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Dezember 23, 2024

Erfolg beim Anlegen: eine Frage des Selbstvertrauens

Kennen Sie das Rezept für eine erfolgreiche Anlagestrategie? Es müssen zwar viele unterschiedliche Faktoren berücksichtigt werden, doch ein Aspekt ist besonders wichtig für Ihre Anlageentscheidungen und damit auch für Ihre Ergebnisse: Ihr Selbstvertrauen. Doch Vorsicht, eine falsche Dosierung könnte sich langfristig negativ auf Ihr Portfolio auswirken. myLIFE verrät Ihnen, wie Sie das richtige Maß an Selbstvertrauen bei der Geldanlage finden, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Erfolgreiche Unternehmen, großartige Sportler und die besten Trader haben eines gemeinsam. Sie alle besitzen neben ihrem Talent, ihrer Ausdauer und ihrer Erfahrung eine entscheidende Stärke: Selbstvertrauen.

Ohne ein Mindestmaß an Selbstvertrauen kann man keinen Erfolg haben. Eine kompetente Person, der es an Selbstvertrauen mangelt, wird ihr Potenzial nie voll ausschöpfen können. Als Konsequenz daraus wird sie auch nie den Erfolg haben, den sie eigentlich haben könnte, und ihr werden Chancen entgehen. Das Ergebnis: Ihr Selbstvertrauen nimmt weiter ab, und es entwickelt sich ein Teufelskreis.

Der entgegengesetzte Effekt kann allerdings genauso schädlich sein. Es gibt nicht wenige Anleger, die sich selbst überschätzen und glauben, den Markt durch perfektes Timing zuverlässig schlagen zu können. Kurz gesagt: Selbstvertrauen ist notwendig, muss aber im richtigen Verhältnis zur Kompetenz der jeweiligen Person stehen. Dies gilt umso mehr, da das Selbstvertrauen großen Einfluss auf unsere Anlageentscheidungen hat.

Das richtige Maß an Selbstvertrauen hat jemand, der seine Fähigkeit, ein bestimmtes Ziel in einer konkreten Situation zu erreichen, realistisch und unvoreingenommen einschätzen kann.

Was ist das richtige Maß? Das richtige Maß an Selbstvertrauen hat jemand, der seine Fähigkeit, ein bestimmtes Ziel in einer konkreten Situation zu erreichen, realistisch und unvoreingenommen einschätzen kann. Es sollte daher nicht als eine feste Größe betrachtet werden, sondern hängt von den Fähigkeiten der jeweiligen Person, den betrachteten Bereichen, den jeweiligen Umständen und dem verfolgten Ziel ab. Da Anleger keine Maschinen sind, lässt sich das optimale Maß an Selbstvertrauen nicht objektiv definieren. Es sind zudem immer wieder Anpassungen erforderlich. Schauen wir uns an, welche negativen Folgen es haben kann, wenn jemand zu viel oder zu wenig Selbstvertrauen hat.

Selbstüberschätzung kann zu übertriebener Risikobereitschaft und übermäßigem Handel führen

Menschen mit einem übermäßigen Selbstvertrauen neigen dazu, Ihre Fähigkeiten in vielen Lebensbereichen zu überschätzen. Wir alle kennen jemanden, der seine wiederholten Geschwindigkeitsüberschreitungen damit rechtfertigt, ein überdurchschnittlich guter Fahrer zu sein, selbst wenn das offensichtlich nicht stimmt. Auch viele Anleger leiden unter Selbstüberschätzung, obwohl ihre Fähigkeiten oder ihre bisher erreichte Performance dies objektiv nicht rechtfertigen. Übermäßiges Selbstvertrauen zu besitzen und sich dessen nicht bewusst zu sein, stellt beim Investieren ein großes Problem dar. Warum? Weil es dazu führt, dass Anleger zu hohe Risiken eingehen und zu viel handeln.

Es ist klar dokumentiert, dass Anleger mit übermäßigem Selbstvertrauen im Durchschnitt mehr handeln, und zwar auch dann, wenn sie wiederholt Verluste erleiden und die Gesamtperformance ihres Portfolios durch die Transaktionskosten schmälern. Sie reagieren zudem exzessiv auf Marktsignale und fallen dem „Fluch des Gewinners“ zum Opfer, das heißt, sie kaufen überbewertete Vermögenswerte. Anleger, die sich ihrer selbst zu sicher sind, machen auch häufiger Anlagefehler. Beispiele hierfür sind eine zu geringe Diversifizierung und zu starke Konzentration auf bekannte Qualitätstitel.

Dass sich ein übermäßiges Selbstvertrauen im Anlagebereich auf individueller Ebene negativ auswirken kann, ist leicht zu verstehen. Doch auch der Markt im Ganzen kann durch Überbewertungen verzerrt werden, die im Wesentlichen auf das übertriebene Selbstvertrauen einiger Finanzexperten zurückzuführen sind. Da Fachwissen nur ein relevanter Faktor von vielen ist, bietet es unzureichenden Schutz vor dieser kognitiven Verzerrung. Was kann man also tun, um beim Selbstvertrauen das richtige Maß zu finden?

Der Erinnerung auf die Sprünge helfen, um Selbstüberschätzung entgegenzuwirken

Wie einige Studien nahelegen, kann es bei übermäßigem Selbstvertrauen hilfreich sein, wenn man sich selbst zwingt, andere Optionen als die offensichtliche in Betracht zu ziehen oder die Meinung eines Dritten einzuholen. Obwohl diese Ansätze sinnvoll erscheinen, haben sie sich im speziellen Bereich der Geldanlage bislang nicht als wirkungsvoll erwiesen.

Um effektiv gegen Selbstüberschätzung vorgehen zu können, muss man sich die Zeit nehmen, um ihre Gründe genauer zu verstehen. In einer 2021 veröffentlichten Studie gingen die Forscher Daniel Walters und Philip Fernbach von der Annahme aus, dass übermäßiges Selbstvertrauen auf einer Fehlfunktion des Gedächtnisses beruhe. Sie wollten wissen, ob sich Anleger mit übermäßigem Selbstvertrauen gut an die Wertentwicklung ihrer Anlagen in der Vergangenheit erinnern konnten oder ob sie einer Positivitätsverzerrung unterlagen. Letztere bewirkt, dass wir uns im Allgemeinen besser an positive Ergebnisse unserer Entscheidungen als an negative erinnern können.

Im Bereich der Geldanlage kann die Positivitätsverzerrung zwei Formen annehmen: die Erinnerungsverfälschung und das selektive Vergessen. Bei der Erinnerungsverfälschung erinnert sich der Anleger an höhere Renditen, als er tatsächlich erzielt hat. Selektives Vergessen bedeutet, dass sich der Anleger tendenziell eher an gewinnbringende Entscheidungen erinnert als an solche, die zu einem Verlust geführt haben.

Selbstüberschätzung und häufigere Transaktionen waren sowohl mit Erinnerungsverfälschungen als auch mit selektivem Vergessen verbunden.

In drei Experimenten testeten Walters und Fernbach ihre Hypothese an etwa 5.000 Anlegern, die zwischen 2018 und 2020 aktiv waren und in der Regel über mindestens 1.000 US-Dollar und Positionen in mindestens zwei Einzelaktien verfügten. Das Ergebnis: Selbstüberschätzung und häufigere Transaktionen waren sowohl mit Erinnerungsverfälschungen als auch mit selektivem Vergessen verbunden.

Ist es also möglich, übermäßigem Selbstvertrauen entgegenwirken, indem man die Anleger dazu bringt, ihre in der Vergangenheit erzielten Renditen besser einzuordnen? Genau dies konnten die Forscher nachweisen. Hierfür ließen Sie die Anleger ihre jeweilige Handelshistorie und ihre erzielten Renditen betrachten. Der Effekt war enorm: Sowohl die Selbstüberschätzung als auch die übermäßige Handelsaktivität gingen zurück.

Neigen Sie dazu, Ihre Fähigkeiten zu überschätzen? Damit Ihnen dies in Zukunft nicht mehr passiert, sollten Sie sich Ihre früheren Transaktionen und die Ergebnisse Ihrer Entscheidungen der Vergangenheit nüchtern anschauen. Falls diese schlechter waren, als Sie dies in Erinnerung hatten, ist es wahrscheinlich ratsam, künftig etwas mehr Demut an den Tag zu legen.

Allerdings sollten Sie aufpassen, nicht ins andere Extrem zu verfallen und Ihre Fähigkeiten zu unterschätzen. Ein zu geringes Selbstvertrauen ist im Anlagebereich zwar seltener anzutreffen, kann aber ebenfalls ein Grund für schlechte Entscheidungen sein und Anleger sogar daran hindern, in wichtigen Momenten überhaupt eine Entscheidung zu treffen.

Wenn mangelndes Selbstvertrauen verhindert, dass das volle Potenzial ausgeschöpft wird

Mangelndes Selbstvertrauen lässt sich als die Tendenz definieren, seine eigenen Fähigkeiten und Ergebnisse zu unterschätzen. Anleger mit geringem Selbstvertrauen investieren seltener an den Aktienmärkten, sind oft unflexibel und gehen paradoxerweise höhere Risiken ein als andere Marktteilnehmer. Wenn sie Anlagen halten, die sich als riskant für ihr Portfolio erweisen oder die an Wert verlieren, zögern sie oft, sich von diesen zu trennen. Doch genau wie übermäßige Aktivität kann auch Untätigkeit teuer werden!

Auch wenn dies sicherlich nicht immer zutrifft, wurde festgestellt, dass Frauen eher zu geringem Selbstvertrauen und zur Selbstabwertung neigen als Männer. So offenbarte ein interner Bericht von Hewlett Packard vor einigen Jahren große Unterschiede beim Selbstvertrauen zwischen Männern und Frauen. Der Bericht zeigte, dass sich Männer auf Stellen bewarben, wenn sie glaubten, 60 % der geforderten Qualifikationen zu besitzen, während sich Frauen in der Regel nur dann bewarben, wenn sie die aufgeführten Kriterien zu 100 % erfüllten.

Frauen sind beim Anlegen in der Regel erfolgreicher als Männer.

Diese Tendenz zeigt sich auch im Bereich der Geldanlage. Dennoch sind Frauen beim Anlegen in der Regel erfolgreicher als Männer. Zu diesem Schluss kommen die Forscher Brad M. Barber und Terrance Odean, die das Anlageverhalten von Männern und Frauen untersucht und dazu 35.000 Wertpapierdepots ausgewertet haben. Die überdurchschnittliche Performance der Frauen war auf das übertriebene Selbstbewusstsein der Männer in der Stichprobe zurückzuführen, das diese zu einer übermäßigen Handelsaktivität verleitete, die wiederum zu höheren Transaktionskosten und somit geringeren Renditen führte.

Ob Frau oder Mann: Wenn es Ihnen beim Anlegen an Selbstvertrauen mangelt, sollten Sie sich einmal die Zeit nehmen, Ihre Stärken und Schwächen aufzulisten und kritisch zu beurteilen. Anhand dieser Liste können Sie Ihre vermeintlichen Schwächen hinterfragen, darüber nachdenken, wie sie ihre Stärken für sich nutzen können und schließlich eine Strategie entwickeln, die sich auf Ihre Stärken stützt und Ihre Schwächen berücksichtigt!

Nur wer in der Lage ist, die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen realistisch einzuschätzen, kann ein gesundes Maß an Selbstvertrauen entwickeln – und das ist der Schlüssel für eine gute Anlageperformance. Im Zuge dieses Prozesses werden die meisten von uns die Notwendigkeit erkennen, sich von Experten unterstützen zu lassen.