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November 24, 2024

Ist Whisky für 250.000$ pro Flasche eine gute Anlage?

  Gesammelt von myLIFE team myWEALTH März 18, 2022 1456

Whisky zählte in den letzten Jahren zu den erfolgreicheren Luxusgüteranlagen, die durch die wachsende Anerkennung von Genießern aus aller Welt unterstützt wurde. Selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass der Anlageerfolg ausblieb, taugte das edle Getränk wenigstens für eine gute Party.

Dennoch würden Sie wahrscheinlich zögern, eine Flasche der streng limitierten Single-Cask-Edition von The Macallan zu öffnen, die im Februar 2023 für 250.000$ – das Dreifache des höchsten Richtpreises – versteigert wurde. Mit 10.000$ pro Dram, mehr als dem Fünffachen seines Gegenwerts in Gold, könnte dieser Whisky der teuerste Drink Ihres Lebens sein.

Der hochpreisige Macallan stellt selbst den Yamazaki 55 in den Schatten, den ältesten japanischen Whisky, der jemals auf den Markt kam (im September 2021) und der mit 60.000$ den höchsten Preis pro Flasche aufwies. Es wurden lediglich 100 Flaschen zum Verkauf angeboten, die in der Folge zu weit höheren Preisen gehandelt wurden.

Einen Whisky zu kreieren ist eine ebenso komplexe und anspruchsvolle Kunst wie die Herstellung von Wein. Der Yamazaki 55 vereint drei Single Malts – d. h. jeweils aus einer einzigen Brennerei stammende Whiskys –, die in den 1960er-Jahren gebrannt wurden. Jeder von ihnen ist in unterschiedlichen Eichenfässern gereift und wurde von einem anderen erfahrenen Brennmeister kreiert. Alle Brenner haben ihren eigenen Stil und Geschmack und ihre eigene Anhängerschaft.

Eine bessere Wertentwicklung als Aktienportfolios

Kenner der Whiskymärkte werden bei solchen Preisen nicht mit der Wimper zucken. Im Oktober 2021 wurden die „Dalmore Decades“, eine Auswahl von sechs Single-Malt-Whiskys aus sechs Jahrzehnten, von Sotheby’s für einen Preis von 1,1 Millionen US-Dollar versteigert. Dennoch ist der Markt für Whisky nach wie vor relativ klein. Die Daten verschiedener Quellen variieren zwar, doch dem in Edinburgh ansässigen Unternehmensberater Noble & Co. zufolge belief sich der Umsatz aus Verkäufen seltener schottischer Whiskys im Jahr 2022 auf mehr als 90 Millionen britische Pfund.

In den letzten zehn Jahren war Whisky eine gute Anlage. Zusammen mit Handtaschen von Hermes steht er bereits mindestens so lange an der Spitze des Knight Frank Luxury Investment Index. Aus Auktionsergebnissen geht hervor, dass die besten Whiskysorten im Laufe der letzten fünf Jahre 262% an Wert gewonnen und damit etwa doppelt so viel Rendite wie ein Portfolio aus globalen Aktien eingebracht haben.

Der Rare Whisky Icon 100 Index, der die Wertentwicklung der begehrtesten auf Auktionen gehandelten Flaschen misst, ist in den zehn Jahren zum Februar 2023 um knapp 430% gestiegen.

Der Knight Frank Rare Whisky Index hat im Jahr 2022 nur 3% zugelegt. Doch seine Bilanz über ein Jahrzehnt ist im Vergleich zu anderen Luxuswerten, die nicht zum Mainstream gehören, hervorragend. Seltene Whiskyflaschen verzeichneten in den zehn Jahren zum November 2022 einen Wertzuwachs von insgesamt 373%. Damit legten sie mehr als doppelt so stark zu wie Luxusautos, die von Knight Frank erfasste Kategorie von Sammlerobjekten mit der zweitstärksten Performance, deren Wert um 185% stieg. Whisky ließ Wein und Uhren noch weiter hinter sich zurück; der Luxusgüterindex selbst stieg um nicht unerhebliche 137%.

Nachfrage aus China

Andere Marktanalysten schätzen den erzielten Zuwachs der wertvollsten Whiskybestände sogar noch höher ein. Der Rare Whisky Icon 100 Index, der die Wertentwicklung der begehrtesten auf Auktionen gehandelten Flaschen misst, ist im Zeitraum von Anfang 2013 bis Februar 2023 um knapp 430% gestiegen – und das, obwohl er Daten aus Dunfermline und dem Analyseunternehmen Rare Whisky 101 zufolge seit Mitte 2022 über 500% verloren hat.

Gestützt wurde der Markt durch die steigende Nachfrage aus Schwellenländern im asiatisch-pazifischen Raum, insbesondere aus Indien und China. Der Wert der Direktexporte von Schottland nach China ist von weniger als 10 Millionen Pfund um die Jahrtausendwende auf rund 107 Millionen Pfund im Jahr 2020 angestiegen. Nach Angaben der Scotch Whisky Association importierte China im Jahr 2022 schottischen Whisky im Gesamtwert von 233 Millionen Pfund, 18% mehr als im Vorjahr.

Die Nachfrage ist so hoch, dass im Juli 2021 eine ganze Whiskybrennerei einschließlich 35 Tonnen Ausrüstung von Schottland nach China verschifft wurde. Forsyths, ein Spezialanbieter für Brennereiausrüstung aus Rothes bei Inverness, schickte ein aus fünf Ingenieuren bestehendes Team dorthin, um den Aufbau der Anlage zu beaufsichtigen, und verfügt über ein Team in Hongkong, das sich um Kundendienst und Wartungsarbeiten kümmert.

Ein einheitlicher Referenzindex für den Großhandelspreis von Whisky existiert nicht, die Beurteilung der Wertentwicklung kann sich daher kompliziert gestalten. Es gibt zum Beispiel Zeiten, in denen preiswertere Whiskys gefragt sind und der Markt für die teuersten Sorten austrocknet und umgekehrt. In den vergangenen Jahren stagnierte ein Index der 50 seltensten Whiskys, während sich der Preis der (vergleichsweise) günstigeren Sorten gut hielt. 2020 ging der Handel mit Flaschen, die mehr als 5.000 Pfund kosten, um ein Viertel zurück, und Sorten mit Preisen von weniger als 1.000 Pfund legten mehr als 10% zu.

Seltenheit wirkt jedoch definitiv wertsteigernd. Gefragt sind vor allem Whiskys aus Brennereien, die nicht mehr produzieren. Ein Index der sehr seltenen Single Malts, die von der Brora Distillery an der Küste von Sutherland nördlich von Inverness hergestellt werden, hat sich in den zehn Jahren bis Ende 2022 fast versiebenfacht. Die Brennerei war fast vier Jahrzehnte lang geschlossen, bevor der multinationale Spirituosenkonzern Diageo sie 2019 wiedereröffnete.

Flaschen oder Fässer?

Die meisten Anleger kaufen und verkaufen einfach einzelne Flaschen, die bei spezialisierten Händlern oder Auktionen erhältlich sind, allerdings richtig gelagert werden müssen. Hierbei müssen Anleger einen Aufschlag von 15% für Lagerkosten und Auktionsgebühren einplanen. Außerdem sollte man Vorsicht walten lassen: Die Branche zieht viele Betrüger an und im Internet werden häufig gefälschte Produkte oder leere Flaschen angeboten. Der Kauf im Rahmen einer Auktion bietet den Käufern einen gewissen Schutz.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, ein Fass zu kaufen, aus dem sich 200 bis 1.000 Flaschen abfüllen lassen. Fässer sind ab etwa 5.000 Pfund erhältlich, ihre Preise können aber auch in die Millionen gehen – ein Fass eines Ardbeg von 1975, das sich im Besitz des Luxusgüterkonzerns LVMH befindet, wurde 2022 für 16 Millionen Pfund verkauft –, und sie können über spezialisierte Whiskygruppen erworben werden. Anleger müssen hierbei jedoch noch die Kosten für die Abfüllung des Whiskys in Flaschen berücksichtigen – es gibt Anbieter, die diese Aufgabe übernehmen. In Schottland, das zum Vereinigten Königreich gehört, fällt die Verbrauchssteuer normalerweise beim Versand der Flaschen an die Käufer an.

Alternativ kann das Fass an andere Anleger oder an einen Käufer, der den Whisky selbst in Flaschen abfüllen möchte, verkauft werden. Anleger sollten sich in der Regel darauf einstellen, ein Fass 20 bis 30 Jahre lang zu halten. Dies ist mit größeren Risiken verbunden, aber auch mit potenziell höheren Gewinnen, wenn der Whisky gut reift. Erwähnt werden sollte, dass schottischer Whisky nach den gesetzlichen Vorschriften ausschließlich in einem von der britischen Steuerbehörde (HM Revenue and Customs) geprüften Verbrauchsteuerlager in Schottland reifen darf.

Schottland hat nach wie vor einen Anteil von rund 90 % am Whiskymarkt und ist damit der beste Ausgangspunkt für neue Whisky-Anleger, die sich mit dem Thema vertraut machen möchten.

Schottland hat nach wie vor einen Anteil von rund 90% am Whiskymarkt und ist damit der beste Ausgangspunkt für neue Whisky-Anleger, die sich mit dem Thema vertraut machen möchten. Es gibt dort auch zahlreiche Blogger, Experten, Touren und die Scotch Whisky Association, auf deren Website Informationen über die Geschichte des Whiskys und dessen Herstellung zu finden sind.

Experten warnen davor, dass sich der Boom trotz der starken Nachfrage aus Asien noch in eine Pleite verwandeln könnte. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts schwankte die Zahl der Brennereien stark, und in Phasen mit schwacher Nachfrage wurden Produktionsanlagen häufig geschlossen. Die Zahl der aktiven Betriebe ging von 159 zu Beginn des Jahrhunderts auf 93 zum Ende des Jahrhunderts zurück. Schätzungen zufolge wurden seit der Jahrtausendwende bis zu 42 Brennereien eröffnet, und bis zu 60 weitere sind geplant.

Nachhaltigkeitsbemühungen

In der schottischen Whiskybranche gibt es eine wachsende Nachhaltigkeitsbewegung. Die Scotch Whisky Association war der erste britische Lebensmittel- und Getränkehandelsverband, der eine Partnerschaft mit „Race to Zero“ einging. Diese Kampagne der Vereinten Nationen fördert Initiativen zur Verringerung von CO2-Emissionen in aller Welt. Der Verband hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Branche bis 2040 CO2-neutral werden soll.

Einige Hersteller haben dieses Ziel bereits erreicht. Die CO2-Bilanz der Brennerei Nc’nean (Aussprache: nack-nie-en) in Morvern nahe der Isle of Mull in Westschottland ist für ihren gesamten Betrieb nicht größer als die eines einzigen Fluges aus den USA nach Großbritannien und sie gleicht diese mit Baumpflanzungen aus. Das Unternehmen nutzt erneuerbare Energien und recycelt bis auf 0,03% alle seine Abfälle.

Zudem hat Nc’nean Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass seine Lieferkette CO2-neutral ist und verwendet recyceltes Glas in seinen Verpackungen. Für Whiskyhersteller könnte dieser Ansatz ein wichtiges Differenzierungsmerkmal sein, da die weltweite Bewegung zur Beschränkung von CO2-Emissionen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Doch das ist noch nicht alles – laut der Brennerei weist ihr Whisky „Noten von Zitronenquark, pochierten Pfirsichen, saftigen Aprikosen und scharfem weißem Pfeffer“ auf. Er dürfte Whiskytrinkern dabei helfen, die Erde zu retten… mit Verstand und Augenmaß.