Meine Finanzen, meine Projekte, mein Leben
März 31, 2023

Edle Weine – eine interessante Beimischung für Anlegerportfolios?

  Gesammelt von myLIFE team myWEALTH Januar 21, 2022 16

Wein war während der Pandemie und den darauffolgenden Marktturbulenzen für viele ein wichtiger Trostspender. Aber hätte er auch zur Stabilität Ihres Investmentportfolios beitragen können?

Wenngleich die Nachfrage von Restaurants während der Coronakrise nachgelassen hatte, berichteten viele Weinkäufer von einem wachsenden Interesse aufseiten privater Anleger. Diese hatten nicht nur mehr Zeit, um sich über die verschiedenen Möglichkeiten kundig zu machen, sondern Wein bot auch einen gewissen Annehmlichkeitsfaktor. Falls sich die Anlage nicht gut entwickeln sollte, kann man ihn wenigstens trinken – diese Option besteht bei einem Aktienportfolio nicht.

In den letzten Jahren hat sich Wein als willkommene Konstante für die Portfolios erwiesen, während die Preise traditioneller Wertpapiere in die Höhe geschossen sind. Als zu Beginn der Pandemie im Februar und März 2020 die Aktienmärkte (wenn auch nur vorübergehend) einbrachen, gab der Liv-ex Fine Wine 100 Index als wichtigster Referenzindex für Anlagen in Wein, der die Preisentwicklung für die 100 gefragtesten edlen Weine auf dem Sekundärmarkt abbildet, um lediglich 1,1% nach.

Investitionen in Wein schnitten auch 2022 besser ab als die bedeutendsten Aktienindizes, da die Aktien- und Anleihenkurse durch die steigende Inflation, höhere Zinsen und ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum unter Druck gerieten. Nach Angaben der Wein-Börse Liv-ex verzeichnete der Liv-ex Fine Wine 100 Index in den ersten 11 Monaten des Jahres einen Zuwachs von 7,1% in Pfund Sterling.

Dies ist nicht nur auf das außergewöhnlich volatile Marktumfeld der letzten Jahre zurückzuführen. Wein bietet seit jeher gute Diversifizierungsmöglichkeiten gegenüber dem Aktien- und Anleihenmarkt und hat sich als langfristig solide Anlage erwiesen: Der Liv-ex Fine Wine 100 Index ist innerhalb der fünf Jahre bis Ende Januar 2023 um 32,4% gestiegen, während der breitere Liv-ex Fine Wine 1000 Index ein Plus von 43,9% verzeichnete. Auch wenn er damit nicht alle Standard-Indexfonds am Aktienmarkt übertroffen hat – der S&P 500 lag 47,6% höher als fünf Jahre zuvor, aber der STOXX Europe 600 stieg nur um 21,6% und der FTSE 100 um 10,4% – zeichnet sich der Wein-Referenzindex durch seine Beständigkeit aus.

Nachfrage aus Schwellenländern

Anlagen in Weinen konzentrieren sich schwerpunktmäßig auf die Spitzenweingüter in Bordeaux, Burgund und einigen norditalienischen Regionen, bei denen eine Flasche mehrere Tausend Euro kosten kann. Anleger, die ein gutes Händchen für die Auswahl der richtigen Region hatten, konnten sogar noch höhere Renditen verbuchen: Bordeaux hat sich in den letzten fünf Jahren mit einem Zuwachs von lediglich 18,3% mittelmäßig entwickelt und wurde von Burgund (+105,6%), der Champagne (+88,5%), Italien (+46,2%) und sogar Kalifornien (+43,0%) überholt.

Die Preise werden durch die Nachfrage, aber auch durch Angebotsfaktoren, die Wetterlage und die allgemeine weltweite Konjunkturentwicklung bestimmt.

Die Weinpreise sind von zahlreichen Faktoren abhängig. In den letzten Jahren spielte die Nachfrage von Käufern aus Schwellenländern, vor allem aus China, eine wichtige Rolle. Die Preise werden jedoch auch durch Angebotsfaktoren, die Wetterlage und die allgemeine weltweite Konjunkturentwicklung beeinflusst. In jüngster Zeit und insbesondere während der Pandemie hat China jedoch weniger importiert. Nach Angaben der chinesischen Zollbehörde belief sich der Gesamtwert der Wein-Importe im Jahr 2022 auf 9,6 Mrd. chinesische Renminbi (1,4 Mrd. US-Dollar), was einem Minus von 12,5% gegenüber dem Vorjahr entspricht und einen Rückgang auf Jahresbasis im vierten Jahr in Folge bedeutet. Die Weinexporteure hoffen auf eine Trendwende, da sich China nach der Aufhebung der pandemiebedingten Beschränkungen nun wieder vollständig für den Handel öffnet.

Einflussreiche Kritiker haben ebenfalls ein Wörtchen mitzureden. Der mit Abstand bedeutendste Weinkritiker ist Robert Parker Jr., dessen Newsletter „Wine Advocate“ rund 50.000 Abonnenten hat. Er selbst bewertet nur noch Weine aus den Regionen Bordeaux und Rhone, die Kritiken für andere Anbaugebiete überlässt er inzwischen anderen Weinkennern.

Die von ihm entwickelte 100-Punkteskala nach Parker hat einen messbaren Einfluss auf die Weinpreise. James Suckling, Neal Martin, Tim Atkin und Jancis Robinson sind weitere hoch angesehene Experten, deren Einschätzungen sich auf die Preise auswirken können.

Vorteile und Nachteile von Direktanlagen

Der größte Vorteil einer Direktanlage in Wein liegt auf der Hand – man kann ihn trinken. Sie hat allerdings auch erhebliche Nachteile. Die Anfangsinvestition für einen neuen Anleger kann sehr hoch sein, denn der Preis einer einzigen Flasche des Bordeaux Le Pin Pomerol von 1990 beläuft sich auf bis zu 6.000 Euro.

Anleger müssen das Risiko tragen, dass eine oder mehrere Flaschen korkhaltig sein könnten, und der Wein muss richtig gelagert werden, damit er seinen Wert nicht verliert. Außerdem sollten sie die Lage am Sekundärmarkt berücksichtigen. Wein ist nicht mit einer Anlage am Aktienmarkt vergleichbar, wo sich fast immer ein Market-Maker oder bereitwilliger Käufer findet.

Er muss ordnungsgemäß gelagert werden, damit er seinen Wert nicht verliert.

Weinhändler können helfen, aber die Anleger müssen im Laufe der Zeit eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Die Händler können (gegen Bezahlung) die Lagerung übernehmen und Anleger bei der Orientierung auf dem Sekundärmarkt unterstützen, wenn diese verkaufen müssen. Einige Weinhändler haben Plattformen eingerichtet, die den Kauf und Verkauf von Weinen erleichtern. Man sollte sich jedoch vorab kundig machen, sonst läuft man Gefahr, einen hohen Preis zu zahlen.

Darüber hinaus gibt es Crowdfunding-Plattformen, die Investoren mit Unternehmern (einschließlich Winzern), die auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten sind, zusammenbringen möchten. Dort ist der Einstiegspreis meist niedriger, und Anleger erhalten als Gegenleistung oft mehrere Jahre lang Weinlieferungen frei Haus. Reich werden Sie damit wahrscheinlich nicht, aber es kann eine interessante Beimischung sein.

Der Kauf „en primeur“ ist eine weitere Möglichkeit, Weine zu einem niedrigeren Einstandspreis zu erwerben. Die Anleger kaufen den Wein, wenn er jung ist, in der Erwartung, dass er sich später als hoch bewerteter und begehrter Jahrgang erweist. Dies ist natürlich mit einem gewissen Risiko verbunden. Die Preise für „en primeur“-Weine sind in der Regel niedriger als die künftigen Preise der Weine auf dem freien Markt. Bestimmte Weingüter verkaufen ihren Wein auch nur auf diese Weise.

Die Bedeutung der Liquidität

Anleger haben auch die Möglichkeit, über Weinfonds zu investieren. Diese können ein (relativ) liquider und günstiger Weg sein, um von steigenden Weinpreisen zu profitieren, und eine stärkere Diversifizierung ermöglichen. Fondsanleger können die Weinmärkte unter Umständen objektiver beurteilen als Weinkenner. Ihnen geht es nicht um die Brillanz der Weine; sie beurteilen ihre Liquidität, die Nachfrage aufseiten der Endkunden und den aktuellen Preis.

Die Anlagestrukturen können jedoch komplex sein; ein Anleger hat unter Umständen keinen Anspruch auf den vom Fonds gehaltenen Wein, wenn die Investition nicht gut läuft. Ein abschreckendes Beispiel ist Nobles Crus, ein in Luxemburg ansässiger Weinfonds. Der Handel mit seinen Anteilen wurde 2013 ausgesetzt, nachdem in Medienberichten überhöhte Bewertungen unterstellt worden waren. Dies löste eine Welle von Rücknahmeanträgen aus, die die eingeschränkte Liquidität der Fondsanteile verdeutlichten und es den Anlegern jahrelang unmöglich machten, ihr Kapital zurückzuerhalten. Die Diskussion lenkte die Aufmerksamkeit auf die Bewertungsmethoden der Fondsmanager, die seitdem vorsichtiger agieren.

Edle Weine haben den Anlegern in den vergangenen Jahren solide Renditen eingebracht und können in Zeiten anhaltender Volatilität an den Aktien- und Anleihenmärkten ein attraktives Mittel zur Diversifizierung darstellen. Es reicht jedoch nicht aus, etwas von Wein zu verstehen. Um erfolgreich zu sein, müssen sich die Anleger auch auf den Weinmärkten auskennen und sich in der Regel von einem Experten beraten lassen.

Wein bietet seit jeher gute Diversifizierungsmöglichkeiten gegenüber dem Aktien- und Anleihenmarkt und hat sich als langfristig solide Anlage erwiesen.