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April 23, 2024

Innovationstreiber als Herausforderer des Establishments

Im Zuge der Demokratisierung des Internets betraten im 21. Jahrhundert neue Akteure die Bühne der Weltwirtschaft. Kleine innovative Unternehmen, die neue Modelle erfanden, verkrustete Strukturen aufbrachen sowie unsere Konsumgewohnheiten umkrempelten und daraufhin schnell zu großen Konzernen wuchsen. Doch wer sind diese Akteure eigentlich und wie haben sie all das geschafft? myLIFE hat sich für Sie mit diesen Fragen beschäftigt.

Keine Innovationen ohne Digitalisierung?

Spricht man heute von Innovationen, so denkt man fast zwangsläufig auch an Digitalisierung. Die Digitalisierung markiert die industrielle, wirtschaftliche, geschäftliche und gesellschaftliche Revolution des 21. Jahrhunderts. Sie ermöglichte extrem innovative Produkte und Dienstleistungen oder stellte die Funktionsweise und Nutzung zahlreicher existierender Produkte und Dienstleistungen völlig auf den Kopf. Das Digitalzeitalter ermöglicht Allgegenwärtigkeit, Unmittelbarkeit, effizientes Marketing sowie niedrige Kosten und ist damit ein fruchtbarer Boden für Innovationen.

Kein einziger Wirtschaftssektor, von der Lebensmittel- und der Unterhaltungsbranche über den Bankensektor bis hin zur Telekommunikationsbranche, konnte sich diesem Trend verschließen. Heute erledigen wir unsere Einkäufe im Internet, bezahlen Rechnungen über die Smartphone-App unserer Bank, streamen Filme oder arbeiten dank Videokonferenzen im Homeoffice.

Die Innovationstreiber der vergangenen zwanzig Jahre sind allesamt Unternehmer, die die Möglichkeiten der Digitalisierung zur Verwirklichung ihrer Zukunftsvisionen genutzt haben.

Die Innovationstreiber der vergangenen zwanzig Jahre sind allesamt im engeren oder weiteren Sinne Unternehmer, die die Möglichkeiten der Digitalisierung zur Verwirklichung ihrer Zukunftsvisionen genutzt haben. Dabei ist die Digitalisierung zwar gewiss nicht der einzige Impulsgeber für Innovationen, jedoch bei weitem der wichtigste und offensichtlichste.

Wer sind diese Innovationstreiber?

Mit dem Begriff „Innovationstreiber“ meinen wir vor allem die CEOs der Tech-Riesen und aus dem Silicon Valley – charismatische Unternehmer wie Steve Jobs (Apple), Elon Musk (Tesla), Jeff Bezos (Amazon) oder Jack Dorsey (Twitter), die für die Innovationskraft ihrer Unternehmen stehen.

Doch unter „Innovationstreiber“ verstehen wir ebenfalls Unternehmen oder Marken, deren Gründer der breiten Öffentlichkeit zwar nicht bekannt sind, die aber genauso zu den Gamechangern von heute gehören. Kennen Sie etwa die Namen der CEOs von Netflix, Uber oder AirBnB?

Da diese am bekanntesten sind, haben wir bisher nur große US-Unternehmen angeführt. Innovative Unternehmen finden sich aber auch in Europa und in Asien. Huawei (Telefonie), Alibaba (E-Commerce), ARM Holding (Hightech) oder Veepee (Online-Verkaufsplattform) sind nur einige Beispiele hierfür. Ein Akteur aus Luxemburg ist der mittlerweile in Payconiq umbenannte Anbieter von Zahlungslösungen Digicash.

Sie hatten eine Vorstellung von der Zukunft und haben mit ihren Unternehmen alles daran gesetzt, diese Ideen zu verwirklichen.

Zukunftsvisionen

Ob man diese Innovationsgenies nun mag oder nicht, ihre starken Zukunftsvisionen lassen sich nicht leugnen. Sie hatten eine Vorstellung von der Zukunft – oder zumindest davon, wie die Zukunft ihrer Auffassung nach aussehen sollte – und haben mit ihren Unternehmen alles daran gesetzt, diese Ideen zu verwirklichen. Innovationen werden stets von Zukunftsvisionen getragen. Innovationstreiber denken dabei außerhalb bestehender Strukturen, stellen diese in Frage und finden disruptive Antworten. Die Kreativsten unter ihnen haben sogar unsere Bedürfnisse verändert bzw. neue Bedürfnisse geschaffen! Als Beweis dafür brauchen wir uns nur bewusst zu machen, wie wichtig Smartphones mittlerweile in unserem Leben geworden sind.

Zukunftsvisionen zeichnen sich durch ihre sprudelnde, überbordende, ja nahezu „freche“ Art aus, und Innovationstreiber scheuen es nicht, die großen Konzerne in ihrem Kerngeschäft herauszufordern. Darüber hinaus sind sie bei ihren „Umsturzversuchen“ über ihre ursprünglichen Tätigkeitsfelder hinausgewachsen. So hat Steve Jobs nicht nur mit seinen Mac-Computern die IT-Branche revolutioniert, sondern mit dem iPod auch die Musikindustrie, mit dem iPhone die Telekommunikationsbranche und mit dem iPad die Medienlandschaft. Elon Musk schuf mit PayPal zunächst eine wegweisende Zahlungslösung und revolutionierte anschließend die Automobilbranche und die Raumfahrtindustrie. Jeff Bezos verkaufte über Amazon zu Beginn lediglich Bücher, öffnete seine Verkaufsplattform dann jedoch für alle erdenklichen Konsumgüter. Über die Tochtergesellschaft Amazon Web Services (Cloud Computing, Datenmanagement) fordert er auch heute noch die ganze Branche heraus.

Erfinder oder Neuerfinder?

In vielen Fällen haben diese Unternehmer die angebotenen Dienstleistungen genau genommen nicht erfunden, sondern vielmehr ins Computerzeitalter übertragen. Doch diese Neuerfindungen sind derart stark, überzeugend und prägnant, dass ihr Verdienst dadurch nicht in den Schatten gestellt wird. Denn entscheidend ist die Idee und wie man sie umsetzt.

Marc Zuckerberg hat weder den Steckbrief noch die sozialen Netzwerke erfunden. All das gab es auch schon vor Facebook. Er hat ihnen jedoch eine neue Form gegeben, die von allen übernommen wurde und die auch wirtschaftlich interessant ist. Jack Ma (CEO des chinesischen Amazon-Pendants Alibaba) oder Jeff Bezos haben den Supermarkt nicht erfunden. Aber sie haben das Konzept ins Internet übertragen und so die Vorteile der digitalen Welt im Hinblick auf Geschwindigkeit und Tragweite für sich genutzt.

Heiratsvermittler und Dating-Webseiten gab es lange vor Tinder, aber durch die App ist es leichter und vielleicht auch amüsanter geworden, Menschen kennenzulernen. Gleiches gilt für Tesla, denn Elon Musk hat das Auto gewiss nicht erfunden (nicht einmal das Elektroauto).

Agilität

Tesla hat die Automobilbranche auf zweifache Weise erschüttert. Denn das Unternehmen von Elon Musk hat es geschafft, Elektroautos zu entwickeln, die nicht nur alltagstauglich, sondern in den Augen der breiten Öffentlichkeit auch überaus begehrenswert sind. Dank Tesla ist die Elektromobilität in aller Munde und gilt als cool. Auch diese Revolution stützt sich auf ein digitales Fundament, das die Branche von Grund auf erneuert hat. Einen Tesla konfiguriert und kauft man im Internet, und die Autos erhalten wie Computerprogramme regelmäßige Updates. Die Instrumente im Innenraum sind voll digital, und die Steuerung erfolgt über Touch-Displays. Verbraucher finden diese neue Welt überaus ansprechend.

Nahezu alle anderen Automobilhersteller versuchen nun, die von Tesla eingeführten Neuerungen zu übernehmen. Sogar einige angesehene italienische und deutsche Marken, die für ihre sportlichen oder luxuriösen Fahrzeuge bekannt sind, versuchen mehr oder weniger erfolgreich zu Tesla aufzuschließen, um nicht als rückständig zu gelten.

Uber ist ein weiterer Innovationstreiber im Bereich Mobilität, der bisherige Gewohnheiten völlig auf den Kopf gestellt hat. Das US-Unternehmen fungierte in den großen Städten der Welt zunächst als Alternative zu traditionellen Taxis, bietet mittlerweile aber auch Vermittlungsdienste im Bereich der Lieferung von Konsumgütern an und hat damit frischen Wind in zwei etablierte Wirtschaftssektoren gebracht. Da dieser neue Schwung einige Akteure ins Straucheln brachte, hat sich das Unternehmen nicht nur Freunde gemacht …

Mit Schrecken müssen etablierte Akteure zusehen, wie innovative Wettbewerber, die obendrein nicht immer nach den Regeln spielen, ihnen die Kunden „wegschnappen“.

Die Verlierer

Mit Schrecken müssen Taxiunternehmen und selbstständige Fahrer zusehen, wie Unternehmen, die über für sie unverständliche innovative Geschäftsmodelle verfügen und obendrein nicht immer nach den Regeln spielen, ihnen die Kunden „wegschnappen“. Mit dem Begriff „Uberisierung“ gibt es mittlerweile sogar ein Wort, das eine derartige Umwälzung eines Wirtschaftssektors beschreibt.

Es ist nicht einfach, gewohnte Praktiken in Frage zu stellen und sich völlig neu zu erfinden, wenn der Wind plötzlich aus einer anderen Richtung weht. Für Unternehmen, die über ein seit Jahrzehnten erfolgreiches Geschäftsmodell verfügen und sich für unangreifbar halten, ist dies sogar extrem schwierig.

Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der US-amerikanische Hersteller von Fotoapparaten und Filmmaterial Kodak, der in seiner Branche unangefochtener Marktführer war. Das Unternehmen reagierte jedoch nicht auf die zunehmende Verbreitung von Digitalkameras Ende der 1990er-Jahre und verschwand daraufhin innerhalb von nur wenigen Jahren in der Versenkung.

Ein weiteres Beispiel für Innovationsmangel ist das schwedische Unternehmen Nokia. Bis kurz nach der Jahrtausendwende war Nokia einer der führenden Mobiltelefonhersteller. Doch das Unternehmen hat es nicht geschafft, seine Produktpalette nach dem Aufkommen von Smartphones und insbesondere des iPhone zu modernisieren. Demgegenüber ergriffen einige weniger erfahrene asiatische Hersteller wie Huawei die Gelegenheit beim Schopfe und eroberten große Teile des Marktes.

Die Tourismusbranche, Reiseagenturen und Reiseveranstalter wurden durch AirBnB und Reservierungsplattformen wie Booking.com in ihren Grundfesten erschüttert. Mit nur wenigen Klicks kann man heute von zu Hause aus Flugzeugtickets und Unterkünfte buchen, Eintrittskarten für Veranstaltungen kaufen oder sogar Lebensmittel bestellen. Die Welt ist durch die Digitalisierung nur noch einen Fingertipp entfernt, und das haben einige weitsichtige Unternehmer früh erkannt.

Eine Handvoll weitsichtiger, kühner und innovativer Unternehmer ahnte, welche Möglichkeiten die Digitalisierung zur Revolutionierung unserer Lebensweisen Anfang des 21. Jahrhunderts bieten würde. In ihrem Fahrwasser tummeln sich nun zahlreiche Nachahmer. Die großen Konzerne von gestern können nur hilflos dabei zusehen, wie sie abgehängt werden und immer weiter zurückfallen.