Meine Finanzen, meine Projekte, mein Leben
April 26, 2024

Praktische Tipps für die finanzielle Bildung Ihrer Kinder

Sie möchten die finanzielle Bildung Ihrer Kinder in Angriff nehmen? Das ist eine sehr gute Idee. Doch beachten Sie: Dafür braucht es mehr als Worte. Um eine Wirkung zu erzielen, sollten Sie neben Worten vor allem Taten sprechen lassen. Hier einige praktische Tipps.

Wussten Sie, dass bei der finanziellen Bildung Ihrer Kinder die ersten sieben Lebensjahre entscheidend sind ? Ausschlaggebend dafür, welche Gewohnheiten Ihre Kinder entwickeln, sind nicht abstrakte Diskussionen, sondern vielmehr die Menschen in ihrem Umfeld, deren Verhalten sie meist imitieren. Deshalb ist es umso wichtiger, ein gutes Vorbild zu sein. Soweit, so gut. Doch worauf kommt es dabei an? Sie sollten Ihren Kindern nicht nur die Zusammenhänge erklären, sondern vor allem auch darauf achten, dass Ihre Taten mit Ihren Worten übereinstimmen.

Leben Sie vor, was Sie Ihren Kindern predigen!

Ganz gleich, ob es um Bildung im Allgemeinen oder Finanzbildung im Besonderen geht: Wichtig ist, dass wir unseren Kindern Wissen nicht nur theoretisch vermitteln, sondern sie praktisch anleiten. Es kommt auf das Umfeld Ihres Kindes an und darauf, was Sie ihm vorleben. Die graue Theorie ist eher zweitrangig.

Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass Sie sich beim Umgang mit Geld an die Prinzipien halten, die Sie Ihrem Kind vermitteln möchten. Es ist wenig zielführend, wenn Sie Ihrem Kind sagen, es solle keine unnötigen Ausgaben tätigen, und es dann am nächsten Tag in ein großes Einkaufszentrum mitnehmen, wo es sieht, wie Sie Unsummen für Dinge ausgeben, die Sie nicht brauchen. Damit Ihre Botschaft bei Ihren Kindern ankommen kann, muss Ihr Verhalten mit Ihren Worten übereinstimmen. Finanzerziehung nach dem Motto „Tu, was ich dir sage, und nicht, was ich selbst tue“ ist von vornherein zum Scheitern verurteilt!

Es ist von großer Bedeutung, dass Sie sich beim Umgang mit Geld an die Prinzipien halten, die Sie Ihren Kindern vermitteln möchten.

Möchten Sie, dass Ihr Kind sein Geld nicht gedankenlos ausgibt? Erstellen Sie vor dem Einkaufen gemeinsam mit Ihrem Kind eine Einkaufsliste und fordern Sie es auf, Dinge auf die Liste zu setzen, die es braucht oder haben möchte. Soll Ihr Kind sparen lernen? Zeigen Sie ihm, dass auch Sie jeden Monat Geld zurücklegen. Sie können beispielsweise ein Ritual daraus machen, indem Sie regelmäßig ein paar Münzen in ein Sparschwein stecken.

Wie Sie auch vorgehen: Leben Sie vor, was Sie Ihren Kindern predigen, und seien Sie dabei konsequent! Mit dieser Grundhaltung können Sie mit Ihren Kindern über Geld sprechen und zu praktischen Übungen übergehen.

Über Geld sprechen

Am einfachsten ist es, wenn Sie sehr früh beginnen, mit Ihren Kindern über Geld zu sprechen. Erklären Sie ihnen in einfachen Worten, was Sie tun, was Sie kaufen und wie Ihr Entscheidungsprozess bei Anschaffungen aussieht. Sie müssen nicht ins Detail gehen und über die Höhe Ihres Vermögens oder Ihrer Einkünfte sprechen. Es ist jedoch wichtig, dass Geld kein Tabuthema ist. Sprechen Sie ganz selbstverständlich darüber und sehen Sie es als eine Realität des täglichen Lebens in unserer Gesellschaft an.

Machen Sie es nicht zu kompliziert. Erklären Sie zum Beispiel einfach, dass Sie in die Bäckerei gehen, um Brot für das Abendessen zu kaufen. Das ist schon ein guter Anfang. Zeigen Sie nach und nach, wie Geld funktioniert – als Tauschmittel, um Waren oder Dienstleistungen zu erhalten. Bezahlen Sie vorzugsweise mit Bargeld, um den Vorgang greifbar zu machen, vor allem wenn Sie jüngere Kinder haben. Sie sollten sehen können, wie der Tausch genau abläuft: ein Brot gegen ein paar Euro.

Bezahlen Sie vorzugsweise mit Bargeld, um den Vorgang greifbar zu machen, vor allem wenn Sie jüngere Kinder haben.

Später können Sie zusammen mit Ihren Kindern eine Einkaufsliste erstellen. So verstehen sie, dass man mit Geld notwendige Güter kaufen kann. Sobald sie ein bisschen Übung darin haben, können Sie sie bitten, Ihnen bei der Priorisierung der Einkäufe zu helfen oder die Liste zu kürzen.

Lassen Sie Ihre Kinder ihre eigenen Fehler machen

Wenn Sie zusammen mit Ihren Kindern einkaufen gehen, sollten sie lernen, dass Geld eine begrenzte Ressource ist, mit der man sparsam und bedächtig umgehen sollte. Am besten lassen Sie sie experimentieren und ihre eigenen Fehler machen.

Ein Aufenthalt im Supermarkt ist eine gute Möglichkeit, Kinder eigene finanzielle Entscheidungen treffen zu lassen. So fördern Sie ihre Selbstständigkeit. Geben Sie Ihnen einen (ganz) kleinen Betrag, mit dem sie kaufen können, was sie möchten. Lassen Sie ihnen genügend Freiheiten, sodass sie wirklich selbst entscheiden können! Um einen Lerneffekt zu erreichen, müssen ihre Kinder selbst entscheiden können, was sie kaufen. Vielleicht bedauern sie hinterher einen Kauf, oder sie verlangen mehr Geld von Ihnen. In diesem Fall dürfen Sie nicht nachgeben. Ihre Kinder sollen lernen, mit falschen Entscheidungen umzugehen, damit sie dieselben Fehler beim nächsten Mal nicht noch einmal begehen. Bleiben Sie in jedem Fall standhaft, auch wenn ein paar Tränen fließen.

Im Leben kommt man am ehesten voran, wenn man Dinge ausprobiert und Fehler macht. Es sollte Ihr Ziel sein, Ihren Kindern beim Erwachsenwerden zu helfen – nicht, all ihren Launen nachzugeben.

Zeigen Sie Ihren Kindern, wie man spart

Sparen lernen ist nicht nur aus finanziellen Gründen wichtig. Sparsamkeit verschafft auch mehr Sicherheit und Unabhängigkeit. Es bedeutet zu lernen, nicht immer die sofortige Befriedigung anzustreben, sondern auf ein Ziel oder ein langfristiges Projekt zu verfolgen.

Auch wenn es am Anfang mit Ausgaben verbunden sein dürfte, Ihre Kinder den Umgang mit Geld zu lehren, ist es sehr wichtig, ihnen das Prinzip der aufgeschobenen Belohnung zu vermitteln. Sie müssen verstehen und akzeptieren, dass man nicht alles sofort haben kann und sich unter Umständen heute einschränken muss, um sich morgen etwas Größeres leisten zu können.

Ihre Kinder merken, dass Sie Geld verwenden, um Dinge für sich und auch für sie zu kaufen. Es ist ihnen jedoch vielleicht nicht bewusst, dass Sie auch Geld für später zurücklegen. Deshalb ist es wichtig, ihnen von klein auf beizubringen, dass verfügbares Geld nicht nur für sofortige Ausgaben verwendet wird, sondern auch zum Sparen oder sogar zum Investieren eingesetzt werden kann.

Helfen Sie Ihren Kindern, sich das Sparen zur Gewohnheit zu machen – etwa, indem Sie ihnen ein Sparschwein oder eine Spardose geben, in die sie Geld stecken können. Auch hier ist es sinnvoll, zunächst Bargeld zu nehmen, damit die Kinder eine haptische Erfahrung machen.

Kleinen Kindern kann man die Vorzüge des Sparens einfacher vermitteln, wenn man mit ihnen kurzfristige Ziele setzt.

Achten Sie jedoch darauf, das Sparen vor allem am Anfang mit Zielen zu verknüpfen. Kindern das Sparen um des Sparens willen beizubringen, kann zu abstrakt und kontraproduktiv sein. Kleinen Kindern kann man die Vorzüge des Sparens einfacher vermitteln, wenn man mit ihnen kurzfristige Ziele setzt. Zwei bis drei Monate für ein Spielzeug zu sparen, das ein Kind wirklich haben möchte, ist ein dem Alter angemessener Zeitraum. Ein sechsjähriges Kind aufzufordern, für sein Studium zu sparen, ergibt dagegen keinen Sinn.

Der Marshmallow-Test

Um zu verstehen, wie schwierig es für Kinder (und viele Erwachsene!) ist, auf kurzfristige Belohnungen zu verzichten (man spricht hier von der Fähigkeit zum Belohnungsaufschub), müssen Sie nur den Marshmallow-Test zu Hause nachmachen. Dieses Experiment wurde im Jahr 1972 von Forschern entwickelt, die die Funktionsweise des Gehirns untersuchen wollten. Dazu wurde Kindern die Aufgabe gestellt, auf eine Belohnung zu warten.

Das Prinzip:

    • Die Kinder wurden jeweils in einem Raum an einen Tisch gesetzt, auf dem ein Teller mit einem leckeren Marshmallow stand.
    • Dann erklärten die Versuchsleiter dem jeweiligen Kind, dass sie weggehen und später zurückkehren würden (ohne einen genauen Zeitrahmen zu nennen) und dass das Kind ein zweites Marshmallow erhalten würde, wenn es das erste bis dahin nicht gegessen hätte.
    • Die Wissenschaftler verließen den Raum und ließen das Kind etwa 15 Minuten allein, das nun vor einer Entscheidung stand: das Marshmallow sofort essen oder sich gedulden und zwei bekommen.

Dank dieses berühmten Experiments haben sich Generationen von Wissenschaftlern mit den Videos von Kindern beschäftigt, die versuchten, nicht an Marshmallows zu denken, an ihren Fingern knabberten, um der Versuchung zu widerstehen, und in zwei Dritteln der Fälle dann schließlich doch in das Marshmallow bissen.

Dieses nette Experiment, das zweifellos seine Grenzen hat, hat gezeigt, dass Geduld und Disziplin die Chancen auf schulischen und beruflichen Erfolg erhöhen. Wer das Prinzip des Belohnungsaufschubs versteht und die dafür notwendige Selbstkontrolle aufbringen kann, hat größere Chancen auf Erfolg im Leben als jemand, der immer die sofortige Bedürfnisbefriedigung bevorzugt und auf Kosten der Zukunft lebt. Das ist zwar keine neue Erkenntnis. Es ist allerdings hilfreich, sich daran zu erinnern.

Was lernen wir daraus? Es lohnt sich, Kindern schon früh zu vermitteln, wie wichtig es ist, sich langfristige Ziele zu setzen.