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Dezember 23, 2024

Die Zukunft des Familienlebens

  Gesammelt von myLIFE team myHOME April 29, 2021 1645

Die Coronakrise brachte viele Familien dazu, über ihre Lebensweise nachzudenken. Eltern stellten fest, dass lange Arbeitswege und durch hohe Lebenshaltungskosten verursachte Anforderungen ihnen wenig Zeit für die Familie ließen. Gleichzeitig vermittelten Homeoffice-Vereinbarungen ihnen einen Eindruck davon, wie sich Berufs- und Privatleben besser miteinander vereinbaren lassen. Doch ist der Immobilienmarkt flexibel genug, um diesen neuen Bedürfnissen gerecht zu werden?

Bereits vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie war klar, dass einige Entwicklungen am Immobilienmarkt zumindest mittel- oder langfristig nicht von Bestand sein konnten. So hinkt beispielweise der Haus- und Wohnungsbau in Luxemburg dem Bevölkerungswachstum des Landes schon seit Jahrzehnten hinterher. Dies wurde teilweise dadurch verschleiert, dass etwa 47% der Berufstätigen in Nachbarländern leben und zum Arbeiten nach Luxemburg pendeln.

Die Einwohnerzahl Luxemburgs liegt Schätzungen zufolge mit Stand vom Oktober 2024 bei knapp unter 690.000 und ist damit seit dem Jahr 2000 um mehr als 250.000 Menschen angewachsen. Dieses Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage hat dazu beigetragen, dass der Luxemburger Immobilienmarkt zu den teuersten in Europa zählt. Die Preise für Wohnimmobilien haben sich zwischen 2007 und 2020 fast verdoppelt. Erst nach 2022, als die Finanzierung dieser Immobilien aufgrund der steigenden Zinsen noch schwieriger wurde, setzte eine Umkehr des Trends ein.

Zwei Jahrzehnte schnell steigender Immobilienpreise haben dazu geführt, dass die Wohnverhältnisse vieler Familien nur schlecht auf ihre tatsächlichen Bedürfnisse abgestimmt sind. Anfang 2020 fasste Yves Mersch, damals Mitglied im EZB-Direktorium und ehemaliger Gouverneur der Luxemburger Zentralbank, die Probleme des Immobilienmarkts im Großherzogtum wie folgt zusammen: „Der in Kapazitätsengpässen im Baugewerbe, aber auch in regulatorischen Beschränkungen begründete unzureichende Haus- und Wohnungsbau hat den Mangel an Wohnraum auf die Spitze getrieben.“

Obwohl die verschiedenen luxemburgischen Regierungen Maßnahmen wie Steuererleichterungen umgesetzt haben, um Anreize für Neubauten und Investitionen in unvollendete Immobilienprojekte mit akutem Kapitalbedarf zu schaffen, ist es der Politik nicht gelungen, den chronischen Mangel an angemessenem Wohnraum wirksam zu bekämpfen. Kritiker fordern eine neue Herangehensweise von den politischen Entscheidungsträgern: Es müsse nicht einfach nur mehr, sondern auch besser gebaut werden.

Besser bauen – wie geht das?

Beim Wohnungsbau liegt der Fokus viel zu häufig darauf, so viele Unterkünfte wie möglich in den verfügbaren Raum zu zwängen, was zunehmend durch den Bau von Hochhäusern geschieht. Auf die eigentlichen Bedürfnisse der Bewohner wird bei alldem kaum Rücksicht genommen. Wenn eine Familie das perfekte Zuhause für ihre Bedürfnisse entwerfen würde, wie würde es aussehen? Soll es dabei eher um ein Haus als um eine Wohnung gehen, dann bestehen die grundlegenden Anforderungen wohl in einer zweckdienlichen, aber vorzugsweise auch ansprechenden Gestaltung mit Garten und ein bisschen Individualität.

Beim Wohnungsbau lag der Fokus viel zu häufig darauf, so viele Gebäude wie möglich in den verfügbaren Raum zu zwängen, was zunehmend durch den Bau von Hochhäusern geschieht. Auf die eigentlichen Bedürfnisse der Bewohner wird bei alldem kaum Rücksicht genommen.

Darüber hinaus spielen der Standort und die Umgebung eine zentrale Rolle, denn Familien wollen gute Schulen, zu denen keine langen Anfahrten nötig sind. Ärzte und andere elementare Dienstleistungen wie Kinderbetreuung müssen in unmittelbarer Nähe verfügbar sein. Nicht zuletzt spielt der schwer definierbare Aspekt der Lebensqualität eine Rolle: Zugang zu Grünflächen wie Parkanlagen und Freizeiteinrichtungen wie Schwimmbäder, Sportplätze oder Kinos.

Im Übrigen ist auch eine Art „Zurück in die Zukunft“-Ansatz zu berücksichtigen: Es ist durchaus möglich, dass ein Zuhause künftig wieder groß genug sein soll, um die ganze Familie unterzubringen – so wie es bis Mitte des 20. Jahrhunderts häufig der Fall war. Angesichts der hohen Lebenshaltungskosten und der von vielen Eltern zu tilgenden Studiendarlehen sind einige Familien zunehmend mit dem Phänomen einer „Bumerang-Generation“ konfrontiert, d.h. mit erwachsenen Kindern, die wieder ins Elternhaus zurückziehen.

Die jüngste Studie der EU-Agentur „Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen“ von Februar 2020 zu Zusammensetzung und Wohlstand der Haushalte ergab, dass in der EU über drei Viertel aller jungen Menschen zwischen 18 und 24 Jahren in der Regel bei mindestens einem ihrer Elternteile leben. Bei den 25- bis 29-Jährigen liegt der Anteil demgegenüber nur bei 37%.

Da Eltern somit über einen längeren Zeitraum ein größeres Heim benötigen, können sie ihren Wohnraum kaum verkleinern. Dies geht einher mit den Bedürfnissen einer alternden Bevölkerung: Zwar ist die Bevölkerung in Luxemburg im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ jung, doch auch hier könnten sich angesichts der hohen Kosten von Pflegeeinrichtungen viele Haushalte genötigt sehen, ältere Verwandte aufzunehmen.

Jüngere Generationen mit neuen Prioritäten

Wohneigentum scheint für die Generation Y, die die Geburtsjahrgänge 1981 bis 1996 umfasst und heute somit größtenteils zwischen Anfang 30 und Anfang 40 ist, nicht mehr denselben Reiz zu haben wie für ihre Eltern. Nicht umsonst wird diese Altersgruppe auch als „Generation Miete“ bezeichnet. Bei der nachfolgenden Generation Z könnte das ganz ähnlich aussehen. Für viele ist es unerschwinglich, für andere schlicht teuer und einengend – denn die Vertreter dieser Generation schätzen im Allgemeinen die Flexibilität, sich frei bewegen, reisen und berufliche Auszeiten einlegen zu können.

Wohneigentum scheint für die Generation Y, die heute größtenteils zwischen Anfang 30 und Anfang 40 ist, nicht mehr denselben Reiz zu haben wie für ihre Eltern. Nicht umsonst wird diese Altersgruppe auch als „Generation Miete“ bezeichnet.

Untersuchungen ergaben, dass sich im Vereinigten Königreich bis zu einem Drittel der Generation Y möglicherweise niemals ihr eigenes Haus wird leisten können, während die Hälfte bis weit über das Alter von 40 Jahren hinaus zur Miete wohnen wird. Daher müssen Planung und Wohnungspolitik so gestaltet sein, dass sie sowohl Mietern gerecht werden als auch denjenigen, die Wohneigentum kaufen möchten.

Zwar kehrten viele Menschen nach dem Ende der Coronapandemie in die Büros zurück, die Möglichkeit der Heimarbeit ist für viele Mitarbeitende jedoch zur Selbstverständlichkeit geworden. Im zweiten Quartal 2023 arbeiteten laut der nationalen Statistikbehörde Statec 32% der Luxemburger an mindestens zwei Tagen pro Woche von zu Hause aus.

Vor der Pandemie waren demgegenüber in den Jahren 2015 bis 2019 durchschnittlich 20% zu einem gewissen Teil in Telearbeit tätig. Da dem Statec zufolge fast 90% der Büroangestellten im Jahr 2023 mindestens einen Tag pro Woche von zu Hause aus arbeiteten, müssen die Wohnungen und Häuser der berufstätigen Luxemburger heute darauf ausgelegt sein, entsprechende Arbeitsvoraussetzungen zu erfüllen.

Homeoffice-Einschränkungen für Grenzgänger

Nicht in Luxemburg ansässige Mitarbeitende, die in Belgien, Frankreich oder Deutschland leben, dürfen nur eine begrenzte Zahl von Tagen außerhalb des Großherzogtums arbeiten, ohne in ihrem Wohnsitzland einkommensteuerpflichtig zu werden. Diese Regeln wurden während der Pandemie ausgesetzt, sind seit Juni 2023 jedoch wieder in Kraft. Ferner unterliegen gemäß EU-Vorgaben Grenzgänger, die mehr als 49% ihrer Arbeitszeit zu Hause leisten, nicht mehr der Sozialversicherung Luxemburgs, sondern jener ihres Wohnsitzlandes.

Die Tatsache, dass Mitarbeitende von einem anderen Land als Luxemburg aus arbeiten, erschwert es Unternehmen in der Finanzdienstleistungsbranche zudem unter Umständen, die Rechtsvorschriften ihres Sitzlandes bezüglich ihrer wirtschaftlichen Substanz – d.h. der am Geschäftsstandort tätigen Mitarbeitenden – einzuhalten. Dies kann für das jeweilige Unternehmen wiederum zu Problemen in Steuerfragen führen.

Nichtsdestotrotz hat die eingeschränkte Bewegungsfreiheit während der Lockdowns in den Jahren 2020 und 2021 viele Menschen dazu bewegt, sich über ihre Wohnverhältnisse Gedanken zu machen. So könnte zum Beispiel dem Zugang zu einem Garten oder einer geteilten Grünfläche künftig eine wachsende Bedeutung zukommen. Mitarbeitende dürften lange Pendelfahrten zu großen Städten und Businesszentren in Zukunft weniger bereitwillig in Kauf nehmen – wobei diese womöglich eher toleriert werden, wenn sie nur ein- bis zweimal pro Woche nötig sind.

Neue Ansätze und Initiativen

Es gibt Anzeichen dafür, dass die politischen Entscheidungsträger den Bedürfnissen von Familien bei der Planung neuer Wohnbauprojekte allmählich mehr Beachtung schenken. So soll mit dem Projekt „Elmen“ in der Gemeinde Kehlen, dessen vollständige Umsetzung 15 Jahre in Anspruch nehmen wird, ein Netzwerk von miteinander verbundenen Dorfstrukturen mit insgesamt 750 Wohneinheiten für 2.200 Menschen geschaffen werden. Nachhaltigkeitsgrundsätze zur Erhaltung und Verbesserung der Biodiversität und von Grünflächen werden dabei ebenso integriert wie eine Versorgung mit erneuerbarer Energie.

Unterdessen suchen Firmenchefs nach Wegen, um die Unzufriedenheit mit dem (grenzüberschreitenden) Pendeln zu verringern. Hierbei spielen auch die ökologischen Auswirkungen eine Rolle, selbst wenn diese bei weniger klimaschädlichen Transportmitteln wie der Bahn geringer ausfallen. Viele Unternehmen haben Büros nahe der Luxemburger Grenzen eröffnet, um die regelmäßigen Fahrtstrecken und -zeiten für Grenzgänger zu verringern und die Beschränkungen in Steuer- und Sozialversicherungsfragen für im Homeoffice tätige Mitarbeitende zu umgehen.

Die Coronapandemie sowie eine veränderte Haltung unter Investoren haben den bestehenden Trend, Umwelt- und Klimaschutzaspekte in Planungsprozesse einzubeziehen, weiter verstärkt.

Es besteht zunehmend Konsens darüber, dass neue Wohnformen, welche die Bedürfnisse der Bewohner stärker berücksichtigen und zu ökologischen Zielen beitragen, auch finanziell nachhaltiger sein können. Damit diese Veränderungen in der Breite Fuß fassen, müssen Familien hochwertigeren Wohnraum einfordern. Solange Immobilienentwickler und Bauunternehmen hohe Gewinne mit qualitativ schlechtem Wohnraum erzielen konnten, bestand für sie kein wirklicher Anlass, etwas zu ändern. Doch in Luxemburg ist das inzwischen nicht mehr der Fall.

Damit diese Veränderungen in der Breite Fuß fassen, müssen Familien hochwertigeren Wohnraum einfordern. Denn solange Immobilienentwickler und Bauunternehmen weiter hohe Gewinne mit qualitativ schlechtem Wohnraum erzielen können, besteht für sie kein wirklicher Anlass, etwas zu ändern. Auch die politische Koordination zwischen Immobilienentwicklern und Planungsbehörden muss besser werden. Wenn bestimmte Wohn- und Arbeitsstrukturen nicht mehr den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen entsprechen, ist es an der Zeit für eine neue Herangehensweise.