Die Bedeutung von Praktika
Die Welt der Praktika hat sich stark gewandelt und hat mittlerweile nichts mehr damit zu tun, dass blauäugige Studierende einen Rechtsanwalt oder Buchhalter bei der Arbeit beobachten können, um herauszufinden, ob ihnen der Beruf gefallen könnte. Heute gibt es strengere Vorgaben, und im Zuge des derzeit im Luxemburger Parlament diskutierten Gesetzesvorhabens zur Regelung der Bezahlung und der Rechte von Praktikanten könnten Praktika in Zukunft noch professioneller organisiert werden.
Studierende und Unternehmen profitieren von Praktika. Die Studierenden erhalten einen Einblick in die Arbeitswelt und können daraufhin besser entscheiden, welche Karriere sie einschlagen möchten. Sie können ebenfalls Beziehungen knüpfen, die ihnen später möglicherweise zu einer Vollzeitbeschäftigung verhelfen. Die meisten Praktikumsverträge sehen zwar vor, dass Unternehmen von Praktikanten nicht das gleiche erwarten können wie von Mitarbeitern, gute Unternehmen bieten Praktikanten jedoch Fortbildungsmöglichkeiten und helfen ihnen dabei, sich wertvolle Kompetenzen anzueignen.
Vor allem können Studenten über Praktika auch die Problematik mindern, dass Unternehmen nur ungern Bewerber ohne Berufserfahrung einstellen, was wiederum dazu führt, dass Einsteiger keine Berufserfahrung sammeln können. Praktika bieten einen „sicheren Raum“, in dem junge Menschen Fehler machen und sich über ihre Berufswünsche klar werden können.
Für Unternehmen sind Praktika ein günstiger und effizienter Weg, um potenzielle Mitarbeiter kennenzulernen, ohne sich dabei an diese zu binden.
Für Unternehmen stellen Praktika eine Möglichkeit dar, einen Pool an Talenten aufzubauen. Kleineren Unternehmen kann es dabei schwer fallen, die besten Studierenden von Universitäten und anderen Institutionen für sich zu gewinnen. Häufig fehlt ihnen das nötige Budget oder das Personal, um ihr Unternehmen über Wochen hinweg Studierenden vorzustellen und sich gegen bekannte Markennamen durchzusetzen. Praktika sind ein günstiger und effizienter Weg, um potenzielle Mitarbeiter kennenzulernen, ohne sich dabei an diese zu binden. Selbst für größere Unternehmen können sie einen preiswerten und motivierten Pool an Arbeitskräften darstellen.
Während des Studiums
Hochschulen werden immer mehr anhand der „Beschäftigungsfähigkeit“ ihrer Absolventen beurteilt, und Praktika helfen Studierenden zweifelsohne beim Sprung in das Arbeitsleben. Viele Hochschulen pflegen zur Unterstützung ihrer Studierenden daher aktive Beziehungen zu Unternehmen. So verfügt die Universität Luxemburg etwa über ein eigenes Praktikumsbüro. Ferner unterstützen die meisten Hochschulen das Erasmus+-Programm der Europäischen Kommission, das Praktika in Unternehmen oder Institutionen der 31 Partnerstaaten erleichtert.
Die Erasmus+-Website bietet ein breites Spektrum von Angeboten, das von Social-Media-Spezialisten und Schauspielern über Digital-Vermarkter bis zu Grafikdesignern reicht. Das Programm eignet sich für all jene, die ihre Sprachkenntnisse verbessern, eine andere Kultur kennenlernen und sich auf einen gesamteuropäischen Arbeitsmarkt vorbereiten wollen. Darüber hinaus können unter Umständen Credit Points für das Studium angerechnet werden.
Chancen in Luxemburg
Bis vor kurzem hatte Luxemburg für all jene, die sich nicht für den Finanzsektor interessieren, nur wenig zu bieten. Das Land ist zwar ein Kompetenzzentrum für Finanzdienstleistungen, doch junge Leute mit Ambitionen in anderen Berufsfeldern sahen in der Vergangenheit nur begrenzte Chancen in Luxemburg. Dies hat sich im Zuge der fortlaufenden Diversifizierung der nationalen Wirtschaft in den vergangenen Jahren jedoch deutlich gewandelt.
Mittlerweile ist Luxemburg zu einem Zentrum für Datentechnologie geworden. Das Supercomputer-Projekt Meluxina wurde ins Leben gerufen, um den digitalen Wandel der Wirtschaft zu beschleunigen und Unternehmen zu Innovationen zu ermuntern. High-Performance-Computing hat, unter Beteiligung weiterer EU-Länder, für die Regierung Luxemburgs oberste Priorität und soll Ausbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten schaffen.
Raumfahrt und Stahlproduktion
Luxemburg fördert ebenfalls die lokale kommerzielle Raumfahrtindustrie. An der Universität Luxemburg und dem Luxembourg Institute of Science and Technology wird aktuell an nahezu 80 Projekten geforscht. Weitere von den Behörden unterstütze Schlüsselbereiche sind die Sektoren Biotechnologie und Umwelttechnik.
Darüber hinaus ist Luxemburg Standort mehrerer internationaler Unternehmen. Der weltweit größte Stahlproduzent, ArcelorMittal, dessen Geschichte in Luxemburg fast zweihundert Jahre in die Vergangenheit reicht, hat Praktikumsplätze für jene, die über eine Karriere in der Stahlindustrie nachdenken.
Als Alternative zu Studium und Praktikum bietet die Gruppe auch Ausbildungen an, in denen die Mitarbeiter innerhalb von drei Jahren zu Mechanikern, Energieelektronikern und Mechatronikern ausgebildet werden. Amazon verfügt in Luxemburg über ein europäisches Zentrum und bietet Berufschancen für künftige Softwareentwickler, Datenmodellierungsexperten und Wirtschaftsanalysten.
Wenn man sich bei kleineren Aufgaben besonders ins Zeug legt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass einem auch größere Projekte anvertraut werden.
Vorteile von Praktika
Praktikanten stehen häufig am unteren Ende der Rangleiter in Unternehmen und sollten sich unabhängig von ihrer Ausbildung nicht davor scheuen, banale Tätigkeiten wie Fotokopieren oder Archivieren zu übernehmen. Wenn man sich bei kleineren Aufgaben besonders ins Zeug legt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass einem auch größere Projekte anvertraut werden. Praktikanten sollten die langfristigen Vorteile eines Praktikums sehen und nicht erwarten, dass ihnen unmittelbar hochkomplexe Aufgaben übertragen werden.
Technologische Neuerungen, wie Apps, die Unternehmen und potenzielle Praktikanten zusammenbringen, werden immer wichtiger. Dies dürfte zu einer Öffnung der Praktikumswelt beitragen, da mehr Unternehmen Praktika anbieten können und mehr junge Menschen deren Vorteile erkennen.
Obwohl die neuen Regeln zur Bezahlung von Praktikanten auf einige Unternehmen abschreckend wirken könnten, dürften zahlreiche andere zu dem Schluss gelangen, dass geeignete Studierende durchaus ein Drittel des Gehalts der am geringsten bezahlten Mitarbeiter Wert sind. Praktika sollten auch in Zukunft für die meisten Studierenden ein wichtiger Schritt auf dem Weg ins Berufsleben bleiben.