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Dezember 23, 2024

Burn-out erkennen und abwenden

  Gesammelt von myLIFE team me&myFAMILY September 3, 2021 4335

Viele Menschen sind angesichts der zunehmenden physischen, emotionalen und mentalen Belastungen überfordert. COVID-19, Telearbeitspflicht, wirtschaftliche Unsicherheit – Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen und der Beziehung zu Kollegen können zu einem Burn-out führen. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, die Symptome zu erkennen und schlechte Gewohnheiten abzulegen.

Im Jahr 2018 wurden in Luxemburg 239 Fälle von Burn-out registriert. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein, zumal Burn-out in Luxemburg (noch) nicht als Krankheit anerkannt ist. Allerdings leiden immer mehr Arbeitnehmer darunter, deren Alltag dadurch zur Hölle wird. Die Zahl der Burn-out-Fälle ist 2020 angesichts der Coronakrise stark angestiegen. In der Einleitung der 8. nationalen Studie des Quality of Work Index Luxembourg warnt die Arbeitnehmerkammer Luxemburg (CSL), dass die „Bewertung der Arbeitsqualität sich im Jahr 2020 erheblich verschlechtert“ habe. Der Gesamtindex der Arbeitsqualität ist im Jahr 2020 deutlich gesunken. Die Rückgänge betreffen vor allem junge Arbeitnehmer, Bediener von Anlagen und Maschinen, Monteure, Hilfsarbeitskräfte und Teilzeitkräfte.

Auf die Ursachen und Hintergründe dieser Verschlechterung soll hier nicht eingegangen werden. Vielmehr geht es um Ihre Situation. Leiden Sie unter hohem körperlichen, emotionalen und mentalen Stress bei der Arbeit? Falls dies der Fall ist, sollten Sie wissen, dass Burn-out kein Tabuthema mehr ist und es Wege gibt, um eine solche Krise zu überwinden. Höchste Zeit, zu reagieren.

Mein Job ist ein Alptraum!

Ihnen dreht sich der Magen um, wenn Sie Ihren Chef sehen? Allein der Gedanke, ins Büro zu gehen, treibt Ihnen den Angstschweiß auf die Stirn? Sie leiden unter Schlafstörungen? Diese Symptome deuten auf einen Burn-out hin. In einen solchen Zustand emotionaler und psychischer Erschöpfung, der in der Regel mit der Arbeit zusammenhängt, kann jeder geraten. Besonders gefährdet sind ängstliche oder perfektionistische Menschen. Der Wunsch, alles zu kontrollieren, und die daraus resultierende Unfähigkeit, Arbeiten zu delegieren, sind häufig Risikofaktoren.

Burn-out kann jeden treffen!

Burn-out kann jeden treffen. Bestimmte Berufsgruppen (Geschäftsführer, Führungskräfte, Lehrer, Pflegepersonal usw.) sind zwar besonders bedroht, doch grundsätzlich ist niemand vor einem Burn-out gefeit.

Es gibt zahlreiche Ursachen: Leistungsdruck durch Vorgesetzte, eigene hohe Ansprüche, ein hektischer Arbeitsalltag, Personalmangel, Angst vor Arbeitslosigkeit oder das Fehlen klarer Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben. Oft ist es die Kombination mehrerer Ursachen, die das Fass zum Überlaufen bringt. Die Diagnose lautet dann schlicht, dass Ihre Arbeit Sie krank macht. Angesichts der Verschlechterung des Wohlbefindens der Arbeitnehmer war 2020 schätzungsweise jede dritte Person von einer Depression betroffen.

Corona und Telearbeit, eine explosive Mischung

Während des Lockdowns war es noch schwieriger als sonst, die richtige Work-Life-Balance zu finden. Zu Hause zu arbeiten, während die Kinder im Hintergrund spielen oder Hilfe beim Homeschooling benötigen, ist eine echte Herausforderung. Der Trend zu Work-Life-Konflikten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit Kindern wie ohne hat einen Höhepunkt erreicht (Anstieg um 35 % gegenüber 2014 laut den Zahlen der CSL).

Fühlten Sie sich überfordert und hatten Sie Schwierigkeiten, alles unter einen Hut zu bringen? Fiel es Ihnen schwer, so diszipliniert und effektiv wie im Büro zu arbeiten? Damit sind Sie nicht allein. Die Coronapandemie hat unseren Alltag auf den Kopf gestellt und schlägt allen auf die Stimmung. Zudem stellt das Arbeiten auf Distanz und mithilfe neuer Tools eine Umstellung dar, die häufig zu mehr Stress und Druck führt. Telearbeit und der Mangel an menschlichem Kontakt haben sich negativ auf die Gesundheit ausgewirkt und bei einigen ein Gefühl der Einsamkeit ausgelöst. Die Faktoren Kooperation, Partizipation und Motivation, die sich normalerweise positiv auf die Arbeitsqualität auswirken, standen 2020 unter keinem guten Stern.

Das Ergebnis? Viele, die bereits zuvor gestresst durch den Alltag gingen, fühlten sich erschöpft und konnten das zunehmende Arbeitspensum, das nach ihrem Empfinden unter schwierigeren Bedingungen zu erledigen war, kaum bewältigen. In ihrer Studie beobachtet die CSL eine Zunahme der mentalen Anforderungen sowie des Zeitdrucks, was seit 2016 zu einem Anstieg der emotionalen Anforderungen der Arbeit um 15 % geführt hat.

Ein Burn-out schleicht sich in der Regel leise an, ohne dass Sie etwas davon bemerken.

Burn-out erkennen

Ein Burn-out schleicht sich in der Regel leise an und wird zunächst nicht bemerkt. Wie erkennen Sie, ob Sie tatsächlich unter einem Burn-out leiden? Indem Sie einige Fragen ehrlich beantworten.

    • Bin ich oft erschöpft und ausgelaugt? Wenn Sie häufig unter physischer, psychischer und geistiger Erschöpfung leiden und nicht in der Lage sind, Ihre Batterien wieder aufzuladen, ist dies ein Warnsignal.
    • Fällt es mir schwer, mich auf die Arbeit zu konzentrieren? Bei einem Burn-out treten häufig Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme auf, und die Betroffenen machen viele Fehler. Ein konstanter Leistungsabfall ist ebenfalls nicht ungewöhnlich. Vielleicht sitzen Sie manchmal vor dem Bildschirm und finden nicht die Kraft, Ihre Arbeit zu erledigen, obwohl Sie eigentlich wissen, was Sie zu tun haben. Kein Zweifel, Sie brauchen dringend eine Auszeit.
    • Reagiere ich schnell gereizt? Wenn wir uns erschöpft fühlen, kann eine Bemerkung oder das Feedback eines Kollegen unverhältnismäßige Reaktionen bei uns hervorrufen: Wutanfälle etwa oder Tränen. Unsere Toleranzschwelle ist ungewöhnlich niedrig und wir sind äußerst reizbar. Es geht Ihnen nicht gut, und durch Ihre Reaktionen bringen Sie andere möglicherweise zusätzlich gegen sich auf. Wenn Sie nicht rechtzeitig gegensteuern, ist das der Beginn einer Abwärtsspirale, die in einem völligen Zusammenbruch enden kann.
    • Empfinde ich eine starke Abneigung gegenüber meiner Arbeit? Die Tendenz, sich selbst durch eine zunehmende emotionale Distanzierung von der Arbeit zu schützen, ist nicht selten. Dann kann Motivation schnell in Gleichgültigkeit umschlagen. Dieser anfangs nützliche Abwehrmechanismus kann sich gegen Sie wenden, wenn diese Gleichgültigkeit dazu führt, dass Sie Ihre Arbeit vernachlässigen und den Kontakt zu Ihren Kollegen meiden.

Wenn Sie zusätzlich noch unter Schlafstörungen, Angstattacken, psychosomatischen Schmerzen, Antriebslosigkeit und gedrückter Stimmung leiden, ist es so gut wie sicher, dass Sie unter einem Burn-out leiden. Sie sollten nicht darauf hoffen, dass das von alleine vorbeigeht! Um nicht körperlich und psychisch zusammenzubrechen, ist es unbedingt erforderlich, Alarm zu schlagen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Bevor es zur totalen Erschöpfung kommt, sollten Sie als ersten Schritt Ihren Arzt oder Betriebsarzt um Hilfe bitten.

Wie sieht es aus, Doktor?

Bevor es zur totalen Erschöpfung kommt, sollten Sie als ersten Schritt Ihren Arzt oder Betriebsarzt um Hilfe bitten. Er wird eine Diagnose stellen. Zwar wird das Burn-out-Syndrom in Luxemburg noch nicht als Krankheit anerkannt, es ist jedoch die häufigste Ursache für längere Abwesenheiten vom Arbeitsplatz. Ihr Arzt kann Sie für einen gewissen Zeitraum krankschreiben und Ihnen mit einer individuellen Behandlung helfen.

Nehmen Sie sich auch danach die nötige Zeit. Eine Woche Pause reicht nicht, um sich zu erholen. So wichtig Ihre beruflichen Verpflichtungen auch sind, sie rechtfertigen nicht, dass Sie zusammenbrechen. Wer zu früh wieder in die Arbeit einsteigt, kann schnell einen Rückfall erleiden.

Raus aus dem Burn-out

Wenn es darum geht, den Burn-out zu besiegen, spielen Sie die Hauptrolle. Um Stress und Ängste abzubauen, geht nichts über Entspannung und Meditation. Regelmäßige Pausen oder Atemübungen tun Ihnen garantiert gut, egal ob zu Hause oder im Büro. Zudem lohnt es sich, positiv zu denken. Nehmen Sie sich vor dem Schlafengehen ein paar Minuten Zeit, um sich an drei schöne Momente des Tages zu erinnern (eine Emotion, ein Kompliment, eine Aktivität, eine Mahlzeit). Dies wird Ihnen jeden Tag ein bisschen mehr Lebensfreude geben. Achten Sie darauf, eine breitere Perspektive einzunehmen und sich nicht nur auf Ihre Probleme zu konzentrieren.

Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper! Körperliche Aktivität ist ein hervorragendes Mittel, um den Kopf frei zu bekommen und Negatives zu verarbeiten. Sie müssen keinen Marathon laufen, schon regelmäßige Spaziergänge können Wunder wirken. Alleine oder in der Gruppe, zu Hause oder draußen, Sie haben die Wahl. Die Devise lautet: Endorphine freisetzen!

Wenn Sie diese einfachen Tipps beherzigen, stehen die Chancen gut, dass Sie bald wieder arbeiten können und eine solche Situation nicht noch einmal erleben müssen. Es gibt auch Möglichkeiten, das eigene Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu verbessern. Sprechen Sie mit Ihrem Chef oder Ihren Kollegen über Ihre Schwierigkeiten und über Möglichkeiten der besseren Arbeitsaufteilung, auch wenn dies Überwindung kostet. Es ist wichtig, Grenzen zu setzen und nicht ständig erreichbar zu sein. Dann können Sie unbeschwerter zur Arbeit gehen.

Manchmal ist ein Burn-out ein Zeichen dafür, dass Ihr Job nicht mehr zu Ihnen passt. Nutzen Sie diese Erfahrung für eine Umschulung und entscheiden Sie sich für einen Beruf, der Ihnen Spaß macht und Ihren Neigungen entspricht. Allerdings sollten Sie auch hier nichts überstürzen, da eine Veränderung auch ein Stressfaktor sein kann. Gehen Sie in Ihrem Tempo vor, nachdem Sie sich die richtigen Fragen gestellt und Antworten gefunden haben.

Wir alle haben ein gewisses Burn-out-Risiko, wobei die Symptome individuell sehr unterschiedlich ausfallen können. Mit einigen simplen Maßnahmen lässt sich dieses Risiko verringern und die Freude an der täglichen Arbeit zurückgewinnen.