Kredite: die richtige Herangehensweise an die Rückzahlung (3/3)
Die Beantragung eines Kredits ist zwar etwas Alltägliches, aber trotzdem nichts Banales. myLIFE erläutert Ihnen in einer dreiteiligen Artikelserie, wie man dabei am besten vorgeht. Nachdem wir uns damit beschäftigt haben, was wirklich notwendig ist, beschäftigt sich dieser dritte Artikel mit der Abwicklung der Rückzahlungen Ihres Darlehens.
Nachdem wir uns im ersten Artikel mit der richtigen Vorgehensweise bei einem echten oder empfundenen Kreditbedarf beschäftigt haben, ging es im zweiten um die Auswahl des Kredits. Dabei haben wir u. a. darauf hingewiesen, dass man Kompromisse eingehen und lernen muss, eine Auswahl unter den zur Verfügung stehenden Informationen zu treffen. Denn weil Verbraucher nur eine begrenzte Zahl an Produktmerkmalen auf einmal vergleichen können, besteht die Gefahr, dass man sich auf Nebensächliches konzentriert. Da Sie jedoch bis hierher mitgelesen haben, haben Sie offenbar die Kreditlösung gefunden, die am besten zu Ihnen passt. Herzlichen Glückwunsch! Jetzt geht es darum, die Rückzahlungen abzuwickeln.
Bleiben Sie dran!
Jetzt gilt es, die Sache abzuschließen. Nachdem Sie Ihren Kreditvertrag unterschrieben haben, können Sie nun endlich Ihr Vorhaben konkretisieren. Außerdem müssen Sie sich darauf einstellen, dass in Kürze die ersten Rückzahlungen anstehen.
Wie die meisten Verbraucher haben auch Sie viele finanzielle Verpflichtungen. Beispielsweise Daueraufträge, automatische Abbuchungen und diverse Rechnungen, und es kann durchaus sein, dass dies nicht der einzige Kredit ist, den Sie aufgenommen haben. Auf jeden Fall wird von Ihnen jetzt noch mehr Geschick verlangt, um den verschiedenen Rückzahlungsfristen, -arten, -laufzeiten und -beträgen gerecht zu werden.
Eine solche Vielfalt an finanziellen Verpflichtungen kann sich als Belastung erweisen, und vielleicht haben Sie auch die Folgen für Ihre alltägliche finanzielle Lage unterschätzt. Nach und nach können Sie sich überfordert und wie gelähmt fühlen, wie ein Opfer der so genannten Tendenz zum Status quo. Diese Tendenz bedeutet, dass man aktive Entscheidungen aus Angst vor falschen Entscheidungen umgeht. Wenn der finanzielle Druck zunimmt, müssen Sie reagieren, um nicht in eine schwierige Situation abzugleiten, die nur schwer auszuhalten ist.
Ihre persönliche Situation kann sich zum Guten oder Schlechten wenden, genau wie die Konjunktur, die im Verlauf der Rückzahlung Ihrer Kredite Schwankungen durchmacht. Dies muss vor allem dann berücksichtigt werden, wenn es sich um einen variabel verzinslichen Hypothekenkredit mit einer Laufzeit von mehreren Jahrzehnten handelt. Doch kein Grund zur Panik! Wenn dies der Fall ist, machen Sie zusammen mit Ihrem Bankberater eine neue Bestandsaufnahme Ihrer Situation. Stellen Sie gemeinsam mit ihm fest, ob es möglich ist, einen Kredit zu refinanzieren, einen Zinssatz auf Dauer zu vereinbaren oder sogar mehrere Kredite zusammenzulegen, um weniger monatliche Zahlungstermine zu haben.
Diese Vorgehensweise erfordert zwar Ihr Zutun, aber die Anstrengung kann sich auszahlen.
Nicht isoliert handeln!
Allein mit der Last einer steigenden Verschuldung konfrontiert zu sein, nützt niemandem etwas. Wenn Sie in dieser Situation auf sich allein gestellt sind, sind Sie angreifbar und gehen schneller auf Ihre kognitiven Verzerrungen ein, die in diesem Fall schlechte Berater sind.
Wenn das menschliche Gehirn unter Druck ist, verleitet es uns dazu, eher die Zahl der eingegangenen Verbindlichkeiten als die Gesamthöhe der Verschuldung zu verringern.
Achten Sie daher darauf, nicht dem Hang zur Schuldenaversion nachzugeben. Schulden um jeden Preis zurückzahlen zu wollen, ist ein tiefsitzender Wunsch, der uns nur selten zu den richtigen Entscheidungen bringt. Wenn das menschliche Gehirn unter Druck ist, verleitet es uns dazu, vor allem die Zahl der eingegangenen Verbindlichkeiten statt die Gesamthöhe der Verschuldung zu verringern. Diese Aversion kann Sie so weit bringen, dass Sie mehrere Kredite zu einem einzigen zusammenfassen wollen, auch wenn dafür im Gegenzug sowohl die Dauer der Rückzahlung als auch der Zinssatz steigen. Diese Entscheidung würde nur mehr Schulden bedeuten, sodass Sie sich womöglich einem Überschuldungsrisiko aussetzen.
Auf kurze Sicht verspüren Sie zwar eine gewisse Befriedigung, weil die Zahl Ihrer Kredite sinkt, aber das ist der falsche Ansatz. Vor allem dann, wenn Sie sich auf einen Kredit über einen begrenzten Betrag konzentrieren, dessen Rückzahlungsfristen einen gewissen Druck ausüben, obwohl noch andere Finanzprodukte zu tilgen sind, die Ihre verfügbaren Mittel stärker einschränken.
Da der Druck auf Ihre persönlichen Finanzen unterschiedliche Gründe hat, müssen Prioritäten gesetzt werden. Um sicherzugehen, dass dies die richtigen Prioritäten sind, machen Sie am besten zusammen mit einem Fachmann eine regelmäßige Bestandsaufnahme Ihrer Situation. Dafür haben Sie Ihren Bankberater!
Wie lautet die Schlussfolgerung dieser Artikelserie über die richtigen Herangehensweisen an Kredite? Grundsätzlich gilt: Treffen Sie niemals eine kurzfristige Entscheidung, ohne die langfristigen Auswirkungen der eingegangenen Verpflichtung zu berücksichtigen. Ein Kredit sollte eine wertvolle Hilfe zur Verwirklichung eines Lebensprojekts sein und nicht ein Hindernis, das Ihnen den Alltag verleidet. Achten Sie darauf, dass die Belastung durch den aufgenommenen Kredit nicht durch die kognitive Belastung noch verstärkt wird, und seien Sie sich bei Ihren Entscheidungen Ihrer kognitiven Verzerrungen bewusst. Zögern Sie niemals, das Fachwissen eines Profis in Anspruch zu nehmen!