es Ihnen zurzeit finanziell gut geht, kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren. Zur Vorbereitung auf schlechte Zeiten ist eine sorgfältige Planung deshalb unbedingt empfehlenswert. Wenn Sie einen konkreten Haushaltsplan aufgestellt haben, können Sie ihn im Krisenfall schneller an die jeweils aktuellen Umstände anpassen. Wir empfehlen Ihnen in diesem Zusammenhang die Lektüre unserer Artikelserie zum Thema „Budget“.
3. Zahlungen planen
Es ist wichtig, dass Sie Ihre verfügbaren Finanzmittel nicht überschätzen. Richten Sie Daueraufträge daher eher am Monatsanfang statt am Monatsende ein, um Ihre regelmäßig anfallenden Rechnungen zu begleichen. Erstellen Sie zudem eine Liste mit den laufenden Ausgaben, um deren Anteil an Ihrem Budget zu ermitteln. Nehmen Sie sich ein- bis zweimal pro Monat (zum Beispiel am 1. und am 15.) die Zeit, Ihre Konten und die Fälligkeit der noch ausstehenden Zahlungen zu überprüfen. So können Sie einen Zahlungsverzug vermeiden, der ansonsten Gebühren nach sich ziehen könnte, die Ihr Budget belasten, oder noch weitreichendere Folgen haben könnte (z. B. eine komplette Sperrung Ihrer Kreditkarte).
Wenn Sie diese ersten drei Schritte abgeschlossen haben, sind Sie für eine persönliche Finanzkrise gewappnet. Sehen wir uns nun an, was zu tun ist, wenn tatsächlich eine Krise eintritt.
4. Rechnungen vernünftig verwalten
Da Sie über einen klar strukturierten, systematischen Haushaltsplan verfügen, können Sie ihn sorgfältig prüfen und die Ausgaben ermitteln, die nicht zwingend notwendig sind (zweites Handy, ungenutztes Fahrzeug, überflüssige Abonnements, zweitrangige Freizeitaktivitäten). Denken Sie zudem an all die kleinen Gewohnheiten, die sich zu nicht zu vernachlässigenden Beträgen aufsummieren (das Brötchen morgens an der Tankstelle, das Bier oder die Schokolade abends vor dem Fernseher usw.).
Bereiten Sie sich überdies darauf vor, gewisse geplante Ausgaben zu streichen oder aufzuschieben und eventuell Einsparungen bei bestimmten Versicherungsverträgen vorzunehmen. Vielleicht ist das ein günstiger Moment für einen Vergleich der verfügbaren Versicherungsangebote, um herauszufinden, ob Sie bei einem anderen Anbieter eine ähnliche Absicherung zu besseren Konditionen bekommen können. Achten Sie jedoch darauf, dass der Leistungsumfang weiterhin Ihren Anforderungen entspricht und in künftigen Krisenfällen hinreichend Schutz bietet (zum Beispiel eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung im Falle einer schweren Erkrankung).
Indem Sie Ihre monatlichen Ausgaben reduzieren, erzielen Sie Ersparnisse. Dadurch verringern Sie den finanziellen Druck und können künftige Rechnungen selbst bei geringeren Einkünften leichter bezahlen.
5. Eine Bilanz Ihres nichtfinanziellen Vermögens aufstellen
Damit Sie gut vorbereitet sind, sollten Sie eine Bestandsaufnahme all Ihrer Vermögenswerte machen und nicht nur Ihrer finanziellen Mittel. So können Sie Ihr Budget optimal verwalten und künftige Käufe vermeiden, die nicht zwingend notwendig sind. Achten Sie dabei aber darauf, diese Vermögenswerte systematisch zu erfassen und sinnvoll einzusetzen. Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Lebensmittelvorräte zur kurz- und mittelfristigen Planung Ihrer Mahlzeiten verwerten, statt Shopping die Kleider anziehen, die Sie schon lange nicht mehr getragen haben, statt Restaurantbesuch einen Spieleabend mit der alten Spielesammlung aus dem Keller veranstalten, statt Konzert mal wieder die ausrangierte Geige in die Hand nehmen … All diese kleinen Dinge können den Ausschlag in die richtige Richtung geben.
6. Neue Einnahmequellen erschließen
In Zeiten trüber finanzieller Aussichten können Sie darüber hinaus nach neuen Möglichkeiten zum Geldverdienen suchen. In diesem Zusammenhang können Sie zum Beispiel bestimmte ungenutzte Objekte verkaufen oder einen Nebenjob annehmen. Selbst wenn sie gering ausfallen, helfen diese Einkünfte dennoch bei der Bewältigung der Situation. Und wer weiß, vielleicht geben sie sogar den Anstoß zu einer positiven beruflichen Umorientierung.
7. Routineuntersuchungen wahrnehmen
Ein letzter Punkt, der Sie möglicherweise stutzig macht: Machen Sie keinesfalls Abstriche bei Ihrer Gesundheit und achten Sie auf die regelmäßige Wartung und Instandhaltung bei Haus und Auto. Sie sagen sich vielleicht, dass alles in Ordnung ist und Sie auf eine Kontrolluntersuchung beim Arzt oder eine Inspektion beim Auto verzichten können, um Geld zu sparen. Das ist keine gute Idee, denn wie das Sprichwort schon besagt: „Vorbeugen ist besser als Heilen“.
Sie möchten vermeiden, dass Ihr Auto kaputt geht und Sie ein neues benötigen? Dass Termitenbefall oder Feuchtigkeit Schaden an Ihrem Haus verursachen? Dass sich Ihr Gesundheitszustand verschlechtert und künftig hohe medizinische Kosten entstehen? Dann sind regelmäßige Kontrollen unerlässlich! Dabei können etwaige Probleme bereits im Vorfeld erkannt und umgehend wirksame Maßnahmen ergriffen werden, um Ihre Gesundheit zu schützen und Ihr Haus und Ihr Auto in bestem Zustand zu halten. Wenn Sie dafür regelmäßig etwas Zeit und Geld investieren, vermeiden Sie mittelfristig deutlich höhere Ausgaben.
Um eine persönliche Finanzkrise bestmöglich bewältigen zu können, gilt es Vorkehrungen zu treffen, die Situation im Krisenfall unter Kontrolle zu bringen und anschießend Lehren daraus ziehen. Gut vorbereitet lassen sich schwierige Zeiten besser überstehen. Wenn Sie sich einen klaren Überblick verschaffen und den Stier bei den Hörnern packen, können Sie den krisenbedingten finanziellen Druck erheblich verringern. Viel Erfolg!