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Dezember 21, 2024

Welche verschiedenen Arten von Inflation gibt es?

  Gesammelt von myLIFE team myINVEST September 12, 2024 398

Während die herkömmliche Inflation regelmäßig in den Schlagzeilen ist, hört man von Deflation, Hyperinflation oder auch Stagflation deutlich seltener. Was bedeuten also diese Begriffe und welche Auswirkungen haben sie auf die Wirtschaft? myLIFE fasst die wichtigsten Informationen für Sie zusammen.

Inflation: Was verbirgt sich dahinter?

Zunächst einmal gilt es, den Begriff der Inflation zu definieren. Es handelt sich dabei um einen allgemeinen und dauerhaften Preisanstieg über einen bestimmten Zeitraum. In Luxemburg wird sie anhand des Verbraucherpreisindex (VPI) gemessen, der die durchschnittliche Preisänderung eines repräsentativen Korbs von Produkten und Dienstleistungen, die von luxemburgischen Privathaushalten konsumiert bzw. genutzt werden, zwischen zwei Zeiträumen angibt.

Die Preise von alltäglichen Produkten und Dienstleistungen werden unter die Lupe genommen, um ihre Entwicklung im Laufe der Zeit zu beobachten. Aus dieser Preisentwicklung bzw. -veränderung ergibt sich die Inflationsrate für einen Monat, ein Jahr usw.

Der Preisanstieg führt zu einem Rückgang der Kaufkraft, was bedeutet, dass man für denselben Betrag weniger Güter und Dienstleistungen erhält als zuvor. Ein Beispiel: Bei einer Inflation von 3% müssten Sie für einen Waren- und Dienstleistungskorb, der vor einem Jahr noch 100 Euro kostete, heute 103 Euro bezahlen. Anders ausgedrückt verliert Geld in Zeiten der Inflation an Wert, was sich auch negativ auf Ihre Ersparnisse auswirkt.

Ursache für den allgemeinen Preisanstieg sind Ökonomen zufolge mehrere Faktoren. Er kann ausgelöst werden durch:

    • Eine hohe Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen im Verhältnis zum Angebot: die Nachfrageinflation.
    • Höhere Produktionskosten auf Seiten der Unternehmen (Preise für Energie, Rohstoffe, Löhne usw.): die Kosteninflation.
    • Zu viel im Umlauf befindliches Geld im Verhältnis zur Menge der produzierten Waren und Dienstleistungen: die Geldmengeninflation.
    • Eine Abwertung einer Währung gegenüber den Hauptwährungen (US-Dollar, Euro, Yen), die einen Anstieg der Kosten für importierte Waren bewirkt: die importierte Inflation.

In der Praxis können diese verschiedenen inflationsverursachenden Faktoren bisweilen gleichzeitig auftreten und nebeneinander bestehen.

Die EZB strebt mittelfristig einen moderaten und stetigen Preisanstieg bei einer Inflationsrate von 2% an.

Inflationsbekämpfung ist Aufgabe der Zentralbanken

Die Wahrung der Preisstabilität sind Aufgabe der Zentralbanken. In der Eurozone ist die Europäische Zentralbank (EZB) dafür zuständig, dass die Inflation niedrig, stabil und vorhersehbar bleibt. „Bei Preisstabilität behält unser Geld seinen Wert. So können Privatpersonen und Unternehmen besser planen, wie viel sie sparen oder investieren möchten. Das fördert das Wirtschaftswachstum, wodurch wiederum Arbeitsplätze geschaffen werden und es den Menschen ökonomisch gut geht.“ (Quelle: EZB).

Eine zu hohe oder zu niedrige Inflation schadet der Wirtschaft. Aus diesem Grund strebt die EZB mittelfristig einen moderaten und stetigen Preisanstieg bei einer Inflationsrate von 2% an.

Um Preisstabilität zu gewährleisten und das Inflationsniveau zu kontrollieren, verfügen die EZB und die Notenbanken der einzelnen Länder über mehrere konventionelle und nicht-konventionelle geldpolitische Instrumente. Nachfolgend einige (vereinfachte) Beispiele:

    • Leitzinsen: Sie beeinflussen die Zinssätze, zu denen sich Geschäftsbanken Geld von der EZB leihen können. Durch die Erhöhung der Leitzinsen werden Kredite bei den Zentralbanken für die Finanzinstitute teurer. Diese höheren Kosten werden an Privatpersonen und Unternehmen weitergegeben, die dadurch weniger konsumieren und mehr sparen, statt teure Kredite aufzunehmen. Dadurch geht die Nachfrage zurück, die Wirtschaftsleistung lässt nach und die Preise sinken (oder steigen langsamer). Umgekehrt fördern sinkende Leitzinsen Konsum, Investitionen und Kreditaufnahmen, was eine regere Wirtschaftsaktivität und in der Regel auch höhere Preise zur Folge hat.
    • Mindestreservepflicht: Die Finanzinstitute sind verpflichtet, einen Teil ihres Geldes bei ihrer nationalen Zentralbank zu verwahren. Indem die EZB die Höhe der Mindestreserve festlegt, beeinflusst sie auch die Fähigkeit der Banken, Kredite zu gewähren: Je niedriger die Zinsen, desto mehr Kredite können die Geschäftsbanken gewähren und umgekehrt.
    • Ankauf von Vermögenswerten: Die EZB kauft und verkauft finanzielle Finanzwerte, um die Menge des umlaufenden Geldes anzupassen und die Höhe der Inflation zu beeinflussen.
    • Äußerungen der Finanzbehörden: Ankündigungen der EZB in Bezug auf ihren künftigen geldpolitischen Kurs können Auswirkungen auf Investitions-, Konsum- oder Kreditentscheidungen und folglich auch auf die Inflation haben.
    • Ebenfalls zu nennen sind Negativzinsen, langfristige Refinanzierungsgeschäfte der Banken usw.

Diese verschiedenen Instrumente werden entsprechend den Prognosen zu Inflation und Wachstum eingesetzt. Die Preisstabilität aufrechtzuhalten, ist jedoch nicht immer möglich. In diesem Fall spricht man von Deflation, Hyperinflation oder auch Stagflation. Was verbirgt sich hinter diesen Phänomenen?

Deflation kann durch eine Finanzkrise, eine übermäßige Produktion von Waren und Dienstleistungen oder durch eine hohe Schuldenlast ausgelöst werden.

Deflation

Deflation ist das Gegenteil von Inflation und wird häufig auch als negative Inflation bezeichnet. Sie besteht in einem allgemeinen und dauerhaften Preisrückgang. Sie kann durch eine Finanzkrise, eine übermäßige Produktion von Waren und Dienstleistungen oder auch durch eine hohe Schuldenlast ausgelöst werden.

Zwar mögen die sinkenden Preise auf den ersten Blick positiv erscheinen, doch für die Wirtschaft sind sie nicht förderlich. Sie können dazu führen, dass Privatpersonen und Unternehmen Kauf- oder Investitionsentscheidungen in der Hoffnung auf einen weiteren Preisrückgang aufschieben. Infolgedessen lässt der Gesamtkonsum nach, woraufhin die Unternehmen weniger produzieren. Es werden weniger Arbeitskräfte eingestellt und die Arbeitslosigkeit steigt, was sich wiederum auf das Einkommen der Haushalte auswirkt. Darüber hinaus wird es schwieriger, Kredite zurückzuzahlen, da der reale Wert der Schulden steigt. Dieses Phänomen wird als Deflationsspirale bezeichnet.

Um dem entgegenzuwirken und die Wirtschaft anzukurbeln, können die Behörden verschiedene Maßnahmen ergreifen: Senkung der Zinsen und Rückkauf von Vermögenswerten, um die Wirtschaft mit Liquidität zu versorgen sowie die Kreditvergabe und den Konsum zu erleichtern, staatliche Subventionen und Steueranreize usw.

Gut zu wissen: Mitunter ist von einer branchenspezifischen Deflation die Rede. Hierbei handelt es sich um den Preisrückgang in einer bestimmten Branche als Ergebnis eines technischen Fortschritts, der eine Senkung der Produktionskosten oder eine Steigerung der Produktivität ermöglicht. Betroffen sind somit nur einige wenige Produkte (z.B. neue Technologien) und nicht, wie bei der allgemeinen Deflation, die gesamte Wirtschaft.

Zu deflationären Phasen kam es in den USA und Europa in den 1930er-Jahren nach dem Börsendebakel, sowie Ende der 1990er-Jahre in Japan, nachdem eine Aktien- und Immobilienblase geplatzt war. Zuletzt entging die Eurozone in den 2010er-Jahren nur knapp einer Deflationsphase.

Achtung: Deflation ist nicht mit Disinflation zu verwechseln; letztere bezeichnet einen Rückgang der Inflationsrate, wobei diese jedoch positiv bleibt. Die Preise steigen weiter, wenn auch langsamer.

Zu Hyperinflation kommt es in der Regel vor dem Hintergrund einer wirtschaftlichen und politischen Krise.

Hyperinflation

Bei der Hyperinflation handelt es sich um eine extrem hohe Inflation. Die Preise für Waren und Dienstleistungen steigen schnell und völlig unkontrolliert an (durchschnittlich um mehr als 50% pro Monat).

Zu Hyperinflation kommt es in der Regel vor dem Hintergrund einer wirtschaftlichen und politischen Krise. Sie tritt beispielsweise ein, wenn das Haushaltsdefizit eines Landes sehr hoch ist und die Regierung die Geldmenge erhöht, um ihre Schulden zu tilgen. Aufgrund der höheren umlaufenden Geldmenge schnellen die Preise in die Höhe, was zu einer Lohnanpassung führt, die wiederum einen Preisanstieg zur Folge hat usw. Dieser Teufelskreis wird auch als Lohn-Preis-Spirale bezeichnet. Außerdem sinkt der Wert des Geldes gegenüber anderen Währungen aufgrund der größeren umlaufenden Geldmenge, was die Preise für Importe in die Höhe treibt und die Inflation weiter verstärkt.

Auch die Hyperinflation schadet der Wirtschaft: Das Geld verliert an Wert, was Auswirkungen auf die Kaufkraft und den Wert der Ersparnisse hat. Aufgrund der sich ständig verändernden Preise wird es schwieriger, Ausgaben vorherzusehen. Das Vertrauen in Finanzinstitute wird erschüttert und die Produktion bricht ein, wodurch Arbeitslosigkeit und Insolvenzen zunehmen. Dieses spezielle Umfeld führt zu sozialer und politischer Instabilität.

Um das Problem zu lösen, muss die Haushaltspolitik neu ausgerichtet und möglicherweise eine wirtschaftliche oder sogar politische Reform auf den Weg gebracht werden. Manchmal ist es auch erforderlich, die Landeswährung an eine stabilere Fremdwährung zu binden oder sogar eine neue Währung einzuführen.

In der Vergangenheit gab es mehrere Fälle von Hyperinflation. Zu den bekanntesten zählt die Situation in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg, doch auch Argentinien, Simbabwe oder Venezuela waren in jüngerer Zeit betroffen.

Stagflation kann durch einen Anstieg der Rohstoffpreise oder durch eine hohe Geldschöpfung ausgelöst werden.

Stagflation

Stagflation (ein Kofferwort aus Stagnation und Inflation) bezeichnet einen langen Zeitraum mit hoher Inflation, geringem (oder ganz ausbleibendem) Wirtschaftswachstum sowie hoher Arbeitslosigkeit. Sie kann durch einen Anstieg der Rohstoffpreise oder durch eine hohe Geldschöpfung ausgelöst werden.

Es handelt sich um eine Ausnahmesituation, da die Preise bei einem beständigen Wachstum grundsätzlich steigen. Außerdem kommt es selten vor, dass Inflation und Arbeitslosigkeit gleichzeitig hoch sind.

Für die Zentralbanken ist eine solche Situation nur schwer zu bewältigen. Bei einer hohen Inflation heben sie in der Regel die Zinssätze an oder erhöhen die Menge des im Umlauf befindlichen Geldes. In Zeiten der Stagflation kann diese Strategie allerdings negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben, da sie Konsum und Investitionen einschränkt. Wenn die Notenbanken die Zinssätze oder die Geldmenge auf dem Markt hingegen senken, werden die Preise in die Höhe getrieben, was die Inflation weiter anheizt. Die Währungshüter und Regierungen müssen sowohl gegen zu hohe Preise ankämpfen als auch das Wachstum ankurbeln.

Eine Phase der Stagflation trat in den 1970er-Jahren nach dem ersten Ölpreisschock auf. Der starke Anstieg der Benzin- und Rohstoffpreise bewirkte eine deutliche Zunahme der Inflation in den USA und im Vereinigten Königreich. Die Produktionskosten der Unternehmen kletterten infolgedessen in die Höhe, sodass die Unternehmen wiederum ihre Preise anheben mussten. Dadurch sank der Konsum und ein erheblicher Konjunkturrückgang war die Folge.

Gut zu wissen: Stagflation ist nicht zu verwechseln mit dem Begriff der Slumpflation, der eine hohe Inflation aufgrund eines starken Rückgangs des BIP und des Wirtschaftswachstums beschreibt.

Überblick

    • Inflation: allgemeiner und dauerhafter Preisanstieg über einen bestimmten Zeitraum.
    • Deflation: allgemeiner und dauerhafter Preisrückgang über einen bestimmten Zeitraum.
    • Branchenspezifische Deflation: Preisrückgang in einer bestimmten Branche.
    • Disinflation: sinkende (aber weiterhin positive) Inflationsrate.
    • Hyperinflation: sehr schneller und unkontrollierter Preisanstieg.
    • Stagflation: hohe Inflation in Kombination mit schwachem Wachstum und hoher Arbeitslosigkeit.
    • Slumpflation: hohe Inflation aufgrund eines starken BIP- und Wachstumsrückgangs.

Nun wissen Sie etwas besser über Inflation, Deflation, Hyperinflation und Stagflation Bescheid. Anhand dieser Beispiele wird deutlich, wie wichtig es ist, dass die Preisentwicklung von den Währungsbehörden antizipiert und kontrolliert wird, damit die Wirtschaft möglichst reibungslos funktioniert und Krisen verhindert werden.