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April 26, 2024

Edle Weine – eine interessante Beimischung für Anlegerportfolios?

  Gesammelt von myLIFE team myWEALTH Januar 21, 2022 1368

Wein ist mehr als nur ein gutes Getränk. Edle Sorten können sich auch zur Diversifizierung eines Anlageportfolios eignen, da ihre Wertenwicklung nicht mit der traditioneller Finanzwerte oder Immobilien korreliert. Aber lohnt sich eine solche Investition langfristig?

Wohlhabende Menschen haben seit jeher hochwertige Weine in größeren Mengen gelagert, allerdings mit der Absicht, die besten Jahrgänge in ihrer Blütezeit zu einem attraktiven Preis trinken zu können. Heutzutage wird Wein jedoch in erster Linie als langfristige finanzielle Anlage gesehen, wenn auch eine mit etwas mehr Charme als ein Aktienportfolio.

Bis vor kurzem hat sich Wein in Zeiten heftiger Turbulenzen an den Märkten für traditionelle Anlageklassen als gute Alternative für Anlageportfolios erwiesen. Als beispielsweise zu Beginn der Coronakrise im Februar und März 2020 die Aktienmärkte (wenn auch nur vorübergehend) um 10% oder mehr einbrachen, gab der Liv-ex Fine Wine 100 Index als wichtigster Referenzindex für Anlagen in Wein, der die Preisentwicklung für die 100 gefragtesten edlen Weine auf dem Sekundärmarkt abbildet, um lediglich 1,1% nach.

Investitionen in Wein schnitten auch 2022 besser ab als die bedeutendsten Aktienindizes, da die Aktien- und Anleihenkurse durch die steigende Inflation, höhere Zinsen und ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum unter Druck gerieten. Nach Angaben der Wein-Börse Liv-ex verzeichnete der Liv-ex Fine Wine 100 Index über das gesamte Jahr einen Zuwachs von 6,9% in Pfund Sterling.

Marktschwäche im Jahr 2023

Dies ist nicht nur auf ein außergewöhnlich volatiles Marktumfeld zurückzuführen, sondern auf die guten Diversifizierungsmerkmale, die Wein seit jeher gegenüber dem Aktien- und Anleihenmarkt bietet. Laut Liv-ex stiegen die Preise zwischen Anfang 2020 und Ende 2022 um 39% und übertrafen auch während der Hausse im Jahr 2021 die globalen Aktienmärkte.

Seitdem tut sich der Liv-ex Fine Wine 100 Index jedoch schwer, im Gegensatz zu den globalen Aktienmärkten, die eine Erholung verzeichnen konnten. Ende Januar 2024 hatte der Index ein Minus von 13,2% über ein Jahr und von 10,2% über zwei Jahre verbucht und der Gewinn über die letzten fünf Jahre hatte sich von 32,4% im Vorjahr auf 15,2% verringert. Ähnlich verhielt es sich mit dem breiter gefassten Liv-ex Fine Wine 1000 Index, der über 12 Monate um 14,9%, über zwei Jahre um 7,7% und über fünf Jahre um 11,9% fiel, verglichen mit einem Fünfjahresgewinn von 43,9% per Ende Januar 2023.

Analysten sind der Meinung, dass der Wertverlust von edlen Weinen, insbesondere der wertvollsten Burgundersorten, zum Teil auf den Anstieg der Zinssätze zurückzuführen ist. Durch die höheren Zinsen sind Anlagen wie Anleihen im Vergleich zur historischen Durchschnittsrendite von 7%, die Wein bietet, attraktiver geworden. Auch die Verlangsamung der Konjunktur in China trotz der Aufhebung der pandemiebedingten Beschränkungen spielt eine Rolle. Des Weiteren gibt es einen gewissen Rebound-Effekt: Die Weine mit der höchsten Wertsteigerung in den vorangegangenen fünf Jahren haben im Jahr 2023 generell übermäßig gelitten.

Nachfrage aus Schwellenländern

Anlagen in Weinen konzentrieren sich schwerpunktmäßig auf die Spitzenweingüter in Bordeaux, Burgund und einigen norditalienischen Regionen, bei denen eine Flasche mehrere Tausend Euro kosten kann. Anleger, die ein gutes Händchen für die Auswahl der richtigen Region haben, können überdurchschnittliche Renditen verbuchen. Die durchschnittliche Wertentwicklung von Bordeaux-Weinen war mit nur 3,3% Wachstum in den fünf Jahren bis Januar 2024 allerdings eher enttäuschend. Burgund schnitt mit 21,7% besser ab, hatte allerdings auch in den fünf Jahren bis Ende 2023 ganze 105,6% zugelegt.

Alle Liv-ex-Teilindizes waren im Januar 2024 über ein und zwei Jahre rückläufig, Rhône-Weine und Portwein sogar über fünf Jahre. Einige Regionen und Sorten schnitten jedoch besser ab. Der Champagne 50, der die Preisentwicklung der jüngsten am Markt verfügbaren Jahrgänge der 13 am meisten gehandelten Champagner misst, stieg innerhalb von fünf Jahren um 48,4%, während der Index für italienische Weine um 31,5% zulegte.

Die Weinpreise werden von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, wie z.B. dem Angebot, den Witterungsbedingungen und der allgemeinen Weltwirtschaftslage – und auch einflussreiche Kritiker spielen eine Rolle.

Die Weinpreise werden von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Anfang dieses Jahrhunderts war die Nachfrage von Käufern aus Schwellenländern, insbesondere aus China, für die europäischen Winzer ein wichtiger Geschäftsfaktor. Doch seit 2017 sind die chinesischen Importe rückläufig – eine Tendenz, die durch die Pandemie noch verstärkt wurde.

Die Hoffnungen, dass die Wiederöffnung der Wirtschaft des Landes eine Trendwende herbeiführen würde, haben sich bisher nicht erfüllt. Laut Ronan Laborde, Vorsitzender der Union des Grands Crus de Bordeaux, haben sich die Exporte aus der Region nach China, Hongkong und Macau zwischen 2021 und 2023 auf ein Rekordtief halbiert.

Andere Faktoren, die die Preise beeinflussen, sind das Angebot, die Witterungsbedingungen und die allgemeine Weltwirtschaftslage – und auch einflussreiche Kritiker spielen eine Rolle. Der mit Abstand bedeutendste Weinkritiker war Robert Parker Jr., dessen Newsletter „Wine Advocate“ rund 50.000 Abonnenten hat, obwohl Parker 2019 in den Ruhestand ging und der Newsletter nunmehr Eigentum von Michelin Guides ist. Die von ihm entwickelte 100-Punkteskala nach Parker hat einen messbaren Einfluss auf die Weinpreise. James Suckling, Neal Martin, Tim Atkin und Jancis Robinson sind weitere hoch angesehene Experten, deren Einschätzungen sich auf die Preise auswirken können.

Vorteile und Nachteile von Direktanlagen

Der größte Vorteil einer Direktanlage in Wein liegt auf der Hand – man kann ihn trinken. Sie hat allerdings auch erhebliche Nachteile. Die Anfangsinvestition für einen neuen Anleger kann sehr hoch sein, denn der Preis einer einzigen Flasche des Bordeaux Le Pin Pomerol von 1990 beläuft sich auf bis zu 4.450 Euro (ohne Steuern).

Anleger müssen das Risiko tragen, dass eine oder mehrere Flaschen korkhaltig sein könnten, und der Wein muss richtig gelagert werden, damit er seinen Wert nicht verliert. Außerdem sollten sie die Lage am Sekundärmarkt berücksichtigen. Wein ist nicht mit einer Anlage am Aktienmarkt vergleichbar, wo sich fast immer ein Market-Maker oder bereitwilliger Käufer findet.

Er muss ordnungsgemäß gelagert werden, damit er seinen Wert nicht verliert.

Weinhändler können helfen, aber die Anleger müssen im Laufe der Zeit eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Die Händler können (gegen Bezahlung) die Lagerung übernehmen und Anleger bei der Orientierung auf dem Sekundärmarkt unterstützen, wenn diese verkaufen müssen. Einige Weinhändler haben Plattformen eingerichtet, die den Kauf und Verkauf von Weinen erleichtern. Man sollte sich jedoch vorab kundig machen, sonst läuft man Gefahr, einen hohen Preis zu zahlen.

Darüber hinaus gibt es Crowdfunding-Plattformen, die Investoren mit Unternehmern (einschließlich Winzern), die auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten sind, zusammenbringen möchten. Dort ist der Einstiegspreis meist niedriger, und Anleger erhalten als Gegenleistung oft mehrere Jahre lang Weinlieferungen frei Haus. Reich werden Sie damit wahrscheinlich nicht, aber es kann eine interessante Beimischung sein.

Der Kauf „en primeur“ ist eine weitere Möglichkeit, Weine zu einem niedrigeren Einstandspreis zu erwerben. Die Anleger kaufen den Wein, wenn er jung ist, in der Erwartung, dass er sich später als hoch bewerteter und begehrter Jahrgang erweist. Dies ist natürlich mit einem gewissen Risiko verbunden. Die Preise für „en primeur“-Weine sind in der Regel niedriger als die künftigen Preise der Weine auf dem freien Markt. Bestimmte Weingüter verkaufen ihren Wein unter Umständen auch nur auf diese Weise.

Die Bedeutung der Liquidität

Anleger haben auch die Möglichkeit, über Weinfonds zu investieren. Diese können ein (relativ) liquider und günstiger Weg sein, um von steigenden Weinpreisen zu profitieren, und eine stärkere Diversifizierung ermöglichen. Fondsanleger können die Weinmärkte unter Umständen objektiver beurteilen als Weinkenner. Ihnen geht es nicht um die Brillanz der Weine; sie beurteilen ihre Liquidität, die Nachfrage aufseiten der Endkunden und den aktuellen Preis.

Die Anlagestrukturen können jedoch komplex sein; ein Anleger hat unter Umständen keinen Anspruch auf den vom Fonds gehaltenen Wein, wenn die Investition nicht gut läuft. Ein abschreckendes Beispiel ist Nobles Crus, ein in Luxemburg ansässiger Weinfonds. Der Handel mit seinen Anteilen wurde 2013 ausgesetzt, nachdem in Medienberichten überhöhte Bewertungen unterstellt worden waren. Dies löste eine Welle von Rücknahmeanträgen aus, die die eingeschränkte Liquidität der Fondsanteile verdeutlichten und es den Anlegern jahrelang unmöglich machten, ihr Kapital zurückzuerhalten. Die Diskussion lenkte die Aufmerksamkeit auf die Bewertungsmethoden der Fondsmanager, die seitdem vorsichtiger agieren.

Edle Weine haben den Anlegern in den vergangenen Jahren solide Renditen eingebracht und können in Zeiten anhaltender Volatilität an den Aktien- und Anleihenmärkten ein attraktives Mittel zur Diversifizierung darstellen. Es reicht jedoch nicht aus, etwas von Wein zu verstehen. Um erfolgreich zu sein, müssen sich die Anleger auch auf den Weinmärkten auskennen und sich in der Regel von einem Experten beraten lassen.