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April 24, 2024

Können Sie sich ein Leben in Luxemburg leisten?

  Gesammelt von myLIFE team me&myFAMILY April 10, 2020 11898

In Luxemburg zu leben, hat viele Vorteile. Die Einwohner beziehen im Durchschnitt nicht nur die höchsten Einkommen innerhalb des Euroraums, auch die niedrige Kriminalitätsrate und die politische Stabilität machen das Land zu einem der sichersten Orte der Welt. Doch sind diese Vorteile nur den Reichen vorbehalten? Können Normalverdiener ein komfortables Leben führen?

Das Leben in Luxemburg ist unter anderem aufgrund der großzügigen Gehälter so attraktiv. Eurostat zufolge führte das Land 2021 mit einem bereinigten jährlichen Pro-Kopf-Einkommen für Vollzeitangestellte in Höhe von 72.000 Euro die EU-Liste der Durchschnittsgehälter im Euroraum an – es lag demnach noch vor Dänemark mit 63.300 Euro und Irland mit 50.300 Euro. Laut OECD ist das luxemburgische Durchschnittseinkommen mit 75.305 US-Dollar das höchste weltweit und liegt knapp über dem der USA, Islands und der Schweiz, während das Nationale Institut für Statistik und Wirtschaftsstudien (Statec) für Angestellte in Luxemburg im Jahr 2021 ein durchschnittliches Vollzeitgehalt von 64.932 Euro ermittelt hat.

Nach Angaben von Eurostat liegt das durchschnittliche Netto-Jahreseinkommen für Alleinstehende ohne Kinder im Großherzogtum bei 45.787 Euro. Dank großzügiger Steuerfreibeträge und -vorteile für Kinder verdienen verheiratete Paare, wenn beide Partner arbeiten, sogar mehr als doppelt so viel, nämlich 101.065 Euro netto pro Jahr.

Diese Zahlen werden möglicherweise durch die besonders hohen Gehälter im Finanzdienstleistungsbereich und im öffentlichen Sektor ein wenig geschönt, doch wer in Luxemburg lebt und arbeitet, profitiert verglichen mit den europäischen Nachbarländern auch von einer eher moderaten steuerlichen Belastung.

Weitgehend vorteilhafter „Steuer- und Abgabenkeil“

Die OECD verwendet als Maßstab den sogenannten Steuer- und Abgabenkeil, um herauszufinden, wie hoch der Anteil des Einkommens der Bürger ist, der in steuerliche Abgaben fließt. Die Abgaben, bestehend aus der individuellen Einkommensteuer sowie den von Arbeitnehmern und Arbeitgebern zu leistenden Sozialversicherungsbeiträgen abzüglich Vergünstigungen für Familien, werden dabei in ein Verhältnis zu den Lohnkosten insgesamt gesetzt (Bruttoeinkommen und vom Arbeitgeber zu leistende Sozialversicherungsbeiträge). Dies veranschaulicht die steuerlichen Vorteile für Ehepaare, insbesondere für solche mit Kindern.

Der Steuer- und Abgabenkeil für alleinstehende Durchschnittsverdiener in Luxemburg vergrößerte sich von 39,5% im Jahr 2020 um 0,7% auf 40,2% im Jahr 2021. Damit kletterte das Land auf Platz 13 unter den 38 OECD-Mitgliedstaaten, nachdem es im vorhergehenden Jahr noch auf Platz 15 rangiert hatte. In Bezug auf verheiratete Durchschnittsverdiener mit 2 Kindern belegte der luxemburgische Steuer- und Abgabekeil 2021 hingegen Platz 28 (im Vorjahr war es Platz 30): Mit 19,7% lag er weit unter dem OECD-Durchschnitt von 24,6%.

Anfang 2023 weist die Einkommensteuer in Luxemburg eine Progression von 8% für die zu versteuernden Einkünfte über 11.265 Euro bis 42% für Einkommen über 200.004 Euro auf. Hinzu kommt ein Solidaritätssteuersatz von 7% der Steuern, der für Alleinstehende mit einem Einkommen von mehr als 150.000 Euro oder für Ehepaare mit einem Einkommen von mehr als 300.000 Euro auf 9% steigt. Gemäß den Berechnungen der OECD liegt der Steuer- und Abgabenkeil für Alleinstehende mit 40,2% nicht wesentlich über dem Durchschnitt aller Mitgliedstaaten, der mit 34,6% beziffert wird. Die Steuerlast für verheiratete Alleinverdiener mit zwei Kindern ist mit 19,7% jedoch deutlich geringer als die OECD-Durchschnittslast von 24,6%.

In Luxemburg ist der Steuer- und Abgabenkeil für verheiratete Durchschnittsverdiener dank Vorteilen und Steuervergünstigungen für Kinder deutlich niedriger.

Lebensqualität

Allerdings ist der Steuer- und Abgabenkeil in Luxemburg für verheiratete Durchschnittsverdiener wiederum dank Vorteilen und Steuervergünstigungen für Kinder deutlich niedriger. Die Regierungen in Luxemburg fördern Familien seit Jahren durch Steuergutschriften, sodass Eltern mit einem bestimmten Höchsteinkommen eine Steuervergünstigung von bis zu 922,50 Euro pro Kind geltend machen können.

Die Lebensqualität in Luxemburg lässt Umfragen zufolge kaum Wünsche offen. Aus einer vom Beratungsunternehmen Mercer durchgeführten Umfrage zur Lebensqualität ging die Hauptstadt 2019 als sicherste Großstadt der Welt hervor. Diese Befragung berücksichtigt Kennzahlen wie die innere Stabilität, Kriminalitätsraten, Strafverfolgung, Einschränkungen der persönlichen Freiheit und Pressefreiheit. Gewaltverbrechen sind selten und die meisten Straftaten fallen unter die Rubrik „Bagatelldelikte“, wie etwa Taschendiebstahl oder sonstige Gelegenheitsdiebstähle. Die Zahl der Tötungsdelikte liegt unter der anderer europäischer Länder wie Großbritannien und beträgt etwa ein Sechstel der in den USA verzeichneten Fälle.

Allerdings ist Luxemburg kein Land, in dem es sich günstig lebt. Die Kosten für Wohnraum sind hoch: Ende 2022 lag der Kaufpreis für eine gewöhnliche Zwei-Zimmer-Wohnung in Luxemburg-Stadt Branchenschätzungen zufolge im Durchschnitt bei 1,1 Millionen Euro, während die Monatsmiete für eine solche Wohnung 2.500 Euro oder mehr betragen konnte. Damit zählen die Preise für Wohnimmobilien zumindest in Luxemburg-Stadt zu den höchsten in ganz Europa.

Allerdings sind Finanzierungen leicht möglich, und die Banken bieten Immobiliendarlehen mit langen Laufzeiten zwischen 20 und 30 Jahren, die bis zu 80% des Kaufpreises abdecken. Obwohl die durchschnittlichen Zinssätze von Immobiliendarlehen ihr Niveau von 2% vor der Coronakrise hinter sich gelassen haben und Ende 2022 bei 4% lagen, sind die Kosten im historischen Vergleich immer noch angemessen.

… die gewöhnlichen monatlichen Lebenshaltungskosten für eine vierköpfige Familie belaufen sich (ohne Wohnkosten) auf rund 3.400 Euro.

Moderate Lebenshaltungskosten

Die alltäglichen Lebenshaltungskosten lassen sich schwer verallgemeinern, da jeder unterschiedliche Bedürfnisse hat. Der globale Unternehmensberater Mercer stufte Luxemburg 2022 auf Platz 52 von 227 Städten weltweit ein. Das Leben ist dort somit teurer als in Rom und Frankfurt, aber günstiger als in London, Amsterdam, Paris, Brüssel und Berlin. Dem weltweiten Vergleichsportal Numbeo zufolge belaufen sich die gewöhnlichen monatlichen Lebenshaltungskosten für eine vierköpfige Familie (ohne Wohnkosten) auf rund 3.400 Euro.

Familien mit kleinen Kindern müssen für private Betreuung Kosten von rund 1.200 Euro einplanen – kommunale Kinderkrippen sind wesentlich günstiger, aber es gibt unter Umständen Wartezeiten – bzw. zwischen 12.700 und 21.000 Euro pro Jahr für eine internationale Grundschule. Die meisten Kinder in Luxemburg besuchen staatliche Schulen mit üblicherweise kleinen Klassen und gut bezahlten Lehrern. Die Staatsausgaben für Bildung sind hoch, wobei ein Schwerpunkt angesichts der multinationalen und mehrsprachigen Bevölkerung auf Sprachen liegt, was einen Vorteil für internationale Familien darstellt.

Das Luxemburger Sozialversicherungssystem bietet erhebliche Vorteile für Rentner. Zwar sind die Pflichtbeiträge hoch, doch werden die Kosten für die Rente (und Krankenversicherung) von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und dem Staat gemeinsam getragen. So zahlt ein Arbeitnehmer hierfür insgesamt 24 % seines Gehalts. Rentner kommen in den Genuss der Vorteile und erhalten großzügige Renten, deren Finanzierung derzeit gesichert ist. Darüber hinaus haben sie möglicherweise Zusatzrenten oder einen Pensionsplan mit ihrem Arbeitgeber abgeschlossen.

Geringes Lohngefälle

Verfügen die Menschen in Luxemburg also im Allgemeinen über ausreichend Mittel, um das Leben zu genießen? Daten von Statec zufolge benötigte ein Paar mit zwei Kindern im Jahr 2019 monatlich über 4.200 Euro, um aktiv am gesellschaftlichen Leben in Luxemburg teilhaben zu können – das heißt, nicht nur Miete und Rechnungen zu bezahlen, sondern ein gutes Sozialleben zu genießen, die Ausbildung der Kinder zu finanzieren und für die Zukunft zu sparen. Dieser Betrag mag hoch erscheinen, bedeutet in Wirklichkeit aber, dass Menschen, die das Durchschnittsgehalt oder mehr verdienen, einen guten Lebensstandard genießen können.

Die Lebenshaltungskosten sind zweifellos hoch, doch dieser Umstand wird durch hervorragende öffentliche Dienstleistungen sowie Vorteile durch das staatliche Sozialversicherungssystem wettgemacht.

Luxemburg ist gemäß dem Better Life Index der OECD kein Paradies für Reiche. Das Lohngefälle ist zwar seit der globalen Finanzkrise leicht gestiegen, bleibt aber unter dem Durchschnitt der OECD-Länder. Die Lebenshaltungskosten sind zweifellos hoch, doch dieser Umstand wird durch hervorragende öffentliche Dienstleistungen sowie Vorteile durch das staatliche Sozialversicherungssystem wettgemacht – Altersvorsorge, funktionierende Infrastruktur, sichere und saubere Straßen. Personen mit einem für Luxemburg typischen Gehalt können mit ihren Familien ein angenehmes Leben führen.

Die Gehälter in Luxemburg zählen europaweit zu den höchsten und die Steuerlast ist vergleichsweise gering. Verglichen mit ähnlich großen Städten in Westeuropa muten die Lebenshaltungskosten recht hoch an, nicht jedoch im Vergleich zu den meisten Metropolen. Jenseits des Finanziellen zieht die hohe Lebensqualität zudem Menschen von überall auf der Welt an.