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April 19, 2024

Schützen Sie Ihre Daten: Hüten Sie sich davor, zum gläsernen Bürger zu werden!

Innerhalb weniger Jahre sind wir in Sachen Onlinedienste in einer Ära angelangt, in der vom Nutzer völlige Transparenz erwartet wird. Dies geht inzwischen sogar so weit, dass der Schutz personenbezogener Daten zu einer wahren gesellschaftlichen Herausforderung geworden ist. Auch wenn der Austausch von Informationen sein Gutes hat – bei der Offenlegung personenbezogener Daten sollte ein jeder mit Bedacht vorgehen. Es ist wichtig, die richtige Balance zwischen dem Schutz der eigenen Privatsphäre, dem Wunsch nach einfachen Lösungen und den Interessen privater Akteure zu finden.

Die Digitalisierung einer Vielzahl von Dienstleistungen eröffnet Verbrauchern ganz neue Möglichkeiten, online einzukaufen. Das trifft vor allem auf die Digitalisierung von Zahlungsdiensten zu, welche die Banken zur Erzielung eines besseren Einkaufserlebnisses für ihre Kunden zügig vorangetrieben haben. Überweisungen sind heute mit wenigen Klicks erledigt. Online zu bezahlen war noch nie so einfach und schnell. Die Verbraucher können jederzeit von überall aus ihre Konten und Transaktionen einsehen.

Dieser schnelle und unkomplizierte Service funktioniert jedoch nur unter einer Voraussetzung: Zuerst muss man in die Weitergabe von konto- und personenbezogenen Daten einwilligen. Es ist normal, dass die Bank über diese Informationen ihrer Kunden verfügt. Doch wie steht es mit den zahlreichen anderen privaten Akteuren, die diese ebenfalls verlangen?

Im Zeitalter von Big Data, in dem mit gesammelten Daten astronomische Gewinne erzielt werden, ist es wichtiger denn je zu wissen, wer Zugang zu den personenbezogenen Daten hat und zu welchem Zweck diese verarbeitet oder gar gespeichert werden. Denn wenn sich neue Möglichkeiten zur Erwirtschaftung gigantischer Gewinne ergeben, lassen auch neue Betrugsformen nicht lange auf sich warten. Diese können mitunter sehr komplex sein, bis hin zum digitalen Identitätsdiebstahl. Wie kann man sich davor schützen? Indem man der Versuchung widersteht, im Austausch gegen einige wenige, nahezu lächerlich wirkende kommerzielle Vorteile zum gläsernen Bürger zu werden.

Wenn der Reiz der Preisgabe von Daten zu groß ist…

Auf europäischer Ebene gibt es eine Gesetzesgrundlage, die jeden Nutzer bei der Wahrung der Kontrolle über seine Daten und deren Verarbeitung unterstützen soll: die berühmte Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Aufgrund dieser Verordnung werden Verbraucher auf kommerziellen Websites grundsätzlich aufgefordert zu entscheiden, ob sie eine Einwilligung in die Nutzung ihrer personenbezogenen Daten außerhalb des eigentlichen Geschäftsvorgangs erteilen. Nichtsdestotrotz schöpfen viele Verbraucher ihre Möglichkeiten, sich zu schützen, nicht voll aus – entweder weil sie ein schlechteres Nutzererlebnis fürchten oder weil sie einfach nicht gut genug über die Thematik und ihre möglichen Alternativen informiert sind.

Die meisten von uns stecken daher in einem permanenten Dilemma: Auf der einen Seite möchten wir selbstverständlich unsere Daten schützen. Auf der anderen Seite fragen wir uns, ob wir uns durch die Weigerung, unsere Daten preiszugeben, bei künftigen Onlinekäufen nicht unnötig das Leben schwer machen. Wir wollen also durchaus Datenschutz, jedoch nicht zum Preis einer Einschränkung unseres Nutzererlebnisses.

Die Verhaltensökonomie lehrt uns in dieser Hinsicht, dass wir es uns gerne einfach machen und daher den Status quo bzw. eine einfache und schnelle Lösung bevorzugen. Das trifft insbesondere auf Einkäufe zu, die uns unmittelbare Befriedigung verschaffen sollen. Statt uns lange über die zu übermittelnden personenbezogenen Daten und deren Verwendung Gedanken zu machen, akzeptieren wir lieber die  jeweils vorgeschlagene Standardoption.

Die meisten Verbraucher können den Wert ihrer personenbezogenen Daten kaum einschätzen.

Wie verhalten Sie sich, wenn Sie auf einer Website, die Sie regelmäßig besuchen, oder zur Erleichterung zukünftiger Bezahlvorgänge um Ihre Einwilligung in die Weitergabe Ihrer Daten gebeten werden? Mehrere Studien und Experimente haben belegt, dass ein Großteil von uns das berühmte Kontrollkästchen „Akzeptieren“ aktiviert, das häufig als erste Wahlmöglichkeit angezeigt wird. Darüber hinaus können die meisten Verbraucher den Wert ihrer personenbezogenen Daten kaum einschätzen; die Aussicht auf einen geringfügigen Rabatt oder einen Gutschein für einen künftigen Einkauf genügt ihnen, um freien Zugriff auf bestimmte Daten zu gewähren.

Ist das überraschend? Nicht wirklich! Auch wenn die DSGVO sicherlich gute Seiten hat, hat sie tendenziell auch zur Folge, dass wir überflutet werden: Zu viele Einverständniserklärungen gilt es zu lesen, zu viele Informationen zu berücksichtigen, zu viele Entscheidungen zu treffen … Natürlich geschieht all dies mit dem Ziel, den Verbraucher zu schützen und sicherzustellen, dass sein Recht auf Auskunft gewahrt wird. Doch so notwendig diese Masse an Informationen zur Datenkontrolle auch sein mag, sie ist auch ein Stressfaktor.

Das Paradox der Privatsphäre

Je mehr Informationen wir über die Nutzung unserer Daten erhalten, desto weniger verstehen wir es paradoxerweise, damit umzugehen. Zudem werden wir allzu leicht zu Opfern des berühmten „Privacy Paradox“, des Paradoxes der Privatsphäre, wie es erstmals 2001 durch den HP-Mitarbeiter Barry Brown beschrieben wurde. So hatte Brown bei einer Untersuchung des Online-Kaufverhaltens festgestellt, dass viele Menschen sich zwar um den Schutz ihrer Privatsphäre sorgen, sich aber leicht zur Preisgabe ihrer Daten und ihres Kaufverhaltens überreden lassen, wenn sie auf diese Weise eine Kundenkarte bekommen.

Abgesehen von der Aussicht auf Belohnung und unserer Unfähigkeit, unserer Privatsphäre einen echten Wert beizumessen, lässt sich dieses Paradox auch mit dem mangelnden Willen erklären, zum Schutz unserer Daten weitreichendere Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Umso mehr, da es uns schwerfällt, uns die konkreten Folgen eines Datendiebstahls vor Augen zu führen. Solche Fälle bleiben für uns leider so lange abstrakt, bis es zu spät ist und tatsächlich etwas passiert. Doch die Skandale um die betrügerische Verwendung von Daten nehmen zu. Der Fall Cambridge Analytica hat aufgedeckt, wie sich das Verhalten von Facebook-Nutzern anhand der Analyse ihrer Daten manipulieren lässt. Und als die Bankdaten einiger Gamer gestohlen wurden, die bei Onlinespieleplattformen hinterlegt waren, kam so manche Schwachstelle einiger Datenspeicherungssysteme ans Licht.

Nützliche Tipps zum Schutz Ihrer Daten

Viele von uns haben weder die Zeit noch das erforderliche Fachwissen, um den bestmöglichen Schutz unserer Daten zu gewährleisten, so viel ist klar. Zum Glück reichen schon eine ordentliche Portion gesunder Menschenverstand und einige gute Gewohnheiten, um Ihre personenbezogenen Daten richtig zu schützen. Wir nennen Ihnen ein paar:

Aufmerksam bleiben

Überprüfen Sie Ihr Konto regelmäßig auf mögliche Unstimmigkeiten. Die meisten Banken bieten mobile Apps an, mit denen Sie ganz leicht und schnell auf Ihre Kontoübersicht zugreifen können. Achten Sie auch auf Sicherheitsmitteilungen von Ihrer Bank. Ändern Sie im Zweifelsfall Ihre Passwörter und setzen Sie sich umgehend mit Ihrer Bank in Verbindung. Denken Sie daran, für die Nutzung Ihrer Bankkarte sowie die Ausführung von Überweisungen und Transaktionen die Benachrichtigungsfunktion zu aktivieren.

Ein Geheimcode muss auch geheim bleiben

Die Sicherheitsstufe(n) und das Passwort bzw. die Passwörter, die Sie für den Zugang zu Ihren Onlinediensten gewählt haben, müssen komplex und spezifisch sein – das heißt, Sie dürfen sie nicht für andere Websites nutzen. Geben Sie Ihre Zugangsdaten und insbesondere die PIN-Nummer Ihres Bankkontos niemals an Dritte weiter. Schreiben Sie sie auch nicht irgendwo in Klarschrift nieder, egal ob auf Papier oder als Notiz am Computer oder auf dem Handy. Vermeiden Sie es, sich vom Computer einer anderen Person aus anzumelden. Sollte das unumgänglich sein, dann denken Sie daran, die Browserfunktion zur Speicherung Ihrer Zugangsdaten auszuschalten. Zu guter Letzt sollten Sie Ihre Passwörter und Sicherheitsschlüssel regelmäßig ändern.

Ihre Bank wird Sie niemals per E-Mail oder SMS zum Öffnen eines Links auffordern, unter dem Sie Ihre personenbezogenen Daten ändern oder bestätigen sollen.

Vorsicht bei E-Mails und SMS

Ihre Bank wird Sie niemals per E-Mail oder SMS zum Öffnen eines Links auffordern, unter dem Sie Ihre personenbezogenen Daten ändern oder bestätigen sollen. Das berüchtigte Phishing ist heutzutage raffinierter denn je; früher oder später bekommen auch Sie es mit einer entsprechenden E-Mail zu tun, die den Stil und das Design Ihrer Bank perfekt imitiert. Wenn Sie unsicher sind, öffnen Sie auf keinen Fall den Link und informieren Sie Ihre Bank über alle Nachrichten, die Ihnen seltsam vorkommen.

Eine sichere Verbindung hat Priorität

Melden Sie sich nur im Online Banking an, wenn Sie sich zuhause in Ihrem geschützten Netzwerk befinden. Wenn Sie eine unverschlüsselte WLAN-Verbindung nutzen, können andere leicht auf Ihre übermittelten Paketdaten zugreifen. Die Nutzung einer Kabelverbindung ist daher am besten. Wenn Sie sich dennoch unterwegs anmelden müssen, nutzen Sie am besten das Mobilfunknetz. Das ist wesentlich schwieriger zu hacken als ein WLAN-Netz.

Einkäufe nur auf sicheren Seiten

Tätigen Sie Online-Einkäufe nur auf sicheren Websites: Prüfen Sie, ob in der Internetadresse der Seite hinter dem „http“ ein „s“ steht. Das bedeutet, dass die Seite durch eine TLS- oder SSL-Verschlüsselung (Secure Sockets Layer) geschützt ist. Achten Sie außerdem darauf, ob in der Adresszeile Ihres Browsers ein Sicherheitssymbol (in Form eines grauen Vorhängeschlosses) erscheint, bei dem bei Darüberfahren mit dem Cursor angezeigt wird, dass die Website sicher ist bzw. von wem sie „verifiziert“ wurde. Wenn Sie auf das Symbol klicken, werden Ihnen der Sicherheitsstatus der Verbindung („Verbindung sicher“ o. ä.) sowie weitere Informationen zur Sicherheit der Website angezeigt. Ist das nicht der Fall, dann handelt es sich um eine Betrugswebsite.

Zahlungsdaten niemals speichern

Speichern Sie niemals online Ihre Zahlungsinformationen oder die Zugangsdaten, die Sie für Ihre Online-Zahlungsmittel nutzen. Auch wenn diese Speicherfunktionen ziemlich praktisch erscheinen: Sie machen es potentiellen Hackern auch leichter, an Ihre Informationen zu gelangen.

Privatmodus aktivieren

Ändern Sie die Sicherheitseinstellungen in Ihren sozialen Netzwerken und wählen Sie in den Privatsphäre-Optionen immer die sicherste Variante. Die verschiedenen sozialen Netzwerke ändern regelmäßig ihre Datenschutzrichtlinien. Bleiben Sie auch hier wachsam.

Antworten vage halten

Vorsicht bei Befragungen im Internet und in Geschäften. Egal, ob Sie zur Teilnahme an einem lustigen Quiz oder zum Ausfüllen eines Fragebogens für ein Treueprogramm aufgefordert werden, geben Sie immer möglichst wenig persönliche Informationen preis.

Unsichtbar werden

Überprüfen Sie die Sicherheitseinstellungen Ihres Internetbrowsers und aktivieren Sie alle Funktionen, durch die  ein „Tracking“ und „Profiling“ anhand der verschiedenen Datenspuren, die Sie beim Besuch von Websites hinterlassen, vermieden wird.