Wie reagieren bei einer Krise am Arbeitsplatz?
Der wichtigste Kunde droht abzuspringen, die Stimmung im Team ist so gereizt wie noch nie und Ihr Chef hat Sie gerade wegen Ihrer zuletzt gezeigten Leistungen angebrüllt. Kein Zweifel: Die Krise ist da! Bevor Sie jedoch einen Zusammenbruch erleiden, einen Wutanfall bekommen oder etwas Unkluges tun, sollten Sie sich die Zeit nehmen, diese Tipps von myLIFE zu lesen.
Menschen tendieren am Arbeitsplatz und auch allgemein in einer Krisensituation stets zu den gleichen Verhaltensweisen: Wir ergreifen entweder die Flucht oder gehen in die Offensive. Nimmt man sich bei hohem Stress aber eine Auszeit, um nachzudenken, kann man zu einer Haltung gelangen, die gute und dauerhafte Lösungen weitaus wahrscheinlicher macht. Wie Sie das schaffen können, erklären wir Ihnen hier.
Sich eingestehen, dass man sich in einer Krise befindet
Das Schlimmste, was man in einer Krise tun kann, ist diese zu leugnen und die Augen davor zu verschließen. Weitermachen, als ob nichts wäre, obwohl die aktuelle Situation schwere, nicht wiedergutzumachende Folgen haben kann, ist ganz einfach unverantwortlich. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, sollten Sie sich aufrichten, tief durchatmen und sich der Situation stellen.
Ungeachtet dessen, ob die Krise auf individueller, kollektiver oder Systemebene stattfindet, sind ihre wichtigsten Symptome gleich:
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- Dringlichkeit, d.h. es muss eine schnelle Entscheidung getroffen werden;
- Druck, denn die zu treffenden Entscheidungen haben entscheidenden Einfluss auf das weitere Geschehen;
- Spannungen in den Beziehungen, weil die beiden ersten Symptome zusammentreffen;
- Fehlende Übersicht und Anhaltspunkte, die zum Meistern einer Situation notwendig sind, die so oder in diesem Umfang noch nie da war.
Wenn Sie Symptome und Ursachen verwechseln, bekämpfen Sie erstere, statt letztere anzupacken.
Erkennen der Ursache des Problems
Im Fall einer Krise sollten Sie sich die Zeit nehmen, die Ursache herauszufinden. So können Sie ausschließen, dass Sie Ihre Kräfte auf das Falsche konzentrieren und zu spät merken, dass Sie der Lösung keinen Schritt näher gekommen sind. Wenn Sie Symptome und Ursachen verwechseln, bekämpfen Sie erstere, statt letztere anzupacken.
Gehen Sie auch nicht zu leichtfertig mit der Sache um. Krisen entstehen in den meisten Fällen nicht aus einem einzigen Grund, sondern es kommen mehrere zusammen. Stellen Sie Ihre Nachforschungen nicht unter dem Vorwand ein, dass Sie eine der Ursachen des Problems erkannt haben.
Machen Sie außerdem nicht den Überbringer der Nachricht für die Krise verantwortlich. Lassen Sie Ihren Unmut nicht an ihm oder anderen Beteiligten aus, ohne selbst mehr Verantwortung zu übernehmen. Suchen Sie sich stattdessen so viele Verbündete wie möglich. Gemeinsam sind Sie stark!
Die Art der Krise erkennen
Eine Krise ist nicht unbedingt etwas Negatives. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um den spannungsgeladenen Übergang zwischen einem früheren Gleichgewicht, das verloren gegangen ist, und einem zukünftigen, noch nicht gefundenen. Die Frage ist, ob die Art der Krise bzw. die Beweggründe des dafür Verantwortlichen feindselig sind oder nicht. Es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen einem Vorgesetzten, der Sie absichtlich so stark unter Druck setzt, dass Sie darunter zusammenbrechen, und einem, der Sie zu Höchstleistungen antreibt, damit Sie mit wichtigen Veränderungen im Unternehmen Schritt halten. Beide Situationen stellen für Sie eine Krise dar, aber wenn Sie versuchen, die dahinter stehenden Absichten zu verstehen, wird Ihre jeweilige Reaktion mit Sicherheit ganz anders aussehen.
Durch den starken Druck verlieren Sie Ihren Scharfblick und es wird fast unmöglich, die Distanz zu wahren, die vor wichtigen Entscheidungen notwendig ist.
Keine wichtigen Entscheidungen treffen
In den seltenen Fällen, in denen dies notwendig wird, münden wichtige Entscheidungen, die auf dem Höhepunkt der Krise getroffen werden, oft in einer Katastrophe. Warum ist das so? Weil Sie durch den starken Druck Ihren Scharfblick verlieren und es fast unmöglich wird, die Distanz zu wahren, die vor wichtigen Entscheidungen notwendig ist.
Natürlich erfordert eine Krise eine schnelle Reaktion. Als erstes werden Sie aber versuchen, die Wogen zu glätten, um dann in Ruhe die Entscheidungen treffen zu können, die den Kern des Problems betreffen.
Wunden heilen lassen
Wenn die Krise überstanden ist, sollte man nicht den Fehler begehen, so weiterzumachen, als sei nichts geschehen. Spannungen in zwischenmenschlichen Beziehungen hinterlassen oft ihre Spuren, und manche Wunden brauchen Zeit, um zu heilen.
Versuchen Sie, über Killersätze und Tiefschläge, die Sie während der Krise erhalten, hinwegzusehen. Sich zu weigern, etwas zu verzeihen, ist an sich schon absurd. Das wäre dasselbe wie sich selbst zu vergiften in der Überzeugung, damit Ihrem Gegenüber zu schaden. Verzeihen heißt aber nicht, das Geschehene zu vergessen. Wenn man ohne Vorbehalte und umgehend verzeiht, gewinnt man Vertrauen. Und wenn dieses Vertrauen verloren geht, muss man es nach und nach wieder aufbauen.
Aus der Krise lernen
Ist die Krise überwunden, geht es Ihnen wieder besser? Nehmen Sie sich jetzt die Zeit, die Lehren aus den Vorkommnissen zu ziehen. Was waren die Ursachen dafür? Waren Sie mitverantwortlich für die Krise? Was können Sie ändern, damit so etwas nicht wieder passiert? Wie haben Sie die Turbulenzen überstanden? Auf wen konnten Sie sich verlassen, auf wen nicht?
Eine Krise ist zwar stets ein schwieriger Moment, aber auch eine hervorragende Gelegenheit, um Nützliches über sich selbst und andere zu erfahren.
Eine Krise ist zwar stets ein schwieriger Moment, aber auch eine hervorragende Gelegenheit, um mehr über sich selbst und andere zu erfahren. Eine klassische Lehre ist, dass wir in Krisenzeiten selbst unsere schlimmsten Feinde sind. Schlechte Analysen, Überreaktionen, Suche nach Schuldigen anstatt nach Lösungen, Leugnung … unter starkem Druck ist keiner von uns vor mehr oder minder schweren Fehleinschätzungen gefeit. Wenn Sie sich dessen bewusst sind, hindert Sie nichts daran, sich zu verbessern, um gegen die unvermeidlichen künftigen Turbulenzen besser gewappnet zu sein. Voraussetzung für Selbstbeherrschung ist die Fähigkeit, sich in den Bereichen, auf die man Einfluss hat, zu verbessern, und eine gelassene Haltung in Bezug auf den Rest einzunehmen.
Dieser Artikel gehört zur Aufzeichnung Artikelserie „Unternehmer“
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