Lohnt sich der Umstieg auf einen Elektroroller?
Sie haben es sicher schon bemerkt: Elektroroller werden auf unseren Straßen und insbesondere in den Städten immer zahlreicher. Sie zögern noch, Ihr benzinbetriebenes Fahrzeug gegen einen Elektroroller einzutauschen? Um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, haben wir die wichtigsten Informationen für Sie zusammengefasst.
Das kontinuierlich steigende Verkehrsaufkommen und ein zunehmendes Bewusstsein für die ökologischen Folgen von benzinbetriebenen Fahrzeugen bewegen immer mehr Verkehrsteilnehmer dazu, Ihre Verhaltensweisen zu ändern. Wenngleich es noch einige Zeit dauern wird, bis wirklich zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden können, führt an der Entwicklung alternativer Transportmittel kein Weg vorbei. Neben den öffentlichen Verkehrsmitteln nutzen deshalb immer mehr Menschen elektrisch angetriebene Autos, Zweiräder, Tretroller usw.
Ist ein Elektroroller das Richtige für Sie?
Bevor Sie einen Elektroroller kaufen, sollten Sie sicherstellen, dass sich dieses Fortbewegungsmittel für Ihre persönliche Situation eignet und Ihre Bedürfnisse erfüllt. Hier gilt es eine Reihe von Aspekten zu beachten, insbesondere die Reichweite, die Leistung, die Ladeinfrastruktur und – nicht ganz unwichtig – die passende Fahrerlaubnis.
Yohan Beaugeon, Leiter der Abteilung BMW Motorrad bei Bilia-Emond in Luxemburg: „Neben dem Anschaffungspreis gelten beim Kauf eines Elektrorollers drei weitere Hauptkriterien: die geplante Verwendung, die Infrastruktur im Einsatzgebiet und die Führerscheinklassen des Fahrers.“
- Verwendung: Wie viele Kilometer fahren Sie täglich? Sind Sie in der Stadt oder auf dem Land unterwegs?
Sie sollten zunächst überprüfen, welche Reichweite ein Elektroroller hat. Während manche Roller mit einer Ladung mehr als 160 km schaffen, ist bei anderen schon nach 50 km Schluss! Darüber hinaus hat die von den Herstellern angegebene Reichweite mit der Realität manchmal nur wenig gemein. Dies liegt auch daran, dass die Ausdauer der Batterie von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Um eine Vorstellung von der tatsächlichen Reichweite eines Elektrorollers zu erhalten, sollten Sie von der Herstellerangabe 15 % abziehen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Höchstgeschwindigkeit des Rollers. Elektroroller der 50-cm3-Klasse fahren in der Regel nicht schneller als 45 km/h. In der Stadt ist dies völlig ausreichend, für die Landstraße hingegen vermutlich etwas zu langsam.
- Infrastruktur: Sie möchten mit dem Elektroroller zur Arbeit fahren? Kein Problem, wenn es in der Nähe eine Ladungsmöglichkeit gibt.
Bei manchen Elektrorollern lässt sich die Batterie herausnehmen und an einer ganz normalen Steckdose aufladen. Dies ist jedoch nicht bei allen Modellen möglich. Sie sollten daher klären, ob es in der Nähe Ihres Arbeitsplatzes eine Ladestation gibt, und sicherstellen, dass Sie über das passende Ladekabel verfügen. Während es in den großen Städten immer mehr Ladesäulen gibt, sind diese auf dem Land eher spärlich gesät.
Das Netz des Luxemburger Anbieters Chargy wird 2020 800 Ladestationen, d. h. 1.600 Ladepunkte, im ganzen Land umfassen. Die Ladestationen befinden sich auf öffentlichen Parkplätzen, Carsharing-Plätzen und P+R-Parkplätzen. Eine Karte mit den Standorten der Chargy- und Chargy-OK-Stationen ist auf chargy.lu verfügbar.
- Führerschein: Benötigen Sie für den gewünschten Elektroroller eine besondere Fahrerlaubnis?
Bei Zweirädern gibt es verschiedene Führerscheinklassen mit Einschränkungen in Bezug auf das Alter des Fahrers und den Hubraum. Die Klassen A und A2 gelten für Motorräder, die Klasse A1 gilt für Zweiräder der 125-cm3-Klasse und die Klasse AM für Zweiräder der 50-cm3-Klasse. Informieren Sie sich über die rechtlichen Grundlagen, bevor Sie ein Fahrzeug kaufen!
- Ebenfalls zu beachten: Der Parkplatz des Fahrzeugs
Wenn Ihr Elektroroller eine fest eingebaute Batterie besitzt, empfiehlt es sich, das Fahrzeug in einer Garage zu parken. Dies verlangsamt den Alterungsprozess und erschwert Diebstahl.
Yohan Beaugeon: „Batterien reagieren empfindlich auf Kälte und Feuchtigkeit. Elektroroller sollten daher am besten in einer Garage geparkt werden, wo sie im Trockenen stehen und vor sehr niedrigen Temperaturen geschützt sind. Wenn das Fahrzeug längere Zeit nicht genutzt wird und die Bedingungen nicht ideal sind, verliert eine Batterie im Durchschnitt 15 % ihrer Ladung. Ferner sollte man die Sekundärbatterie (die zum Starten des Fahrzeugs benötigt wird) an ein Ladegerät anschließen, damit der Roller bei Saisonbeginn auch startet.“
Der ideale Einsatzort für Elektroroller bleibt der städtische Raum.
Was sind die optimalen Einsatzbedingungen für einen Elektroroller?
„Der ideale Einsatzort für Elektroroller bleibt der städtische Raum“, so Yohan Beaugeon. „Personen, die in der Stadt oder stadtnah wohnen und arbeiten, können mit einem Elektroroller zum Beispiel problemlos zum Arbeitsort fahren, während der Mittagspause den Arbeitsplatz verlassen, im Laufe des Tages Termine wahrnehmen und anschließend wieder nach Hause fahren. In der Stadt gibt es zudem mehr Ladestationen, falls doch wieder aufgeladen werden muss. Wohnt man hingegen weiter außerhalb, muss man seine Fahrten genauer planen und das Fahrzeug eventuell im Laufe des Tages aufladen. Dafür benötigt man eine Ladestation in der Nähe des Arbeitsplatzes. Für Personen, die täglich weite Strecken fahren und tagsüber nicht wieder aufladen können, ist ein Elektroroller also eindeutig ungeeignet.“
Mit einem Elektroroller sparen Sie ab dem ersten Kilometer.
Sind Elektroroller tatsächlich wirtschaftlich sinnvoll?
Elektroroller sind in der Anschaffung zweifelsohne teurer als Roller mit Verbrennungsmotor. Die Preise beginnen bei rund 2.000 Euro für einen Roller der 50-cm3-Klasse und gehen bis 16.000 Euro für einen Maxi-Scooter. Abgesehen vom Kaufpreis ist ein Elektroroller im Betrieb jedoch wesentlich günstiger.
- Wartung: Die Wartungsintervalle von Elektrorollern sind nicht länger als jene von Rollern mit Verbrennungsmotor – erkundigen Sie sich bei Ihrer Werkstatt nach den genauen Herstellervorgaben. Allerdings sind die Wartungsarbeiten nicht so umfangreich, sodass eine Inspektion nur etwa die Hälfte einer Inspektion für benzinbetriebene Roller kostet.
„Mit einem Elektroroller sparen Sie ab dem ersten Kilometer“, so Yohan Beaugeon. Bei der Inspektion benzinbetriebener Fahrzeuge fallen neben Verschleißteilen auch Kosten für den Wechsel von Betriebsflüssigkeiten, Filtern oder Zündkerzen an.
Bei Elektrorollern müssen hingegen lediglich Verschleißteile, wie Reifen, Bremsbeläge, Bremsscheiben oder die Bremsflüssigkeit, ausgetauscht werden. Die Werkstatt muss nur den Zustand der Batterie überprüfen und sicherstellen, dass der Roller fahrsicher ist. Es sind weniger Arbeiten zu erledigen, und das macht sich auf der Rechnung bemerkbar. Während eine Inspektion bei einem benzinbetriebenen Roller 250–300 Euro kostet, fallen hierfür bei einem Elektroroller nur 150 Euro an.“
- „Kraftstoff“: Die Kraftstoffpreise sind in Luxemburg zwar im Vergleich zu den Nachbarländern relativ günstig, sie schwanken jedoch stark, sodass die Kosten schnell steigen können. Die Kosten für Strom sind demgegenüber deutlich geringer.
„Nehmen wir den Elektroroller von BMW als Beispiel, der auf 100 km 9 kWh verbraucht. Bei einem durchschnittlichen Strompreis in Luxemburg von 0,13 Euro pro kWh kosten 100 km knapp über einen Euro. Ein Maxi-Scooter mit Verbrennungsmotor verbraucht hingegen rund 5 Liter auf 100 km. Bei einem durchschnittlichen Benzinpreis von 1,20 Euro pro Liter kosten 100 km sechs Euro. Über einen Monat betrachtet spart man so eine Menge Geld!“
- Staatliche Prämie: Seit 2019 haben Käufer von Elektrorollern Anspruch auf eine staatliche Prämie. Bis zum 2024 fördert der Staat vollständig elektrisch angetriebene Quads, Motorräder, Leichtkrafträder (125cm3) und Kleinkrafträder (Roller und S-Pedelecs) mit bis zu 1000 Euro. Die Höhe der Prämie beläuft sich auf 50 % des Nettokaufpreises bzw. höchstens 1000 Euro.
Das Fahrgefühl bei einem Elektroroller ist deutlich anders als bei benzinbetriebenen Fahrzeugen.
Welche Vor- und Nachteile haben Elektroroller?
Damit Sie eine wohlüberlegte Entscheidung treffen können, haben wir die Vor- und Nachteile von Elektrorollern für Sie zusammengefasst.
Vorteile:
- Wirtschaftlichkeit: Elektroroller sind in der Anschaffung zwar teurer als Modelle mit Verbrennungsmotor, werden jedoch mit einer staatlichen Prämie gefördert. Im Betrieb sind Elektroroller dank niedrigerer Kosten für Wartung und Aufladung günstiger. Außerdem müssen Sie nicht mehr zur Tankstelle fahren, sondern können Ihren Roller zu Hause aufladen.
- Auswirkungen auf die Umwelt: Elektrofahrzeuge sind umweltfreundlicher, da sie weder CO2 noch andere Abgase ausstoßen.
- Fahrleistungen: Das Fahrgefühl bei einem Elektroroller ist deutlich anders als bei benzinbetriebenen Fahrzeugen. Das volle Drehmoment liegt unmittelbar an, was eine schnelle Beschleunigung und hohen Durchzug ermöglicht. Roller mit Verbrennungsmotor beschleunigen demgegenüber viel progressiver.
- Fahrkomfort: Es gibt weder Benzingestank noch lärmende Motoren. Elektroroller sind leise! Das ist ein Segen für Ihre Ohren, erfordert jedoch erhöhte Vorsicht in Bezug auf Fußgänger, da diese Sie nicht kommen hören.
Nachteile:
- Kaufpreis: Unabhängig von der Leistung des Fahrzeugs sind Elektroroller in der Anschaffung teurer als entsprechende Modelle mit Verbrennungsmotor.
- Reichweite: Wenngleich in diesem Bereich Fortschritte erzielt wurden, so bleibt die Reichweite von Elektrorollern deutlich geringer als jene von benzinbetriebenen Zweirädern.
- Batterie-Recycling: Verbrauchte Lithium-Batterien stellen aufgrund ihrer chemischen Bestandteile eine echte Umweltbelastung dar.
- Fahrspaß: Für echte Motorradfahrer mindert die Abwesenheit von Motorgeräuschen und -vibrationen ein wenig die Freude am Fahren.
Bei Elektrorollern wurden in den vergangenen Jahren starke Fortschritte erzielt. Sie sind mittlerweile günstiger, besser an die tatsächliche Nutzung angepasst, schneller und sogar schöner!
Fazit:
Yohan Beaugeon ist seit frühester Kindheit ein großer Motorradfan und der Auffassung, dass bei Elektrorollern in den vergangenen Jahren starke Fortschritte erzielt wurden. Sie sind mittlerweile günstiger, besser an die tatsächliche Nutzung angepasst, schneller und sogar schöner!
„Ich habe regelmäßig die Gelegenheit, mit dem BMW C-Evolution zu fahren, und der Fahrkomfort und die Leistung dieses Elektrorollers sind wirklich beeindruckend.
Mir als begeistertem Motorradfahrer fehlen jedoch die Vibrationen und die Geräusche eines Verbrennungsmotors, und ich finde die Beschleunigung etwas zu linear. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass Elektrofahrzeuge einen festen Platz auf dem Markt haben und es für diese Modelle Abnehmer gibt. Die Nachfrage nimmt übrigens zu. Ich stelle fest, dass immer mehr Menschen ihr Auto stehen lassen und einen Elektroroller kaufen, um die Unannehmlichkeiten des Straßenverkehrs zu vermeiden.“ |
Sie haben nun alle nötigen Informationen, um eine besonnene Entscheidung treffen zu können. Gute Fahrt!