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Dezember 23, 2024

Gold – kostbares Edelmetall

  Olivier Goemans myINVEST Oktober 13, 2023 821

Gold ist ein faszinierendes Metall aus der Gruppe der Edelmetalle. Es ist selten, einzigartig und wertvoll, wetter- und zeitbeständig, läuft nicht an und besitzt eine Reihe interessanter physikalisch-chemischer Eigenschaften: Unveränderlichkeit, Rostfreiheit, Formbarkeit, ausgezeichnete elektrische und thermische Leitfähigkeit usw. Doch sein wahrer Wert liegt ganz woanders.

Angesichts seiner Eigenschaften ist es nicht verwunderlich, dass Gold unter anderem zur Herstellung elektronischer Bauteile, in der Luft- und Raumfahrt, in der Zahnmedizin und selbstverständlich in der Goldschmiedekunst verwendet wird. Das allein erklärt aber nicht, warum Gold so wertvoll ist.

Ein vielseitiger Rohstoff

Was unterscheidet Gold von anderen Rohstoffen? Zunächst einmal ist Gold viel mehr als nur ein Rohstoff. Das gelbe Metall ist äußerst vielseitig. Es wird seit tausenden Jahren vom Menschen verwendet und ist sehr symbolträchtig. Noch bevor ihm ein Marktwert zugewiesen wurde, galt es in vielen Kulturen als Symbol des Lichts, der Vollkommenheit, des geistigen Reichtums und sogar des Göttlichen.

Für die Ägypter war es ein Geschenk des Himmels, das Tutanchamun ins Jenseits begleitete. In der griechischen Mythologie begaben sich Jason und seine Argonauten auf die Suche nach dem Goldenen Vlies. Als die spanischen Eroberer die Neue Welt entdeckten, unternahmen sie Expeditionen, um das sagenumwobene Goldland Eldorado zu finden. Auch in unseren Breiten war Gold seit jeher ein begehrtes Gut und diente häufig zur Verschönerung von Gotteshäusern und Herrschaftssitzen. Eine goldene Sichel, die der berühmte Miraculix aus den Asterix-Comics beim Mistelnschneiden verwendete, war allerdings nie das bevorzugte Werkzeug der Druidenzunft.

Bis heute hat Gold eine große Symbolkraft. Dies gilt insbesondere im Sport, wo beispielsweise Fußballer mit dem Ballon d‘Or („Goldenen Ball“) und Olympiasiegerinnen mit einer Goldmedaille ausgezeichnet werden. Aufgrund seines hohen Stellenwerts kommt Gold in zahlreichen Wörtern und Redewendungen vor: ein goldenes Händchen haben, sich eine goldene Nase verdienen, ein goldenes Zeitalter, mit Gold aufwiegen, in goldenen Lettern usw. Es steht so paradigmatisch für etwas Kostbares, dass es auch als Bezeichnung für andere wertvolle Dinge dient: Schwarzes Gold, Weißes Gold etc.

Gold ist das bevorzugte Metall von Juwelieren (+/- 50 % der weltweiten Nachfrage), ein Rohstoff sowie ein finanzieller Vermögenswert (+/- 35 % der weltweiten Nachfrage stammen von Zentralbanken, internationalen Finanzinstitutionen und Investoren). Gold hat sich seit Jahrtausenden als Wertaufbewahrungsmittel bewährt und garantierte in Zeiten des Goldstandards bis zum Ende des Bretton-Woods-Abkommens im Jahr 1976 die Konvertibilität von Währungen.

Gold ist der älteste und bekannteste, aber vermutlich auch umstrittenste Fluchtwert.

Der älteste Fluchtwert

Gold ist der älteste und bekannteste, aber vermutlich auch umstrittenste Fluchtwert. Bis heute wird Gold von zahlreichen Zentralbanken zur Diversifizierung der Devisenreserven genutzt. Es hat sich als Sinnbild für Macht, Vertrauen, Solidität und Stabilität etabliert. Für einige Staaten ist es jedoch auch ein strategisches Mittel zur Verringerung ihrer Abhängigkeit vom US-Dollar. Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist nach wie vor einer der größten Goldbesitzer der Welt. Gold dient der Stabilisierung des internationalen Finanzsystems und kann darüber hinaus als Sicherheit für Kredite eingesetzt werden.

Von vielen Anlegern wird Gold noch immer als Fluchtwert angesehen, auch wenn der Goldstandard vor einigen Jahrzehnten aufgehoben wurde. Goldanhänger argumentieren, das gelbe Metall habe im Gegensatz zu Papiergeld, das Zentralbanken je nach Bedarf in beliebiger Menge drucken können, einen zeitlosen Wert.

Kritiker behaupten hingegen, Gold erfülle keine wirtschaftliche Funktion und sei ein Spielball von Spekulanten. John Maynard Keynes, wahrscheinliche einer der einflussreichsten Wirtschaftstheoretiker, bezeichnete Gold als barbarisches Relikt. Dies begründete er damit, dass Gold zu (fast) nichts zu gebrauchen sei, nichts produziere und keinen Cashflow generiere.

In Tolkiens Welt ist der kostbare Ring weit mehr als nur ein Schmuckstück, denn er ist mit dämonischen Kräften ausgestattet. Für Anleger ist Gold mehr als nur ein Rohstoff; es übt eine enorme Faszination aus. Da es keine Erträge abwirft, kein Fälligkeitsdatum hat und auch einen sentimentalen Wert besitzt, ist es sehr schwer, es mithilfe traditioneller Finanzmodelle zu bewerten.

Der Zweck eines Fluchtwerts besteht nicht in der Erzielung von Gewinnen, sondern darin, kein Geld zu verlieren.

Auch wenn es Keynes nicht gefallen würde: Möglicherweise mehr als bei jedem anderen Vermögenswert entspricht der Wert von Gold dem, was Käufer bereit sind, dafür zu zahlen. Wichtig in diesem Zusammenhang: Der Zweck eines Fluchtwerts besteht nicht in der Erzielung von Gewinnen, sondern darin, kein Geld zu verlieren. Wer auf der Suche nach einem Fluchtwert ist, betrachtet Gold nicht als Geldanlage, sondern als Versicherung für das eigene Vermögen. Von einer Versicherung erwartet man nicht, dass sie Zinsen oder Dividenden bringt.

Ein polarisierendes, universelles Gut mit schwankendem Wert

Das gelbe Metall ist von den Unwägbarkeiten der Finanzmärkte betroffen. So edel es auch sein mag, sein Preis unterliegt den Gesetzen von Angebot und Nachfrage und ist von der Psychologie der Märkte abhängig. Gold ist im kollektiven Unterbewusstsein als greifbarer Vermögenswert verankert, der ein Gefühl der Stabilität vermittelt und beruhigend wirkt. Die Realität sieht allerdings anders aus: Die regelmäßigen Kapriolen der Börsenkurse treiben so manchem Anleger den Angstschweiß auf die Stirn. Wie kommt es zu diesen Schwankungen?

Der Goldpreis ist sehr volatil und hängt von vielen Faktoren ab (Geldmenge, Realzinsen, Entwicklung des Dollarkurses usw.). Da der Goldpreis in Dollar notiert, wird er durch die Entwicklung des Dollar beeinflusst. Angesichts der negativen Korrelation, die jedoch im Zeitverlauf nicht stabil ist, dient Gold Anlegern, die Vermögenswerte in Dollar halten, als Absicherung gegen das Wechselkursrisiko.

Gold ist nicht nur ein Symbol für Reichtum und Wohlstand, sondern auch ein Spekulationsobjekt. Je nachdem, wie belastend die Situation an den Finanzmärkten ist, kann es einen gewissen Puffer gegenüber den Schwankungen der Börsenindizes bieten. Bei moderatem Druck dient Gold in der Regel als Fluchtwert, dessen Rendite negativ mit den Aktienrenditen korreliert. In extremen Stressphasen sind die Renditen von Aktien und Gold hingegen in der Regel positiv korreliert, wahrscheinlich weil die Anleger dann gezwungen sind, einen Teil ihrer Positionen in Gold als liquide Anlage zu veräußern, um Nachschussforderungen nachzukommen und Verluste in anderen Anlageklassen auszugleichen.

Bei moderatem Druck dient Gold in der Regel als Fluchtwert, dessen Rendite negativ mit den Aktienrenditen korreliert. In extremen Stressphasen sind die Renditen von Aktien und Gold hingegen in der Regel positiv korreliert.

Gold ist eine volatile und risikoreiche Anlage, deren Preis stark schwankt. Es besitzt jedoch besondere Eigenschaften, die für Anleger interessant sind. Zu nennen sind hier das begrenzte Angebot, die diversifizierte Nachfrage und eine Reihe von Überzeugungen, die mit Gold verbunden sind. Letztere treffen punktuell, aber nicht systematisch zu – etwa die Annahme, dass Gold als Inflationsschutz, Volatilitätspuffer oder Absicherung gegen Unsicherheit dient.

Was das Angebot betrifft, so ist Gold nach wie vor selten. Würde man das gesamte in der Menschheitsgeschichte geförderte Gold (etwas mehr als 205.000 Tonnen) einschmelzen, könnte man daraus schätzungsweise einen Würfel mit einer Kantenlänge von höchstens 22 Metern formen. Trotz der verzweifelten Suche vieler Alchemisten ist es bisher nicht gelungen, den Stein der Weisen zu finden, der Blei in Gold verwandelt. Mit einem Teilchenbeschleuniger wäre das zwar möglich, aber bereits die Herstellung von wenigen Gramm würde Milliarden an Betriebskosten verschlingen. Kurzum: Gold bleibt ein knappes Gut, das nahezu unvergänglich, leicht handelbar und weltweit anerkannt ist. Deshalb ist es für viele Menschen nach wie vor attraktiv.

Aus diesen Gründen und wegen der langfristig geringen Korrelation zu anderen Anlageklassen kann ein begrenzter Goldanteil in einem Portfolio aus Aktien und Anleihen die Volatilität verringern und die Sharpe Ratio (Risiko-Rendite-Verhältnis) des Portfolios verbessern. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass Gold nicht nur Befürworter hat und keineswegs nur Vorteile bietet. Es wirft keine Erträge ab, ist zu unflexibel, um als Währung zu dienen, und verursacht Lager- und Versicherungskosten.