Was zeichnet einen erfolgreichen Unternehmer aus?
Hinter einem erfolgreichen Unternehmen steckt weit mehr als nur eine gute Idee. Gute und selbst hervorragende Ideen finden sich zuhauf. Um sie jedoch in ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu überführen, sind besondere Fähigkeiten erforderlich. Zwar scheinen erfolgreiche Unternehmer auf den ersten Blick ein bunt gemischter Menschenschlag zu sein, doch bei näherem Hinsehen zeigen sich bestimmte gemeinsame Eigenschaften, die es ihnen ermöglichen, ihre Vision in die Tat umzusetzen.
Viele Menschen haben gute Ideen, aber nur relativ wenige gehen die praktische Umsetzung an und noch weniger haben damit Erfolg. Letztlich unterscheidet sich ein erfolgreicher Unternehmer von anderen darin, dass er den ersten Schritt gewagt hat.
Letztlich unterscheidet sich ein erfolgreicher Unternehmer von anderen darin, dass er den ersten Schritt gewagt hat.
Die Umsetzung ist viel schwerer als viele es sich vorstellen, und selbst ein in allen Details ausgearbeiteter Businessplan schützt nicht vor Rückschlägen und muss Platz für Anpassungen bieten. Unternehmer sind oft ausgezeichnete Problemlöser, die auch unter Druck die richtigen Entscheidungen treffen.
Im Zweifel: durchhalten!
Jeder Unternehmer wird irgendwann mit der Behauptung konfrontiert, dass seine Idee nicht funktioniert. Die meisten Unternehmer erleiden Fehlschläge und müssen neue Denkansätze finden. Sie müssen andere davon überzeugen, dass ihre Idee unterstützenswert ist. Viele werden das verneinen – unter anderem mögliche Kunden, Lieferanten und Investoren.
Sie müssen ein Team leiten und dürfen nicht vor gelegentlichen Veränderungen in diesem Team zurückschrecken. Dabei können harte Entscheidungen in Bezug auf Neueinstellungen und Entlassungen nötig sein. Das durchzustehen erfordert ein großes Maß an Entschlossenheit und Zielstrebigkeit.
Unternehmer müssen Rückgrat beweisen, um diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Der US-amerikanische Unternehmer und Technologie-Anleger Sam Altman drückt es so aus: „Bei keinem Unternehmen verläuft der Start reibungslos. Um ein Unternehmen trotzdem zum Erfolg zu führen, ist eine nahezu irrwitzige Leistungsbereitschaft nötig.“
Dramatiker Samuel Beckett schrieb (frei übersetzt): „Immer versucht. Immer gescheitert. Macht nichts. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“ Die Voraussetzung, um Kurse zum Thema erfolgreiche Unternehmensführung geben zu können, scheint immer häufiger das Merkmal zu sein, in der Vergangenheit mit mindestens einer Geschäftsidee gescheitert zu sein. Dass man aus Fehlern ebenso gut und vielleicht sogar besser lernen kann als aus Erfolgen, ist weithin bekannt. Schnelle Erfolge können zu Überheblichkeit führen, frühe Fehlschläge hingegen fördern das Durchhaltevermögen.
Führung, aber auch Teamgeist
Unternehmer müssen ihr Unternehmen immer und immer wieder aufs Neue präsentieren. Das Unternehmen mag vielleicht noch keinen Gewinn abwerfen und bislang aus kaum mehr als einer guten Idee bestehen, doch Unternehmer müssen möglichen Anlegern eine überzeugende Vision präsentieren. Außerdem müssen sie ihren Mitarbeitern die Perspektiven des Unternehmens vermitteln, damit sie engagiert und motiviert bleiben, sodass das Unternehmen sich weiterentwickeln kann. All das erfordert viel Energie, eine starke Motivation und somit eine gewisse Beharrlichkeit seitens des Unternehmers.
Risikokapitalgeber interessieren sich daher eher für das Team, auf dem sich das Unternehmen gründet, als für die Idee. Das liegt daran, dass die Geschäftsidee höchstwahrscheinlich mehrfach geändert wird, bevor das Unternehmen einen Markt findet und diesen erschließt. In vielen Fällen ist die erste Idee nicht die, die sich am Ende durchsetzt. Deshalb ist ein Team, das in der Lage ist, Chancen zu erkennen und das Unternehmen in die richtige Richtung zu lenken, letztlich viel wichtiger als direkt zu Beginn die perfekte Idee zu haben.
Mark Lamoriello, Chief Investment Officer bei dem US-amerikanischen Finanzberatungsunternehmen Lamco Advisory Services, erklärt: „In Wahrheit sieht es so aus, dass viele Risikokapitalgeber sich gar nicht so sehr für Ihre Idee interessieren. Stattdessen werden die Anleger (z.B. Business Angels und Risikokapitalgeber) wahrscheinlich Ihr Management-Team genauer unter die Lupe nehmen … Ein gutes Team ist flexibel. Wenn alles auf eine Idee ausgerichtet ist, mit der letztlich doch nicht der erhoffte große Wurf gelandet wird, kann dies zu großen Verlusten führen. Die Investition in ein starkes Team hingegen verspricht langfristig eine bessere Rendite, sofern das Team entschlossen auf den Erfolg hinarbeitet – selbst wenn die Idee sich ändert.“
Es geht nicht um Geld
Viele Menschen mögen einen Jeff Bezos oder einen Mark Zuckerberg um ihren Reichtum beneiden. Bedenkt man jedoch, wie viel Blut, Schweiß und Tränen das Unternehmertum mit seinen häufigen Hochs und Tiefs mit sich bringt, gibt es deutlich einfachere Möglichkeiten, Geld zu verdienen – wenn auch vielleicht nicht so viel wie mit der Erfindung von Amazon oder Facebook. Für die meisten Unternehmer gilt: Es müssen viele magere Jahre überstanden werden, bevor das erste Geld fließt, wenn es denn überhaupt jemals fließt.
Die meisten Unternehmer wählen diesen Weg, weil sie nichts anderes tun wollen. Ihre Idee treibt sie an – Geld spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Diejenigen, die es eher auf das große Geld abgesehen haben, sind möglicherweise besser beraten, eine Stelle als Rechtsanwalt oder Banker anzustreben, bei der deutlich weniger auf dem Spiel steht und die Arbeitszeiten wahrscheinlich kürzer ausfallen. Die meisten Unternehmer wählen diesen Weg, weil sie nichts anderes tun wollen. Ihre Idee treibt sie an – Geld spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Unternehmer benötigen ein größeres Maß an Selbsterkenntnis als Arbeitnehmer. Sie müssen ihre eigenen Fähigkeiten genau einschätzen können und passende Mitarbeiter für die Aufgaben finden, die ihnen nicht oder weniger gut liegen. Für die Führung eines Unternehmens bedarf es häufig vollkommen gegensätzlicher Eigenschaften: z.B. die Fähigkeit, gelegentlich rücksichtslos und entschlossen zu handeln, aber zugleich auf Mitarbeiter einzugehen und diese zu motivieren, oder die Fähigkeit, zielstrebig und erfolgshungrig zu sein und dennoch zu wissen, wann die Zeit gekommen ist, aufzugeben oder Kompromisse einzugehen. Nur wenige Unternehmer vereinen in sich die gesamte Bandbreite der erforderlichen Eigenschaften.
Sich ergänzende Talente
Aus diesem Grund treten die erfolgreichsten Unternehmer häufig als Zweiergespann auf. Steve Jobs von Apple stand Tim Cook zur Seite, der dessen Designideen und Visionen in kommerziell erfolgreiche Produkte verwandelte. Bill Gates wurde bei Microsoft anfangs von Paul Allen unterstützt. Während der Unternehmer als Gesicht des Unternehmens fungiert, wirkt hinter den Kulissen oft ein für den Erfolg nicht minder wichtiger Partner, dessen Stärken die des Unternehmers optimal ergänzen.
Schließlich ist die Person, die das Unternehmen von der Start-up- in die Wachstumsphase führt, nicht zwangsläufig auch am besten geeignet, das kontinuierliche Wachstum zu gewährleisten, wenn das Unternehmen erst einmal am Markt etabliert ist. Manchem Unternehmer fällt es möglicherweise leicht, einem Unternehmen mit 100 Mitarbeitern seinen persönlichen Stempel aufzudrücken – bei 500 bis 1.000 Mitarbeitern gelingt das allerdings schwieriger. Ein guter Unternehmer weiß daher, wann er die Grenzen dessen erreicht, was er in das Unternehmen einbringen kann, und fällt rechtzeitig und bewusst die Entscheidung, die Hauptverantwortung an die nächste Generation von Führungskräften abzutreten.
„Immer versucht. Immer gescheitert. Macht nichts. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“ (Samuel Beckett)
Dieser Artikel gehört zur Aufzeichnung Artikelserie „Unternehmer“
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