Derivate: Optionskontrakte und Terminkontrakte
Der Wert bestimmter Anlageinstrumente leitet sich von der Preisentwicklung anderer zugrunde liegender Vermögenswerte oder Gruppen von Vermögenswerten ab. Diese Instrumente nennt man Derivate. myLIFE hat nähere Informationen über Derivate für Sie zusammengetragen, und gibt Ihnen einen Überblick über die Funktionsweise von Optionskontrakten („Optionen“) und Terminkontrakten („Futures“).
Bevor wir uns den Erklärungen zuwenden, möchten wir zu Beginn des Artikels darauf hinweisen, das Derivate unabhängig von ihrer Attraktivität stets mit Risiken verbunden sind. Daher sollten Sie vor einer Anlage in Derivaten die zugehörigen Dokumente genau lesen und sich mit Ihrem Kundenbetreuer in Verbindung setzen, um die Instrumente zu ermitteln, die am besten zu Ihrem Anlegerprofil passen.
Ein Derivat ist ein Vertrag zwischen mindestens zwei Parteien, in dem die künftigen Geldflüsse zwischen diesen Parteien primär aufgrund von Schwankungen eines zugrunde liegenden Vermögenswerts oder einer Gruppe von zugrunde liegenden Vermögenswerten geregelt werden. Der zugrunde liegende Vermögenswert wird bei Abschluss des Vertrags jedoch nicht physisch übertragen. Die Übertragung kann optional sein (bei Optionen) oder in der Zukunft (bei Futures) bzw. nie erfolgen (zum Beispiel bei Zinstauschkontrakten („Swaps“)).
Diese Einleitung lässt bereits erahnen, dass es viele verschiedene Arten von derivativen Produkten und Instrumenten gibt, die für das Risikomanagement („Hedging“) oder zu Spekulationszwecken (einschließlich Arbitrage-Strategien oder Hebeleffekte) eingesetzt werden können. Es gibt zahlreiche Derivate auf nahezu alle Anlageklassen, wie etwa Aktien, Rohstoffe, Anleihen und Devisengeschäfte. Zu den wichtigsten Arten von Derivaten zählen:
Zudem möchten wir darauf hinweisen, dass strukturierte Produkte zwar nicht im eigentlichen Sinne als Derivate gelten, diese jedoch häufig auf Derivate zurückgreifen.
Bei den meisten Derivaten handelt es sich um komplexe Instrumente, die durch spekulative Fonds („Hedgefonds“) vielfach in Verruf geraten sind. Sie erinnern sich vielleicht an die Beinahe-Insolvenz des Fonds Long Term Capital Management, die 1998 das Bankensystem ins Straucheln brachte.
Derivate werden jedoch seit vielen Jahrzehnten eingesetzt, um Risiken abzudecken und Renditen zu steigern. Im Folgenden möchten wir nun näher auf Futures und Optionen eingehen.
Futures
Futures sind standardisierte Verträge, die an geregelten Märkten gehandelt werden. Es handelt sich um derivative Finanzprodukte, die einem Käufer oder Verkäufer ermöglichen, sich zu im Voraus festgelegten Konditionen zum Kauf oder Verkauf eines Vermögenswertes zu verpflichten. Dabei einigen sich die Vertragsparteien auf die Menge der Vermögenswerte und deren Preis. In den meisten Fällen können die Vertragsparteien bei Ausführung des Geschäfts darauf verzichten, den zugrunde liegenden Vermögenswert physisch auszutauschen. Es wird dann lediglich die Preisdifferenz ausgeglichen, die zwischen dem im Vertrag vereinbarten Preis und dem effektiven Preis des zugrunde liegenden Vermögenswerts bei Fälligkeit ermittelt wird.
Bei Vertragsabschluss müssen die Parteien eine „Sicherheitsleistung“ hinterlegen, die einem Bruchteil des Gesamtengagements entspricht. Die Verträge werden dann zum Marktpreis bewertet. Je nach der Entwicklung des zugrunde liegenden Vermögenswerts müssen die Parteien auf ihren Konten zusätzliche Mittel bereitstellen („Einschussforderung“). Dies ist etwa der Fall, wenn eine im Vertrag festgelegte Schwelle unterschritten wird. Die Einschussforderung entspricht der Differenz zwischen dem Abrechnungskurs des jeweiligen Tages und dem Abrechnungskurs des Vortages. Die Parteien können ihre Position jederzeit vor Fälligkeit „entkoppeln“, indem sie dieselbe Menge der ursprünglich verkauften (oder gekauften) Futures erwerben (oder veräußern).
Futures sind ein wichtiges Instrument zur Verwaltung verschiedener Risiken (Kursrisiko, Wechselkursrisiko, Zinsrisiko).
Futures sind ein wichtiges Instrument zur Verwaltung verschiedener Risiken (Kursrisiko, Wechselkursrisiko, Zinsrisiko). Unternehmen, die im internationalen Handel tätig sind, nutzen Futures, um das Wechselkursrisiko, das Zinsrisiko und das Preisrisiko zu verwalten. Denn über Futures können sie den Kauf- oder Verkaufspreis von Rohstoffen, wie Erdöl, Agrarprodukten und bestimmten Metallen, im Voraus festlegen.
Futures tragen zur Verbesserung der Effizienz des zugrunde liegende Marktes bei, da mit ihnen die Kosten in Verbindung mit dem Kauf von Vermögenswerten verringert werden können. So ist es zum Beispiel viel günstiger und effizienter, eine Kaufposition auf den Futures S&P 500 Index einzugehen, als den Index durch den Kauf jeder einzelnen Aktie, die in dem Index enthalten ist, nachzubilden. Untersuchungen haben überdies gezeigt, dass durch die Einführung von Futures an den Märkten das Handelsvolumen der zugrunde liegenden Vermögenswerte insgesamt gestiegen ist. Aus diesem Grund gelten Futures als Instrumente zur Verwaltung und Absicherung von Risiken, die zur Verringerung der Transaktionskosten und zur Steigerung der Liquidität beitragen.
Optionen
Optionen sind Verträge, die dem Käufer der Option gegen Zahlung einer Prämie das Recht verleihen, ihn aber nicht dazu verpflichten, einen Vermögenswert zu einem festgelegten Fälligkeitsdatum („europäische Optionen“) oder spätestens zu diesem festgelegten Fälligkeitsdatum („amerikanische Optionen“) zu kaufen oder zu verkaufen. Anleger nutzen Optionen in der Regel, wenn sie zwar keine Position in einem bestimmten zugrunde liegenden Vermögenswert eröffnen möchten, aber dennoch in der Lage sein wollen, ihr Engagement im Falle von erheblichen Kursschwankungen künftig zu vergrößern. Es gibt dutzende Optionsstrategien, zu den wichtigsten unter ihnen zählen jedoch die Folgenden:
- Long Call – Der Anleger erwartet, dass der Preis eines Vermögenswerts steigen wird, und erwirbt über eine Option das Recht (Long), den zugrunde liegenden Vermögenswert zu einem festgelegten Preis zu kaufen (Call). Inhaber von Long-Call-Optionen erzielen einen Gewinn, wenn der Kurs des Vermögenswerts zum Zeitpunkt der Ausübung der Option über dem im Vertrag festgehaltenen Ausübungspreis (Strike) zuzüglich der für den Erwerb der Option gezahlten Prämie liegt.
- Long Put – Der Anleger erwartet, dass der Preis eines Vermögenswerts sinken wird, und erwirbt über die Option das Recht (Long), den Vermögenswert zu verkaufen (Put). Inhaber von Long-Put-Optionen erzielen einen Gewinn, wenn der Kurs des Vermögenswerts unter dem im Vertrag festgehaltenen Ausübungspreis (Strike) abzüglich der für den Erwerb der Option gezahlten Prämie liegt.
- Short Call – Der Anleger erwartet, dass der Preis eines Vermögenswerts sinken wird, und veräußert eine Kaufoption (Call). Ob die Option ausgeübt wird oder nicht, entscheidet dabei die Gegenpartei. Der maximale Gewinn des Verkäufers einer Kaufoption entspricht der erhaltenen Prämie (sofern der Kurs des Titels sinkt). Steigt hingegen der Preis des zugrunde liegende Vermögenswerts, besteht ein unbegrenztes Verlustrisiko.
- Short Put – Der Anleger erwartet, dass der Preis eines Vermögenswerts steigen wird, und veräußert eine Verkaufsoption (Put). Der maximale Gewinn des Verkäufers einer Verkaufsoption entspricht der erhaltenen Prämie (sofern der Kurs des Titels steigt). Sinkt hingegen der Preis des zugrunde liegende Vermögenswerts, sind unter Umständen erhebliche Verluste zu tragen (die jedoch begrenzt sind, da der Preis des Vermögenswerts nicht weniger als null sein kann).
Sie möchten mehr über Anlageprodukte erfahren? Dann lesen Sie unsere Informationsunterlagen zum Thema „Anlegen: die Anlageklassen“.