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Juni 6, 2023

Ruhestand: Finanzielle Aspekte und andere Überlegungen

Aus finanzieller Sicht ist der Ruhestand so gut wie nie sinnvoll. Schließlich es ist zweifellos besser, weiterhin einer bezahlten Beschäftigung nachzugehen und zu sparen, als ein regelmäßiges Gehalt aufzugeben und auf die Investitionen und Ersparnisse eines ganzen Lebens zurückzugreifen. Dieser Gedanke geht jedoch leicht am Thema vorbei. Denn es gibt nicht nur einen Moment, in dem der Abschied in den Ruhestand finanziell möglich ist, sondern auch einen Moment, in dem er sinnvoll ist. Wo liegt der Unterschied?

Ihre aktuelle finanzielle Situation

Eine allgemein solide Finanzlage, d. h. eine möglichst geringe Verschuldung, ist unabhängig davon, was Sie für den Ruhestand zurückgelegt haben, unerlässlich. Die meisten Hypothekenanbieter akzeptieren zwar Kreditlaufzeiten, die bis in den Ruhestand reichen, ohne ein Einkommen aus einer Erwerbstätigkeit werden Umschuldungen jedoch schwieriger und unter Umständen teurer. Durch die Tilgung Ihres Immobiliendarlehens sowie geringer Schulden wie nicht gesicherten Krediten oder Kreditkartenrechnungen werden Sie im Ruhestand über ein höheres Einkommen verfügen.

Darüber hinaus ist es von Vorteil, wenn mit Beginn des Ruhestands die größten regelmäßigen Kosten wegfallen. Für viele wird es sich dabei um die Raten für ein Immobiliendarlehen oder die Rückzahlung etwaiger Schul- und Studiengebühren handeln. Zudem ist es zweifelsohne von Vorteil, wenn die Kinder bereits ausgezogen und unabhängig sind sowie fest im Berufsleben stehen und vielleicht selbst eine Immobilie erworben haben. Sie werden sie vielleicht noch gelegentlich unterstützen, finanzielle Notlagen sind dann jedoch nicht mehr zu erwarten.

Ihre Ziele

Haben Sie eine konkrete Vorstellung davon, wie Sie Ihren Ruhestand verbringen möchten? Sie sollten eine Antwort auf diese Frage gefunden haben, bevor Sie in den Ruhestand gehen. Denn es wäre doch schade, wenn Sie feststellen würden, dass Ihre finanziellen Mittel zwar reichen, um über die Runden zu kommen, Sie jedoch für den Rest Ihres Lebens auf Urlaub, Restaurantbesuche oder ein neues Auto verzichten müssten.

Sie sollten sich darüber im Klaren sein, wie Sie Ihren Ruhestand verbringen möchten und wie viel Geld Sie dafür ungefähr benötigen.

Sie sollten sich darüber im Klaren sein, wie Sie Ihren Ruhestand verbringen möchten und wie viel Geld Sie dafür ungefähr benötigen. Obwohl Sie durch den Umzug von einem großen Einfamilienhaus in eine kleinere Wohnung über höhere finanzielle Ressourcen verfügen dürften, sollten Sie in jedem Fall große Ausgaben wie Reisen oder Renovierungen berücksichtigen.

Darüber hinaus sollten Sie ein gewisses Notfallkapital einplanen. Denn rund zwei Drittel aller Menschen werden auf eine Form von kostspieliger Langzeitpflege angewiesen sein. Einen Teil dieser Kosten wird zwar der Staat tragen, die Höhe des Anteils hängt jedoch von den Entscheidungen künftiger Regierungen ab und schwankt je nach Land erheblich. Viele Rentner dürften sich bei der Wahl der Pflegeleistungen nicht auf den Staat verlassen wollen, sondern wenn möglich eine größere Auswahl bevorzugen.

Ihr Vermögen

In Vermögensfragen sind keine Überraschungen gewünscht, sondern klare Vorstellungen davon, über welche finanziellen Ressourcen man verfügt. Sie sollten sich also zunächst Ihre Altersvorsorge ansehen und klären, welche Rentenversicherungsansprüche wo erworben wurden. So waren Sie im Laufe Ihres Arbeitslebens unter Umständen für verschiedene Arbeitgeber tätig, haben als Freiberufler gearbeitet oder privat für Ihr Alter vorgesorgt. Um einen besseren Überblick über die erworbenen Ansprüche zu erhalten, kann es sich lohnen, diese in ein oder zwei Altersvorsorgeplänen zusammenzufassen.

Möglicherweise verfügen Sie auch über andere Vermögenswerte, wie Mieteigentum oder Anlageportfolios, die einen Beitrag zu Ihren künftigen finanziellen Ressourcen leisten können. Sie sollten versuchen, den Gesamtwert Ihrer Vermögenswerte zu bestimmen, und klären, wie diese genutzt werden können, um Erträge zu generieren. Es gibt zahlreiche Online-Rechner, mit denen Sie ermitteln können, welche Erträge Sie mit einem bestimmten Pauschalbetrag erwirtschaften können. Auf diese Weise sollten Sie eine Vorstellung davon erhalten, wie lange Ihre Ersparnisse reichen werden und wie viel Geld Sie entnehmen können.

Versicherungsstatistiken zeigen, dass bei Paaren, die mit 65 Jahren in Rente gehen, die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens einer der Partner 92 Jahre alt wird, bei 50 % liegt.

In diesem Zusammenhang müssen Sie ebenfalls einschätzen, wie lange Sie vermutlich leben werden. Hierbei handelt es sich natürlich um ein angstbesetztes Thema, das viele Menschen lieber ausblenden. Zudem ist es mit Unsicherheiten verbunden, und viele schätzen Ihre Lebenszeit zu konservativ ein. Versicherungsstatistiken zeigen, dass bei Paaren, die mit 65 Jahren in Rente gehen, die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens einer der Partner 92 Jahre alt wird, bei 50 % und die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens einer der Partner 97 Jahre alt wird, bei 25 % liegt.

Sie sollten sich ebenfalls überlegen, ob Sie den Eintritt in den Ruhestand nicht ein oder zwei Jahre hinauszögern können. Je später der Renteneintritt erfolgt, desto besser wird Ihre finanzielle Situation sein, da das Gesamtvermögen, mit dem Sie Ihr Einkommen erzielen können, steigt und die Zahl der Jahre, in denen Sie von Ihrem Vermögen und Ihrer Rente leben, sinkt.

Ihre Einstellung

Arbeit ist häufig nicht einfach nur ein Brotverdienst, und während manche Menschen es kaum erwarten können, die Schinderei des Arbeitsalltags, einen unberechenbaren Chef und lästige Kollegen hinter sich zu lassen, stellt der Abschied in den Ruhestand für andere einen tiefen Einschnitt dar. Der richtige Beruf kann nicht nur intellektuelle Erfüllung, ein Gemeinschaftsgefühl und Abwechslung bieten, sondern dem Leben auch eine Struktur geben, ohne die man sich möglicherweise verloren fühlt.

Immer mehr Menschen sind über das offizielle Renteneintrittsalter hinaus beruflich aktiv. In Großbritannien hat sich etwa die Zahl der Berufstätigen über 70 in den vergangenen zehn Jahren auf rund eine halbe Million Menschen verdoppelt. Diese Menschen sind häufig nicht auf das zusätzliche Geld angewiesen, wollen Ihre Tage jedoch nicht auf dem Golfplatz oder im eigenen Garten verbringen.

Man sollte nicht vergessen, dass der Ruhestand keine Einbahnstraße ist und viele Altersvorsorgeprodukte mittlerweile sehr flexibel sind. So kann man auch im Ruhestand weiterhin als Berater oder Freiberufler tätig sein oder einzelne Projekte betreuen. Sie können sogar eine „zweite Karriere“ in Betracht ziehen und ein Unternehmen gründen oder sich ehrenamtlich bei einer Einrichtung engagieren, deren Arbeit Ihnen am Herzen liegt.

Selbst wenn der Abschied in den Ruhestand aus finanzieller Sicht nie wirklich sinnvoll ist, gibt es für diesen Schritt den richtigen und den falschen Moment. Wenn Sie alle Gesichtspunkte berücksichtigt und eine klare Vorstellung von Ihrer Zukunft haben, ist jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt gekommen.

Während manche Menschen es kaum erwarten können, in den Ruhestand zu gehen und die Schinderei des Arbeitsalltags hinter sich zu lassen, fürchten andere, dass es Ihrem Leben ohne Arbeit an Struktur und Sinn mangeln wird. Entscheidend ist letztendlich das richtige Timing. Denn Rentner müssen Gewissheit darüber haben, dass Ihre finanziellen Mittel ausreichen, um ihre Bedürfnisse und Wünsche über einen Zeitraum zu erfüllen, der unter Umständen länger sein kann als gedacht.